Sisters Of Mercy am 14.10.2023 in der Posthalle Würzburg

Sisters Of Mercy rocken vor rund 1500 Leuten die Würzburger Posthalle – trotz eher dürftigem Gesang wird die Band von den meisten Fans gefeiert

Event: Sisters Of Mercy Tour 2023

Künstler: The Virginmarys, Sisters Of Mercy

Ort: Würzburg, Posthalle

Datum: 14.10.2023

Kosten: ca. 41

Genre: Rock

Besucher: ca. 1.500

Veranstalter: Navigator Productions

Link: http://navigator-productions.com

Setliste Sisters Of Mercy:

  1. I Will Call You
  2. Ribbons
  3. But Genevieve
  4. Alice
  5. Don’t Drive On Ice
  6. Dominion
  7. Summer
  8. Marian
  9. More
  10. Girving Ground
  11. Jeep/Det
  12. Caligula
  13. Something Fast
  14. Crash And Burn
  15. Vision Thing
  16. On The Beach
  17. When I’m On Fire
  18. Lucretia
  19. Temple Of Love
  20. This Corrosion

In der Beschreibung zu Sisters Of Mercy liest man bei laut.de: „Es dürfte kaum Bands auf diesem Planeten geben, denen die Fans so viel verzeihen.“ Und das ist auch beim Konzert in der Würzburger Posthalle am Samstag, dem 14. Oktober, so. Obwohl ein neues Album seit nunmehr 30 Jahren auf sich warten lässt, hungern die Fans nach dem Post-Punk-Sound der Jungs aus Leeds. Vorne dran steht natürlich Mastermind und Kopf der Sisters, Andrew Eldritch plus seinem treuen Begleiter, Drumcomputer Dr. Avalanche (am Schlagzeug) und drei Mitstreitern, die auch in den Jahren munter wechselten.

The Virginmarys

Doch sie wären nicht die Sisters Of Mercy, die Vorreiter des Gothic-Rocks, die seit 2020 wieder öfter auf den Bühnen der Welt und auch in Deutschland zu Gast sind, wenn trotz allem ihre Konzerte nicht restlos ausverkauft wären. Ihre Tour durch Deutschland, die neun Stationen umfasst, sorgte schon für Gesprächsstoff, als sie das Konzert in Berlin nur zur Hälfte bzw. das in Wiesbaden wegen Krankheit gar nicht spielten.

Aber Würzburg toppt alles – die Mercys spielen bis zum Schluss. Und auch wenn der Sound nicht so oft das wiedergibt, wofür die Band eigentlich bekannt ist, das Publikum ist größtenteils an der Seite der Jungs und der Frau und feiern die meisten Songs auch begeistert mit.

Doch zunächst fungieren The Virginmarys als Opener: Ein kraftvolles englisches Rockduo aus Macclesfield, die 2013 ihr Debütalbum King Of Conflict veröffentlichte. 2018 gab es dann das Werk Northern Sun Sessions. Sie machen schon mal gut Stimmung bei den rund 1500 Gästen und legen sich im letzten Drittel ihrer halbstündigen Spielzeit richtig ins Zeug.

Die Briten starten dann pünktlich um 21:15 Uhr mit I Will Call You, Ribbons und But Genevieve. Während Ben Christo immer wieder das Publikum anfeuert und auch die Gesangsparts mit unterstützt, zeigt sich Sisters-Gründer Andrew Eldritch immer dezent im Hintergrund. Er fällt eher durch seinen meist leisen und nicht wirklich beeindruckenden Gesang auf. Doch das Publikum ist noch bereit, über diesen ersten Fauxpas hinwegzusehen.

Sisters Of Mercy

Den Kennern der Band fallen natürlich der eher dünne Gesang, die nicht immer stimmigen Gesangseinlagen und die eher kraftlose Stimmqualität der Songs auf, die sich in Dominion, Summer, Marian oder More niederschlagen. Für das eher gequält klingende More gibt es auch die ersten Buh-Rufe des Abends. Eldritch will noch mal das Ruder rumreißen und schreit sich förmlich die Seele aus dem Leib. Die nachfolgenden Songs klingen ansatzweise besser, vielleicht hat auch der Mann am Mischpult endlich die richtigen Regler gefunden – wer weiß das schon. Giving Ground, Jeep/Det, Caligula, Crash And Burnd, Vision Thing und When I’m On Fire klingen insgesamt kraftvoller, der Sound ist mehr zu spüren und auch die Stimmung im Publikum ist deutlich besser.

Nach When I’m On Fire gibt es eine kleine künstlerische Pause, um dann zum Schlussakkord mit Lucretia, Temple Of Love und This Corrosion zu blasen.

Sisters Of Mercy

Gerade Temple Of Love und This Corrosion sind die Vorzeigenummern der Band, die durch diese Songs in den 80ern neuen Aufwind bekam. Während Temple Of Love nicht seine gewohnte Stärke zeigt, kann This Corrosion größtenteils mehr überzeugen – vor allem beim Publikum, das lauthals mitsingt und -tanzt.

Nach eineinviertel Stunden ist Schluss in der Posthalle – ach ja, ein paar deutsche Worte, die man nicht genau identifizieren kann, gab es auch von Eldritch sowie das obligatorische „Danke“.

Da ich mit wenig Erwartungen in das Konzert ging, konnte ich es für mich als weitere Konzerterfahrung abhandeln, die ich nicht noch mal brauche. Viel eher finde ich es schade für die Fans, die für 41 Euro nicht das bekommen, was sie eigentlich verdient haben.

Die meisten wollen Sisters Of Mercy nur live erleben – egal ob sie jetzt live oder schlechtes Playback spielen. Und das haben sie: Ob aus sentimentalen Gründen oder die Erinnerung an frühere Zeiten sei dahingestellt. Die Sisters Of Mercy haben für ihre Verhältnisse das Beste geleistet, was geht – aber können leider nicht das wiedergeben, wofür sie eigentlich stehen: düsteren, kraftvollen Post-Punk.