Nygmalion – Deluminate

Aus Nigromantia wird Nygmalion – ein gelungener Neustart nach zehn Jahren

Artist: Nygmalion

Herkunft: Budapest, Ungarn

Album: Deluminate

Spiellänge: 52:11 Minuten

Genre: Melodic Death Metal, Progressive Metal

Release: 15.05.2020

Label: Independent

Link: https://www.facebook.com/Nygmalion/

Bandmitglieder:

Gesang, Bassgitarre – Krisztián Gaál
Gitarre – Péter Kiss
Gitarre – David Egri-Kiss
Schlagzeug – Gergő Gazdag

Tracklist:

  1. Exposed
  2. Follow Your Fears
  3. Nygmalion
  4. Cage Of The Paralyzed
  5. Worth
  6. Twist Of Fate
  7. Relapse X
  8. The Quantum Queen
  9. Human Eclipse
  10. Fracture
  11. Driven By Hunger
  12. Cloudwalker

2009 gründeten die vier ungarischen Musiker Krisztián Gaál, Gergő Gazdag, Péter Kiss und David Egri-Kiss die Band Nigromantia. Sie verbrachten die nächsten zehn Jahre damit, Death Metal zu performen. Zahlreiche Shows, Festivals und Tourneen liegen bereits hinter ihnen. 2012 veröffentlichten sie ihr Debütalbum Inherited Burden. Sieben Jahre später fiel dann die gemeinsame Entscheidung, künftig Melodic Death Metal in unverändertem Line-Up zu spielen. Groovige, melodische, progressive, akustische und Ambient-Elemente sollten ihren neuen Songs mehr Frische verleihen. Im Zuge dieser Rundumerneuerung haben sie auch ihren Bandnamen abgeändert – aus Nigromantia wurde Nygmalion. Die Veröffentlichung ihres Debütalbums folgte nur wenige Monate später. Am 15. Mai 2020 erschien Nygmalions erstes Langeisen Deluminate, welches in Eigenproduktion entstand. Bei den kommenden Auftritten wollen sie es ausgiebig vorstellen, sobald wieder Konzerte stattfinden können. Die Fans müssen sich damit wohl leider noch mindestens ein Jahr gedulden, bis es so weit ist.

Um erste Eindrücke von den vier Ungaren zu bekommen, zappe ich mich also erst mal durch die Songs von Inherited Burden (2012), ihrer ersten Death-Scheibe, die sie noch unter dem alten Bandnamen Nigromantia veröffentlicht haben. Die Band hat dafür bereits 2013 gute Kritiken bekommen. Auch wenn der Longplayer als reiner Death Metal deklariert war, konnte man schon melodische Ansätze erkennen, wie beispielsweise bei At The Edge Of Sanity. Das Drumming hatte allerdings noch kleinere Schwächen, klang zum Teil nach Konserve.

Bei Deluminate liegt der Schwerpunkt auf progressiven Gitarrenriffs, einprägsamen Soli und Basslinien. Der Gesang ist ein Mix aus Death- und Melodic Death-Elementen. Er erinnert mich zeitweise an den von Tuomo Marttinen von Suotana. Insgesamt ist der Sound von Nygmalion wuchtiger und druckvoller geworden. Das Drumming hat sich zudem deutlich verbessert. Ihr neuer musikalischer Stil ist eine eigenwillige Mischung, die es so kein zweites Mal gibt, was ihnen einen klaren Wiedererkennungswert verschafft. In 12 Songs verarbeiten sie Themen ihrer eigenen Vergangenheit, Gesundheit, Jugend und lähmendem Hass, aber auch ihre persönliche Weltanschauung.

