Event: Aardvark – Out Of The Den European Tour 2025
Bands: Aardvark, Secret Salt Squad
Ort: Bambi Galore, Öjendorfer Weg 30a, 22119 Hamburg
Datum: 08.04.2025
Kosten: VVK 18 €, AK 20 €
Zuschauer: ca. 30
Genre: Heavy Metal, Hard Rock, NWoBHM, Progressive Rock, Progressive Metal
Link: https://kulturpalast.live/
Setlist Aardvark:
- AnkhFight Back
- Too Old To Cry
- The Dream Is Nearly Over
- Tough Love
- Destructor
- Don’t Call Me A Liar
- Break The Ice
- Witch
Ihr wollt Konzertangebote in den Ballungszentren und kulturelle Vielfalt? Wenn ja, dann sollten sich Menschen mit Interesse an einem derartigen Angebot überlegen, ob ein Abend in einem kleinen Club eventuell die bessere Wahl ist als Netflix im Sessel. Eine Band aus Australien, die primär wegen der Dying Victims Attack in Essen am kommenden Weekend durch Germany tourt, spielt vor circa 30 Leuten, wovon zehn Menschen noch der lokalen Supportband zuzurechnen sind. Eine derartige Veranstaltung kann sich nicht rechnen und alle Beteiligten legen drauf. Die Folge wird sein, dass derartige Angebote verschwinden und die Kleinkunstbühnen dicht machen. Dann spielt eine Band wie Aardvark vielleicht noch auf einem Festival. Wobei Flugkosten und Drumherum auch solche Gigs mehr als infrage stellen.
Verschiedene Klubs sind bereits in Vereinsstrukturen überführt und das metallische Angebot nimmt monatlich ab. Wenn es bezüglich des Desinteresses an kleinen Konzerten wie dem heutigen Gig von Aardvark weitergeht, werden selbst in den Ballungszentren viele Bühnen und Klubs in den kommenden Jahren verschwinden. Dazu zählt auch das Bambi Galore, in dem das Angebot in den Wintermonaten mehr als überschaubar war. Aber selbst Sonnenschein und Frühlingswetter scheint die Hamburger Metalheads nicht in Richtung der kleinen Bühne zu locken, während Saxon und Udo Dirkschneider ihre Gigs ausverkaufen. Zur Erinnerung: Die beiden Bands werden wahrscheinlich nicht noch 20 Jahre auf der Bühne stehen. Wenn der Nachwuchs keine Chance auf Live-Gigs hat, wer soll dann die sich abzeichnenden Lücken füllen?
Zu den erfreulichen Aspekten des heutigen Abends. Es gibt Livemusik. Der Auftakt nennt sich Secret Salt Squad und ist eine fünfköpfige Rock- und Metalband aus Lüneburg. Ghosts Of The Machine nennt sich das Debütalbum und tummelt sich irgendwo zwischen progressiven Elementen, Heavy Metal und Classic Rock. Acht Nummern spielen die Herren, davon sechs Tracks, die sich zu der Genrebeschreibung einordnen. Zum Ende des Sets soll es einfacher und gradliniger werden. Das World Wide Web und Don’t Look Back fallen gegenüber den vorherigen Songs ab und sind nicht mehr als einfache Rocker.
Die Instrumentalfraktion kommt insgesamt geschmeidig rüber. Das Problem ist der Gesang, der nicht in jeden Gehörgang passt und mit gewöhnungsbedürftig gut umschrieben ist. Trotzdem ist das Material der selbst im Großraum Hamburg nahezu unbekannten Band interessant. In Kombination mit einer progressiven Metalband könnten Secret Salt Squad ihr Potenzial noch besser ausschöpfen. Circa 45 Minuten spielen die Herren, dann wird die Bühne für die Australier Aardvark vorbereitet.
Dying Victims Productions genießt völlig zu Recht große Anerkennung bei vielen Underground-Fans. Auch Aardvark gehören zum Rooster der Perlensucher aus Essen. Erst 2021 gründete sich das Quartett aus Melbourne und legte mit Tough Love vergangenes Jahr sein Debüt auf den Tisch. Die Orientierung an der frühen NWoBHM ist unüberhörbar, aber auch obskurer 70er-Jahre-Rock hat die junge Truppe beeinflusst. Beim Namedropping fallen wenig überraschend Bands wie Heavy Load, Jaguar, Angel Witch oder Tank. Das Set setzt sich entsprechend des bisher veröffentlichten Materials zusammen. Neben den Tracks vom Debüt gibt es mit Break The Ice einen neuen Song, der sich wie das bisherige Material zwischen Hard Rock und Heavy Metal einsortiert. Der Schlusspunkt Witch klingt nach einer bekannten Band der NWoBHM und erinnert an die prägenden 80er-Jahre. Nach einer knappen Stunde ist das Quartett mit seinem Repertoire durch und kurz vor 22 Uhr endet der heute Konzertabend, sodass alle Menschen früh genug im Bett sind.
Klar lässt es sich darüber streiten, ob Aardvark als Headliner überambitioniert und deplatziert sind. Junge Bands benötigen Bühnen und ohne Spielpraxis gibt es keine Weiterentwicklung. Die Kritikpunkte vom Album sind live identisch. Der Backgroundgesang ist an der einen oder anderen Stelle Over The Top. Hier wäre eine feinere Dosierung sinnvoll, sodass die stark aufspielende Instrumentalfraktion besser zur Geltung kommt. Die Ballade The Dream Is Nearly Over ist Geschmackssache und insgesamt ein eher fades Stück Musik im Kontext des übrigen Materials. Die Truppe zeigt Potenzial und wird sich vom Songwriting wie von der Liveperformance steigern und darf gerne wiederkommen. Am Sound gibt es heute Abend wenig auszusetzen. Die beiden Bands haben definitiv eine größere Zuhörerschaft verdient. Für Aardvark wird sich das beim Festival am kommenden Wochenende ändern.