Keimels Metalldetektor Ausgabe November 2017

Seit einer gefühlten Ewigkeit habe ich dieses Monat mal wieder eine Ausgabe des Rock Hard-Magazins durchgeblättert, zierte doch niemand Geringeres als Peter Steele das Cover. Inklusive einer 11-seitigen Type O Negative-Story, die ich mir natürlich nicht entgehen lassen konnte. Etwas erschrocken war ich schon, ob der Tatsache, dass Steeles Tod nun schon sieben Jahre in der Vergangenheit liegt. Ich kann mich nämlich noch erinnern als wäre es gestern gewesen.

Ich war mit meiner Band Lydia’s Gemstone gerade in Hannover, um unser zweites Album The New Melancholy aufzunehmen. Tolles Studio, unvergessliche Atmosphäre. So stand ich also im Aufnahmeraum um meine Gesangsspuren einzuträllern, als ich durch die Glasscheibe in den Regie-Raum blickte – direkt in die Augen meines Bruders Christian – der Drummer der Band, für alle die das nicht wissen – der sah auf sein Handy und mir nochmals in die Augen. In einer Art und Weise die mir unmissverständlich mitteilte, dass etwas nicht in Ordnung sei. Ich legte meine Kopfhörer ab und latschte in den Regie-Raum, wo Christian mir sagte, dass Peter Steele von dieser Welt gegangen war. Nur kurz zur Information. Noch nie in meinem Leben war ich ein Fanboy. Es wurde mir nach Interviews oftmals Arroganz unterstellt, wenn ich sagte, ich könne keine Bands nennen die mich inspirieren, da es kaum welche gibt, die das Zeug dazu hätten. Und jene die ich mag, klingen vollkommen anders als das Zeug, dass ich selbst schreibe. Bei einer einzigen Ausnahme traf das nicht zu. Peter Steele und Type O Negative. Ja, ich bin und war ein bekennender Fan von Steele, er hat mich in musikalischer und lyrischer Hinsicht stark beeinflusst und sein Ableben traf mich, obwohl wir uns persönlich nicht kannten. Ein besonderer Zufall, war es der Song The Lunar Threnody, den ich unmittelbar danach aufgenommen hatte – eine Ähnlichkeit zu Type O Negative dürfte gegeben sein. 2010 war ein definitiv prägendes Jahr in meinem Leben. Und damit stehe ich selbstverständlich nicht alleine da. Für zwei junge Wiener sollte im selben Jahr ein prägendes und wegweisendes Ereignis stattfinden. Nämlich die Gründung der Band Kaiser Franz Josef. Mein Gespräch mit Mastermind und Frontmann Sham gibt es HIER! zu lesen.

Kaiser Franz Joseph weckt doch selbsterklärend in erster Linie die Assoziation mit Monarchie und längst vergangener Tage. Dabei haben zwei junge Wiener Musiker vor sieben Jahren beschlossen, unter diesem Namen Musik machen zu wollen. Die unterschiedliche Schreibweise mit einem f anstatt ph dürfte nicht allen sofort ins Auge springen. Auf jeden Fall macht die als Trio fungierende Band Kaiser Franz Josef keineswegs Musik längst vergangener Tage, sondern in Summe ziemlich zeitgemäßigen Rock, spielt man allerdings dennoch bewusst mit Einflüssen aus den Siebzigern. Was die Band um Sänger und Frontmann Sham von so vielen anderen Bands, vor allem anderen österreichischen Bands unterscheidet – und das ist keinesfalls despektierlich gemeint – ist schlichtweg eine herausragende und nicht alltägliche Art von Qualität, besonders wenn es um die tragende Komponente einer Band geht – nämlich die Stimme. Sham hat eine von internationalem Format. Großformat. Man hört nicht sehr oft Typen singen, bei denen diese drei magischen Dinge ineinander greifen. Stimmliche Präzision, geniale Stimmfarbe und emotionale Intensität. Auf alle Fälle dürfte der Gesang ein wesentlicher Bestandteil des überaus verdient rasanten Aufstiegs von KFJ sein. Bereits im Gründungsjahr spielten die Wiener als Vorgruppe für AC/DC, waren drei Jahre später in den österreichischen iTunes-Charts auf Platz 1 zu finden und staubten einen Vertrag bei Columbia ab.

2014 wurden sie mit einem Amadeus Award in der Kategorie Hard & Heavy ausgezeichnet.

In nur sieben Jahren blicken die Josefs auf drei Albumveröffentlichungen zurück, wobei das neueste der drei erst 2017 erschienen ist. Noch sehr frisch sozusagen. Make Rock Great Again lautet der Name dieses großartigen Albums. Ein beherzter Apell an die Menschen da draußen, ehrliche Rockmusik hochleben zu lassen. Wieder hochleben zu lassen. Und niemand geht mit größerer Vorbildwirkung voran als diese Band. Kaufempfehlung – ja, Konzertempfehlung – ja! Kaiser Franz Josef – verdammt nochmal, ja ja und nochmals ja!

Eine weitere Band, die ich euch ans Herz legen möchte, eine die die österreichische Metal-Szene aktuell ganz schön aufwühlt, nennt sich Pain Is. Ein Kärntner Viergespann, welches sich auf modernen Metal-Sound eingeschossen hat. Liebhaber von Bands wie Stone Sour oder Disturbed sollten sich mal schnell auf die Homepage von Jerome Jaw und seine Mannschaft klicken, die werden nämlich voll und ganz auf ihre Rechnung kommen. Erst 2017 spielten Pain Is mit Blind Guardian und Co am Metal On The Hill Festival, ein Jahr davor waren sie am Wacken Festival im Einsatz und veröffentlichten die aktuelle Single Don’t let us down. Check out!

Tja, Leute, da ich in den kommenden Monaten über einen sehr dicht gedrängten Terminkalender verfüge und sehr arbeitsintensive Literatur- und Musikprojekte finalisiere, war dies die vorerst – und die Betonung liegt auf vorerst – letzte Ausgabe von Keimels Metalldetektor.

Ich möchte mich für das bisherige Feedback bedanken, aber vor allem möchte ich einen Apell an die Musikergemeinde richten. Arbeitet weiterhin miteinander und füreinander – nicht gegeneinander – denn ihr seid Kollegen, keine Konkurrenten! Dieses Gedankengut lässt sich nebenbei bemerkt auch frei ins tägliche Leben interpretieren – und ich hoffe das dies im Sinne von uns allen auch weiterhin und verstärkt praktiziert wird.

„Zwider-schaun!“, meine lieben Buben und Mädels, habt eine gute Zeit! Wir lesen uns im nächsten Jahr wieder!

Euer Markus Keimel

Keimels Metalldetektor geht mit der November-Ausgabe in die Winterpause!

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KAISER FRANZ JOSEF: www.kfj-music.at

 

Pain Is: https://www.pain-is.net/