Mahlstrom Open Air vom 14.07. bis 16.07.2022 am Herthasee

Kultiges Festival mit Black Metal / Pagan Metal / Viking Metal Ausrichtung im genialen Ambiente

Bands: Black Messiah, Vanaheim, Vorga, Blodtake, Austenit, Agathodaimon, HovesMeute, Finsterforst, Incordia, Act Of Creation, Mighty Dragonlords Of The Promised Land, Dornenreich, Crescent, Bloody Tyrant 暴君 , Grima, Ultar, Guerilla Fist, All Will Know

Ort: Am Herthasee, 56379 Holzappel

Datum: 14.07. – 16.07.2022

Kosten: 45 Euro VVK (Zwei-Tages-Ticket), 12,00 Euro Camping

Genre: Black Metal, Pagan Metal, Folk Metal, Mittelalter Metal, Post Black Metal, Viking Metal, Death Metal

Besucher: 450

Veranstalter: Hornschleiferei Holzappel

Link: https://mahlstrom-openair.de/

Seine ersten Sporen verdient hat sich dieses noch recht junge Festival mit seinem Debüt 2018. Bereits 2019 konnte das erste Festivaljahr getoppt werden. Für 2020 hatte man für das Mahlstrom Festival ein sensationelles internationales Line-Up in Planung. Leider musste das Festival, wie viele andere Festivals auch, coronabedingt 2020 ausfallen.

Im zweiten Coronajahr 2021 schaffte man es, unter Coronabedingungen ein Festival am Herthasee durchzuführen, was alle Erwartungen sprengte. Nicht nur das Wetter spielte mit, sondern auch die Fans, die in Scharen an den Herthasee kamen und so den Veranstalter unterstützten. Wir von Time For Metal durften dabei sein und berichten. Hier könnt ihr euch einen Eindruck vom letztjährigen Festival holen.

Auch dieses Jahr sind wir wieder am Herthasee beim Mahlstron Festival dabei. Das Wetter spielt erneut mit und unterstreicht die herrliche Atmosphäre hier oben am See. Leider können wir am ersten Tag nicht von Beginn an dabei sein, da wir vorher noch zur Abifeier unseres Sohnes müssen.

  1. Tag

Wir schaffen es dann pünktlich zum Gig von Bloody Tyrant 暴君. Bereits an den vielen verfügbaren Parkplätzen erkennen wir, dass dieses Jahr die Resonanz bei den Fans nicht so hoch ist wie im letzten Jahr. Das tut der Stimmung der anwesenden Fans jedoch keinen Abbruch.

Bereits der Gig unserer heutigen ersten Band Bloody Tyrant 暴君 ist ein richtiger Hammer. Die Band kommt aus Nantou City / Taiwan. Bloody Tyrant 暴君 sind momentan zusammen mit den beiden russischen Bands Grima und Ultar auf Tour, die im heutigen Line-Up noch folgen werden.

Bloody Tyrant 暴君 stehen für melodischen Black/Death Metal mit folkloristischen Einflüssen. Gleich sechs Leute tummeln sich da auf der Bühne, neben den beiden Gitarristen, dem Bassisten, Schlagzeuger und Sängerin sogar eine Mitspielerin, die eine chinesische Laute spielt. Diese sitzt gechillt vor dem Schlagzeug, spielt ihre Parts vom Blatt ab und lächelt freundlich ins Publikum. Irgendwie schon mega cool, was die Band fabriziert. Wild in Action ist Sängerin Kin, die wohl erst seit 2021 bei der Band ist. Das wirkt jedoch so perfekt, dass man glaubt, dass dies schon immer so war. Sie beziehen auch gleich Stellung. Sie stellen sich als Bloody Tyrant 暴君 from Taiwan vor. Manche würde denken, dies sei eine chinesische Insel. Taiwan ist jedoch ein eigenes souveränes Land … Fuck China. Die Fahne der Pan-Grünen Koalition wird gezeigt!

Tolle musikalische Darbietung der Band mit erzählerischer Atmosphäre. Roh und doch melodisch. Am Merchstand liegt ihr Album 島嶼神話 (Myths Of The Islands) als Vinyl aus. Das möchte ich mir mitnehmen. Komme jedoch zu spät, denn nach dem Gig ist es restlos ausverkauft. Sängerin Kin sehe ich während der Gigs der nachfolgenden Bands noch öfter. Sie feiert hier richtig ab.

