Hellfire Over Ilsenburg Part III am 15.03.2025 im Haus der Vereine in Ilsenburg

Vom Höllenfeuer bis zur Neonshow

Eventname: Hellfire Over Ilsenburg Part III

Headliner: Vorga

Vorbands: CockRock Sadistic Petus Pennytration, EinsAchtZich, Deliver The Galaxy

Ort: Haus der Vereine, Ilsenburg (Harz)

Datum: 15.03.2025

Kosten: 15 € VVK

Genres: Death Metal, Melodic Death Metal, Black Metal

Besucher: 150 (ausverkauft)

Veranstalter: Sven „Svenner“ Gödecke (Hellfire BBQ)

Link: Facebook

„Make it or break it“ hieß es in früheren Zeiten, wenn eine Band vor dem Release ihres dritten, richtungsweisenden Albums stand. Da das Hellfire Over Ilsenburg in seiner dritten Auflage bereits Ende Januar „ausverkauft“ vermelden konnte, darf getrost von einem Erfolg und der Etablierung der Veranstaltung am Rande des malerischen Ilsetals im Harz gesprochen werden. So dürfen Gastgeber Svenner, TFM-Kollege Siggi und ihr Team am heutigen Sonnabend ca. 150 Metallerinnen und Metaller im Haus Der Vereine begrüßen.

Svenner, Hellfire Over Ilsenburg Part III 2025, Pic by Flo W.

Mein Arbeitstag beginnt bereits am frühen Nachmittag, ein Podcast-Interview mit Sean aka Atlas, dem Gitarristen und Bandgründer des heutigen Headliners Vorga, steht auf dem Programm. Das kurzweilige Gespräch mit dem sympathischen Briten versüßt mir die Wartezeit bis zum Abend. Die Folge könnt ihr demnächst HIER oder auf der Podcast-Plattform eures Vertrauens nachhören.

Durch das frühere Erscheinen kann ich noch einige Soundchecks mitnehmen, die verheißen, dass Tontechniker Ralf einen hervorragenden Job macht. Vorga und Deliver The Galaxy haben ordentlich Merch aufgefahren. Aber auch das Hellfire selbst oder EinsAchtZich, um Veranstalter und Drummer Svenner, geizen nicht mit ihren Logos auf Shirts, Heckscheibenaufklebern oder Untersetzern. Auch die CD-Sammlung kann am Stand gegenüber aufgestockt werden. Die Getränkepreise sind mit Zweifuffzich für eine Hopfenkaltschale und zwei Talern für Wasser und Softgetränke mehr als akzeptabel. Zu Beginn ruft Svenner auch direkt zu Spenden bei den Mädels an der Bar auf. Diese sollen Kitas in der Region zugutekommen. Feine Sache.

CockRock Sadistic Petus Pennytration
CSPP, Hellfire Over Ilsenburg Part III 2025, Pic by Flo W.

Der Name CockRock Sadistic Petus Pennytration und das dazugehörige „Asthaufen-Logo“ lassen vermuten, dass das Wolfsburger Trio nicht gerade zum Tänzchentee einlädt. Bereits beim Soundcheck kann ich mich davon überzeugen, dass die Axt von Sadistic Petus einfach nur Nerven durchtrennend klingt. Frontmann Pennytration kommt mit seiner hünenhaften Statur und seiner Maske wie ein Wrestler rüber. Songs wie Death Metal (der Name ist Programm), First Sign Of Cannibalism oder das geniale Fleshcult Apocalypse, vom Album Tales Of The Undead machen ein paar Dudes in den ersten Reihen sowie mir und meinem Kumpel echt Spaß. Der Rest der Anwesenden ist leider sehr verhalten. Eine Tatsache, die sich den gesamten Abend über nicht spürbar verbessert. Auch wenn „Karate Kids“ laut Schild am Einlass eindeutig nicht erwünscht sind, wäre ein bisschen Bewegung echt nicht verkehrt. So rutscht dem Frontmann der Wolfsburger die berechtigte Frage raus, „ob denn Metaller anwesend sind?“ „Wir haben Merch, das könnt ihr da vorne kaufen, das ist Pflicht“, schickt er nachdrücklich hinterher. Technische Probleme an den Drums? Kein Problem – Siggi macht heile! Durch Cannibal Corpse-Frontnacken George „Corpsegrinder“ Fisher habe ich gegrowlte Ansagen kennen und lieben gelernt. So zaubert mir „next song, motherfuckers – Bloodpaaaaath“ ein Lächeln auf die Lippen. Trotz der verhaltenen Publikumsreaktionen gibt es Zugaberufe für die Cockrocker. Die Damned Souls steigen aus dem Grab empor und strapazieren meine Nackenmuskulatur. Old School Death Metal ist live einfach geil. Punkt.

