Event: Baden In Blut Metal Open Air 2019
Bands: Wintersun, Sodom, Alcest, Decapitated, Audrey Horne, Burning Witches, Parasite Inc., The Spirit, Pertness, Aborted, Bölzer, Anomalie, Thron
Ort: Dreiländergarten, Basler Str.45, 79576 Weil am Rhein
Datum: 19. – 20.07.2019
Kosten: Warm-Up-Show Freitag 20,- €, Main Day Samstag 48,00 €, Kombi Ticket Freitag & Samstag 63,00 €
Besucher: ca. 2000 (Ausverkauft)
Genre: Death Metal, Grindcore, Hardcore, Black Metal, Atmospheric Black Metal, Blackened Death Metal, Epic Metal, Thrash Metal, Blackgaze, Post Rock, Technical Death Metal, Hard Rock, Melodic Death Metal, Heavy Metal, Power Metal, Melodic Black-Death Metal
Veranstalter: Metal Maniacs Markgräflerland e.V. https://www.metal-maniacs.eu/baden-in-blut/
Link: https://www.facebook.com/events/523638594745823/
Es ist Festivalzeit und das dritte Juliwochenende steht wieder ganz im Zeichen des Baden In Blut Metal Open Air im Dreiländereck Deutschland / Frankreich / Schweiz. Das Blutbad steigt im Dreiländergarten in Weil am Rhein und wird erstmals in diesem Jahr auf zwei Tage ausgeweitet. So steigt bereits am Freitagabend eine Warm-Up Show mit Aborted, Bölzer, Anomalie und Thron, welche allerdings auf 500 Besucher limitiert ist, bevor dann am Samstag das ehemalige Landesgartenschaugelände mit Wintersun, Sodom, Alcest, Decapitated, Audrey Horne, Burning Witches, Parasite Inc., The Spirit und Pertness in Schutt und Asche gelegt wird.
Für mich wird es in diesem Jahr ein relativ kurzes Baden In Blut Festival, da ich an der Warm-Up Show am Freitag nicht teilnehmen kann und auch am Samstag kann ich nur tagsüber und muss am späten Nachmittag leider wieder weg. Natürlich überlege ich zuvor, ob es dann überhaupt Sinn macht, aber natürlich, das Baden In Blut lohnt immer. Zum einen spielen ja schon am Samstagnachmittag ein paar coole Bands, das Wetter ist geil und zum anderen habe ich nur etwa 45 Minuten Anfahrt.
Bei bestem Sommerwetter mache ich mich am Samstagmorgen um 10:00 Uhr in Denzlingen bei Freiburg auf den Weg und eine gute Stunde später habe ich meinen Parkplatz direkt am Gelände gefunden und kann mich ins Getümmel stürzen. Bevor es jedoch laut und blutig wird, bleibt noch etwas Zeit für ein kühles Bier mit Kollegen und einen Gang über das Biergartengelände mit Händlermeile, welches für jedermann frei zugänglich ist. Obwohl das eigentliche Festivalgelände noch geschlossen ist, laufen schon eine ganze Menge Leute rum und es werden minütlich mehr. Auch Destruction Frontmann Schmier wird schon gesichtet, der Patenonkel der Burning Witches freut sich sicherlich schon auf den Auftritt seiner Mädels. Hier im Biergarten befinden sich die ganzen Essens- und Getränkestände und eine kleine Händlermeile, wo sich der geneigte Metalfan mit Merch, CDs, Vinyl und allerlei Zeug eindecken kann. Auch kann man hier gemütlich beieinandersitzen und den spielenden Bands lauschen, nur sehen kann man die Bühne von hier nicht, dafür ist das Festivalticket nötig. Sehen kann man die Bands aber dennoch, denn die Autogrammstunden mit allen Bands finden ebenfalls hier außerhalb im Baden Metal-Zelt statt.
