Mahlstrom Open Air vom 16.07. -17.07.2021 am Herthasee

Nach langer Zeit endlich wieder ein tolles Open Air

Bands: Sarkh, Boötes Void, Mandragora Thuringia, Ferndal, Call Of The Sirens, Thrudvangar, The Broom Death Thunder Bristles, Varus, Skelfir, Herbstschatten, Jörmungand, Haggefugg, Munarheim, Graveworm, Thormesis

Ort: Am Herthasee, 56379 Holzappel

Datum: 16.07. – 17.07.2021

Kosten: 25 Euro

Genre: Black Metal, Pagan Metal, Folk Metal, Mittelalter Metal, Post Black Metal, Viking Metal

Besucher: 700

Veranstalter: Hornschleiferei Holzappel

Link: https://mahlstrom-openair.de/

Dieses Jahr steht für mich das Mahlstrom Open Air am Herthasee in Holzappel an. Die Veranstaltung / der Veranstaltungsort ist mir bekannt. Ich war sogar kurz beim ersten Mahlstrom Open Air 2018 dabei. Damals konnte ich dort allerdings nicht lange verweilen, weil ich meinen Kumpel Thomas von der Black Metal Band Orcus Patera auf dem Festival abholen musste.  Er musste damals mit seiner anderen Band, der Thrash Metal Band Purify in Wiesbaden noch den Support zu Municipal Waste machen. Ich durfte den Chauffeur spielen!

Freitag

Dieses Mal ist es anders, ich kann die beiden Festivaltage am Herthasee verbringen. Allerdings verpasse ich am ersten Tag (Freitag) die ersten beiden Bands, da ich noch vorher nach Koblenz muss und es dort wegen des Hochwassers staut! Ca. 18:00 Uhr erreiche ich den Herthasee. Dort treffe ich bereits eine Menge bekannter Gesichter. Ich melde mich am Einlasse und die Akkreditierung geht schnell und problemlos über die Bühne.

Die ersten beiden Acts des Tages (Sarkh und Boötes Void ) habe ich leider verpasst. Da muss ich wirklich sagen leider, denn die Jungs von Sarkh habe ich ja bereits im letzten Jahr im Heinzelmännchens Hofcafe kennen und lieben gelernt. Auf dem Festivalplatz treffe ich dann auch die drei Jungs von Sarkh und begrüße sie. Sie fragen mich, ob ich bereits bei ihrem Auftritt da gewesen bin, was ich ja leider verneinen muss.

Ich erfahre, dass sich zum jetzigen Zeitpunkt der Ablauf schon um ca. eine Stunde verschoben hat. So bekomme ich dann auf der Bühne noch Mandragora Thuringia mit, die ja eigentlich zu dieser Uhrzeit bereits durch wären. Mandragora Thuringia kommen, wie der Name es ja bereits vermuten lässt, aus Thüringen. Da tummeln sich insgesamt sieben Leute auf der Bühne, inklusive Dudelsackspieler. Der Keyboarder spielt bei einem Song Akkordeon. Die Epic Folk Metal Band sorgt für Stimmung auf dem Infield. Die Songs in deutscher Sprache heizen die Fans richtig an. Dabei fällt sogar die Absperrung des Fotograbens vor der Bühne um. Von der Band gibt es auf der Bühne noch einmal die Mahnung an die Fans, den vorgeschriebenen Abstand doch bitte zu wahren. Das geschieht auch größtenteils, ist aber auch schwierig bei der ausgelassenen Stimmung hier. Das vorletzte Lied der Band ist ein Song zum mitgrölen, was die Fans natürlich gerne machen: ohohohoho….

Als Nächstes kommen Ferndal. Die Band weist mit einer Cellistin natürlich eine Besonderheit ab. Und es ist nicht so, dass Lestaya (so nennt sich die junge Dame) ab und zu mal die Saiten streichen darf. Nein, sie ist vollwertiges Mitglied neben den anderen typischen Instrumenten. So vernehmen wir bei Ferndal Black Metal mit einer klassischen Note. Nicht nur ich finde es gut. Bei dem jungen Mann an der Gitarre habe ich irgendwie ein Déjà-vu Erlebnis. Von dem habe ich doch irgendwann bei einem Festival mal Bilder gemacht!? Schnell wird mit klar, dass es sich bei ihm um Abarus von der Black Metal Band Eïs handelt.

