Event: Bucovina Hevi Blec Set Tour 2024
Bands: Bucovina, Finsterforst, Firtan, Countless Skies
Ort: Logo, Grindelallee 5, 20146 Hamburg
Datum: 25.09.2024
Kosten: VVK 24 €, AK 30 €
Zuschauer: ca. 120
Genres: Black Metal, Heavy Metal, Power Metal, Folk Metal, Pagan Metal, Viking Metal, Melodic Death Metal, Progressive Death Metal, Atmospheric Black Metal
Link: https://www.logohamburg.de
Auf einem Montagabend vier Bands im 50 Jahre alten Logo. Bereits um 18:30 Uhr öffnen sich die Türen. Um 19 Uhr soll die erste Band starten.
Die erste Band sind die Engländer Countless Skies. Die haben es anscheinend eilig oder wollen noch ein Stück mehr spielen. Einige Minuten vor 19 Uhr steht das Quartett auf der Bühne. Zu hören gibt es melodischen Death Metal, der einiges an schwarzen Elementen enthält und auch mal melancholisch doomig wird oder ins Progressive driftet. Das ist insgesamt wenig verwunderlich. Zwei der Protagonisten sind bei Denali, eine Death-Doom-Band, aktiv. Die acht Nummern der Herren können sich als Opener des Abends mehr als sehen und hören lassen und sind ein Tipp für Menschen mit einer Vorliebe für düsteren, aber melodischen Todesblei. Das Publikum ist am frühen Abend noch nicht vollzählig eingetrudelt. Erst im Laufe der Show füllt sich das Logo etwas mehr.
Dass Firtan in der heimischen Metalszene einen guten Ruf genießen, zeigt sich an dem mittlerweile brauchbar gefüllten Laden und der entsprechenden T-Shirt-Dichte. Vor allem die Schwarzmetaller sind wegen der Truppe aus dem deutsch-schweizer Grenzgebiet hier.
Firtan haben mit Niedergang, Okeanos, Marter und ganz aktuell Ethos bärenstarke Alben am Start. Die Markenzeichen: der keifende Gesang von Oliver König und die Geige von Klara Bachmair.
Die Bühne ist in düsteres Licht getaucht, die Gesichter geschwärzt und die Gitarren rasend gestimmt. Offiziell ist heute die Release Tour zu Ethos, sodass Hrenga, der erste Track der neuen Scheibe, als Opener erwartbar ist. Insgesamt vier der sieben Nummern (neben dem Opener noch Arkanum, Wermut Hoch Am Firmament, Wenn Sich Mir Einst Alle Ringe Schließen) stammen vom neuen Release. Der Liveeindruck: macht Bock. Allen voran das Outro bei Wenn Sich Mir Einst Alle Ringe Schließen, das Bachmair allein auf der Bühne stehend mit der Geige zelebriert, passt perfekt zum Abschluss des Konzerts. Insgesamt ein starkes Ausrufezeichen des Fünfers aus dem Südwesten der Republik. Wer auf Schwarzmetall steht, der mit einer speziellen Atmosphäre und einer Geige daherkommt, sollte seine Lauscher in das neue Werk von Firtan stecken.
Der gefühlte Headliner des Tages spielt als vorletzte Band. Ebenfalls aus dem Südwesten kommen Finsterforst und haben ihren Style selbst Black-Forrest-Metal getauft. Ein gewisser Folkanteil ist in der Musik zu finden, die sich ansonsten aber eher in Richtung Viking Metal mit dem gutturalen Gesang von Oliver Berlin bewegt. Mit Firtan gibt es die eine oder andere personelle Überschneidung. Bandmitglieder von Finsterforst unterstützten Firtan live, genauso wie Firtan-Sänger König bei Finsterforst ausgeholfen hat.