Bereits um 11:45 Uhr wird es laut und die Leute strömen auf das Festivalgelände. Als erste Band des Tages treten Pertness aus dem Kandertal im Berner Oberland an. Die Band konnte sich vor einigen Monaten beim Blood Battle Band Contest im Alten Wasserwerk in Lörrach beweisen und konnte sich so den Slot als Opening Act für das Baden In Blut sichern. Dabei konnten sie sich gegen illustre Combos wie Dark Zodiac, Hellvetica, Spirit Of The Sun und Malevolentia durchsetzen. Die vier Jungs im Kilt bezeichnen ihren Stil selbst als Swiss Highland Metal, wobei das eigentlich nur auf die Herkunft verweist. Im Grunde handelt es sich um klassischen, melodischen Power Metal mit leichten Folk und Thrash Elementen. Die selbst ernannten Highlander treten sonst auch gerne mal mit Masken auf, doch aufgrund der Hitze verzichtet man heute offenbar darauf. Obwohl man schon seit über 25 Jahren aktiv ist und schon einige Hürden genommen hat, tritt man noch immer topmotiviert an und geht mit viel Spielfreunde zur Sache. Immer mehr Zuschauer finden den Weg vor die Bühne, was ganz klar für den Opener aus der Schweiz spricht, denn das habe ich hier auch schon ganz anders erlebt. Die Songs, mit denen ich leider nicht vertraut bin, sind relativ simpel gestrickt und gehen gut ins Ohr. Glücklicherweise verzichtet man auf unnötiges Blingbling, wie z.B. Keyboards, hier regieren einzig die Riffgewalt und die raue Stimme von Frontmann Tom Schluchter. Die Jungs machen richtig Spaß und hinterlassen eine ordentliche Visitenkarte, die den Maßstab für die nachfolgenden Bands recht hoch legt. Nach diesem Auftritt werden Pertness sicherlich einige neue Anhänger in ihren Reihen begrüßen dürfen. Ein Einstand nach Maß!
Setlist Pertness:
01. Frozen Time
02. Metamorphosis
03. Fortress
04. From The Begining To The End
05. My Prophecy
06. Cold Wind Of Death
Als nächste Band des Tages entern The Spirit aus dem Raum Saarbrücken die Bühne. Irgendwie sind die Jungs mit ihrem Mix aus Black und Death Metal im Timetable völlig falsch positioniert, denn es ist erst kurz nach 12:30 Uhr und der gelbe Planet brennt uns gnadenlos auf den Pelz. Trotzdem geben die Deutschen von Beginn an Vollgas und hauen ihre Melange aus der Härte des Melodic Death und der eisigen Attitüde des Black Metal unters Volk. Das Quartett geht mit viel Leidenschaft und Energie zur Sache. Soundtechnisch verbeugt man sich hier definitiv vor skandinavischen Vorbildern wie Dissection, Immortal, Dimmu Borgir, Edge Of Sanity und At The Gates, ohne dass man ihnen aber großes Riff-Recycling vorwerfen kann. Zweistimmige Gitarrenläufe treffen auf wuchtige Drums und kraftvollen, gutturalen Gesang von MT, wer immer das auch sein mag. Der Gesang hat durchaus ein gewisses Alleinstellungsmerkmal und gefällt mir gut. Die noch junge Band, die sich erst 2015 gegründet hat, hält sich mit Informationen ziemlich bedeckt, so nennt man sich einfach MT, AK, AT und MS. Trotzdem ist längst Labelriese Nuclear Blast auf die deutschen Düstermeister aufmerksam geworden. Auch hier können sie heute durchaus überzeugen, auch wenn das Publikum natürlich bei der Hitze noch nicht so richtig mitgehen will. Wer auf düsteren, harten Sound steht, kommt hier voll und ganz auf seine Kosten!
