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Piledriver – Letters Of Steel (Re-Release)

Eine Zeitreise in die Anfänge der deutschen Metalszene im Übergang der Siebziger zu den Achtzigern

Artist: Piledriver

Herkunft: Rommelshausen, Deutschland

Album: Letters Of Steel

Spiellänge: 34:04 Minuten

Genre: Alternative Rock, Hardrock, Krautrock

Release: 05.02.2021

Label: Golden Core / ZYX Music

Links: https://www.facebook.com/Goldencorerecords

Bandmitglieder:

Gesang – Martin Metzger
Lead-Gitarre – Rolf Krämer
Rhytmus-Gitarre – Georg Schneider
Bass – Jürgen Möck
Schlagzeug – Peter Wirkner
Fill-In-Gitarre – Thomas „Tommy“ Metzger

Tracklist:

  1. Piledriver
  2. Hard Labour
  3. Border Line
  4. Hobo
  5. Ufo-Man
  6. New England
  7. Wizard
  8. Hell Rider
  9. I´m Gonna Leave You

1979 Copyright Martin Metzger / Piledriver

Ich denk, ich les‘ nicht recht, als ich diese CD in unserer Review-Liste entdecke. Eine Scheibe aus meiner Jugend, als der Prog-Rock in Deutschland in einer Experimentierphase steckte. Früher nannte man es einfach Krautrock.

Piledrivers Letters Of Steel ist die erste von sechs German Classics Alben von 1980 und 1981, die bei Golden Core im ersten Quartal 2021 erscheinen. Die stammen aus dem Vermächtnis des deutschen Kult-Labels GAMA und kommen wie eine Zeitmaschine daher.

Die Band Piledriver aus Rommelshausen bei Stuttgart war die Erste, die sich so nannte. Später folgten noch Metalbands aus Kanada und in den 90ern eine Band aus Essen. Aber auch eine niederländische Status Quo-Covertruppe nannte sich nach dem 1972 erschienen Album der Briten. Selbstredend beeinflusst auch diese Scheibe die Schwaben. Ende der Siebziger beackerte man den Großraum Stuttgart und machte sich bald einen Namen. Die frischgebackene Firma GAMA nahm die Fünf unter Vertrag und veröffentlichte die Scheibe unter dem Sublabel Sri Lanca. Im hauseigenen Spygel Studio (benannt nach der Folkband Eulenspygel, da die beiden Inhaber dort spielten) in Kirchheim/Teck, wurde diese erste und leider auch einzige LP im Juni und Juli 1980 aufgenommen. Tatkräftige Unterstützung erhielten sie dabei von Thomas Metzger von der Band Sphinx. Nur kurze Zeit später wurde er als Tommy Newton mit Victory und als Produzent bekannt. Mehrere Soli und schwierige Passagen stammen auf Letters Of Steel von ihm. Von der Band Sphinx wird es ebenfalls in den nächsten Monaten eine Wiederveröffentlichung geben. Piledriver waren relativ bald nach der Veröffentlichung wieder Geschichte. Dieses Zeitdokument jedoch blieb und wird nun erstmals auf CD erscheinen.

Letters Of Steel klingt wie eine Eigenpressung. Der Stil wird oft verglichen mit vielen naiven und unfertigen Bands der New Wave Of British Heavy Metal (NWOBHM) Ära. Dem schließe ich mich nicht an. Gerade hier in Deutschland gab es viele Bands, die gerade jetzt einen neuen Stil suchten. Sphinx, Camel, Kraan, Novalis, Grobschnitt, Guru Guru sind nur einige, die mir gerade einfallen. Die Briten belächelten diese Findungsphase der Deutschen als Krautrock. Diese Platte könnte man heute so nicht produzieren. Das Englisch mit einem deutschen Akzent, die Aufnahmen mit analogem Equipment ungewohnt dumpf.

Die Songs Piledriver und Wizard haben einen Boogie-Einschlag. Hard Labour und Hellrider sind Metal-Prototypen. Etwas fixer unterwegs und für die damalige Zeit ungewöhnlich. Hobo, ein Song über reisende Landstreicher, hat schon Songwriter-Qualität, bevor 2009 der britische Singer-Songwriter Charlie Winston damit einen weltweiten Hit verzeichnete. New England ist ein Midtempo-Song, vielleicht der beste Song des Albums. Rhythmisch-melodiös mit vielen instrumentalen Einlagen. Erinnert an die spätere New Wave-Ära. Ähnlich gestrickt ist auch der UFO-Man. Etwas melancholischer, aber im gleichen Stil beendet I’m Gonna Leave You die Scheibe. Thomas Metzger verewigt sich bei den Titeln Piledriver, Ufo-Man, New England und Hell Rider auf der Scheibe. Mit 34 Minuten ist diese für heutige Verhältnisse sehr kurz. Damals war diese Laufzeit normal, da es ja nur die Vinyl-LP mit der beschränkten Laufzeit gab. Mehr als fünf Songs pro Seite passten nun mal nicht drauf…

Das Album atmet den Zeitgeist des Übergangs der Siebziger in die Achtziger. Die Original-LP wurde von Patrick Engel (High Roller, Metal Blade etc.) überspielt und von Neudi (Manilla Road etc.) remastert. Das Booklet enthält neben raren Fotos auch ein Interview mit Sänger Martin Metzger.

Es folgen noch weitere Raritäten aus Deutschland, die alle 1980 oder 1981 zum ersten Mal das Publikum erreichten. Die Aufnahmen der Bands Poker, Schloss, Sphinx, Requiem und Floating Opera werden folgen. Piledriver erscheint als CD, alle anderen Titel als CD und LP. Natürlich werden auch digitale Versionen auf allen bekannten Streaming- und Download-Plattformen erhältlich sein. Originalvideos aus der Zeit mit entsprechender Qualität sind Mangelware. Zur Veröffentlichung kann von offizieller Seite nur eine Hörprobe angeboten werden.

Piledriver – Letters Of Steel (Re-Release)
Fazit
Die Scene erfand sich damals neu. Ich bin darin aufgewachsen. Bekannte Bands wie Faithful-Breath hatte da schon einige Jahre Erfahrung und wandelten ebenso ihren Stil. Eine neue Ära wuchs heran. Schade, dass Piledriver danach das Handtuch warfen. Über den Status der Kneipen- und Club-Rocker kam die Band nicht heraus.

Anspieltipps: Hard Labour und Hellrider
Norbert C.
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