Arch Enemy – Deceivers

Vor den Betrügern auf der Hut

Artist: Arch Enemy

Herkunft: Halmstadt, Schweden

Album: Deceivers

Spiellänge: 45:11 Minuten

Genre: Melodic Death Metal

Release: 12.08.2022

Label: Century Media Records

Link: http://www.archenemy.net

Bandmitglieder:

Gesang – Alissa White-Gluz
Gitarre – Michael Amott
Gitarre – Jeff Loomis
Bassgitarre – Sharlee D‘Angelo
Schlagzeug – Daniel Erlandsson

Tracklist:

  1. Handshake With Hell
  2. Deceiver, Deceiver
  3. In The Eye Of The Storm
  4. The Watcher
  5. Poisened Arrow
  6. Sunset Over The Empire
  7. House Of Mirrors
  8. Spreading Black Wings
  9. Mourning Star
  10. One Last Time
  11. Exiled From Earth

Lange musste man warten, bis es endlich so weit war. Arch Enemy veröffentlichen ihr 11. Album namens Deceivers! Wie gewohnt wird die Band bei der Veröffentlichung wieder von Century Media Records unterstützt sowie von unzähligen Fans. Das sieht man sehr deutlich bei den Aufrufen auf YouTube, wo jedes neue Lied mindestens zwei Millionen Klicks aufweist. Die Reaktionen sind wie die Klicks überwältigend, nur Positives und Vorfreude, die neuen Tracks live auf der Bühne zu sehen, was mit der kommenden Tour, mit Behemoth, sehr wahrscheinlich ist.

Handshake With Hell ist der Start in die neue Ära Arch Enemy. Bei epischen Gitarrenmelodien und mythischen Drums gelingt der Einstieg perfekt. Wie man es von den Schweden erwartet, gibt es nur einhundert Prozent, obwohl ich gleich nach einer Minute etwas loswerden muss und das ist die Frage, ob Alissa WhiteGluz die Stimme nicht mehr halten kann? Unerwartet wird der enorme Scream aufgegeben und man hört einen klaren Gesang auf einer beachtlichen Höhe. Dies ist prinzipiell nichts Neues, das gab es auch schon bei The World Is Yours, aber ein leichtes, geheimnisvolles Flüstern ist dann doch etwas emotionsreicher, als ein klarer Gesang – täusche ich mich da? Das soll auch nicht angreifend klingen, aber mir kommt es so vor, als würde ein gewisses Niveau nicht mehr gehalten werden können und das bei dem ersten Song ist etwas erdrückend – gibt ja noch ein paar mehr, von denen wir mal zwei überspringen.

Deceiver, Deceiver sowie In The Eye Of The Storm sind keine nennenswerten Lieder, da man Deceiver schon gute zehn Monate vor Release hören konnte, so geht es jetzt weiter mit The Watcher. Arch Enemy haben sich bei diesem Sog, so kommt es mir vor, besonders viel Mühe gegeben. Es ist relativ egal, was man sich genau anschaut, es passt. Gerade das träge Intro gibt enorm viel her und in einem Crescendo bauen sich die Energie und der Track selbst auf. Die Riffs bleiben direkt im Ohr und ein klirrendes „Dä-Dä-Dä-Dä-Dä“ begleitet einen den ganzen restlichen Tag – vor so einem Ohrwurm Hut ab! Michael Amott und Jeff Loomis haben hier wunderbare Arbeit geleistet und nicht nur der Refrain, sondern auch die Strophen werden feinfühlig von rasiermesserscharfen Harmonien angeschnitten. Unterstützend legt Sharlee D’Angelo seinen tief brummenden Bass darunter und die Melodiewelt ist erst mal komplett ausgefüllt. Auch die Drums von Daniel Erlandsson können auf voller Länge überzeugen und die Power sowie aber auch die abwechslungsreichen Fills überraschten mich, ebenso bei Will To Power. Aber nicht nur alle Herren haben hier gezeigt, was sie auf dem Kasten haben, auch Alissa wächst über sich hinaus und mit einem eingesungenen, heißen Kehlkopf bringt sie so viel Volumen in ihre Stimme, das ich vorher vermisst habe. Viele heftige Growls machen den Song extrem mächtig und gigantisch, weshalb ich diesen Song vermutlich als einen der Besten kröne.

Aber um fair zu bleiben, ist das restliche Album von Arch Enemy auch nicht von schlechten Eltern, gerade Poisoned Arrow ist stilistisch ein Enemy-Klassiker – im selben Zuge aber schade, dass das alte Muster diese Präsenz hat. Man erfindet hier die Welt nicht neu, ich mag auch die alten Alben wirklich gerne, aber wenn ich mit einem neuen Album einen kleinen neuen Stil ins Land rufe und dann komplett in alte Muster verfalle, denke ich mir, da hätte mehr kommen können.

House Of Mirrors zieht das Tempo noch mal gewaltig an und hat richtiges Live-Potenzial! Das sage ich aus Erfahrung! Auf dem Summer Breeze wurden fünf Songs aus Deceivers gespielt und gerade die Bridge von House Of Mirrors heizte der Menge bei einem Regenschauer richtig ein. Frei nach dem Motto „Hau mal alles raus, was geht!“ wird bei dem Track alles an technischem und musikalischem Verstand aufs Band gelegt und geschaut, was dabei rauskommt. Die sehr aggressive Grundstimmung des Tracks macht diesen auch so interessant, da Arch Enemy nicht speziell für Aggression stehen – diese aber selbst auf der Scheibe zu spüren, empfinde ich als dicken Pluspunkt. Diese nun abgebaute Aggression sorgt auch dafür, dass die Band restlos erschöpft ist und so, (kannte ich bis zu diesem Zeitpunkt von den Schweden noch nicht) findet sich ein melodischer Instrumentaltrack namens Mourning Star mitten im Album.

Ich muss gestehen, dass ich den Song extrem gut platziert finde, aber wie ist es jetzt allgemein um das Album gestellt? Zusammenfassend muss man sagen, dass die Scheibe definitiv nicht schlecht ist oder Ähnliches. Arch Enemy Fans werden an kaum einem Song irgendwas aussetzen können. Deceivers hat alles ausgereizt, was möglich war und tatsächlich finde ich die Abwechslung zwischen einzelnen Stilen nicht unbedingt so überragend, aber auch nicht langweilig. Gibt es noch mehr zu sagen – denke nicht! Genießt das Album und bildet euch eure eigene Meinung!

Arch Enemy – Deceivers
Fazit
Arch Enemy bleiben für mich ein Geheimnis ihrer selbst. Will To Power war für mich das bessere Album, aber Deceivers hat es trotzdem drauf. Gerade die Melodie von The Watcher bleibt mir tagelang im Ohr und möchte nicht verschwinden. Was soll ein Song mehr als ein Ohrwurm werden? Ist das geschafft – ist das Album gut!

Anspieltipps: The Watcher, Deceiver, Deceiver und House Of Mirrors
Paul M.
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