Sabaton auf „The Tour To End All Tours“ mit Lordi und Babymetal am 22.04.2023 in der Festhalle Frankfurt

Power Metal und Kawaii?

Headliner: Sabaton

Vorbands: Lordi, Babymetal

Ort: Festhalle, Frankfurt am Main

Datum: 22.04.2023

Kosten: 51,70 € VVK

Genre: Power Metal

Besucher:  15.000 Besucher

Veranstalter: Live Nation GmbH

Setlisten:

  1. Dead Again
  2. Would You Love A Monsterman?
  3. Thing In The Cage
  4. Blood Red Sandman
  5. Lucyfer Prime Evil
  6. Devil Is A Loser
  7. Who’s Your Daddy?
  8. Hard Rock Hallelujah

  1. Babymetal Death
  2. Megitsune
  3. Pa Pa Ya!!
  4. Maya
  5. Monochrome
  6. Gimme Chocolate!!
  7. Road Of Resistance

  1. Ghost Division
  2. Bismarck
  3. The Last Stand
  4. Into The Fire
  5. Carolus Rex
  6. Winged Hussars
  7. Sarajevo
  8. Stormtroopers
  9. 1916
  10. Soldier Of Heaven
  11. Dreadnought
  12. The Red Baron
  13. Father
  14. The Attack Of The Dead Men
  15. Christmas Truce
  16. Primo Victoria
  17. Swedish Pagans
  18. The Hell And Back

Lordi, Frankfurt, 22.04.2023, Pic by Nokturum

Bereits 90 Minuten vor Konzertbeginn stehe ich da – man möchte ja auch einen guten Parkplatz haben, Frankfurt ist manchmal eine Herausforderung. Diesen Gedanken pflegen auch andere Menschen, so steht vor dem Südeingang der Festhalle schon eine lange Schlange Metaller, welche sich auf Sabaton und auch auf die seltenen Gäste Lordi, vor allem hier aber auf Babymetal freuen. Mit geht es ebenso, dass das Highlight des Konzerttages eher bei Babymetal ist – warum kann ich auch nicht erklären, es ist einfach was anderes!

Um Punkt 19:00 Uhr betreten Lordi die Bühne und einem ereignisreichen Konzert, ereignisreichen vier Stunden, steht nun nichts mehr im Wege. Die Masken, Kostüme und Schuhe detailliert aus der Nähe zu betrachten, ist schon etwas Besonderes, gerade dann, wenn man überlegt, dass ich Lordi seit mittlerweile 12 Jahren kenne – dennoch nie gesehen habe. Neben dem letzten Song, welcher weltweit bekannt ist, gesellen sich auch einige Songs aus dem neuen Album Screen Writers Guild dazu, welche besonders gefeiert werden. Als Opener machen sich Lordi extrem gut und die Stimmung wird gleich auf ein erfreuliches Niveau angehoben. Tatsächlich ist es nur etwas schade, dass die Mikrofonständer relativ weit hinten stehen und auch der Schlagzeuger und die Keyboarderin kaum zu sehen sind. Dafür ist die Stimmung umwerfend und bereitet einen auf das Kommende vor.

Babymetal, Frankfurt, 22.04.2023, Pic by Nokturum

Das Kommende hat es faustdick hinter den Ohren! Der Openersong Babymetal Death ist etwas fehlplatziert, da dieser keine gesanglichen Inhalte besitzt, dafür die drei Mädels schnell und wild über die Bühne flitzen – schön mit anzuschauen, dennoch etwas unpassend meiner Meinung nach. Dafür fesseln die Japaner die Menge mit dem nächsten Knaller Pa Pa Yaa!!, gerade die ersten beiden Reihen gehen auf den Song extrem ab – würde ich aber auch, wenn man bedenkt, dass viele Fans aus Mexiko extra für Babymetal gekommen sind. Die Choreografie sitzt und bereitet einem einfach nur Spaß beim Zuschauen – mit dem Outfit und dem süßen Kawaii-Auftritt ist das schon eine Nummer für sich, definitiv werde ich Ende Dezember in Offenbach die drei Frauen wieder aufsuchen!