Was schon sehr geil für uns begonnen hat, steigert sich immer mehr. Es folgen die beiden russischen Bands Ultar und Grima, die momentan zusammen mit den Taiwanesen unterwegs sind. Zunächst sind Ultar mit ihrem Gig dran. Das Quintett, dessen Bandmember im typischen Schwarz/Weiß Brandmarking einer Black Metal Band auf der Bühne stehen, legt mit seinem sehr atmosphärischen (Post) Black Metal wahnsinnig geil vor. Ruhig, fast entrückt spulen Ultar ihren Gig ab und malen dabei wunderbare Soundlandschaften hier an den Herthasee. Der Sound der aus Krasnoyarsk/Sibirien stammenden Band passt allerdings auch wunderbar hierhin. Da bin ich richtig begeistert von und kann ihr Erstlingswerk Kadath als Vinyl am Merchstand noch ergattern. Das Folgewerk Pantheon MMXIX ist dort leider nicht vorhanden.

Danach folgen Grima, ebenfalls aus Krasnoyarsk/Sibirien. Das Quartett erscheint in schwarzer Kleidung mit „Baum/Scarecrow Masken“ die Gesichter verborgen. Die Russen sind wirklich Meister der Maskerade. Ihr Sänger ist stimmgewaltig, bewegt sich unheimlich auf der Bühne und zelebriert den Gig. Toller mystischer Black Metal, so würde ich das jetzt mal nennen wollen.

Was mir bei der ganzen Maskierung bei beiden Bands natürlich nicht aufgefallen ist, ist, dass in beiden Bands die Zwillingsbrüder Gleb und Max Sysoev aktiv sind. Sänger Gleb hätte ich vom ganzen Bewegungsablauf auch nicht als Vilhelm, den Sänger von den jetzt hier auf der Bühne agierenden Grima wahrgenommen. Sein Bruder Max agiert hier unter dem Namen Morbius an der Gitarre.

Wenn man bedenkt, dass dies schon unter diesen Scarecrowmasken eine großartige Leistung ist, dann wird es noch beeindruckender, wenn man weiß, dass diese beiden Musiker bereits vorher mit ihrer anderen Band Ultar hier 45 Minuten agiert haben. An dieser Stelle muss ich doch einmal die Maske / den Hut vor ihnen ziehen.

Abschließen werden den heutigen Abend die Österreicher Dornenreich. Für mich ist es schon eine kleine Sensation, dass die Österreicher hier auf diesem doch intimen Festival sind. Dornenreich kommen aus dem Meldodic/Symphonic Black Metal und sind auch als Black Arcane Rocker bekannt. Die Band aus Tirol, deren neuestes Album Du Wilde Liebe Sei ich rezensiert habe (hier geht es zum Review), habe ich letztes Jahr als Akustikduo auf dem Prophecy Fest in der Balver Höhle erlebt. Ursprünglich sollte dort schon eine Metal Besetzung anlässlich des 25-jährigen Jubiläums von Prophecy und der Band auftreten. Umso mehr freue ich mich natürlich, dass ich diese Metal Besetzung heute hier erlebe. Zu dem Kerntrio Eviga (Gesang, Gitarre), Inve (Violine) und Gilván (Gesang) gesellt sich als Livemusiker noch Eklatanz am Bass, den man unter anderem noch von Heretoir, Austere und weiteren Bands kennt. Ziemlich voll ist es nun vor der Bühne und Dornenreich unterhalten vorzüglich hier als Headliner am Herthasee. Songs zum zwanzigjährigen Jubiläum des Albums Her Von Welken Nächten stehen dabei im Vordergrund.

Nach dem Gig treffe ich mich mit den vier Musikern am Merchstand, damit sie mir die Cover der mitgebrachten Alben aus der Schwellenklänge Box signieren. Das hatte mir Thomas (Inve) heute Nachmittag bereits versprochen. Vielen Dank nochmals.

  1. Tag

Dieses Jahr schlafe ich nicht hier im Auto, sondern werde von Heike gefahren. Heute am Samstag wollen wir pünktlich sein, verpassen jedoch den Opener Mighty Dragonlords Of The Promised Land auf der Bühne. Die Jungs haben noch eine Menge Spaß am Merchstand, wo sie sich mit ihren Fans in herausgeputzter Aufmachung amüsieren.

