Event: Brothers Of Metal – Fimbulwin Tour 2024
Bands: Brothers Of Metal, Grailknights
Ort: Markthalle Hamburg, Klosterwall 11, 20095 Hamburg
Datum: 11.11.2024
Kosten: VVK 38,90 €, sold out
Zuschauer: ca. 1000
Genre: Heavy Metal, Power Metal, Melodic Metal, Comedy
Links: https://markthalle-hamburg.de/
Setlisten:
1. Fimbulvinter
2. Prophecy Of Ragnarök
3. Njord
4. Ride Of The Valkyries
5. Fire Blood And Steel
6. Nanna’s Fate
7. Powersnake
8. Hel
9. Chain Breaker
10. To The Skies And Beyond
11. Sowilo
12. Ratatosk
13. Concerning Norns
14. Yggdrasil
15. Berserkir
16. Defenders Of Valhalla
17. One
1. Muscle Bound For Glory
2. Cthulhu
3. Turbo Boost
4. Laser Raptor 3D
5. Cybone One
6. Pinball Death Machine
7. Superhero Medley
8. Grailrobic
9. Grail Gym
10. Knightfall
11. We Are The Champions (Queen Cover)
12. Pumping Iron Power
Der 11. November 2024 bedeutet Karnevalsbeginn in den bekannten Hochburgen. Reiht sich Hamburg in das närrische Treiben ein? Auf den ersten Blick sieht es so aus. Kostümierte Menschen warten vor der Markthalle. Allerdings geht es bei den Kostümen um bestimmte Bands und nicht um den Karneval an sich.
Die Markthalle meldet heute ausverkauft. Das ist wenig überraschend. Brothers Of Metal sind melodisch, eingängig, unterhaltsam und liefern dazu noch eine Portion Selbstironie. Wikingerthemen sind im Heavy Metal des Öfteren zu finden. Wer aber selbst in einem durchgeknallten Wikingeroutfit auf der Bühne steht und dazu Heavy Metal Viking im ZZ Top Style präsentiert, der wird zukünftig noch ganze andere Locations füllen. Eine gewisse musikalische Ähnlichkeit zu Sabaton ist nicht von der Hand zu weisen. Anstatt Kriegsgeschrei liefern die Brüder plus Metal-Schwester Ylva mit mehr als einem Augenzwinkern Wikingerklischees. Überspitzt lässt sich subsumieren, dass Brothers Of Metal die schwedische Antwort auf Knasterbart sind.
Auch der Opener des Abends ist in Kostümen unterwegs. Die Superhelden von Grailknights eröffnen den Abend. Allerdings passt heute nicht die angegebene Zeit. Eigentlich sollte es erst um 20 Uhr losgehen, doch bereits circa eine halbe Stunde vorher stehen die Superhelden auf der Bühne. Zu diesem Zeitpunkt sind viele Fans noch vor der Markthalle im Schmuddelwetter und warten auf Einlass. Auf Social Media wurden die veränderten Zeiten veröffentlicht, auf der Seite der Markthalle jedoch nicht.
Was ist von einer Band zu erwarten, in der sich die Protagonisten in quietschbunte Supermannkostüme zwängen und sich Sir Optimus Prime, Count Cranium oder Lord Drumcules nennen. Die Truppe kämpft noch immer gegen Dr. Skull um den heiligen Gral und gewinnt diesen Kampf mit Grailrobic, Muscle Bound For Glory oder einem Superhero-Medley. Grailknights liefern eine Persiflage auf die bekannten Power-Metaller, die sich durch unzählige Fantasiegeschichten singen. Das Dargebotene würde sich auch als Power-Metal-Musical oder Theater beschreiben lassen. Das Publikum wird zu verschiedenen Spielchen eingeladen. Die Muskeln werden herausgeholt, auf die Knie gegangen und irgendwann der Pokal von Dr. Skull zurückgeholt. Der Unhold liegt geschlagen am Boden und die Band intoniert We Are The Champions. Selbst ein Snipset von Reign In Blood wird verwurstet. Grailknights spielen mit den Plattitüden der Metalszene und inszenieren daraus eine Comedyveranstaltung. Wer nicht über sich selbst lachen kann, der ist hier heute falsch. Genauso durchgeknallt wie die gesamte Show ist das Schlusswort: Pumping Iron Power, Amen.
