Devil May Care – Limit 

14.11.2025 - Metalcore, Post-Hardcore - Blood Blast Distribution - 35:07 Minuten

Mit den Würzburger Jungs von Devil May Care führe ich so etwas wie eine On-off-Beziehung. Das Zweitwerk Echoes gehörte 2019 zu meinen Jahreshighlights und war ein treuer Begleiter auf zahlreichen Roadtrips. Mit dem letzten Album Divine Tragedy (zum Review) hat mich die Band vorerst als potenziellen Fanboy verloren. Nicht, dass Devil May Care vor vier Jahren auf einmal schlechte Musik produziert hätten: Divine Tragedy holte mich einfach nicht so ab wie Echoes. Vor zwei Jahren gab es mit der EP Mandala ein erneutes Aufhorchen. Songs wie Guru oder Mantra  trugen eine emotionale Schwere mit sich und das Soundgewand wurde deutlich aggressiver. Ein Fakt, der zu dieser stetigen Weiterentwicklung beiträgt, sei noch erwähnt: Tim (Gesang/Gitarre), Lukas (Gitarre), Moritz (Bass) und Joachim (Drums) sind seit ihrer Gründung im Jahr 2012 eine unzertrennliche Einheit. Fast schon ein Novum in der sonst eher von Besetzungswechseln geprägten Metalcore-Szene.

Devil May Care | Pic by Niklas Griebel

„Downfall Of The Week“

Der erste Vorbote zum vorliegenden vierten Longplayer Limit erschien bereits vor einem Jahr auf den Streaming-Plattformen. Und was soll ich sagen? Downfall ist ein verdammter Hit. In diesem Atemzug teilten Devil May Care fortan den sogenannten „Downfall Of The Week“ auf ihren Social-Media-Kanälen. Dort rechnet die Band wahlweise mit dem Bundeskanzler sowie der Musikindustrie ab, oder hält der gesamten Menschheit und ihrem Umgang mit unserem Planeten den Spiegel vor. Klare Kante gegen all das Unrecht auf der Welt war schon immer ein Markenzeichen der Würzburger. Abgesehen vom Inhalt verkündete Bassist Moritz in unserer gemeinsamen Podcast-Aufnahme (demnächst überall, wo es Podcasts gibt) voller Stolz (oder Größenwahn?), dass die erste Hälfte von Limit das „beste Metalcore-Material beinhaltet, welches je aufgenommen wurde“. Kennt die Karriere der Band ab sofort kein Limit mehr, oder wird das aktuelle Album zum persönlichen Downfall?

Im Opener Black Box schleicht sich ein Riff unheilvoll aus der Ferne an. Fast schon introvertiert beginnt Sänger Tim mit der Feststellung, dass man die negativen Eindrücke der Gegenwart nicht mehr ertragen kann. Die Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche beherrschen Devil May Care, und so gibt es auch direkt einen vor den Latz geknallt. Features gehören ebenfalls ins Repertoire der Jungs, die sich hier Schreihals Tom Brümmer (The Oklahoma Kid) als Verstärkung geholt haben. Das passt und macht Black Box zu einem gelungenen Auftakt.

Die besten Songs der Bandgeschichte?

Zweiter Song, zweites Feature. Auf Amen kommt Chris Marsch von Impvlse zum Zug. Doch zunächst tanzt Tim traumwandlerisch sicher durch die Zeilen „When clouds cover the sun, there’s nowhere left to run, all hope is gone.“ Gänsehaut! Hier merkt man, dass der Frontmann an seiner Technik gefeilt hat. Die getragenen Passagen wechseln sich wie schon im Opener gekonnt mit brachialen Riffs ab. Laut-Leise-Dynamik mag ausgelutscht klingen, steht der Band aber gut zu Gesicht.

Spoiler-Alarm: Was in den nächsten drei Songs folgt, gehört wirklich zum Besten, was die Band bisher aufgenommen hat (na gut, nicht unbedingt im gesamten Genre). Caving In startet mit elektronischer Untermalung, ehe der Papst im Kettenhemd boxt. Attacke, Freunde! Die Riffs knallen wirklich alles weg und bilden eine Symbiose mit den geschmackvollen Elektro-Beats. Ich erwische mich dabei, wie ich mit erhobener Faust die Decke meines Review-Kabuffs (aka Home-Office) anschreie. Raus mit der Wut. Der Titelsong steht dem in Nichts nach. Hier wird der Kontrast aus ruhigen Parts und Halligalli sogar noch einmal auf die Spitze getrieben. Die überlagerten Stimmen sorgen zum Abschluss für einen Aha-Effekt. Die düstere Atmosphäre in Let The River Run ist kaum zu toppen. Pure Post-Hardcore-Verzweiflung, wie ich sie liebe. Die elektronischen Parts reichern den Sound erneut gekonnt an, ohne die Oberhand für sich zu beanspruchen.

Nie wieder ist jetzt!

Wie bereits angekündigt ist Downfall eine Hook-Maschine, die man ohne Bedenken auf jedem Rock-Radiosender spielen kann. Hier sind die Fans im Live-Einsatz gefordert. Scream your lungs out! Trotz des kommerziellen Potenzials darf die Message nicht verloren gehen. Die Geschichte wiederholt sich und wir können es verhindern. Nie wieder ist jetzt! Im Gegensatz zu Downfall hat Horizon einige Anläufe gebraucht, um zu zünden. Der gesprochene Mittelteil, gefolgt von einem fiesen Breakdown, macht Laune. Mosaik geht zumindest im eingängigen Refrain zurück in Richtung Hitfaktor. Die Mauern, die um eben jenen Refrain gezogen wurden, sind allerdings stark einsturzgefährdet. Dafür sorgt Tim mit seinen markerschütternden Schreien.

Die beiden Rausschmeißer auf Limit stehen an. Comatose bleibt aufgrund des kurzen Sprechgesang-Parts im Kopf, kommt aber davon abgesehen nicht ganz an seine Mitstreiter heran. Eine ähnliche Aussage lässt sich zum abschließenden Blossom treffen. Die im Verlauf des Albums geschmackvoll eingestreuten elektronischen Spielereien klingen hier irgendwie „falsch“. Angesichts der überwiegend starken Leistung auf diesem Werk ist der leichte Druckabfall zum Ende jedoch zu verschmerzen.

Hier geht es für weitere Informationen zu Devil May Care – Limit in unserem Time For Metal Release-Kalender:

Devil May Care – Limit

 

Devil May Care – Limit 
Fazit
Devil May Care liefern mit Limit ihr bisher ambitioniertestes Werk ab. Metalcore meets Post-Hardcore der Würzburger Schule, könnte man sagen. Starke Lyrics treffen auf emotionale Schwere und brachiale Riffs. Die Gesangsleistung von Tim ist ebenfalls auf einem neuen hohen Niveau angesiedelt. Die Band hat ihren Sound endgültig gefunden und darf gerne auf diesem Level weitermachen. Live sind sie ohnehin eine Macht und mit den neuen Songs im Gepäck werden sie auf der kommenden Tour neue Fans hinzugewinnen.

Anspieltipps: Caving In, Limit und Let The River Run
Flo W.
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