Die erste Band für uns am heutigen Tag sind die Berliner Austenit. Die sechs Piraten/Piratinnen, jawohl, es sind zwei Frauen dabei, eine am Schlagzeug und eine am Mikro, nehmen das Publikum zur frühen Stunde mit auf eine Piratenfahrt durch mehrere Länder/Kontinente. Da kapert man unter anderem in der Karibik (der Heimat aller Piraten), in Russland und in Island. Unterhaltsamer Piraten Metal mit folkloristischen Einlagen und stark keyboardlastig. Heute sieht man übrigens eine Menge aufblasbarer Schwerter hier.

Das kann man sich auch ganz gut in der Sonne auf der Wiese liegend ansehen. Hier auf dem Infield kann man sowieso von jedem Platz sehr gut das Treiben auf der Bühne beobachten. Das Ambiente lädt geradezu dazu ein, sich einmal hinzulegen und die Musik zu genießen. Wer Lust hat, kann sich für sehr kleines Geld noch eine Tageskarte für den See holen und nebenan schwimmen gehen. Sehen kann man von dort zwar nichts, jedoch dürfte da die Beschallung auch sehr gut sein.

Danach kommen Act Of Creation. Bei denen ist die Beschallung leider nicht sehr gut. Gitarrist Carsten Schluch hat vorhin wohl so fast jeden angesprochen, bei dem Auftritt der Band nach vorne zu kommen, denn man wolle eine geile Show spielen und Spaß haben. Dazu kommt es heute leider nicht. Lange wird da vorne rumgefummelt. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann hat die Gitarre von Carsten eine irre Rückkopplung. Trotz Auswechseln einer Amp bekommt man das nicht in den Griff. Das zieht sich alles unheimlich in die Länge. Man beschließt dann endlich, ein verkürztes Set, ohne ihren Gitarristen zu spielen, schließlich hat man noch einen zweiten Gitarristen, so Sängerin Jess.

Die Death/Thrasher aus Haiger bemühen sich zwar, bekommen das heute aber leider nicht in den Griff, obwohl sich Jess die Seele aus dem Leib growlt. Die cleanen Parts würde ich am heutigen Tag leider auch etwas gewöhnungsbedürftig bezeichnen. Sehr schade zwar, die Band wird aber noch genügend Möglichkeiten bekommen, das besser hinzubekommen.

Mit Vorga, den Black Metallern aus Karlsruhe, geht es dann wieder richtig gut ab. Die futuristisch maskierten Männer können hier gut auftrumpfen und erspielen sich neue Fans. Da es heute so richtig warm ist, müssen die Musiker unter ihren Masken wohl so richtig schwitzen, davon gehe ich mal aus. Da haben wir Zuhörer es doch besser, können uns ein leckeres Bier am Bierstand holen und uns kühlen und hinlegen.

Ganz große Stimmung kommt dann mit Vanaheim auf. Die Epic Folk Band aus Tilburg/Niederlande reißt die Fans richtig mit. Super Action auf der Bühne. Sänger/Fronter Zino van Leerdam versteht es vorzüglich, sich selbst, seine Mannen und die Fans in Action zu bringen. Unterstützt wird er hierbei von seinem Bassisten Mike Seidel, der sich immer mal wieder zum Publikum wendet und Worte an dieses richtet. Er ist der deutschen Sprache mächtig, was nicht verwundert, da er der einzige Deutsche in dieser Band ist. Songs kommen natürlich vom Album Een Verloren Verhaal, welches erst dieses Jahr veröffentlicht wurde.

Ich habe den Eindruck, dass es dieses Jahr gerade die ausländischen Bands sind, die hier das Festival so richtig abrocken. Das machen nach den Niederländern Varnaheim auch die Ägypter Crescent. Jetzt sind wir allerdings nicht mehr im Epic Folk, sondern im Blackened Death Metal. Crescent werden zwar als ägyptische Band gehandelt, ihr Line-Up besteht jedoch aus den beiden Ägyptern Ismaeel Attallah (Gesang, Gitarre) und Youssef Saleh (Gitarre) und den beiden Deutschen Julian Dietrich (Schlagzeug) und Stefan Dietz (Bass), also eher eine ägyptisch/deutsche Band.

