Summer Breeze 2017 – 16.08. – 19.08.17 in Dinkelsbühl, Deutschland

4 Tage voller Sonne, Musik, Spaß und Regen!“

Festivalname: Summer Breeze 2017

Bands: 1349, Amon Amarth, Amorphis, Architects, ASPHYX, August Burns Red, Aversions Crown, Battle Beast, Belphegor, Betontod, Betraying The Martyrs, Black Inhale, Blasmusik Illenschwang, Carnation, Cellar Darling, Chelsea Grin, Children Of Bodom, Corvus Corax, Crisix, Crowbar, Crushing Caspars, Cryptopsy, Cut Up, Cypecore, Dark Tranquillity, Dawn of Disease, Decapitated, Delain, Der Weg der Freiheit, Devin Townsend Project, Double Crush Syndrome, Eis, Eisregen, Eluveitie, Emil Bulls, End of Green, Endseeker, Ensiferum, Epica, Erdling, Excrementory Grindfuckers, Fallujah, Fiddlers Green, Fight The Fight, Finntroll, Firkin, Firtan, Fit For An Autopsy, Fjoergyn, Gloryfuk, Gorguts, Haggard, Hail of Bullets, Hatebreed, Havok, Heaven Shall Burn, Humiliation, Imminence, In Extremo, Infected Rain, Insomnium, Kitty In A Casket, Knorkator, Kontinuum, Korn, Kreator, Life Of Agony, Live Of Agony, Long Distance Calling, Megadeth, Memoriam, MGLA, Miss May I, Mono Inc, Moonspell, Mors Principium Est, Motorjesus, Mr Hurley & Die Pulveraffen., Night Demon, Nothgard, Obituary, Overkill, Possessed, Primal Fear, Revel in Flesh, Revocation, Sacred Reich, Schammasch, Shiraz Lane, Sister, Skeleton Pit, Sonatica Arctica, Spitfire, Spoil Engine, Suffocation, Terror, Tesseract, The Charm The Fury, The Lurking Fear, The New Black, Tiamat, Turbobier, Uada, Unzucht, Vital Remains, Waldgeflüster, Wardruna, While She Sleeps, Whitechapel, Wintersun, Within The Ruins, Wolfchant, Xandria

Ort: Dinkelsbühl, Bayern – Deutschland

Datum: 16.08 – 19.08.2017

Kosten: 111 € (3-Tage-Kombi-Ticket)

Genre: Metal, Metalcore, Rock, Gothic, Folk, Trash Metal, Death Metal

Link: http://www.summer-breeze.de/de/

Was jedes Jahr im berühmten Wacken im Norden Deutschlands in großer Anzahl geschieht, findet in etwas kleinerem Rahmen, aber nicht weniger Metal lastig, in Bayern in der Nähe der kleinen Stadt Dinkelsbühl statt: Das Summer Breeze Open Air ruft auch 2017 wieder rund 30.000 Metal Fans vor die Bühnen. Doch dieses Jahr zeichnet einen besonderen Meilenstein: Stolze 20 Jahre kann das Festival im Süden Deutschlands inzwischen verzeichnen. Was natürlich jede Menge besondere Shows in Form von Akustik Sets bedeutet. 4 Tage voller Sonne, Musik, Spaß und Regen!

Anreise
Wer bereits Zeit und auch Lust hatte, konnte sich wie üblich beim Breeze ein Anreiseticket für den Dienstag besorgen. Eine Möglichkeit, die wohl auch viele nutzten, dennoch schien alles ohne Probleme zu laufen. Auch wenn jeweilige Zelte und Autos weitaus enger gestellt wurden bzw. strenger zugeteilt wurden, als man das noch von Vorjahren gewohnt ist. Dies ist wohl unter anderem auch der stetig ansteigenden Besucherzahl zuzuschreiben. Auch mittwochs reisen noch mehr als genug Leute an, um auch alle übrigen Plätze gut zu bestücken. Vorteilhaft erweist sich hier natürlich für die Camper, dass das Auto nicht extra geparkt werden muss, sondern Zelt und Pavillon direkt neben dem Auto auf dem Gelände aufgebaut werden dürfen. Ein netter Komfort, der einen vieles Schleppen erspart.