Setlist The Spirit:
01. Cosmic Fear
02. Fields Of The Unknown
03. Cross The Bridge To Eternity
04. Illuminate The Night Sky
05. The Clouds Of Damnation
Auch mit der nächsten Band gibt es noch einmal ordentlich auf die Glocke, denn die Aalener Parasite Inc. haben uns ihren modernen Melodic Death Metal mitgebracht. Die 2007 gegründete Band findet schnell den richtigen Draht zum Publikum und präsentiert moderne Death Metal Klänge mit groovigen Nackenbrecher Riffs und melodischen Gitarrensoli. Frontmann Kai Bigler ist erstaunlich gut zu verstehen und macht seine Sache ziemlich gut. Nein, hier brennt heute nichts an! Bassist Stefan Krämer ist nicht dabei und wird aktuell von Jan Jahnsohn ersetzt. Ansatzweise fühlt man sich an Genregrößen wie Arch Enemy, Dark Tranquillity oder Children Of Bodom erinnert, aber man kann den Aalenern auch eine gewisse Eigenständigkeit nicht absprechen. Nicht umsonst hat man bereits den Sprung auf die Summer Breeze Bühne geschafft, wo man seinerzeit neben Größen wie Equilibrium und Rage bestehen konnte. Die Spielfreude haben die Jungs ganz offenbar mit Löffeln gefressen und das überträgt sich auch prompt auf die Metalheads, denn schon früh bildet sich nun doch, trotz der Hitze, ein erster Circle Pit. Die Musiker sind sichtlich begeistert darüber, dass ihnen gelungen ist, was die Vorgänger nicht in Gang bringen konnten. Alles richtig gemacht! Direkt im Anschluss wird dann auch schon die Feuerwehr in Form der Security aktiv und rückt mit dem Wasserschlauch an, der volles Programm ins Publikum gehalten wird. Niemand beschwert sich, die Abkühlung war dringend nötig.
Setlist Parasite Inc.:
01. Once And For All
02. This World
03. Sunsät Överdrive
04. Flesh Decadence
05. Armageddon In 16 To 9
06. Pulse Of The Dead
07. Dead And Alive
08. End Of Illusions
Weiter geht es mit dem zur Zeit heißesten Metalexport der Schweiz, wobei die Brennenden Hexen nur noch bedingt als Schweizer bezeichnet werden können, denn erst zu Beginn des Sommers hat die Shadowrise Sängerin Laura Guldemond als zweite Holländerin in der Band die Ex-Fronthexe Seraina Telli abgelöst, die sich nun ihrem Projekt Dead Venus widmet. Für mich ist es heute die erste Show mit der Niederländerin an der Spitze der Burning Witches und ich bin dementsprechend gespannt. Ich habe Laura vor einer Weile mit ihrer anderen Band Shadowrise in einem kleinen Club im französischen Colmar gesehen und dort konnte sie mich durchaus überzeugen. Deshalb denke ich, dass sie auch bei den Burning Witches einen guten Job machen wird. Schon während der Umbaupause taucht dann auch Destruction Mastermind Schmier wieder auf und mischt sich unter das Publikum, um sich die Show seiner Mädels anzusehen. Der Einstieg gelingt dann auch mit dem üblichen Executed und das Publikum, das nun sehr zahlreich vor der Bühne angetreten ist, geht direkt steil. Die Mädels sind mächtig motiviert und wollen sich mit ihrer neuen Frontfrau von der besten Seite präsentieren, was rein von der Optik her auch gelingt. Spätestens mit dem nächsten Song Metal Demons geht so ziemlich alles schief, was nur schief gehen kann. Der Sound hört sich vorne im Fotograben plötzlich fürchterlich an, doch da das Publikum weiterhin richtig abgeht, gehe ich zunächst davon aus, dass der Klang hinten besser sein muss. Dem ist aber nicht so, denn zuerst bekommt Sonia Nusselder ernsthafte Probleme mit ihrer Gitarre und verschwindet mehrfach kurz von der Bühne. Patenonkel Schmier kriegt sichtlich `ne Krise und hat es plötzlich sehr eilig, hinter die Bühne zu kommen. Danach ist es ein auf und ab, mal bessert sich der Sound etwas, dann fallen kurzzeitig beide Gitarren aus, dann ist der Sound komplett basslastig. Die Hexen reagieren völlig professionell und spielen unbeeindruckt ihren Gig weiter, während andere Bands den Auftritt zumindest unterbrochen hätten. Auch die Fans lassen sich nicht beirren und feiern hier nicht etwa die Hexenverbrennung, sondern unterstützen ihre Hexen, so gut es geht. Zum Schluss hin gibt es noch den neuen Song Wings Of Steel auf die Ohren, bevor es mit Burning Witches ins Finale geht. Eine faire Beurteilung ist hier natürlich nur schwer möglich, aber der nächste Witches Gig kommt bestimmt.