Ganz gespannt stehe ich im Graben, plötzlich ein Knall, weißes Licht und Stille. Man sieht, wie viele rote Lichter über die Bühne wandern und der Panzer enthüllt wird. Anschließend eine Stimme, bedrohlich laut, ein Feuerwerk, unzählige Schüsse und ehe man wieder sein Augenlicht erhält – Sabaton mit Ghost Division! Ich war darauf definitiv nicht vorbereitet, weil ich anscheinend noch das mittlerweile alte Intro kenne, dies war wesentlich gefühlvoller und kam nicht so plötzlich. Nach wenigen Sekunden bin ich wieder Herr meiner eigenen Gedanken und kann nur staunen. Wie immer, wie von Sabaton gewohnt, steht ein brachiales Bühnenbild vor uns und die fünf Jungs selbst. Dass Ghost Division ein Banger ist, sollte zur Allgemeinbildung gehören – so ist es auch kein Wunder, dass lauthals mitgesungen wird und der Boden zum Beben gebracht wird. Mit dem nächsten Song kann das kleine Herz wieder auf Normalrhythmus sinken, denn Bismarck ist zwar extrem aussagekräftig, aber glücklicherweise kein Lied, welches von Tempo geprägt ist. Was während der kompletten Show nicht nachlässt, ist die Euphorie des Pyrotechnikers, der bei jedem Song seine Knöpfchen drückt. Von Anfang bis Ende kann man ein Dauerinferno genießen, welches einem richtig einheizt – mir laufen gerade nach Bismarck nur noch die Perlen von der Stirn.

Sabaton, Frankfurt, 22.04.2023, Pic by Nokturum

Carolus Rex, ebenfalls ein Klassiker, wird von der Menge gefeiert! Gerade dieser Song ist auf viele mitschreiende Stimmen angewiesen und diese werden der Band auf einem Silbertablett serviert. Es ist tatsächlich komplett egal, in welche Richtung man schaut, nur fröhliche Gesichter. Als wären Sabaton schon Jahrzehnte nicht mehr auf Tour gewesen – stehen sie jetzt den eingefleischten Fans endlich wieder gegenüber. Demnach ist es auch nicht verwunderlich, dass die Festhalle mit ihren ungefähr 15.000 Karten schnell ausverkauft war. Gerade bei Christmas Truce wird einem erst die Dimension bewusst, doch erst mal ergreift Pär das Wort. Er redet über seine Wünsche und Träume, die Zeit während Corona, die Zeit, die uns jetzt wieder bevorsteht. Mit einem leichten Schluchzen bittet Pär, die Lichter in die Höhe zu halten und wenn man vom Rang die Lichter beobachtet, wird einem ganz anders.

Damit sollte es dann auch erst mal gewesen sein, denn für eine unmenschliche Zeit verschwinden die Schweden hinter der Bühne und es passiert lange nichts. Nach einer gefühlten Ewigkeit endlich die erlösende Textzeile: „Through the gates of hell As we make our way to heaven Through the Nazi lines – Primo Victoria!” Ein ohrenbetäubender Knall und ab geht es in die Zugabe – und das mit Tempo. Primo Victoria ein Song, den man einfach mitsingen muss, aber ebenso extrem schwingt der Hallenboden – bei 10.00 Menschen, welche gleichzeitig springen, auch nachvollziehbar. Sicher habe ich mich auf der Tribüne irgendwann nicht mehr gefühlt. Nachdem Swedish Pagan gespielt ist, was, wie immer, feierlich eingeleitet wird, geht es zum Grand Final To Hell And Back. Ein letztes Mal geben die Schweden noch mal alles und zeigen jegliche Facetten von Sabaton. Ob die Energie aufgrund der ganzen Videokameras entsteht oder ob Sabaton wirklich noch so fit sind beim letzten Song, ist fraglich – nichtsdestotrotz wird der letzte Song noch mal richtig genossen – gespielt, als ob es der letzte Song der Tour wäre.

Hat sich also diese Kombination gelohnt? Ja, definitiv! Gerade der Mix aus Power Metal und Kawaii-Metal ist vielleicht im ersten Moment merkwürdig, aber wirklich empfehlenswert. Wer noch die Möglichkeit auf ein Ticket hat – nutzt die Gelegenheit.