Veränderungen
Zum großen Jubiläum hat sich das Summer Breeze einige Veränderungen einfallen lassen: Die sonst vorhandenen zwei Bühnen Main Stage und Pain Stage wurden umbenannt und zusätzlich zu einer Bühne vereint: Die Summer Stage und Breeze Stage. Manch ein Besucher wird vielleicht zunächst verwirrt gewesen sein, als dann doch auf dem Gelände nur eine Bühne zu sehen war, doch spätestens bei der ersten Pause wird klar wieso eine Stage gleichzeitig auch zwei Stages bedeuten kann: Der Bühnenboden dreht sich und ist sozusagen in zwei Parts geteilt. Somit ist ein Aufbau der einen Band während einer anderen Band möglich, ohne dass auch nur ein Zuschauer etwas davon sieht. Ziemlich geschickt, hat jedoch ebenso zum Nachteil, dass der vordere Bereich sich häufig zum Abend recht füllt, da ja auch einige dort bereits auf die nächste Band warteten.
Doch auch das berühmte T-Tent hat eine Veränderung durchzogen: Aus dem Zelt wurde eine Stage. Die T-Stage war damit zwar etwas kleiner als die Summer/Breeze Stage, lockte jedoch durch das fehlende Zelt sofort mehr Besucher an, als eventuell in das Zelt hereingepasst hätten. Gleich geblieben sind die Camel Stage sowie der Campsite Circus. Letzterer wurde dann vor allem für die Jubiläumsshows genutzt.
20 Jahre Summer Breeze
Aufgrund des Jubiläums ließ sich das Breeze neben den Veränderungen einige Sondershows einfallen: So gab es für verschiedene Bands exklusive Akustikshows, welche von der Ticketanzahl limitiert waren. Auch wurden viele Bands geladen, welche selber ein persönliches Jubiläum zu feiern hatten. Nicht zu vergessen ist ebenso das Jubiläum von Nuclear Blast, welches mit 35 Jahren eine noch größere Zahl vorweisen kann.
Mittwoch/35 Jahre Nuclear Blast
Auch wenn der Mittwoch eigentlich noch nicht der offizielle erste Festivaltag ist, so zeigt sich dieser doch in sehr besonderer Form. Für die Besucher geöffnet ist nur der Bereich rund um die T-Stage und diese weiß auch mit einem besonderen Programm Tausende Besucher anzuziehen. Die anfangs noch versteckten „Surprise Acts“, welche an diesem Nachmittag und am Abend auf der T-Stage spielen sollen, entpuppen sich als Bands, welche einen besonderen Bezug zu Nuclear Blast haben und deshalb sehr passend sind, um deren Jubiläum zu zelebrieren: darunter Amon Amarth, Powerwolf und In Extremo. Auch wenn einige der Künstler sowieso Auftritte auf dem Festival geplant hatten, so ist es dennoch eine geniale Idee dem Label Respekt zu zollen und hilft zudem den Zuschauern, die Überschneidungen im Programm haben.
In Extremo
In Extremo muss den meisten Festivalbesuchern, vor allem beim Summer Breeze, gar nicht mehr vorgestellt werden. Die Band, welche bei dem diesjährigen Festival ihren 1000. Auftritt feiert, kann schon fast als Stammgast bezeichnet werden und genauso sicher und natürlich ist deren Auftritt auf der Bühne. Dass sie selbst keinen Unterschied zwischen T-Stage und Sonderprogramm oder den eigentlichen Auftritt auf der Hauptbühne machen, merkt man ihnen schnell an. Trotz der gesonderten Zeit wird beim Auftritt alles gegeben an Pyro, Sound und unvergesslicher Bühnenperformance aber vor allem auch Präsenz. Manche Bands machen einfach Spaß – und es scheint so, als würden In Extremo jedem Fan ein Lächeln aufs Gesicht zaubern – egal ob man jetzt eher Death, Trash oder Metalcore bevorzugt. Bewegung, Spaß, Gefühl und musikalisch mehr als hochwertig – bei dieser Band stimmt einfach alles.
Powerwolf
Besonders an diesem Auftritt ist vor allem, dass Powerwolf eigentlich kein angekündigter Bestandteil des Festivals sind. Umso schöner dann die Überraschung für viele, als die Gruppe die Bühne in Besitz nimmt und eine gute Show abliefert. Die Power Metal Band aus Saarbrücken schafft es durch sehenswerte Kostüme, den Blick aller Zuschauer auf sich zu ziehen. Diese Band ist auch einfach ein Garant für eine gute Liveshow und eine gebannte, aber auch ausgelassene Atmosphäre.