Sänger Sorathiel fragt in die Runde hinein: „für wen ist es das erste Festival seit 2019?“ Da sind dann doch fast alle Hände oben. Sorathiel entgegnet: „Also…lasst die Spiele beginnen …In Die Freiheit„. Dies ist ein Song von ihrem ersten, selbst betitelten Album. Ein weiterer Songtitel des Albums ist auch Ein Später Gast, welcher ebenfalls auf der heutigen Setliste steht. Nach dem Gig unterhalte ich mich mit ihnen und sage Abarus, dass ich bei dem Gig von Eïs auf dem Metal Frenzy dabei war. Wir reden auch über das Prophecy Festival, welches im September dieses Jahres in der Balmer Höhle stattfinden soll. Prophecy ist das Plattenlabel von Eïs.

Weiter geht es mit einer bunten Truppe. Call Of The Sirens – die selbst ernannten Todespfälzer aus Landau sind ein total verrückter Haufen. Musikalisch gibt es hier jetzt natürlich einen Bruch, denn die Todespfälzer servieren Death Metal und Deathcore. Die Musiker selbst sehen aus wie eine Steampunk Truppe, angeführt von Sänger Andre, der das Publikum mächtig aufheizt. Aber nicht nur die Musiker tummeln sich auf der Bühne, da ist auch ein Hai oder später auch ein Werwolf dabei.

Sänger Andre klärt das Publikum auf, um welches Genre es sich bei der Mucke von Call Of The Sirens handelt: „Wir machen Trash Metal. Also ohne dem h nach dem T, da legen wir Wert drauf. Bei uns sind einige Trashgestalten dabei, wie zum Beispiel Werwölfe, Haie, Außerirdische oder Dinosaurier“. Den Gig von Call Of The Sirens kann man getrost als große Trash-Party bezeichnen. Die Fans sind außer Rand und Band. Sogar die Security muss eingreifen, da sich der eine oder andere nicht unbedingt an die bekannten Regeln hält. Man bekommt aber alles wieder in den Griff.

Bei den folgenden Thrudvangar verzögern sich die Umbauarbeiten, da es wohl Tonprobleme gibt. Thrudvangar sollten eigentlich um 22:00 Uhr fertig sein. Man hat hier ein Zeitfenster, an das man sich wohl halten muss. Kurz vor 22:00 Uhr fangen dann Thrudvangar an und spielen noch einiges über den Zeitrahmen hinaus, bis kurz nach 23:00 Uhr. Die Band aus Sachsen-Anhalt spielt erstklassigen Viking Black Metal. Martialisch und kraftvoll geht es in die Sagenwelt von Thrudvangar. Thrudvangar ist das Königreich von Thor. Sänger Daniel erzählt von Sagen, „die wir selbst erlebt haben J“. Thrudvangar sind der würdige Abschluss des heutigen Tages.

Heute fahre ich zurück. Es sind ja nur 45 km. Für Samstag habe ich mir vorgenommen, frühzeitig wieder hier zu sein und dann im Auto zu übernachten, damit ich nach germanischer Sitte das eine oder andere Horn Met zu mir nehmen kann.

Samstag

Heute am Samstag, den 17.07.2021 passt es. Ich bin früh genug wieder auf dem Festivalgelände am Herthasee. Das erste Bier wird in der Mittagssonne mit Freunden getrunken.

Das Line-Up für heute sieht folgendermaßen aus: Broom Death Thunder Bristles, Varus, Skelfir, Herbstschatten, Jörmungand, Haggefugg, Munarheim, Graveworm, Thormesis. Heute wird die Zeit richtig gut eingehalten.

Es beginnen die Westerwaldpiraten von Broom Death Thunder Bristles. Die Band steht für holzbeinigen Piratenrock und kommt hier direkt um die Ecke. Die Jungs berichten von Abenteuern auf den Seen der Westerwälder Seenplatte. Da gibt es natürlich eine Menge Seemannsgarn zu erzählen. Den wollen sich trotz recht früher Stunde am Mittag bereits einige Fans anhören.

