Event: Zeitlos 20 – Tour 2025
Band: Stahlzeit
Ort: Wunderino Arena, Kiel, Schleswig-Holstein
Datum: 21.03.2025
Kosten: Stehplatz 45,90 Euro, Sitzplatz 53,90 Euro
Zuschauer: etwa 3.000
Genre: Neue Deutsche Härte
Link: http://www.stahlzeit.com/
Setliste:
- Reise, Reise
- Links 2 3 4
- Sehnsucht
- Rein Raus
- Du riechst So Gut
- Mein Teil
- Mutter
- Spieluhr
- Ausländer
- Benzin
- Keine Lust
- Dicke Titten
- Haifisch
- Wiener Blut
- Deutschland
- Ohne Dich
- Spring
- Ich Tu Dir Weh
- Mein Herz Brennt
- Sonne
- Du Hast
- Pussy
- Zeit
Zugabe: - Ich Will
- Feuer Frei!
- Engel
- Adieu
Stahlzeit – Die Rammstein Tribute Show, so der offizielle Langname. Maerzfeld der eigentliche Bandname. Beides zusammen ergibt seit genau 20 Jahren zweieinhalb Stunden Spaß und Wärme aus zahlreichen Pyroelementen.
Ich habe so meine Vorurteile gegenüber Coverbands. Stahlzeit ist eine der Ausnahmen. Mit mir drängen sich pünktlich zum Einlass etwa 3.000 weitere Rammstein-Fans in die abgeteilte Kieler Ostseehalle. Oh Sorry, Wunderino-Arena oder wie sie derzeit auch heißen mag. Eine Supportshow benötigt der heutige Abend nicht.
Tickets für die Originale sind teuer und knapp. So kommen Stahlzeit mit Frontmann Helfried „Heli“ Reißenweber, dessen Stimmähnlichkeit mit der von Till Lindemann frappierend ist, gerade recht. Die Setliste umfasst eine gut sortierte Best-of-Liste, die sich zum Vorjahr deutlich verändert hat. 27 Songs passen in die fast zweidreiviertel Stunden lange Show.
Obwohl die Setliste moderat losgeht, bekommen die Fotografen, wie in den letzten Jahren auch, keinen Grabenpass. Also früh einen strategisch günstigen Platz gesucht und schon geht es los. Die letztjährige Eröffnung mit dem Rammlied weicht dem Song Reise, Reise. Auch Armee Der Tristen, Zerstören, Asche Zu Asche und andere Hits fallen der geänderten Setliste zum Bedauern vieler zum Opfer.
Die Kieler Setliste wurde im Vergleich zu Bielefeld um zwei Songs erweitert. Special Effects gibt es in nahezu jedem Song in irgendeiner Weise zu bestaunen. So richtig geht es schon im zweiten Song bei Links 2 3 4 los. Die Flammenwerfer an den Gitarren sind mittlerweile schon ein Markenzeichen. Zu Rein, Raus erwärmen riesige Feuersäulen die abgeteilte Halle. Die brennenden Ellenbogen und der Feuerbogen bei Du Riechst So Gut im Anschluss sind dann ein Auftakt zu einer gewaltigen Show. Denn danach folgt Mein Teil. Neben der markanten blutigen Schürze und dem Messermikro wird der im Kessel kauernde Keyboarder Michael „Mike“ Stangl darin mit einem Flammenwerfer beschossen. Nicht genug Leistung? OK, nehmen wir eben einen Größeren! Wie im Original auch, flüchtet Mike dann funkensprühend an seinen Tastenplatz. Zu Mutter steht Helfried in einem Vorhang aus Funken. Heli beschwert sich über die Kieler Fischbrötchen. Sie sind kleiner und teurer geworden. Zudem hat er nach dem fünften Bismarckhering Bauchschmerzen bekommen. Heli gibt mit Bedauern bekannt, dass 2026 Kiel nicht auf der Tour enthalten ist. Dafür wird es am 14.03.2026 eine extraheiße Show in der Sporthalle Hamburg mit Dymytry als Support geben. Kiel ist dann erst wieder 2027 dran.
Bei Benzin liegen die Feuersäulen waagerecht über der Bühne und aus der Zapfsäule wird ein Flammenwerfer. Taktisch klug folgt dann mit Haifisch ein ruhigerer Song, bei dem er ein wenig Pause hat. Unterdessen holt sich Keyboarder Mike Stangl dann mit dem Schlauchboot an der anderen Stirnseite der Halle einen vorbereiteten Sechserträger Bier für die Band ab. Bei Deutschland erhellen rote und grüne Bengalos die Bühne.
Bei Ohne Dich steht Heli dann wieder im Funkenregen und beim Song Spring lässt er sich von Mitarbeitern auf einem Wagen durch das Publikum ziehen. Aber auch Schlagzeuger Thomas Buchberger wird in die Feuershow einbezogen und bearbeitet die Felle mit funkenspeienden Sticks. Gab es im vergangenen Jahr noch eine Panne bei Ich Tu Dir Weh, funktioniert in diesem Jahr alles reibungslos. Während Flake, sorry, Mike in der Badewanne liegt und Heli auf einer Plattform in die Höhe gefahren wird, zündet die Milchkanne diesmal.
Auch nun geht es wieder etwas ruhiger zu. Mein Herz Brennt startet mit einer Akustikversion mit einem brennenden Klavier am Rande der Halle, bevor es dann mit dem brennenden Herzen und der regulären Version auf der Bühne weitergeht. Bei Sonne meint man, das Ende des Konzertes erreicht zu haben. Flammen quer zur Bühne und Funkenregen bringen die Wärme spürbar bis zum letzten Platz im Rang. Es geht allerdings spektakulär weiter. Zu Feuer Frei werden den Bandmitgliedern Feuerwerfer vor den Mund geschnallt und bei Pussy kommt wie gewohnt eine Konfettikanone zum Einsatz. Allerdings ist sie optisch etwas entschärft und erinnert nur indirekt an einen Phallus. Das Konfetti ist hinterher gefühlt überall in der Halle zu finden und selbst zu Hause finden sich noch weiße Konfettischnipsel auf dem Fußboden. Das Highlight brennt dann bei Engel ab, während Sänger Heli mit riesigen Flügeln zur Decke emporschwebt. Genau hierfür ist die riesige Ostseehalle, ein ehemaliger Flugzeughangar, von dem nach zwei fundamentalen Umbauten natürlich nichts mehr zu erkennen ist, genau richtig. Nach zwei Stunden und 40 Minuten ist die Show vorbei. Leider haben viele Stände im Umlauf schon geschlossen. So mancher Fan, besonders aus dem Infield, hätte noch etwas gegen die durstigen Kehlen getan. Andere hätten gern noch etwas verweilt und hätten die Eindrücke der Show Revue passieren lassen. Da besteht seitens der Halle noch Verbesserungsbedarf.
Fazit: Eine Show, die immer wieder fesselt. Selbst eingefleischte Rammstein-Hardliner zeigen sich begeistert. Zwar war Helfried Reißenweber schon mal „besser bei Stimme“, das tat der Show aber nicht weh. Ich persönlich darf die Show im August auf dem Baltic Open Air noch einmal bewundern. Ansonsten heißt es, warten auf die nächste Tour!