Amon Amarth
Die sogenannten „Surprise Acts“ sind mehr als nur gut besucht am Mittwochnachmittag bzw. Abend. Zum einem ist der eigentliche Hauptbühnenbereich noch geschlossen, zum anderen spielen ja durchaus überzeugende Künstler ihr Set auf der T-Stage. Auch Amon Amarth geben sich dieses Jahr gleich doppelt die Ehre, was aber niemanden zu stören scheint. Der erste Auftritt befüllt den kompletten Bereich vor der Bühne und zeigt, dass selbst eine Band, welche doch häufig auf Festivals zu finden ist, trotzdem an Beliebtheit nicht abnimmt. Amon Amarth erfinden sich auf der Bühne nicht selbst neu, können aber in gewohnter Kraft und Ruhe das Publikum zu ihren nordischen Liedern in den Bann ziehen.
Donnerstag
Während der komplette Mittwoch im Namen von Nuclear Blast, deren Jubiläum und mit dem Label verbundenen Acts steht, so geht es donnerstags dann mit dem offiziellen Programm weiter. Das Wetter ist den Zuschauern gnädig: Den ganzen Tag strahlt die Sonne in voller Stärke. An sich sehr schön, dennoch ist die dadurch herrschende Schwüle doch etwas viel, sodass man sich fast ein wenig Abkühlung wünscht. Diese bleibt jedoch am Donnerstag noch aus. Genremäßig scheinen an diesem Tag vor allem viele Bands des Bereiches Metalcore zu spielen. Ein recht voller Tag steht also bevor.
Fit For An Autopsy
Eine der ersten Bands an diesem Tag ist Fit For An Autopsy, welche es sich trotz Mittagszeit und der doch noch recht frühen Stunde nicht nehmen lassen dem Publikum ihr Set und ihren wuchtigen Deathcore entgegen zu schleudern. Und auch das Publikum scheint dem wohl nix entgegenzusetzen: Zufrieden wird der Kopf geschwungen oder bereits in den ersten Circle Pits die Runden gedreht. Man merkt, dass sowohl Band als auch Publikum einfach nur Spaß haben.
While She Sleeps
Kurz danach folgt dann die britische Band While She Sleeps, welche sonst eher auf kleineren Bühnen spielt. Eine Tatsache, die für die Briten wohl keine Rolle zu spielen scheint: Ihre Bühnenpräsenz ist enorm und trotz der größeren Entfernung und auch Menschenmasse lässt es sich Screamer Loz nicht nehmen, einen Stagedive ins Publikum zu starten. Im Set mit dabei sind vor allem alte Klassiker wie Four Walls, aber auch Songs des neuen Albums Hurricane, Silence Speaks und You Are We. Die zu Beginn des Jahres noch eher unbekannte Band scheint immer mehr an Publikum und Beliebtheit zu wachsen – und das nicht ohne Grund. While She Sleeps beweisen hier beim Breeze, dass sie sowohl kleine als auch große Bühnen mehr als gut beherrschen und für sich einnehmen können. Insbesondere Frontmann Loz scheint vor Energie nur so zu trotzen, ob beim Stagedive oder beim Headbangen: Jeder Schrei scheint gefühlt und mit voller Kraft. Gelegentlich wird selbst das Mikro wuchtig gegen den Boden oder in die Luft gehauen, um dem teils zornigen und politischen Inhalt der Texte der Band noch mehr Ausdruck zu verleihen. Ein Auftritt, der nicht nur als einer der besten der Band in Erinnerung bleibt, sondern auch hoffentlich eine steigende Fananzahl für die Briten bedeutet.
Oceans Ate Alaska
Im chaotischen Mix von Metalcore, Deathcore und Post Hardcore präsentieren sich Oceans Ate Alaska auf der T-Stage. Und was auf der Platte eigentlich recht überzeugen kann, funktioniert live nur teilweise: Während die Screams vom Sound her überzeugen können, so scheinen Instrumentalität und Gesang nicht wirklich aufeinander abgestimmt zu sein und der Einsatz von Autotune zeigt sich nun mal leider doch deutlich. Während manche Bands live noch besser werden, als sie anzuhören sind, so ist es bei Oceans Ate Alaska leider der Gegenfall und wirkt etwas zu unruhig und chaotisch. Den Fans scheint dies allerdings nur wenig auszumachen. Ordentlich wird der Kopf mitgeschwungen und der ein oder andere Moshpit gestartet. Die Performance allein kann allerdings nicht überzeugen. Da aber ihre Musik selbst durchaus zu überzeugen weiß, sollte man auch diese Gruppe nicht aus den Augen verlieren.