Crescent sind am heutigen Abend für mich schlechthin der Burner, denn mit solch einer Abrissnummer hätte ich nun nicht gerechnet. Dabei muss das Quartett heute sogar noch einen (Corona) Ausfall kompensieren und kann nur als Trio auftreten. Man spielt das Set heute ohne Bass, denn für den erkrankten Youssef Saleh übernimmt Stefan Dietz kurzerhand die Gitarre. Für mich persönlich heute der Act des Tages. Ich unterhalte mich nach dem Gig noch mit ihnen und nehme mir das letzte Album Carving The Fires Of Akhet auf wunderschönem farbigem Vinyl mit. Crescent wären für mich auch eine Empfehlung für das Death Feast, denn dort würde die Band ausgezeichnet hinpassen.

Grell geschminkt geht es mit Finsterforst weiter. Die schauen auch recht finster geschminkt rein. Deutsche Texte bringen die Folk/Viking Metaller aus dem Breisgau an den Mann und wirbeln über die Bühne. Dabei agiert man, wie die Berliner Austenit am frühen Vormittag, ebenfalls stark keyboardlastig.

Symphonic Black/Folk/Viking Metal aus dem Ruhrpott folgt auf den südlichen Folk/Viking Metal. Black Messiah sind alten Recken aus Gelsenkirchen. Frontmann Zagan (Detlef Scherner) ist es natürlich, der insbesondere diese Band mit seinem Auftreten und Gesang ausmacht. Neben einem teuflischen Bass kann er unter anderem auch die Violine hervorragend bedienen. Die Band weiß aufgrund ihrer Erfahrung zu überzeugen. An deren Merchstand habe ich heute übrigens Beast, den Frontmann von Skelfir und Helgrindur entdeckt. Mit dem habe ich mich noch lange über das Field Invasion unterhalten, an dem er vor zwei Wochen mit Skelfir teilgenommen hat. Klein ist die (Metal) Welt …

Auch bei Black Messiah ist das Keyboard ein wesentlicher Bestandteil. Das entzweit sehr oft die Metalfamilie. Das kann man natürlich sehen, wie man will.

Zwischendurch unterhalte ich mich noch ein wenig mit den Deutsch/Ägyptern von Crescent, die mich fragen, ob ich die nachfolgenden Agathodaimon kenne. Nein, die sagen mir bisher auch noch nichts. Dabei ist auch Moustafa Troll, der ägyptische Frontmann der internationalen Progressiv Metal Band Ahl Sina, mit dem ich mich sehr nett unterhalte und ihn vielleicht auf dem Death Feast in Andernach wiedersehe. Würde mich auf jeden Fall freuen. Er gibt mir das Album Troops Of Pain seiner Band auf CD mit. Schon eine schöne internationale Mischung hier auf dem Mahlstrom Festival in diesem Jahr!

Agathodaimon machen am heutigen letzten Tag beim Mahlstrom Festival den Abschluss. Klar, dass ich die Mainzer Symphonic Black Metaller nicht kenne, denn die waren recht lange auf Eis. Ursprünglich 1995 gegründet, begab man sich nach fast zwanzig Jahren 2014 in den Ruhestand, um dann fast zeitgleich mit Corona 2020 wieder aus der Hölle zu kommen. In diesem Jahr legte man sogar mit The Seven ein neues (siebtes) Album bei Napalm Records auf.

Agathodaimon treten fulminant auf. Die machen richtig geilen Krach hier. Agathodaimon ist in der griechischen Mythologie ein „wohlwollender Dämon“. Da weiß man auch direkt, wo der Hase bzw. der Dämon hinläuft. Ich mag die Griechen Septicflesh sehr. In diese Richtung geht es mit Agathodaimon ebenfalls. Also wer auf Septicflesh steht, sollte sich unbedingt auch einmal die Mainzer Agathodaimon anhören. Für mich ein gelungenes Ende des diesjährigen Mahlstrom Festivals.

Fazit: Der Veranstalter hat es dieses Jahr erneut geschafft, einen tollen Stilmix an Bands zu bringen. Zuschauermäßig hätte da gerne noch etwas in Richtung der letztjährigen Anzahl gehen können. Besonders hervorzuheben sind für 2022 die ausländischen Bands, die mehr als überrascht haben. Ich für meinen Teil mag solche Festivals wie das Mahlstrom Open Air. An dieser Stelle nochmals einen großen Dank an die tolle Gastfreundschaft der Veranstalter. Die Mahlstrom Open Air Organisatoren dürfen gerne so weitermachen. Wir von Time For Metal freuen uns auf jeden Fall auf das Mahlstrom Open Air 2023! Macht weiter so!