An den schwedischen Brüdern des Metalls ist es nun, auf die circa 60-minütige Show von Grailknights einen draufzusetzen. Nach einer knappen halben Stunde Umbaupause wird es dunkel und gleich acht als Wikinger gekleidete Gestalten stürmen die Bühne. Das aktuelle Werk Fimbulvinter ist der Namensgeber der Tour, sodass der Titeltrack die Show eröffnet. Anschließend folgen die Klassiker Prophecy Of Ragnarök und der Mitsinghit Njord. Schlager-Metal? Klar, ist gar nicht so selten bei den melodischen Sachen. Aber dazu ein gehöriger Faktor Unterhaltung und Comedy.
Ein weiterer Faktor der metallischen Brüder sind die drei verschiedenen Vocals. Metal-Schwester Ylva Eriksson übernimmt mittlerweile den Hauptteil und ergänzt sich mit Joakim Lindbäck Eriksson. Oberwikinger Mats Nilsson übernimmt die Ansagen und animiert immer wieder das Publikum. Nervig ist das ständige Geschrei der Crowd nach noch einem Bier. Das unterbricht Nilsson irgendwann mit dem Hinweis, dass heute nicht Sabaton auf der Bühne stehen.
Von den neuen Sachen ragt Nanna’s Fate heraus. Ylva singt sitzend zu Beginn der Nummer und der Titel hat das Potenzial zum Ohrwurm. Chain Breaker oder To The Skies And Beyond animiert die Band mit Tanzeinlagen, einem geklauten Apfel oder in einer Aufreihung der Musiker zu einem gemeinsamen Flug hinter die Wolken. Der Schlusspunkt des Hauptsets ist Yggdrasil, einer der Ohrwürmer schlechthin.
Die Zugabe hat zwei weitere Must-Play-Stücke. Defenders Of Valhalla und One lassen Sabaton oder andere Genrebands vor Neid erblassen. Die Dinger passen auch auf einen 80. Geburtstag, ohne dass der Metalhead sofort vor die Tür gesetzt wird. Nach fast genau 90 Minuten verlassen die acht Wikinger die Bühne und die Menschen strömen melodiedurchflutet nach draußen.
Wer sich Brothers Of Metal und Grailknights gibt, sollte neben eine gehörigen Portion Selbstironie auch eine gewisse Widerstandsfähigkeit bezüglich zuckersüßer Melodien mitbringen. Die schwedischen Metalbrüder plus Metalschwester sind auf dem Sprung. Einen Club wie die Markthalle bekommt die Truppe selbst an einem Montagabend voll. Das Publikum ist bunt gemischt und vergleichbar mit Wacken und Rock Am Ring. Bezüglich der Merch-Preise sind Brothers Of Metal in der Champions League angekommen. 45 € für ein Tour-T-Shirt ist mehr als nur ein Ausrufezeichen. Wer die Truppe nochmals in einem Club sehen will, der wird auf der jetzigen Tour letztmalig die Möglichkeit dazu haben. Die Prognose, dass der Wikingerhaufen 2025 den nächsten Schritt hinlegen wird, liegt mehr als nur auf der Hand.
Zu kritisieren gibt es neben dem Pricing für Merch und der schlecht kommunizierten Anfangszeit, auch etwas am Sound. Die Markthalle ist bekannt für einen nahezu perfekten Klang. Den bekommen die Metalbrüder und ihre Crew nicht so aus den Boxen, wie es andere Bands bereits realisiert haben. Der Bass dröhnt überdeutlich und die Saiten kommen als ein Brei daher. Klar, drei Sänger:in und acht Musiker:in insgesamt sind eine Herausforderung. Aber selbst eine derartige Konstellation lief in der Markthalle des Öfteren ohne jede Problematik.