Miss May I
Auf der Hauptbühne geht es dann mit ähnlichem Genre weiter: Miss May I geben ihr mit Metalcore gefülltes Set zum Besten und zeigen, dass man sich als Band wunderbar zwischen harter Musik und einem etwas softerem Level präsentieren kann, ohne dabei an Gefallen zu verlieren. Denn für Metalcore wirkt Miss May I ein wenig anders, verbinden sie doch Heavy Metal Elemente sowie mehr als genug Cleans in ihrem Auftritt, welche vom Publikum laut mitgesungen werden. Für das Publikum des Summer Breeze funktioniert der stilistische Mix der Band wunderbar und stimmt perfekt für alle weiteren Acts des Nachmittags und Abends ein.
Whitechapel
Eine ganze Spur härter und entscheidender kann wohl der nächste Act bezeichnet werden: Whitechapel sind für ihr wildes Publikum bekannt. Wie sollte es auch anders sein? Mit ihrem Modern Death Metal bzw. Deathcore gleichen sie einem Schlag ins Gesicht. Und dieses Sportprogramm aus Moshpit, Circle Pit und Wall of Death sollte sich keiner entgehen lassen. Das Publikum scheint es trotz der Hitze noch gut zu verkraften. Musikalisch gesehen ist Whitechapel zwar stark, dennoch könnte dem Set ein klein wenig mehr Abwechslung eventuell noch eine stärkere Charakterisierung verleihen. Härte allein recht nicht unbedingt, um vor allem neuen Zuschauern im Gedächtnis zu bleiben. Als Liveband funktioniert ihr Konzept allerdings ohne Zweifel.
Tesseract
Als ganz andere Band präsentieren sich Tesseract kurz danach auf der T-Stage. Dem Progressive Metal verschrieben, wechselt die britische Band zwischen starken, instrumentalen Parts, klarem Gesang und wenigen Screams kontrolliert im Wechsel und beginnt damit eine unglaubliche Atmosphäre zu schaffen. Was bei Whitechapel an Charakter gefehlt hat, scheint Tesseract klar zu besitzen: Die Präsenz, die diese Band versprüht, ist so spürbar, dass gar keine großen lyrischen Worte oder Zwischenansagen von Nöten sind. Man lauscht entspannt und fühlt gleichzeitig eine unglaubliche Energie, welche hinter den Songs und jedem Wort steht. Weitaus ruhiger als die meisten an diesem Wochenende und dennoch eine der wohl größten Überraschungen. Eine fast hypnotisierende Wirkung.
August Burns Red
Mit Härte und Metalcore geht es aber nach dieser kleinen Ruhepause weiter: Auf der Hauptbühne laden August Burns Red zum Nachmittag ein. Der bereits 13-jährigen Band gelingt es innerhalb ihrer Musik Härte und Melodie zu verknüpfen, sodass es einem weder an Gefühl noch an Energie mangelt. Die Veröffentlichung des neuen Albums steht für die Jungs bereits in den Startlöchern und so ist der Zeitpunkt sich live zu beweisen mehr als passend. Doch auch hier scheinen sich die Songs untereinander noch zu sehr zu ähneln.
Devin Townsend Project
Manchmal reicht schon ein außergewöhnlicher Name, um einen Besucher neugierig zu machen. So auch beim nächsten Act: Die als Devin Townsend Project betitelte Gruppe präsentiert eine interessante Mischung aus Progressive Metal und Rock, welche am heutigen doch sehr Metalcorelastigen Programm angenehm aus dem Rahmen fällt. Die Kanadier präsentieren einen gewaltigen, modernen Sound und eine mitreißende Liveshow, wirken dabei unglaublich sympathisch und können wohl so einige Herzen bei diesem Auftritt gewinnen.
Megadeth
Megadeth gehören sowohl beim Wacken als auch beim Summer Breeze wohl zu typischen Legenden, welche auf bestimmt jeder dritten Patch-Jacke gesehen werden neben anderen Klassikern wie Slayer oder Iron Maiden. Doch was mit großer Vorfreude erwartet wurde, konnte dann doch nicht ganz zu den Erwartungen aufleben: Von der Bühnenpräsenz wirkt die eigentlich doch so bekannte und beliebte Band eher langweilig und nicht ihrem Ruf würdig. Die Musik, welche auf der Platte stets zu gefallen weiß, scheint hier bereits nach drei Songs etwas zu langweilen, was wieder einmal zeigt, dass ein großer Name bzw. eine Headliner Position kein Garant für eine gute Liveshow ist. Weitaus kleinere Gruppen wussten die große Bühne weitaus besser zu nutzen und für sich einzunehmen. An Zuschauern und Fans mangelt es der legendären Band natürlich nicht, jedoch zeigt dies einmal wieder, dass Geschmäcker am Ende nun einfach doch verschieden sein können.