Der Opener Exposed erzeugt eine gespenstische Atmosphäre. Das Instrumental Intro baut eine enorme Spannung auf, wie bei einem Soundtrack für einen Thriller. Follow Your Fears brettert danach sofort im Midtempo los. Der kurze Zweiminüter liefert ein knackiges Warm-up mit reichlich Blastbeats und Breakdowns. Nygmalion setzt in gleicher Manier unvermindert fort. Dieser Song legt in Sachen Härte plus Geschwindigkeit noch eine gute Schippe obendrauf. Die flirrenden sowie virtuosen Leads rasen zeitweise nur so davon. Am Ende wird man überrascht von einem furchteinflößenden Sprechpart mit Gänsehautfaktor. Nachfolger Cage Of The Paralyzed nimmt weiter an Aggressivität zu. Die Rhythmik und Melodie dieses Songs reißen einen einfach mit. Das Drumming dreht hier mächtig auf, die Doublebasses prasseln nur so aufs Hirn ein. Worth beginnt mit einem verträumten Akustikintro, schwenkt dann aber gleich in Starkstromsound um. Fließende Wechsel von Death-Gekeife zu tiefem Growling erzeugen eine düstere Stimmung. Zwischendrin schraubt sich eine schrille Leadpassage durch die Gehörgänge. Bei Twist Of Fate brettert einem ein bedrohlicher und aggressiver Sound durch den Schädel. Drumming sowie Riffing drehen erneut richtig auf. Danach wird es bei Relapse X schräg und zerstörend. Gezielt eingesetzte Dissonanzen wechseln sich mit wehmütigen Leads ab. Schiefe als auch spacige Klänge sowie schroffe Breakdowns setzen noch eins obendrauf. Es gleicht einem Wechselbad der Gefühle – diese Nummer hat es wirklich in sich. The Quantum Queen reißt einen danach durch reichlich Blastbeat-Power und Death-Gekeife wieder aus dem Taumel heraus. Die Hooks gehen mit ordentlich Druck nach vorne – es ist Moshtime! Human Eclipse bietet alles, was für eine perfekte Bühnenstimmung wie gemacht ist. Powerpassagen, aber auch ruhige und besinnliche Phasen sorgen für reichlich Abwechslung. Zeitweise preschen Starkstromgitarren und Doublebasses verdammt forsch hervor. Das Gekeife von Krisztián Gaál erinnert mich bei diesem Song besonders an den von Tuomo Marttinnen (Suotana). Es ist der facettenreichste Track der ganzen Scheibe, hier zeigt sich das gesamte Potenzial von Nygmalion. Die Melodie bekommt man nicht so schnell wieder aus dem Kopf. Mit gleicher Dynamik schließt sich Fracture an. Das flirrende Riffing erinnert mich stellenweise an die aktuellen Songs von Wolfheart, einer meiner absoluten Lieblingsbands. Driven By Hunger heizt danach noch einmal mächtig ein. Cloudwalker lässt es zum Schluss etwas ruhiger angehen, aber nicht weniger kraftvoll. Die hymnenartige Melodie erzeugt einen stimmungsvollen Ausklang.

Guter Melodic Death Metal muss nicht zwingend aus Finnland kommen. Nygmalion haben bewiesen, dass sie es ebenfalls draufhaben. Sie haben eine verdammt gute Scheibe abgeliefert!

Verfügbare Formate: MP3, FLAC

Plattformen: Spotify, iTunes, Apple Music, Bandcamp, Amazon, Google Play, Deezer etc.

Nygmalion – Deluminate
Fazit
Die komplette Runderneuerung, die Nygmalion (ehemals Nigromantia) durchlaufen haben, hat der Band hörbar gutgetan. Sie haben mit Deluminate ein Album von hoher Qualität in Eigenarbeit geschaffen. Das Ergebnis kann sich mehr als hören lassen. Diese ungarische Melodic Death Metal Formation hat definitiv mehr Potenzial, als nur im Underground zu versauern. Ihre abwechslungsreichen Kompositionen und das anspruchsvolle Songwriting sprechen für sich. Beim Hören dieses Longplayers kommt keine Langeweile auf. Er wird bei Hörern von Death Metal als auch Melodic Death Metal gleichermaßen gut ankommen. Auch für Atmospheric Fans dürfte die Scheibe interessant sein. Zurzeit sind noch keine physischen Tonträger erhältlich, daher lohnt sich der Weg zu den bekannten Streaming-Plattformen.

Anspieltipps: Nygmalion, Cage Of The Paralyzed, Twist Of Fate, Relapse X, The Quantum Queen und Cloudwalker
Sandra R.
9.3
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