Biff Byford – School Of Hard Knocks

Der NWOBHM-Opa im Solofieber

Artist: Biff Byford

Herkunft: Honley, West Yorkshire, UK

Album: School Of Hard Knocks

Spiellänge: 51:58 Minuten

Genre: NWOBHM, Heavy Metal, Hardrock

Release: 21.02.2020

Label: Silver Lining Music

Link: https://www.facebook.com/biffsaxon747/

Bandmitglieder:

Gesang – Biff Byford
Gitarre – Fredrik Åkesson
Bassgitarre – Gus Macricostas
Schlagzeug – Christian Lundquist

Tracklist:

  1. Welcome To The Show
  2. School Of Hard Knocks
  3. Inquisitor
  4. The Pit And The Pendulum
  5. Worlds Collide
  6. Scarborough Fair
  7. Pedal To The Metal
  8. Hearts Of Steel
  9. Throw Down The Sword
  10. Me And You
  11. Black And White

Saxon und Biff Byford, das gehört zusammen wie die Queen und das britische Königreich. Den Urvater des NWOBHM kann und möchte man gar nicht mehr wegdenken. Seit Jahrzehnten prägt er den Mix aus Heavy Metal und Hardrock mit der festen, englischen Wurzel. In seiner Karriere hat er viel erlebt, ganz klein mit Saxon angefangen und dann die großen Erfolge gefeiert. Neben Saxon wurde er auch in anderen Gruppen aktiv. Was jedoch in diesem Februar geschah, ist tatsächlich eine Premiere für den 69 Jahre alten Frontmann. Mit School Of Hard Knocks steht sein erstes Soloalbum für seine Anhänger griffbereit in den Musikregalen. Über Silver Lining Music hat er zusammen mit Opeth Gitarrist Fredrik Åkesson, Schlagzeuger Christian Lundquist und Bassist Gus Macricostas elf klassische Heavy Metal Nummern der Achtziger mit einer feinen, modernen Note eingespielt. Weitere Mitwirkende sind Phil Campbell, Alex Holzwart, Nick Barker, Dave Kemp und Nibbs Carter, was die eigentliche Klasse des Projekts schnell offenbart. Ob die über 50 Minuten von School Of Hard Knocks jedoch ein Manifest oder eher eine müde Nummer sind, werden wir jetzt mal durchleuchten.

Mit Welcome To The Show fällt der berühmte Vorhang und genauso fühlt es sich auch an. Biff Byford möchte gleich was Großes offenbaren und ist gewillt, dafür die Kunst gleich hochtrabend zu inszenieren. Was dann folgt, ist ein Ritt durch alte Hardrock und Heavy Metal Kunst, die wir seit Jahren von ihm kennen. Immer mit dabei: Das Saxon Feeling, welches er auf dem Soloalbum nie ganz ablegen kann oder möchte. Andere Musiker nutzen ein Soloprojekt, um aus zu engen Ketten der Hauptformation auszubrechen, aber bei Biff hat man eher das Gefühl, dass diese noch fester zugezogen werden. Modern gehalten, mit einer soliden Verankerung in den Achtzigern, sind Welcome To The Show und School Of Hard Knocks genau das, was man vom Sänger seit Jahren kennt. Der große Überraschungsmoment verpufft daher etwas früher als augenscheinlich gewollt. Andächtig, fast düster, leitet Inquisitor das über neun Minuten starke The Pit And The Pendulum ein. Ein dunkler Nebelteppich kriecht die Themse hinauf. „Too young to die“, bringt Biff heraus und löst damit die Handbremse für das Epos, das mir persönlich mit am besten gefällt. Die nostalgische Handschrift, gepaart mit der theatralischen Ader, lässt einem den kalten Schweiß über den Rücken laufen. Mit mehr Zugriff lassen es Gus Macricostas und Christian Lundquist krachen. Drückend, aber nicht bedrückend schütteln sie die ganz stickigen Gedanken ab und bleiben eine gute Handbreit von eigentlichen Doom-Facetten weg. Das Fahrwasser kann man als dunkel getrübt betiteln, die Wurzeln des NWOBHM tauchen trotzdem in jeder Komposition tief ins Wasser des seicht dahinfließenden Flusses ein. Was Spaß bei School Of Hard Knocks macht, ist die Tatsache, dass die Balladen wunderbar das Gesamtbild auflockern. Scarborough Fair erdet den Hörer auf einen Schlag. Wieder deutlich träger, bringt das Projekt die Emotionen gebündelt zum Ausdruck. Pedal To The Metal schüttelt den Tau flink ab, der Sprung in wieder typische Saxon Stiefel verwirrt. Alles anders als berechenbar, dieser Silberling. Als Solokünstler bringt der Brite seine Vorlieben glaubwürdig rüber. Es fehlt hier und da etwas Salz in der Suppe. Eine weitere Distanz zu anderen Schaffensarten wäre nett, aber im Grunde fängt er seine langjährigen Fans ohne Probleme mit dem Lasso ein. Me And You und Black And White beenden den Ausflug des Heavy Metal Senioren. Ob Biff in seinem Alter jetzt vielleicht doch noch Blut geleckt hat? Wir wollen mal abwarten, was die nächsten Monate bringen. Mich würde ein weiterer Output unter der Flagge Biff Byford jedoch nicht wundern!

Biff Byford freut sich zudem, die deutschen Tourdaten für seine Solotour anzukündigen:

02. Mai  Essen, Turock
05. Mai  Hamburg, Gruenspan
06. Mai  Osnabrück, Rosenhof
12. Mai  Berlin, Passionskirche
13. Mai  München, Technikum

Biff Byford – School Of Hard Knocks
Fazit
School Of Hard Knocks hat grundsätzlich viele tolle Ansätze, die in der abschließenden Bewertung überwiegen. Was zu meckern kann man immer finden, und ich merke selber, wie genau man bei Biff Byford tatsächlich hinsieht bzw. -hört. Geht man mit dem Altmeister zu hart ins Gericht? Ein Meilenstein wird School Of Hard Knocks eindeutig nicht. Ein "Griff ins Klo" wäre als Bewertung ebenfalls Frevel. Irgendwo in der Mitte dürfte es jedoch sein. Zwischen interessant und gut umgesetzt kann man School Of Hard Knocks anpreisen. Saxon Fans sollten und müssen reinhören. Enttäuscht dürfte dabei keiner werden!

Anspieltipps: The Pit And The Pendulum und Hearts Of Steel
Rene W.
7.8
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