Weiter geht es mit Varus. Also Varus, ohne die Schlacht, wer weiß, vielleicht hat sie ja damals im Westerwald getobt, als die Römer versuchten, unten vom Rhein in die Höhen des Westerwaldes vorzustoßen. Bei diesen Varus handelt es sich jedoch nicht um den römischen Feldherrn, sondern um die bajuwarischen Symphonic/Melodic Death Metaller. Sänger Konstantin ist nicht nur am Mikro zu finden, er bedient auch das Keyboard und mit einer Flöte ist er auch zu hören.

Wieder in den Westerwald geht es mit Skelfir. Die Westerwälder Viking Death Metal Band hat hier natürlich Heimspiel. Die nordische Mythologie ist das Thema der Band. Hier besonders der Sagenschatz aus dem Westerwald. In nebligen Bachtälern, auf windigen Höhen und in dunklen Bergwerksstollen sollen noch heute geheimnisvolle Geschöpfe ihr Unwesen treiben. Mit ein bisschen Fantasie verwandeln sich Schemen in der Dämmerung in Fabelwesen wie den Tholm oder das Muhkalb. Irgendwann wird sogar ein Song zu einer Sage aus dem Gebiet von Flammersfeld angestimmt. Aus dieser Verbandsgemeinde stamme ich. Da gibt es der Sage nach Leichenseher, also Leute, die den Tod voraussahen und mit Hexen und Teufel in Verbindung standen. Oh, dann bin ich hier ja richtig. 😉 Der Gig endet mit der Hymne des Westrwaldes: Hui Wäller Allemol.

Mitten im Sommer ziehen hier am Herthasee bereits Herbstschatten auf. Die Black Metal Band aus Hamburg tritt hier in typischer Black Metal Bemalung auf und serviert uns unter anderem Songs ihres letzten Albums Abschaum, welches in der Pandemie veröffentlicht wurde. Auch für Herbstschatten ist es heute der erste Gig nach langer Zeit und das Album kann vorgestellt werden. Da ist natürlich die Freude bei der Band groß, was man ihnen aufgrund ihrer Kostümierung natürlich nicht ohne Weiteres ansieht.

Es folgt die Kölner Folk/Pagan Metal Band Jörmungand. Die Band erhielt in den letzten Jahren einen regelrechten Bluterlass. Von den „alten“ Musikern sind nur nach Sänger Stefan (Finsterfrost Livemusiker) und Bassistin Nelli, die gelegentlich auch ans Mikrofon geht, dabei! Der Rest ist erst 2019 dazugekommen. Trotzdem klingt alles sehr gut eingespielt.

Das Staffelholz wird von einer Kölner Band an die andere Kölner Band weitergegeben. Die andere Kölner Band ist Haggefugg. Haggefugg spielen Mittelalter-Rock und haben gleich zwei Dudelsackspieler dabei. Der Bandname stammt aus der Kreuzfahrerzeit und bedeutet kampfuntauglich. Kampfuntauglich sind Haggefugg bei Weitem nicht. Jetzt geht hier die Post ab. Die Band bringt richtig Stimmung aufs Feld und hat wohl auch ihren eigenen Fanclub dabei. Hier ist jetzt Stimmung auf und vor der Bühne.

Sänger Gregor Krähenkehle hört sich auch so an (das war jetzt ein Gag, der musste einfach sein, nimm es mir nicht übel lieber Gregor 😉 ). Also dieser Gregor Krähenkehle haut einen Running Gag nach dem anderem raus. Kostprobe: „Wir sind Haggefugg und auf die Frage was seid ihr, antwortet ihr: Haggevoll!“ Auf einmal steht er mit einer Mohrrübe auf der Bühne und bittet die Fans doch anschließend zum Möhrchendise Stand zu kommen. Da bekomme man neben den Möhrchen auch die CD der Band. Also wirklich tolle und ausgelassene Stimmung durch Haggefugg hier. Ein ausgelassener Tanz Mit Dem Teufel (Titel eines Songs ihres letzten Albums Fass Zum Teufel). Wenn der Teufel zum Tanz einlädt, dann Tanz Mit Dem Teufel (solange es noch geht), so die Einladung der Band.