EinsAchtZich
EinsAchtZich, Hellfire Over Ilsenburg Part III 2025, Pic by Flo W.

Voller Vorfreude und stolz erzählte mir Svenner im vergangenen Sommer auf der Heimburger Metalnacht, dass sein Projekt, eine Hommage an die Florida-Todesblei-Legenden Six Feet Under, in den Startlöchern steht und auf dem HOI Live-Premiere feiert. Zur Verstärkung hat er Todd am Gegurgel und Bass sowie Robert an der Gitarre dabei. Die beiden waren jahrelang bei Bloodshed aktiv. Diese Band hatte mich zwar beim ersten Hellfire-Event überzeugt, wurde aber inzwischen leider aufgelöst. Umso erfreulicher, dass man das eingespielte Team weiterhin live bestaunen kann. Wer sich über die Wahl des Bandnamens wundern sollte: Six feet = 1,80. Zugegeben, ich war nie ein großer Freund der Kultband. Das liegt aber hauptsächlich an Frontgurgler Chris Barnes. Ihn mochte ich weder bei Cannibal Corpse noch bei SFU. Wer ihm immer noch huldigt, sollte mal eines der letzten Alben der Band hören. Hört sich an wie ein Wellensittich mit Bronchitis. Live kann der Death Metal der alten Schule aber schnell überzeugen. Allen voran, weil das Trio von EinsAchtZich mit Herzblut und Können bei der Sache ist. Frontmann Todd ist einfach ein Growlbiest und heizt dem Publikum mit einem inbrünstigen „habt ihr Bock auf oldschool Florida Death Metal?“ ordentlich ein. First things first: Es wird mit dem ersten Song The Enemy Inside vom 95er-Debüt Haunted gestartet. EinsAchtZich konzentrieren sich neben dem Startpunkt auch auf die nachfolgenden LPs Warpath und Maximum Violence. Die Hüften der Herrschaften in Kutte und Patronengurt vor der Bühne werden zu Gassenhauern wie Victim Of The Paranoid oder War Is Coming geschwungen. Doch das reicht Todd nicht: „Beim nächsten Lied will ich euch alle tanzen sehen!“ Da ist sie wieder, die gegrowlte Ansage „Reveeeeenge Of The Zoooombiiiieees“ – herrlich. Die sägenden Death ’n’ Roll-Riffs gehen durch Mark und Bein. Kurze Verschnaufpause für ein „Prost“ in die Runde und ein erneuter Hinweis auf die Spendenaktion. Klassiker-Alarm: Human Target steht in den Startlöchern. Die alten Dinger kann man mit einem guten Sänger sogar genießen. Danke für die höllische Nostalgie, Jungs.

Deliver The Galaxy
Deliver The Galaxy, Hellfire Over Ilsenburg Part III 2025, Pic by Flo W.