Architects
Mit der britischen Mathcore bzw. Metalcore Band Architects findet auf der T-Stage der musikalische Höhepunkt des Donnerstages statt. Wie keine andere Band verstehen es die Briten, zwischen harten Klängen und Gesang hin und her zu wechseln und dabei vor allem Gefühle im Zuhörer auszulösen. Mit einigen Songs vom aktuellen Album All Our Gods Have Abandoned Us, aber auch einigen Älteren ist das Set durchgemixt und strahlt in gewohnter Härte und lyrischer Tiefe. Sam Carter, Frontmann der Band, spricht den Terroristenanschlag in Barcelona am selbigen Tage an und das verbundene Missfallen auf die allgemeine Weltsituation wird dabei deutlich spürbar. Eine kleine Tatsache macht den Auftritt der Band umso intensiver, welcher sich die Briten wohl eher nicht bewusst sind: Denn vor einem Jahr verlor die Band ihr Mitglied und Freund Tom Searle, welcher, während das Summer Breeze in Deutschland stattfand, verstorben war. Ein schmerzliches Jahr liegt also hinter der Band und noch immer widmet sie alles was sie tut ihrem verlorenem Freund – alle Fans und das komplette Publikum scheint ihnen dabei beistehen zu wollen. Architects verstehen es ohne große Bühnenelemente aber viel mehr auf textlicher Ebene in die Tiefe zu gehen, zu überzeugen und jeden Zuhörer zum Nachdenken zu bewegen. Und was wäre Musik auch schon ohne uns zu bewegen und uns vielleicht sogar zu verändern? Nach diesem emotionalen und gewaltigen Auftritt beendet man in aller Ruhe mit dem zweiten Auftritt von In Extremo den ersten und sehr vollen Tag. Ein gigantisches Feuerwerk sorgt dabei noch einmal für die perfekte Gefühlslage: Die zwei nächsten Tage dürfen kommen.
Freitag
Aversions Crown
Zu früher Stund wird der ein oder andere Festivalbesucher bereits mit australischem Deathcore geweckt: Aversions Crown eröffnen die Hauptbühne für den Freitag und schaffen es wohl innerhalb der ersten 10 Sekunden den letzten Langschläfer aufzuwecken. Heftige Beats und noch kräftigere Breakdowns machen die Musik der Australier perfekt, um in einen weiteren energiegeladenen Tag zu starten. Die Sonne steht bereits so stark am Himmel, dass dabei wohl auch keiner trocken bleibt.
Betontod
Mit deutschen Texten und einem Mix aus Rock und Punk lockt dann einige Stunden später Betontod erneut vor die Bühne. Etwas lockerer von der Instrumentalität und Art als sonstige Metal Acts, präsentiert sich die Band gut gelaunt auf der Stage und scheint der Hitze würdig. Betontod ist häufiger in den deutschen Charts zu finden, beim Breeze ist die innere Meinung über sie etwas zerspalten: Einige Songs wissen zu gefallen, auch wenn das Gefühl des Punks nicht wirklich in einem Selbst aufkommen möchte. Doch zu einfach, zu unentschlossen wirken die Rocker da oben und ein ganz klein wenig fühlt man sich doch eher durch das Set hinweg an Schlager erinnert anstatt an guten Punk. Ein Punkt, welcher sicherlich auch der jeweiligen subjektiven Wahrnehmung obliegt, jedoch leider durch ihr Set hinweg nicht verschwindet.
Epica
Symphonic Metal, Elemente aus dem Bereich Goth und auch orchestrische Klänge, darauf noch eine weibliche Leadstimme: Diese gewaltige Kombo beschreibt Epica. 5 Jahre ist es seit ihrem letzten Besuch in Dinkelsbühl her und es tut mehr als gut, sie wieder willkommen zu heißen. Stimmgewaltig, instrumental mitreißend und emotional – Epica lässt selbst Ahnungslose staunend auf die musikalische Vielfalt blicken, welche sich dort auf der Bühne entfaltet. Der engelshaften Stimme der Frontfrau Simone Simons gelingt es, über den ganzen Platz zu hallen und trotz Riffs und starken Instrumenten besonders hervorzustechen. Für jeden Fan von gefühlvoller Musik mit vielfältiger Instrumentalität ein wahres Muss!