Nach Haggefugg geht es saustark weiter mit der Symphonic Black / Neofolk Band Murnaheim aus Coburg (Bayern). Das, was Murnaheim hier machen, ist nicht nur einfach Musik. Das ist fast schon Musiktheater. Ganz toll in Szene gesetzt von Sänger Pascal Pfannenschmidt, der mit seinem stimmlichen Umfang überzeugen kann. Ganz im Vordergrund auch Flötistin Ramona Müller, die dauernd wie ein Kobold in Bewegung ist und zum Gesamtbild der Aufführung einiges beiträgt. Dabei scheint die Band noch nicht einmal in voller Besetzung hierzusein. Auf der Bandseite finde ich jedenfalls noch weitere Mitspieler, wie zum Beispiel eine Sängerin. Die Performance der Band wird später dadurch belohnt, dass am Merchstand unheimlich viel los ist. Murnaheim zählen hier sicherlich zu den Höhepunkten des Festivals.

Ein Höhepunkt kommt dann mit Graveworm. Die Südtiroler sind in diesem Jahr die einzige Band, die nicht in Deutschland beheimatet ist. Eigentlich sollten auch noch Old Corpse Road aus England dabei sein, was aus den bekannten Pandemiegründen ja leider nicht geht. Graveworm haben eine Menge Leute angezogen, das habe ich heute bereits von einigen Fans hier vernommen. Die italienische Melodic Black/ Death Band kann hier mit ihrem brutalen Stil natürlich überzeugen. Fast dreißig Jahre hat die Band um Sänger Stefan Fiori auf dem Buckel. Das wird mächtig ausgespielt und das Publikum ist begeistert.

Noch mal was ganz anderes gibt es hier auf dem Mahlstrom Open Air zum Schluss! Thormesis aus Rothenburg ob der Tauber aus Bayern. Nein, ich muss mich berichtigen, denn Thormesis sind nicht aus Bayern, sondern aus Franken, wie mich die äußerst nette Merchandiserin der Band belehrt. Das weiß ich natürlich, spiele aber den Ahnungslosen. Thormesis servieren erstklassigen Post Black Metal, der wurde an diesem Wochenende noch nicht präsentiert. Thormesis bewegen sich dabei auf sehr hohem Niveau. Wie in diesem Genre gewohnt, spielt sich die Show der Band mit nur sehr spärlichem Licht ab. Die Bühne meist im Dunkel und ein paar Lichtblitze, die die Szenerie beherrschen. Die Musik ist ein Wechsel von atmosphärischen Teilen und eklig serviertem Black Metal, ganz so, wie es die Fans von Post Black Metal gerne haben. Mich können die Jungs sehr überzeugen. Am Merchstand unterhalte ich mich noch eine Zeit lang mit ihnen und natürlich mit der Merchandiserin, die mit ihrem fränkischen Dialekt äußerst nett rüberkommt.

Danach geht es ab ins Auto, um auszuschlafen. Vorher muss ich noch jemanden ins Bettlager in seinem Auto helfen, da er auf dem Weg dorthin eingeschlafen ist und er es aus eigener Kraft nicht mehr schafft. Auch seine Freundin schafft es nicht ohne Hilfe. Zusammen schaffen wir das aber!

Fazit:

Nach einem Jahr Festivalabstinenz hat das Mahlstrom Open Air richtig gutgetan. Den vorgefundenen Stilmix hatte ich so nicht erwartet, das war aber extrem geil. Dem Festival kam sicher zugute, dass die „großen“ Festivals nach wie vor nicht stattfinden. Einige der Anwesenden sagten mir, dass sie sonst zu diesem Zeitpunkt in Bahlingen auf dem Bang Your Head wären. Die dürften es auf keinen Fall bereut haben, hier gewesen zu sein. Ich für meinen Teil mag solche Festivals wie das Mahlstrom Open Air. An dieser Stelle nochmals einen großen Dank an die tolle Gastfreundschaft der Veranstalter. Die Mahlstrom Open Air Organisatoren dürfen gerne so weitermachen. Wir von Time For Metal freuen uns auf jeden Fall auf das Mahlstrom Open Air 2022! Macht weiter so!