Artist: Deep Purple
Herkunft: London, England
Album: Rapture Of The Deep, 20th Anniversary Remix
Spiellänge: 81:20 Minuten
Genre: Hard Rock
Release: 29.08.2025
Label: EarMusic
Format: CD, Vinyl, Digital
Link: Deep Purple
Bandmitglieder:
Gesang – Ian Gillan
Gitarre – Steve Morse
Schlagzeug – Ian Paice
Bass – Roger Glover
Keyboards — Don Airey
Tracklist CD und LP:
- Money Talks
- Things I Never Said
- Rapture Of The Deep
- Clearly Quite Absurd
- MTV
- Back To Back
- Wrong Man
- Girls Like That
- Kiss Tomorrow Goodbye
- Don’t Let Go
- Junkyard Blues
- Before Time Began
Tracklist Bonus CD und LP
- MTV
- Money Talks
- Back To Back
- Before Time Began
- Closing Note
Gerade 14 Tage ist es her, dass Made In Japan (hier nachzulesen) als Neuauflage in der Remix-Version von Steven Wilson auf den Markt kam, und jetzt kommt mit der Neuauflage des Deep-Purple-Albums Rapture Of The Deep eine weitere Wiederveröffentlichung. Man glaubt es kaum, auch das Original ist bereits 20 Jahre alt. Anlässlich des Jubiläums haben es sich Deep Purple und earMUSIC nicht nehmen lassen, die Platte erneut zu veröffentlichen. Es gibt zwei erschwingliche Vinylauflagen – eine in stylischem Blau und eine in klassischem Schwarz. Natürlich ist auch die digitale Version zu haben. Das Cover-Artwork wurde erneuert, und so darf diese Platte nun ein zweites Mal erkundet werden. 2005 erschien die erste Ausgabe noch bei Edel Records. Produziert wurde sie damals, wie die Bananas (2003), von Michael Bradford. Es gab eine CD-Ausgabe, die auch heute noch gut zu finden ist. Bei der Vinyl-Ausgabe sieht es schon anders aus. Das ist heute, neben der Bananas-Vinyl, eine selten gewordene Platte, und das merkt man deutlich am Preis. Unter 100 € geht da nichts. Anders die in den USA und Kanada erschienene Blue-Marbled-Ausgabe – die ist günstiger. Bei mir stehen die Originale Rapture Of The Deep und die Bananas-Vinyl-Ausgaben noch auf der Sammelliste. Die Platte erreichte in Deutschland einen beachtlichen 10. Platz und leitet jetzt folgende vier Nummer-1-Alben – Now What!?, Infinite, Whoosh! und =1 –, alle von Bob Ezrin produziert, ein. Ich erinnere mich auch an die damals stattgefundene Rapture Of The Deep Tour 2006. In Kiel, in der altehrwürdigen Ostseehalle, gab es Deep Purple mit Alice Cooper als Opener. Ich glaube, es war ein gutes Konzert, auch wenn von den Klassikern nur Hard Lovin‘ Man und Living Wreck gespielt wurden. Die Tour selbst war wohl eine der erfolgreichsten überhaupt – es gab insgesamt 485 Shows. Respekt.
Jetzt aber zu Rapture Of The Deep. Nachdem Bananas zwei Jahre zuvor schon für Aufsehen gesorgt hatte, ist auch die Rapture Of The Deep eine Platte mit klasse Hard-Rock-Songs. Nicht ganz unschuldig daran dürfte Don Airey sein, der seit 2002 die Position des Keyboarders bei Deep Purple innehat und nun noch deutlichere Akzente setzt. Mit Steve Morse bildet er die beiden „Kontrahenten“ im Duell auf der Bühne. Natürlich ist es so gewollt und gehört seit der Blackmore–Gillan-Ära einfach zu der Band. Aber auch auf Platte werden die Hammondtöne immer wichtiger. Airey bereichert mit seinem Spiel das Gesamtergebnis spürbar und findet immer mehr seinen Platz.
Mit Money Talks beginnt das gut sechzigminütige Werk. Durch den Remix gewinnt der Song an Dynamik. Und was noch überraschend ist: Er klingt nicht altmodisch. Ein gekonnter Rocker mit einem Ian Gillan, dessen Stimme einen unüberhörbaren Wiedererkennungswert hat. Heute, 2025, ist das auch noch so, aber schon vor 20 Jahren waren die ganz hohen Töne eine Herausforderung. Steve Morse liefert auf dem Punkt, wobei er eher der Solist als der Riffvirtuose ist. Selbstverständlich ist die Rhythmusachse Roger Glover/Ian Paice souverän dabei und sorgt für das, was man Wumms nennt. Der zweite Song wird noch etwas flotter. Things I Never Said, auf der Originalplatte nur auf der japanischen Ausgabe vertreten, hat genau das, was ein Deep-Purple-Song braucht: straight nach vorne, Hammond und Sechssaitige im Wechsel, dazu ein guter Rhythmus – und ab geht’s. Eigentlich braucht man dazu gar nicht so viel zu schreiben.
Der folgende Titeltrack wurde 2005 als Single veröffentlicht und ist auch heute ab und an noch auf einer Setlist zu finden. Zeitlos. Clearly Quite Absurd ist die erste Ballade auf der Platte. Auch das können sie und haben es früher bereits oft bewiesen. Mit MTV kommt der zweite Titel, der auf der Originalplatte nur bei der Doppel-Tour-CD-Edition zu finden war. Nicht ganz so zwingend – aber müssen das alle Songs sein? Gillan mehr im Sprechgesang-Stil. Eher durchschnittlich, aber es kann ja nicht alles jedem sofort gefallen. Auch hier wieder im Mittelteil das Airey/Morse-Battle, das sicherlich live gut rüberkommt. Back To Back liefert wieder guten Rock mit viel Don Airey. Auch Wrong Man erinnert an gute alte 70er-Jahre-Hard-Rock-Stücke. Ich verstehe nicht, wie man diesen Song nicht so gut finden kann. Der Mix in der 2025er-Version, übrigens in den Chameleon Studios in Hamburg überarbeitet, ist mega modern. Leider ist er ja seit der letzten Platte =1, also seit 2024, nicht mehr dabei, aber vor 20 Jahren hatte der es drauf. Es folgt Girls Like That. Deutlich, hält übrigens bis heute an, ist die Keyboard-Dominanz von Don Airey. Ansonsten ein eher mittelmäßiger Song. Es folgt das letzte Viertel. Kiss Tomorrow Goodbye ist ebenfalls ein würdiger Rocksong. Eigentlich kann da gar nichts schiefgehen. Wie immer die mehr als solide Leistung des Rhythmusgespanns, mit einem, wie immer überragenden Ian Paice. Machen wir nicht zu viel Drumherum. Don’t Let Go und der Junkyard Bues sind keine Lückenfüller. Sie zeigen einfach, was Deep Purple so machen können. Sie müssen keinen Mainstream mehr machen, und so können sie das machen, wozu sie Lust haben, und das kommt dann dabei heraus. Der letzte Song des regulären Albums ist dann ein proggiger, sechsminütiger, leicht psychedelischer Track. Gillan zeigt noch mal, wie hoch er doch noch singen kann, auch wenn es ihm mit der Zeit immer schwerer fallen soll. Damit endet die Platte.
Es gibt auf CD und auch auf der Vinyl-Ausgabe noch einige Bonustracks. Das sind Studio-Rehearsals, die einen Einblick in das frühe Stadium der Songs und der Arbeit im Studio geben sollen. Da das fertige Stück aber inhaltlich schon angesprochen wurde, lasse ich die willkommene Zugabe außen vor.