Eluveitie
Bereits beim Aussprechen des Namens muss man hier als Neuling dann doch kurz stutzen, bevor man ein vielleicht ähnliches Wort herausbringt. Namen spielen aber auch eigentlich nur eine geringere Rolle. Haben sie am Vormittag noch im Campsite Circus eine kleine Akustik Show zum Besten gegeben, präsentiert sich die Folk Band hier in voller Instrumentalität, die wohl auch sonst große Menschenmassen anziehen wird. Auch bei dieser Band mangelt es nicht an Bühnenpräsenz und die Schweizer schaffen es zwischen mystisch, elegant und brutal zu wechseln oder auch alles in einem zu vereinen. Und obwohl sich die Band als Stammgast beim Summer Breeze bezeichnen könnte, so scheint das dem Publikum weniger auszumachen. Selbst nach Einsetzen eines starken Regenschauers bleibt das Publikum standhaft und tanzt einfach weiter. Das Wetter beruhigt sich nach einiger Zeit wieder – dieser Frieden sollte allerdings nicht lange wahren…
Hatebreed
Nach zwei instrumental genialen Bands ist mal wieder etwas Abwechslung angesagt: Wie gut, das Hatebreed auf der Hauptbühne ein saftiges Set voller Hardcore Songs anbieten, damit den Zuschauern nach dem Regen wieder warm wird. Passend zum Jubiläum des Festivals hat auch die Band ein Eigenes zu feiern: So ist das Debütalbum der Amerikaner genau 20 Jahre her. Grund genug also besonders viele Songs von eben dieser Platte im Set bereitzuhalten. Hatebreed ist eine der wenigen Bands im Genre, die es schaffen selbst Nicht-Hardcore-Fans zu überzeugen und in Bewegung zu bringen. Mit einer extra Songwidmung für Chris Cornell (Soundgarden) und Chester Bennington (Linkin Park), scheinen dann auch jegliche Dämme an Zurückhaltung zu brechen und man lässt sich einfach mitreißen. Ehrlich, auf den Punkt und ohne große Extras präsentieren sich die Jungs. Fans vom Genre und auch Core Anhänger dürften da auf jeden Fall zufrieden sein.
Für kurze Zeit muss dann aufgrund des wieder einsetzenden Regens das Programm kurzzeitig unterbrochen werden – so zumindest die Ankündigung. Wer da bereits das Schlimmste vermutete, kann sich jedoch wenig später wieder beruhigen: Die Pause ist nur von kurzer Dauer, und auch wenn Regen und Gewitter über dem Gelände schweben, so wird doch weiter gefeiert…
Children of Bodom
Neben Hatebreed feiern auch Children of Bodom ihr 20-jähriges Jubiläum. Die Melodic Death Metal Band aus Finnland war schon des Öfteren Gast beim Summer Breeze, ist aber auch stets gerne gesehen, denn das Publikum lauscht, singt und bewegt sich in Massen – der Regen scheint dabei nur die wenigsten zu stören. Ebenso gehört die Band zu solchen, die es schaffen, die Diskussion um das Genre unwichtig erscheinen zu lassen – so scheint sie doch verschiedene Grüppchen anzuziehen.
Chelsea Grin
Mit harten Breakdowns und für Moshwütige Fans wartet auf der T-Stage Chelsea Grin. Die Deathcore Band präsentiert dabei nicht nur Songs aus ihrem neuem Album Self Inflicted, sondern auch altbekannte, wuchtige Klassiker. Dem Dauerregen und der Kälte zum Trotz füllt sich die Bühne mehr und mehr – die ein oder andere Matschschlacht ist dabei wohl oder übel auch gesichert. Auch hier könnte ein wenig mehr Abwechslung im Set für eine noch stärkere Wirkung sorgen, jedoch wird das nur Nichtfans vom Genre wirklich stören. Einen Breakdown kann man doch immer genießen.
Insomnium
Die Finnen gehören wie Epica und auch Eluveitie zu den instrumental und atmosphärisch stärksten Bands während des gesamten Festivals. Mit ihrem Melodic Death Metal füllen sie eine Atmosphäre über das Feld hinweg und wirken wie der Headliner des Tages. Der eingesetzte Regen sorgt zwar für die mehr als gewünschte Abkühlung, lässt aber auch die Sets am Abend etwas leiden, da das Publikum dadurch doch eher zurückhaltend steht und schaut. Über Nacht hält der Regen zwar an, doch auch der letzte Tag strahlt wieder mit Sonne und etwas später einsetzender Schwüle dem Publikum entgegen. Während es für viele bereits am Samstagmorgen ans Packen geht, steht ein letzter Tag voller Bands an. Die Vorfreude ist groß, auch wenn man das Ende bereits schmecken kann.