Setlist Burning Witches:
01. Executed
02. Metal Demons
03. Bloody Rose
04. Hexenhammer
05. Black Widow
06. Open Your Mind
07. Wings Of Steel
08. Burning Witches
Audrey Horne, die Zweite! Ich habe die Norweger erst letztes Wochenende auf dem Bang Your Head Festival gesehen und sie haben meine Erwartungen bei Weitem übertroffen, deshalb bin ich nun gespannt, ob es hier einen ähnlich energetischen Auftritt zu sehen gibt. Nach dem Witches Gig ist es ein ganzes Stück leerer vor der Bühne geworden, doch das hält die Jungs um Frontmann Torkjell Rød nicht davon ab, gleich mit This Is War Vollgas zu geben. Ganz ähnlich wie schon beim BYH herrscht gleich ordentlich Bewegung auf der Bühne, nur dass die hier in Weil am Rhein sehr viel kleiner ist. Jedoch zeigt sich auch sehr gut, wie sehr die einzelnen Bewegungsabläufe während der laufenden Tour schon in Fleisch und Blut übergegangen sind. Mit Audrevolution folgt auch sofort das erste Highlight und nachdem es zu Beginn etwas ruhiger im Publikum zuging, geht es nun schon etwas wilder zu. Wie schon in Balingen ist dem agilen Frontmann die Bühne auch hier zu klein, oder besser, hier erst recht, denn er begibt sich immer wieder auf Abwege und post auf den Bassboxen mitten im Fotograben, oder an der Absperrung vor den Fans. Wäre er nicht eingeschränkt durch die Länge des Mikrokabels, so müsste man ihn wahrscheinlich ständig irgendwo zwischen dem Publikum suchen. Danach ist erst einmal der obligatorische Underberg fällig. Solch eine Energie und Spielfreude, wie die Jungs aus Bergen, legen wahrlich nicht allzu viele Bands an den Tag. Doch es kommt noch besser, denn zur Mitte des Sets hält es auch die Saitenfront im Form von Arve Isdal und Thomas Tofthagen nicht mehr auf der Bühne und teilweise ist zwischen Bühne und Absperrung mehr los, als auf der Bühne. Da auch wir Fotografen noch im Graben sind und auch noch die Feuerwehr mit dem Wasserschlauch hinzukommt, wird es mächtig eng und kuschlig. Das Highlight einer jeden Audrey Horne Show ist jedoch immer noch die Hymne Waiting For The Night, zu der die Leute aufgefordert werden, sich hinzusetzen. Der Song wird a capella angestimmt, und als die Band dann einsteigt, springen alle auf und der Song wird aus unendlichen Kehlen mitgegrölt. Auch Bassist Espen Lien begibt sich nun auf Abwege und Frontmann Rød macht einen Surfausflug über das Gelände, sodass Drummer Kjetil Greve der letzte auf der Bühne ist. Mit Redemption Blues geht die Show viel zu früh zu Ende. Ich hätte nicht gedacht, dass die Show von Balingen noch zu toppen ist, doch das gerade Erlebte toppt alles.
Setlist Audrey Horne:
01. This Is War
02. Audrevolution
03. Blackout
04. Pretty Little Sunshine
05. Out Of The City
06. Straight Into Your Grave
07. Blaze Of Ashes
08. Waiting For The Night
09. Redemption Blues
Damit geht mein Baden In Blut Ausflug für dieses Jahr auch leider schon wieder zu Ende. Es ärgert mich zwar total, dass ich nun Decapitated, Alcest, Sodom und Wintersun verpasse, aber was soll ich machen, ich kann den Termin leider nicht absagen. Kurz bevor ich gehe, kommen Sodom auf dem Gelände an und wie es sich für die Ruhrpott-Rüpel gehört, kommen sie mit einem lauten Knall, indem der Tourbus einen Stahlträger über der Straße mitnimmt, was für ordentlich Aufregung sorgt. Nach allem, was ich in den letzten Stunden mitgekommen habe, war das Baden In Blut wieder bestens organisiert, familienfreundich und fair, deshalb besten Dank an den Verein Metal Maniacs Markgräflerland e.V. und alle seine Helfer, ohne die das hier alles nicht möglich wäre.