Bands: Wolves In The Throne Room, E-L-R
Ort: Kesselhaus im Schlachthof Wiesbaden, Murnaustraße 1, 65189 Wiesbaden
Datum: 15.04.2023
Kosten: 28,00 € VVK (ausverkauft)
Genre: Black Metal, Post Metal, Post Doom Doomgaze, Ambient Doom Drone
Besucher: ca. 150 Besucher
Veranstalter: Schlachthof Wiesbaden
Link: https://schlachthof-wiesbaden.de
Setlisten:
E-L-R
- Opiate The Sun
- Three Winds
- Seed
- Fleurs Of Decay
- The Wild Shore
Wolves In The Throne Room
- Mountain Magick
- Spirit Of Lightning
- Prayer Of Transformation
- Angrboda
- Vastness And Sorrow
- I Will Lay Down My Bones Among The Rocks And Roots
Vor fünf Tagen habe ich noch hier in Wiesbaden das fantastische Konzert mit Imperial Triumphant erlebt, heute bereits erneut zu einem besonderen Konzertabend in Wiesbaden.
Die Amerikaner Wolves In The Throne Room holen ihr bereits für September 2022 angekündigte Konzert nach. Die Tour nennt sich entsprechend der Jahreszeit Spring Europe 2023. Ganz besonders freut mich natürlich, dass sie als Support die Schweizer E-L-R im Gepäck haben. Also zusammen mit Kumpel Udo bei nicht frühlingshaften Temperaturen nach Wiesbaden. Heute ist mal wieder rechtzeitig Sold Out gemeldet. Vor dem Kesselhaus stehen ein paar Jungs, die flehend nach Karten fragen. Da ist heute aber leider nichts zu machen. Ich sehe sie jedenfalls nachher beim Gig nicht mehr.
Wir warten auf die für mich vertrauten E-L-R. Das Schweizer Trio hat sich heute eine besonders geniale Bühnendeko ausgewählt. Auf beiden Seiten der Bühne hängen große (Trocken)Blumenkränze, die in Kombination des roten Lichtes eine unheimlich sphärische Atmosphäre bieten. Die MusikerInnen spielen vor dem riesigen und erhöhten Schlagzeug der später auftretenden Wolves In The Throne Room. Da ist nur wenig Platz, der allerdings aufwendig und toll (wie oben beschrieben) ausstaffiert ist. Schlagzeuger M.K. sitzt quasi direkt vorne an der Bühne vor den Zuschauern. Bassistin I.R. steht rechts (vom Publikum aus gesehen) und Gitarristin S.M. links daneben.
Pic by Big Simonski
Der Stil der Band wird vielfach als Doomgaze und Post-Metal bezeichnet. Ja, beides trifft zu, wobei das mäandernde Down-Doom-Tempo der Songs des Trios eine hypnotische Wirkung auf die Fans hat. Die von E-L-R ständig in sich variierenden und in sich wiederholenden verzerrten Schleifen erinnern an schamanische Rituale.
Ich habe E-L-R das erste Mal hier im Kesselhaus 2019 als Support der Belgier Amenra gesehen, ein paar Monate später noch einmal beim Abschlusskonzert dieser Tour in Oberhausen. Die Band gefällt mir außerordentlich. 2021 dann noch einmal in der besonderen Atmosphäre der Balver Höhle beim Prophecy Fest, wo sie in diesem Jahr im September noch einmal auftrumpfen werden. Nie habe ich allerdings das Bühnenbild mystischer empfunden als heute Abend, absolut passend zur Musik
Erst 2018 gegründet, dürfte das Berner Ambient Doom Drone Trio nach der gemeinsamen Tour mit Amenra in aller Munde sind. Heute belohnen sie die Fotografen sogar noch mit ausreichendem (roten) Licht. Die Musik ist richtig atmosphärisch und raumfüllend und hält den richtigen Spannungsbogen bis hin zum Zerbersten. E-L-R muss man unbedingt einmal gesehen haben. Neben den vier Songs Opiate The Sun, Three Winds, Seed und Fleurs Of Decay vom aktuellen Album Vexier (2022) steht noch der Song The Wild Shore des Debütalbums Mænad auf der heutigen Setliste. Die ca. 45 Minuten sind leider viel zu schnell vorbei.