Samstag
Imminence
Bei so vielen Acts ist es meist unmöglich alles zu sehen, was einen interessiert. Manchmal passiert dies auch mit Stages, die nur selten oder manchmal gar nicht besucht werden: Die Camel Stage wird zwar immer überquert zwischen der T-Stage und der Summer/Breeze Stage, dennoch war sie bisher nicht der Punkt des Interesses.
Mit Imminence aus Schweden ist damit aber nun auch am letzten Tag Schluss. Die noch junge Band spielt einen Mix aus Post Hardcore und Alternative Metal, der vor allem auf Gefühlsebene zu überzeugen weiß. Mit Bescheidenheit leiten sie durch ihre Songs, scheinen ihren Auftritt sichtlich zu genießen und trotz sehr viel Clean Gesang mangelt es ihnen nicht an harten Riffs und kräftigen Beats. Der perfekte Mix also für den dritten und letzten Tag, wenn die Gemüter bereits etwas abgeschwächt sind.
Der Weg Einer Freiheit
Hypnotisierend und atmosphärisch – exakt so könnte Der Weg Einer Freiheit beschrieben werden. Worte sagt die Blackmetalband aus Deutschland neben ihren Songs kaum – vielleicht weil sich sonst die Wirkung ihres Sets nicht so wie gewollt entfalten würde. Mit deutschen Texten aber dennoch mehr als harter Instrumentalität präsentiert die Band ein lyrisch tiefes Set, welches jedoch vor allem Kenner wohl am meisten ergreifen dürfte.
Emil Bulls
Crossover ist wohl die perfekte Bezeichnung für diese Band, da man sie musikalisch nur sehr schwer einzuordnen weiß. Leider scheint sich dieses Genrechaos auch live widerzuspiegeln, da es die Deutschen nicht wirklich schaffen innerhalb ihrer Musik stimmig zu wirken. Insbesondere die Vocals präsentieren sich hier schwach – egal ob als Gesang oder Scream. Abwechslungsreiche Musik ist stets mehr als gewünscht, jedoch sollten dabei die einzelnen Songs selber noch stimmig wirken – etwas, was Emil Bulls nicht so wirklich gelingt. Eine langjährige Band, die wohl auf eine recht große Fangemeinde blicken kann, live hier aber eher enttäuscht bzw. Zuschauer zum Gehen bewegt.
End of Green
End of Green haben mit ihrem Besuch gleich mehrere Dinge zu zelebrieren: Nicht nur die Veröffentlichung ihres neuen Albums, es ist bereits der 10. Auftritt der deutschen Band beim Festival, die sich am ehesten im Bereich Rock/ Sad Rock bewegt. Ebenso feiert die Band ein stolzes Alter von 25 Jahren! Alle guten Dinge sind also drei und End of Green geben sich chillig, witzelnd und mit Zigarette auf der Bühne. Im Gegensatz zu den sonst immer harten Klängen ist das Set ruhig und scheint eher zum Entspannen – eine perfekte Abwechslung für den letzten Tag.
Dark Tranquillity
Die schwedische Melodic Death Metal Band schafft es wohl, als eine der sympathischsten Bands im Gedächtnis zu bleiben. Dark Tranquillity spielen ihr Set ohne großen Aufwand oder Extras, dafür mit sehr viel Lächeln, Danksagungen und einem Crowdsurf des Frontmannes bis zum Technikpult, welcher ohne Probleme währenddessen einfach weiter singt. Musikalisch wirken sie kraftvoll, ohne unbedingt mit zu harten Riffs oder gar Breakdowns aufzuheizen. Stimmgewaltig, präzise und auf den Punkt – definitiv sehenswert.
