Und Auf Erden Stille (Staffel 1)

Wenn der Wunsch nach ein bisschen mehr Ruhe zum Albtraum wird. Ein düsteres Hörspiel der Spitzenklasse.

Hörbuchtitel: Und Auf Erden Stille (Staffel 1)

Sprache: Deutsch

Spiellänge:  4 Stunden

Genre: Dystopie

Release: 29.01.2021

Verlag: Folgenreich / Universal Music Group

Link: https://www.folgenreich.de/6-44888/638113/und-auf-erden-stille-staffel-1-4cd-hoerspielbox

Sprecherinnen und Sprecher:

Erzählerin: Vera Teltz
Rhiannon: Sarah Alles
Ranger: Björn Schalla
Max Bucerius: Konrad Bösherz
Jerome Beaucarte: Oliver Stritzel
Lisa: Derya Flechtner
Finn: Richard Barenberg
Anna: Ulrike Kapfer
Krzysztof: Detlef Bierstedt
Miguel: Daniel Montoya
Ben: Tilmar Kuhn
Lennart: Benno Lehmann
José: Tanya Kahana
Luke: Wolfgang Rositzka
Martinus: Uve Teschner
Malcolm: Dirc Simpson
Jeff: Arne Kapfer
Bud: Rene Otto
Garlef Roth: Daniel Claus
Kommissarin Bülker: Sabine Ehlers
Colonel Grech: Carlo Kitzlinger
Vanusa Schmidt: Luisa Wietzorek
Althea: Hannah Ruthel
Fred: Tom Drozella
Erik Gustafsson: Andreas Wurm
Dion: Dion Jaramillo
Maja: Nicola Maßmann
Herr Blank: Henning Schäfer
Jim Sting: Kai Kosinski
Frau Schmidt: Astrid Kohrs
Passant: Brian Bell
Taxifahrer: Sascha Funke
Flughafenservice: Stefane Läufer
Mutter: Anja Jaramillo
Podcasterin: Mareike Klohr
Empfangsdame/Bedienung: Shiloo Köhnke
Inspektor: Jochim-C. Redeker
Polizist: Thomas Müller

Wie rezensiert man ein Hörbuch, ohne zu viel zu verraten und dem potenziellen Hörer die Spannung zu nehmen?
Einigen wir uns darauf, dass ich zur Geschichte und den Ereignissen nicht wirklich viel verrate, sondern mich da an den offiziellen Infos orientiere.

Und Auf Erden Stille hatte mich schon alleine durch das großartige Coverartwork in seinen Bann gezogen.
Ich liebe Dystopien und Weltuntergangsszenarien. Cineastisch gibt es einen schier unerschöpflichen Fundus an Filmen und Serien, die sich diesem Grundthema verschrieben haben. Meistens natürlich in der klassischen „Erde kapott, Menschen kapott, manchmal auch Zombies vorhanden“-Form.

The Walking Dead oder I Am Legend kennt ja fast jeder; aber auch stillere Filme wie der ultradramatische The Road und der überraschend gute Bird Box mit Sandra Bullock greifen das klassische Endzeitthema auf.

Bei Und Auf Erden Stille ist die Ausgangssituation etwas komplexer:

Die sechzehnjährige Rhiannon lebt mit zweihundert anderen Menschen in einem verlassenen Bergwerk. Ein Virus scheint über die Menschen hergefallen zu sein. Dieses Virus ruft nicht nur starke körperliche Symptome hervor, sondern gefährdet auch auf gemeine und dabei simple Weise den Fortbestand der Menschheit.
Angeblich hat Rhiannons verschollener Vater etwas mit der ganzen Misere zu tun, sodass sie nach Bekanntwerden dieser Tatsache aus dem Bergwerk verbannt wird. Ihre einzige Chance auf Rückkehr: „Finde das Gegenmittel und bring es zu uns“.

