Sibiir – Ropes Tour 2020 am 28.02.2020 im Indra Club 64, Hamburg

@ The Place Where The Beatles Played First

Eventname: Sibiir – Ropes Tour 2020

Headliner: Sibiir

Vorbands: Doorway Effect, Bloodspot, Distraction

Ort: Indra Club 64, Hamburg

Datum: 28.02.2020

Kosten: ab 13,75 € VVK, 16 € AK

Genre: Alternative Rock, Progressive Rock, Death Metal, Thrash Metal, Hardcore, Hardrock, Progressive Metal, Blackened Hardcore

Besucher: ca. 100 Besucher

Veranstalter: MFS Music (https://www.mfsmusic.de/)

Links: http://indraclub64.de/
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https://www.facebook.com/distractionmetal/
http://www.bloodspot-music.de/
https://de-de.facebook.com/bloodspotmusic/
https://www.facebook.com/DoorwayEffect/

Setlisten:

1) Resistance
2) Generation Y
3) Dystopia
4) Moral Panic
5) Dead Inside

Zu manchen Dingen kommt man wie die berühmte Jungfrau zum Kinde. In der Woche hatte ich dem Sänger der Band Ecce Bestia (Eric) für einen Gig abgesagt. Eric ist aber gerade als Sänger bei Distraction aktiv. So kam dann eins zum anderen und ich hatte den Gig von Sibiir mit der Vorband Distraction auf meiner Liste.
Ansonsten gab es im UKE den ersten Covid-19 Fall (oder auch Coroanavirus). Das sorgt dafür, dass die Supermärkte ihre alten Konservendosen endlich an den Menschen bekommen. Anreise wie üblich mit der HVV. Hier waren wirklich alle Mitfahrer tiefenentspannt bzgl. Corona. Besorgnis erzeugten nur die Hamsterkäufe. Die Tierchen können nichts dafür und man sollte jetzt nicht alle Hamster wegkaufen. Ansonsten freuen sich die meisten auf ein leckeres Corona.

Zurück zum ernsten Leben. Auf 30 Metern drei Konzerte. Große Freiheit: Antilopen Gang (sold out); Gruenspan: Kvelertak (sold out) und Indra Club 64: Sibiir (not sold out). Eine Besonderheit des Metal-Terminkalenders: Kvelertak waren ja mit Sibiir bereits zweimal auf Tour und nun spielen die beiden Bands Tür an Tür.

Gegen 19:15 Uhr öffnet sich die Tür zum Indra Club 64. Der Club hat eine besondere Adresse: Am 18. August 1960 stand eine damals weithin unbekannte Band aus Liverpool auf der Bühne des Indra. Ihr Name: The Beatles. Damals noch in der Besetzung mit Pete Best und Stu Sutcliffe, waren sie erst am Tag zuvor in Hamburg angekommen. Dies war der Erste von insgesamt 48 Auftritten. Ihr weiterer Weg ist wohl nicht nur jedem Musikliebhaber bekannt: Es war der Beginn einer einzigartigen Weltkarriere. Um die Zeit der Beatles im Indra ranken sich viele Legenden. Zu den wahrscheinlicheren gehören, dass Paul McCartney für sein When I`m 64 die Zahl 64 aus der Hausnummer des Indra Music Clubs entnommen hat und dass drei der auf der Beatles Anthology veröffentlichten Aufnahmen hier entstanden sind. Es war eine harte Schule, durch die sie gingen: Sie spielten jeden Tag von 20:30 Uhr bis frühmorgens, um anschließend weiterzufeiern oder in die Betten der Gemeinschaftsunterkunft im Kino an der Ecke zu fallen. Aber nicht nur die späteren Fab Four spielten zu dieser Zeit in der Großen Freiheit 64. Auch Hamburger Bands wie die Giants oder der junge Knut Kiesewetter waren hier ebenfalls zu Hause. So trägt der Indra Club 64 auch den Beinamen Where The Beatles Played First.

Heute sind nicht die Beatles im Indra zu Gast. Als Erstes betreten Doorway Effect die Bühne. Zu diesem Zeitpunkt ist der Club noch locker gefüllt. Die vier Herren haben ein Heimspiel und eröffnen mit Destroy The Hives. Den Song würde ich als Alternative Rock einstufen. Man selbst schreibt, dass man Progressive Rock und Metal spielt. Das würde ich so allerdings nicht einschätzen. Von Metal ist das Quartett ganz schön weit entfernt. Die weiteren Tracks heißen While True Repeat oder Fruit Of Desire. Zwischendurch shouted Sänger Chris das eine oder andere Mal, aber der Funke will nicht so richtig von der Bühne herunterspringen. Fünf Tracks und eine knappe halbe Stunde Spielzeit ist der Truppe gegönnt, dann heißt es Platz machen für den nächsten Act.