Heaven Shall Burn
Als eine der letzten zwei Headliner Bands erwartet man bereits beim Namen Großes: Heaven Shall Burn sind für ihre gewaltigen Auftritte, die keinen stillstehen lassen, bekannt – und liefern genau dies ab. Mit einer wilden Pyroshow und einem coolen Bühnenbild schafft es die deutsche Band, welche zwar hauptsächlich Metalcore macht, aber dort sehr viel andere Elemente verbindet, ihrem Set einen leichten Industrialhauch zu verleihen und die Härte jedes Riffs noch zu verstärken. Zwischen den Songs zeigt sich die Band als unglaublich bodenständig und selbst auf eventuelle Gefahren während der Circle Pits wird hingewiesen – dennoch muss man das Publikum als etwas zurückhaltend beschreiben, da dieses wohl bereits sehr viel härter reagierte auf die Songs als an diesem Abend. Für viele Lacher während des Sets sorgt vor allem ein Zuschauer, der sich in einem T-Rex Kostüm von den Anderen tragen ließ – da mussten selbst die Sicherheitsleute Bilder machen und staunen.
Korn
Während sich Heaven Shall Burn mit einem Cover verabschieden, betritt kurz danach auch der letzte Headliner die Stage: Korn bewegen sich stets zwischen Härte, Wahnsinn, Witz und Breakdown hin und her. Ein Mix, welcher durch den gewählten Rock des Frontmannes noch etwas verstärkt wird. Allgemein scheint sich die Band komplett heimisch auf der großen Bühne zu fühlen. Verankert im NU Metal/Modern Metal, schaffen es Korn, Fans unterschiedlicher Genres anzuziehen. Nach der Hälfte des Sets scheint auch hier eine gewisse Routine einzusetzen und man hat fast das Gefühl das Set leidet an etwas Eintönigkeit. Korn können zweifelsohne nicht als schlechte Band bezeichnet werden, dennoch fehlt ihnen für eine komplett mitreißende Show, die man bei einem solchen Headliner erwartet, dann doch irgendwie das gewisse Extra. Vielleicht hegt man auch an große Namen große Erwartungen, die nicht ganz erfüllt werden können. Dennoch machen Korn live vor allem Spaß und mit einem heftigen Feuerwerk über den Wolken kann man dann eigentlich auch nur noch zufrieden sein.
Organisation
Die Organisation während des Festivals kann als recht zufriedenstellend bezeichnet werden, dennoch gibt es einige Punkte, welche negativ auffielen. So zog sich der Einlass insbesondere am Mittwoch zu den Surprise Acts extrem, sodass Wartezeiten bis zu einer Stunde entstanden. Dies sollte eigentlich niemals der Fall sein. Ach vor dem Official Merchandise Stand herrschten die ersten zwei Tage unglaubliche Wartezeiten. Hier wäre also ein Prinzip mit mehreren Ständen wohl mehr als angebracht. Wer am dritten oder letzten Tag ankam, musste sich dann mit den weniger beliebten Shirts zufriedengeben. Auch vor den Toiletten bildeten sich häufiger lange Schlangen, die nicht nur beim Breeze, sondern auch bei anderen Festivals wohl immer mehr zum Alltag gehören. An solchen Tagen könnte die Organisation durchaus noch einmal überarbeiten werden. Den Wechsel vom T-Tent zur T-Stage sieht man zwiegespalten: Es ist zwar schön die Bands nun im wahrlichen Open Air Feeling zu erleben, dennoch hätte man sich bei dem Regen oder der schwülen Hitze sehr gerne das Zelt als Zufluchtsort zurückgewünscht.
Fazit
Das Summer Breeze Open Air 2017 hat mal wieder bewiesen, dass kein teurer Preis der Garant für ein gutes Festival ist: Seit Jahren ist Summer Breeze wohl eines der günstigsten Festivals überhaupt und überzeugt jedes Jahr aufs Neue. Das Unwetter sorgte dabei nur für kleinere Schwierigkeiten – am selbigen Wochenende wurde das ebenfalls in Bayern stattfindende Chiemseer aufgrund der Wetterlage abgebrochen. Alle Besucher können sich da wohl mehr als glücklich schätzen. Nur ein leicht verregneter Abend war alles, was man erdulden musste. Die stetig anwachsende Besucherzahl fällt inzwischen vor allem auf dem Campingplatz und auch auf dem Gelände auf – noch scheint jedoch alles im Rahmen. Großer Respekt und Dank geht auch wieder an die sogenannten „Grabenschlampen“, welche sich stets witzig und freudig um alle Crowdsurfer kümmern und dabei auch für kleine Späße wie Fotos oder ein Kniebeugen Duell zu haben sind. Das Summer Breeze ist ein Garant für ein wundervolles Wochenende und mausert sich jedes Jahr mehr zum Lieblingsfestival – jedes Jahr gerne wieder!