Pic by Big Simonski
Am Merchstand habe ich später noch die Gelegenheit, mich mit allen Bandmitgliedern von E-L-R zu unterhalten und freue mich auf ein Wiedersehen mit ihnen im September auf dem Prophecy Fest. Vexier nehme ich auf Vinyl natürlich mit, denn die habe ich zu Hause noch nicht stehen, da das Album von 2022 ist und ich E-L-R das letzte Mal 2021 gesehen habe. Mit der Band habe ich übrigens 2020 ein Interview geführt, welches ihr hier nachlesen könnt. In diesem Interview haben sie den Stil ihrer Musik als „Hypnotic rhythms suspended in a haze of eternal reverberation“ bezeichnet.
Pic by Big Simonski
Bei Wolves In The Throne Room steht alles eng gedrängelt vorne an der Bühne. Das Bühnenbild ist nun anders. Über allem thront das große Schlagzeug von Aaron Weaver. Vor ihm sein Bruder Nathan Weaver und das dritte Bandmitglied (seit 2017) Kody Keyworth. Dazu gesellt sich noch Livemusiker Galen Baudhuin am Bass. An den Mikroständern sind kleine Trockenblumensträuße befestigt. Während der gesamten Show bleibt es recht dunkel. Licht ist bei der Performance von Wolves In The Throne Room Mangelware, lediglich Aaron Weaver erreichen hinter dem Schlagzeug hin und wieder ein paar (grelle) Lichtstrahlen. Aaron ist trotzdem kam zu sehen, weil das Schlagwerk vor ihm ihn meist verhüllt. Sein Bruder Nathan vorne am Mikro wirkt in seiner Aufmachung wie ein Berserker im Thronraum. Oder ist es doch ein wildgewordener Wolf!? Das passt natürlich zu einer Band, die sich Wolves In The Throne Room nennt. Die vier Wölfe hier lassen es mit ihrer Version von atmosphärischem Black Metal echt krachen. Die Thronbesteiger des Black Metals Wolves Of The Throne Room promoten hier ihr 2021 erschienenes (mittlerweile siebtes Album) Primordial Arcana.
Pic by Big Simonski
„Unsere Musik beschwört die Geister, die in den Bergen und Flüssen – Sonne und Mond, die Pflanzen und Tiere. Diese Gottheiten sind seither bei uns uralte Zeiten, aber ihre Stimmen sind ertrunken draußen in der modernen Welt.“ So eine Aussage von Aaron Weaver, der die Band Wolves In The Throne Room 2002, also vor über zwanzig Jahren zusammen mit seinem Bruder Nathan gründete. Die Weaver Brüder und ihr Gitarrist Kody Keyworth, der seit dem Vorgängeralbum Thrice Woven offizielles Bandmitglied ist, führen auf Primordial Arcana diese Beschwörung weiter und setzen sie heute hier in Wiesbaden live um, wenn auch nur zwei (die ersten beiden) Songs der heutigen Setliste vom aktuellen Album stammen.
Pic by Big Simonski
Ich würde die Musik von Wolves Of The Throne Room nicht nur als hörbar, sondern auch fühlbar bezeichnen. Die Band schafft eine epische und großartige Atmosphäre, die hier in Wiesbaden heute mit der Energie des Mountain Magick anfängt und mit I Will Lay Down My Bones Among The Rocks And Roots endet.
Vielleicht hätte man sich wünschen können, dass die Band mehr von dem genialen Album Primordial Arcana hätte spielen können, denn auf diesem Album (für mich persönlich eines der besten Alben des Jahres 2021) sind noch einige epische Songs vorhanden. Sei es drum, auf jeden Fall sind die anderen Songs des heutigen Abends auch sehr atmosphärisch und haben gut zur Setliste gepasst. Gerade das abschließende I Will Lay Down My Bones Among The Rocks And Roots hätte ich heute Abend nicht missen wollen. Diesen zwanzigminütigen Song hat die Band übrigens bereits 2008 live auf dem Roadburn Festival performt. Gut, dass ich die Vinyl Live At Roadburn dabeihabe und sie mir von der Band signieren lasse. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an die nette Merchandiserin von Wolves In The Throne Room!
Pic by Big Simonski
Die eigenen lazy bones dann schnell eingesammelt und ab nach Hause mit dem perfekten Gefühl, diese Woche hier im Kesselhaus in Wiesbaden zwei geniale Konzertabende erlebt zu haben. Der Begriff Support war heute Abend bei E-L-R eigentlich unangebracht. Da darf man ruhig auch von einer Double Headliner Show sprechen.