Vorfreude Part I: Die Harzer Jungs von Deliver The Galaxy haben im letzten Jahr mit Bury Your Gods ein bockstarkes Album in die Umlaufbahn geschossen. Ein Blick auf die Setlist lässt mich bereits zufrieden nicken. Alle meine Lieblingssongs stehen drauf. Die Bühnendeko wird deutlich umfangreicher. Das Konzept steht. Frontmann Matze versucht alles, um das Publikum aus der Reserve zu locken, doch es kommt nur wenig Feedback. Ich und ein paar nicht in den vorhandenen Altersdurchschnitt passende „Fangirls“ haben trotzdem unseren Spaß. „Bringt den Metal zurück in den Harz, sonst gibt’s hier bald nur noch Pullman City, haut der Sänger mit einem Dank an die Veranstalter des Hellfire und auch der Heimburger Metalnacht, die ebenfalls vor Ort sind, raus. Bury Your Gods und Insetopia bringen die Melodien. „Habt ihr Bock auf brutaleren Scheeeeiß?“ Klar doch. Serpent’s Lament beschert mir eine dicke Gänsehaut. Ich hätte schon Bock auf einen Circle Pit, aber egal, was Matze auch versucht, das Publikum reagiert nur sparsam. Immerhin gibt es Feuerzeuge/Handylichter zur auf Deutsch gesungenen Hymne Unsterblich und einige Shouts zum abschließenden Brecher Live.Die.Repeat.

Vorga
Vorga, Hellfire Over Ilsenburg Part III 2025, Pic by Flo W.

Vorfreude Part II: Bereits seit dem Tag der Ankündigung von Vorga, bin ich gespannt auf diesen Auftritt. Das großartige 2022er-Werk Striving Toward Oblivion wurde von der Band mit dem Hang zum Übernatürlichen zwei Jahre später auf Beyond The Palest Star sogar noch übertroffen. Zunächst mal werden hier unzählige Nebelmaschinen, LED-Wände und Steckdosenleisten auf die Bühne gebracht. Ich erwarte eine spektakuläre Show. Vorga sind einfach nicht diese random Black-Metal-Band mit Standard-Corpsepaint und Kunstblut, so viel ist klar. Kombiniert man Musik und Lichtshow, könnte man sogar von Black Metal meets Pink Floyd sprechen. Der aus Bulgarien stammende Frontmann, der in Karlsruhe ansässigen Band, hat wirklich markerschütternde Schreie im Repertoire und ergänzt sich hervorragend mit „Bass-Predator“ Zora. Nach wenigen Sekunden bin ich in Trance. Die unerbittlichen Riffs, die großartige Neon-Lichtshow und die anspruchsvollen Songs aus der Feder von Atlas haben etwas Spirituelles an sich. Drummer Hymir ist hinter all dem Neon gar nicht zu sehen und liefert dennoch Next-Level-Shit ab. Sowohl visuell als auch soundtechnisch das Beeindruckendste, was ich seit Langem gesehen habe. Meine Gänsehaut geht bei Songs wie Starless Sky oder Voideath runter bis zum Schienbein. Danke Vorga, dass ihr mich auf euren Planeten geholt habt. Ein kleiner Plausch nach dem Konzert eröffnet mir nicht nur die Tatsache, dass es sich bei Vorga (das geht in der Szene auch deutlich schlimmer) um sympathische Dudes handelt, nein, ich bekomme von Drummer Hymir auch noch einen signierten Drumstick geschenkt. Überwältigender Abschluss eines gelungenen Konzertabends.

Wieder einmal ein fettes Dankeschön an Svenner und das gesamte Team für das geile Event. Bussis auch an Lina (lasst ein Like auf ihrem Instagram-Account da), die mir ergänzend ihre fantastischen Pics zur Verfügung gestellt hat. Einen Seitenhieb an das Publikum kann ich mir nicht verkneifen: Das Event heißt Hellfire und nicht Teelicht Over Ilsenburg! Bewegung hat noch keinem geschadet. Sei’s drum, ich bin im nächsten Jahr wieder am Start. Am 21. März 2026 ist es wieder so weit. Die Deather von Soul Grinder sind ebenso bestätigt wie die „Eierlikör-Vernichter“ und Lemmy-Huldiger von The Bøneshakers. Mehr Bands werden folgen. See you again next year!