Seit 20 Jahren existieren die Schwarzwald-Metaller, die passend dazu im Holzfällerhemd auf der Bühne stehen. Wobei das nicht korrekt ist. Einer der fünf Protagonisten verzichtet auf das entsprechende Outfit. Wie Firtan haben auch Finsterforst eine knappe Stunde für ihr Set und ähnlich sind auch die Songstrukturen. Eine gewisse Überlänge ist normal und Tracks um die zehn Minuten der Standard. Folglich schaffen es nur fünf Nummern ins Set, darunter der Hit der Truppe Mach Dich Frei. Erstmals kommt massiver Wasserdampf zum Einsatz, der das Gegenlicht von der Wand ausbremst und Finsterforst in eine tief dunkelblaue Atmosphäre taucht. Allerdings übertreiben die Herren es ab und zu mit dem Nebel, allen voran gegen Ende des Sets. Als die Tür nach dem Konzert geöffnet wird, können Betreiber und Besucherschaft froh sein, dass niemand die Feuerwehr alarmiert wegen starker Rauchentwicklung. Stark war auch der Auftritt des Quintetts, das die gewohnte Qualität auch auf die Bühne des Hamburger Clubs bringt.
Den Schlusspunkt setzen Bucovina mit einem Hevi Blec Set. Die meisten Metalheads haben die Band aus Rumänien noch nie gesehen und sind auch nicht unbedingt wegen Bucovina hier. Die logische Konsequenz: Die Abwanderung vom Konzertabend beginnt vor dem eigentlichen Headliner. Circa 60 Menschen stehen vor der Bühne und erfreuen sich an den Klängen der vier Herren. Es wird deutlich fröhlicher und eingängiger als der bisherige Abend. Ein Mix aus Folk Metal, Black Metal, aber auch Power Metal und Heavy Metal, liefern Bucovina, die in ihrer Heimat Kultstatus genießen. Seit fast 25 Jahren existiert die Truppe und hat fünf Longplayer veröffentlicht. Das aktuelle Werk nennt sich Suntem Aici und ist aus dem Jahr 2022. Bereits der Plattentitel macht klar: Die Sprache klingt speziell. Die Herren singen in ihrer Heimatsprache und geben ihren Nummern einen besonderen sprachlichen Touch.
On top gibt es etwas auf Deutsch: Stahl Kennt Keinen Rost ist fachlich eine falsche Behauptung. Nachfragen bitte bei den bekannten Autobauern, die in den 80ern eine Rostlaube nach der anderen produzierten. Kleine Anmerkung am Rande: viele deutschsprachige Fans verstehen den deutschen Text der rumänischen Band nicht. Der Akzent sorgt dafür, dass die Lyrics nur zum Teil ankommen. Zum Schluss wird es akustisch und folkig, sodass die Bucovina-Fans zum Mestecanis das Tanzbein schwingen können. Fast exakt um 23 Uhr endet der Konzertabend im Hamburger Logo.
Die Tour von Bocuvina, Finsterforst und Firtan geht durch Europa, sodass der Fokus bezüglich der deutschen Bands in Holland, Frankreich oder England ein anderer sein wird. Dazu sind Finsterforst nur in England mit am Start und werden auf der zweiten Hälfte der Tour durch Sojourner ersetzt. Heute hatte der Headliner einen schweren Stand, sodass die heimlichen Headliner des Tages aus dem Südwesten der Republik kamen. Starke Bands gab es für den schmalen Taler, der aber trotzdem nicht dafür sorgt, dass der Undergroundclub halbwegs gefüllt ist. Wenn derartige Konzerte auch zukünftig stattfinden sollen, werden sich mehr Menschen in Richtung kleiner Bühne begeben müssen, als es zur Zeit der Fall ist. Im Vergleich: Powerwolf oder Arch Enemy melden schon Wochen vor dem Gig eine ausverkaufte Location. Wenn die Metalfans diese Richtung konsequent fortsetzen, wird es nur noch Festivals und große Acts geben. Die musikalische Vielfalt und die kleinen Bühnen gehen verloren.