Was die ganze Geschichte so spannend und eben komplex macht: Nach einiger Zeit taucht ein zweiter Erzählstrang auf, der sich zeitlich vor der Katastrophe abspielt. Und in diesem wird es teils politisch, teils idealistisch. Wir haben also auf einmal mit einem Gegensatz zur neo-archaisch anmutenden Postapokalypse zu tun. Vieles wird dadurch klarer, logischer und erschreckender, zumal auch (tages-)aktuelle Entwicklungen mit in die Handlung aufgenommen werden.
Wie genau konnte es passieren, dass sich dieses Virus so schnell ausbreitet? Was hat Rhiannons Vater damit zu tun? Warum konnte das alles nicht verhindert werden und wo ist bloß das Gegenmittel? Liegt die ganze Verantwortung wirklich in den Händen eines Mädchens?

So viel sei verraten: Die erste Staffel – immerhin vier CDs – liefert nicht auf alle Fragen Antworten. Was mich natürlich wahnsinnig neugierig auf die Fortsetzung macht.

Das Hörspiel wird in einer Pappbox mit Digipak und Booklet geliefert. Zehn Episoden sind auf vier CDs verteilt und sorgen für eine Gesamtspieldauer von etwa vier Stunden.
Damit liegen wir unter den gewohnten Spielzeiten anderer Hörspiele, allerdings handelt es sich eben auch „nur“ um die erste Staffel.

Ob ich ein Hörspiel gut oder schlecht finde, kann ich ganz einfach an meiner Aufmerksamkeitsspanne festmachen.
In der Regel höre ich gesprochene Inhalte entweder auf langen Autofahrten oder beim Joggen.
Wie oft habe ich mich schon dabei ertappt, dass ich nach fünf Stunden Autobahn am Ziel ankomme und das die ganze Zeit über gehörte Hörspiel nicht mehr im Kopf habe. „Wer zum Teufel ist dieser Alex, woher kommt Tina und warum werden die beiden gerade in einem Hochhaus von einem mürrischen Doktor mit polnischem Akzent mit einer Waffe bedroht?

Genau das ist mir bei Und Auf Erden Stille eben NICHT passiert. Im Gegenteil, ich konnte (wollte!) meiner Freundin jeden Abend die neusten Ereignisse der Geschichte auf unserem Sofa erzählen.
Das liegt zum einen sicherlich an der Story selbst – diese ist packend, unerwartet und verdammt spannend.
Auf der anderen Seite sorgen das epische Sounddesign und die regelmäßigen Zwischensequenzen für eine ununterbrochene Achtsamkeit.
Die physischen Auswirkungen des Virus sind durch die geniale Vertonung des Schmerzes am eigenen Leib spürbar.
Auch die Sprecherinnen und Sprecher sind durch die Bank perfekt gecastet und passen toll zu den jeweiligen Rollen.
Allen voran die Erzählerin und Rhiannons „Gedankenspiegel“, Vera Teltz, die hier Großartiges leistet und einen immer wieder zurück in den Mittelpunkt der Geschichte holt.

Auch wenn die Hauptprotagonistin noch jung ist und die Altersempfehlung bei „ab zwölf Jahren“ liegt, handelt es sich definitiv nicht um ein Kinderhörspiel. Dafür sind manche Ereignisse und Situationen zu düster und hart und teilweise zu vielschichtig.

Und Auf Erden Stille (Staffel 1)
Fazit
Und Auf Erden Stille - Staffel 1 - ist ein wahnsinnig intensives Hörspiel, das einen von der ersten Sekunde an in seinen Bann zieht und die nächsten knapp vier Stunden auch nicht mehr loslässt.
Das Sounddesign ist episch und perfekt inszeniert, die Sprecher agieren ohne Ausnahme auf höchstem Niveau.

Die postapokalyptische Grundstimmung wird genauso hautnah umgesetzt wie die beklemmende und unaufhaltsame Fahrt Richtung Untergang im zweiten Erzählstrang.
Die erste Staffel legt die Messlatte für die Fortsetzung(en?) extrem hoch und ist schon jetzt die beste Hörspielproduktion, die ich seit Langem gehört habe. Volle Punktzahl!
Andreas B.
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