Event: Rising From The North
Headliner: In Flames & Arch Enemy
Vorband: Soilwork
Ort: Sporthalle Hamburg
Datum: 11.10.2024
Kosten: ca. 60 Euro
Genre: Melodic Death Metal
Besucher: Schätzungsweise 5.000 bis 7.000
Veranstalter: Hamburg Konzerte
Setlisten: In Flames | Arch Enemy | Soilwork
Bei In Flames, Arch Enemy und Soilwork kann man sich auf jede Menge Spaß freuen. Wer sich bei drei so namhaften schwedischen Metalbands in die Crowd oder den Pit stürzt, wird glücklich. Dennoch hat der Hamburger Stopp der Rising From The North Tour bei mir keine umfassende Begeisterung ausgelöst: Vor allem bei Arch Enemy fehlte mir der entscheidende, übergreifende Funken.
Zurück zum Anfang: Soilwork eröffnen den Abend um 19:00 Uhr und schaffen es, in 45 Minuten eine ordentliche Party zu starten. Der Klang und die Stimmung sind gut; die Sporthalle ist bereits voll und ausverkauft. Wer zu den Pizzaständen oder Toiletten will, sollte besser die Treppen zwischen den Rängen nutzen und erst gar nicht versuchen, sich nach hinten durchzuschieben (I tried …). Mag man die Musik der Schweden, wird man hier bestimmt glücklich. Musikalisch ein passender Opener für das, was noch kommt.
Um 20:10 Uhr läuft dann Ace Of Spades vom Band ein, ehe der riesige Bühnenvorhang zu einem krachenden Deceiver, Deceiver fällt und Arch Enemy ihre Show beginnen. Ab jetzt gibt es harte Riffs, Moshpits und auch einen neuen, bis dahin unveröffentlichten Song: Liars & Thieves. Definitiv der „pure fucking metal“, der auf dem Vorhang angekündigt wurde. Wer sich hier in die Party stürzt, wird glücklich – zumindest haben all die Crowdsurfer ein seliges Lächeln auf dem Gesicht, wenn sie aus dem Graben zurückkehren.
Auf dem Infield ist die Stimmung super, der Großteil feiert den Auftritt. Doch auf den Rängen sind viele eher im Zustand des Mitnickens, denn des Ausrastens. Und für meinen Geschmack halten viel zu viele Leute lieber ihr Handy in die Luft, anstatt zu tanzen. Vielleicht hilft es auch nicht, dass sich Sängerin Alissa-White Gluz zu Beginn des Konzerts vor uns Fotograf:innen am hinteren Bühnenrand versteckt, statt vorne Stimmung zu verbreiten. Zumindest demonstriert sie danach, dass sie das eigentlich sehr gut kann: Ständig fliegen ihre Haare, ihr Mikrofon oder der Mikrofonständer durch die Luft. Allerdings finde ich ihre Stimme im sonst sehr guten Sound etwas zu zurückhaltend.
Somit bleibt am Ende der Stunde und 15 Minuten – übrigens die gleiche Setlänge wie bei In Flames und ohne Zugabe – ein gemischtes Gefühl: Wer sein Glück am Schopf ergriffen und sich in die Masse oder auf das Meer aus Händen gestürzt hat, dürfte sehr glücklich sein. Doch auf den Rängen scheint die Stimmung nicht alle erreicht zu haben.
Als dann nach 25 Minuten Umbaupause In Flames die Bühne übernehmen, ist es direkt ein sehr anderes Konzert: Der Hass in der Stimme von Anders Fridén ist direkt viel glaubhafter, ehrlicher. Nicht einfach nur aggressiv, sondern authentisch. Und ab jetzt fetzt nicht nur der Bass noch stärker, sondern auch die Party. Bei Trigger werden die Crowdsurfer wie am Fließband geliefert, ein Ende ist nicht abzusehen. Und ihre Gesichter bestätigen Anders Fridéns Aufforderung: “Throw your friends in the air, they will love you!” Dass die Security very cuddly ist – wenn man dem Sänger glauben darf – dürfte helfen.
Die Ränge sind zwar immer noch eher verhalten, doch dafür springt der Pit für sie mit. Und die Smartphones bleiben jetzt unten – vielleicht sind sie einfach von der Beleuchtung überfordert, vielleicht hat sie die Stimmung endlich angesteckt.
Alles in allem bieten In Flames einfach viel mehr Momente, die ein Konzert für mich zu einem Erfolg machen: Ältere Menschen, die am Rand ausgelassen tanzen; ein Krümelmonster-Kuscheltier, das aus der Masse hervorsticht. Oder der Mensch, der die Aufforderung “sing, dance, throw your shoes in the air, whatever!” sehr wörtlich nimmt und mit seinem Schuh fast die Decke trifft. All das sind für mich Zeichen, dass ein Publikum wirklich begeistert ist.