Die Umbaupause ist kurz. Nun entern Bloodspot die Bühne. Nach eigenen Angaben spielen Bloodspot eine Mischung aus Death und Thrash Metal. Das 2006 gegründete Quintett aus Limburg hat bisher drei Longplayer mit Embrace The End (2011), By The Horns (2013) und To The Marrow (2017) auf den Markt geworfen. Sänger Pete fällt schon vor dem ersten Ton auf. Grund: Er ist barfuß auf der Bühne unterwegs. The Act Of Fame ist sowohl der Opener der Show als auch des 17er Werks To The Marrow. Während die Band einen Thrash Sound liefert, hat Sänger Pete für mich eher eine Hardcoreattitüde und auch -stimme. Mit Embrace The End (ebenfalls vom letzten Album) geht es weiter. Insgesamt konzentriert man sich auf das 17er Werk plus den einen oder anderen neuen Track, der als Video erschien, wie z. B. Vielfrass. Public Porn und der Titeltrack To The Marrow sind die letzten Songs der Show. Pete ist dann auch im Publikum unterwegs und heizt der Meute ein. Nach dem doch etwas genrefremden Anfang ist nun ein Metal/Hardcore Gig am Laufen. Bloodspot können durchaus begeistern.

Erneute Umbaupause. Nun kommen wieder Lokalmatadoren auf die Bühne: Distraction sind an der Reihe. Distraction verloren ihre Sängerin Lena vor Kurzem. So ist nun Eric Stoddard als Ersatz am Mikrofon. Das erste Album war eigentlich so gut wie fertig zum Ende des letzten Jahres. Durch die Veränderungen am Mikrofon ist der Longplayer erst mal in den Hintergrund gerückt. Resistance ist der Opener und mit Generation Y geht es weiter. Was auch hier auffällt: Eric ist eher eine Hardcorestimme, während die Band einen ziemlichen Metalmix abliefert. Da sind Riffs aus dem Black und Death genauso zu finden, wie längere progressive Passagen. Auch für Distraction gibt es fünf Tracks und eine gute halbe Stunde Spielzeit. Dead Inside beendet die Show. Dafür, dass man quasi mit einem Aushilfssänger unterwegs ist, ist das mehr als ordentlich. Man darf gespannt sein, wen die Herren am Ende an das Mikrofon lassen. Durch Gespräche mit der Band konnte ich in Erfahrung bringen, dass es wohl mehr in die progressive Richtung gehen soll.

Nun dauert der Umbau etwas länger. Die Bühne wird für den Headliner präpariert. Dafür ist der Club nun etwas leerer als bei Distraction. Der übliche Heimspieleffekt trifft hier wohl zu. Mit den Hamburger Bands verlassen auch Freunde und Angehörige den Club. Sibiir klingen nach Russland, kommen aber aus Norwegen. Der Musikstil wird als blackened Hardcore beschrieben. Die erste Single erschien 2015, ein Jahr später dann der Erstling Sibiir, welcher durchaus positive Kritiken erhielt. So tourte man u. a. mit Kvelertak. 2019 folgte dann der Zweitling Ropes und Anfang 2020 die erste europäische Headliner Tour in kleinen Clubs. Sibiir sind Jimmy Nymoen (Gesang), Tobias Gausemel Backe (Gitarre), Steffen Grønneberg (Gitarre), Kent Nordli (Bass) und Eivind Kjølstad (Schlagzeug). Die ca. 100 Besucher heute zeigen, dass es für eine Headliner Tour evtl. doch noch etwas früh ist. Aber Hamburg ist in vielen Sachen auch einfach etwas speziell. Nicht in jeder Stadt gibt es auf 30 Metern drei Konzerte und ein derart großes Angebot an Livemusik.

Der Opener ist Leeches (Ropes, 2019). Weiter geht es mit Worlds Apart und Bekmörke (Sibiir, 2016). Ähnlich wie Kvelertak sind Sibiir mit einem Genremix unterwegs. Black Metal Riffs sind zu hören, aber auch normaler Rock, dazu eine eher dem Hardcore zuzurechnende Voice. Sänger Jimmy ist mehrfach im Publikum unterwegs. Für einen Monitor sind die Riffs zu viel. Der rauscht ab und sorgt für einigen Spaß vor und neben der Bühne. Es gibt den einen oder anderen leichten Moshpit und insgesamt liefern die fünf Norweger einen runden Gig ab. The Spiral beendet die Show vor dem Outro. Zwölf Tracks in ca. 70 Minuten werden dargeboten (davon sechs Titel vom aktuellen Longplayer). Sibiir sind direkt nach dem Konzert am Merchandising Stand und stehen für Fotos und Autogramme zur Verfügung. Später gibt es noch ein Getränk mit Kvelertak, die ihren Gig im Gruenspan ebenfalls beendet haben.

Fazit: Vier Bands für 16 € an der Abendkasse. Einmal genrefremd, dreimal Hardcore/Metalmix. Über das Preis-Leistungs-Verhältnis brauchen wir hier und heute nicht zu schnacken. Vielen Dank an die Bands und an Marc von MFS Music, der uns kurzfristig die Möglichkeit einräumte, von diesem Konzert zu berichten. So geht es ohne Corona auf den Heimweg.