Periphery – Periphery V: Djent Is Not A Genre

10.03.2023 - Progressive Metal - 3DOT Recordings - 70:05 Minuten

Ist Djent ein eigenständiges Genre? Nein, sagen Periphery und spielen Djent – und so viel mehr. Ein Spaß. Periphery sind und machen ihr eigenes Ding. Humor gehört dazu, wenn die Band Alben mit Ulktiteln wie Hail Stan (2019) und jetzt eben Djent Is Not A Genre versieht. Die Lust am Kalauer täuscht freilich nicht darüber hinweg, dass die US-Amerikaner aus Washington, D.C. ihrer Musik, ja Kunst, größtmögliche Ernsthaftigkeit widmen.

Auf ihrem siebten Studioalbum kulminieren Vielseitigkeit, Extravaganz, Selbstzitate und ein Hauch von cineastischem Größenwahn, den sich Periphery zu Recht erlauben können. Hier sind Nerds am Werk, die Neigung und Leidenschaft in ein Gesamtwerk gießen. Am vertrauten Sound hat die Band wenig verändert – warum sollte sie? – dennoch gibt es genug Überraschungen auf der 70-minütigen Klangreise zu entdecken.

Schon Wildfire ist dafür beispielhaft. Der Opener beschwört zunächst die metalcorige Seite von Periphery herauf. Abgesehen von geschickt gesetzten Glitches klingt das vertraut und vielleicht allzu vertraut. Geht da nicht mehr? Es geht. Zur dritten Minute machen sie die Gitarren frei, frickeln den druckvollen Riffs davon und dann plötzlich: chilliges Jazz-Piano, treibende Beats, Saxophon, orchestrales Outro. Willkommen bei Djent Is Not A Genre.

Atropos leiht sich den Namen von einem Planeten aus dem Spiel Returnal und besticht mit hypnotischen Synthpassagen, die erneut mit einem orchestralen, syncverdächtigen Outro in den nächsten Track Wax Wings überleiten. Während bei Periphery oft die drei Saitenmeister um Bandgründer Misha Mansoor im Vordergrund stehen, darf hier Sänger Spencer Sotelo sein komplettes Repertoire unter Beweis stellen. Die eingängige Gesangsmelodie verlangt: Augen zu und träumen.

Die giftigen Lyrics von Everything Is Fine konterkarieren den Titel des Lieds. Wer es jedoch härter mag, kann nur headbangend zustimmen. Der Track ist die Nummer zum Ausflippen, in dem Riffs und Blast Beats wie Peitschenhiebe um die Ohren schnalzen. Natürlich wird es danach ruhiger und selbstverständlich packen Periphery mit Silhouette eine Elektropopballade für die Fahrt in den neonvioletten Sonnenuntergang. Warum auch nicht.

Dying Star ist eine emotionale, atmosphärische Reise, deren zurückgenommene Härte fast als Rock Track durchgeht, damit aber als bekömmliche Einstiegsdroge durchgeht. Ihre Vorliebe für Videospiele untermauern Periphery nochmals mit Zagreus und dem epischen Thanks Nobuo. Ersteres huldigt dem Protagonisten aus dem Game Hades und zitiert dessen musikalisches Leitmotiv, Zweiteres ist eine Hommage an Nobuo Uematsu, der vor allem als Komponist für die Final Fantasy Reihe bekannt ist.

So sehen also die Schokoladenseiten des Lebens aus. Aber: Ist Djent jetzt ein Genre oder nicht? Hier ist auf jeden Fall die Tracklist.

Periphery – Periphery V: Djent Is Not A Genre
Christian D.
9
Leserbewertung1 Bewertung
9.2
9
Punkte