Event: Metal Forces Festival 2025
Bands: Sorcerer, Afsky, Iotunn, High Spirits, Megaton Sword
Datum: 20.09.2025
Genres: Black Metal, Heavy Metal, Hard Rock, Prog Metal, Epic Doom Metal
Besucher: ca. 450
Ort: Markthalle Hamburg
Veranstalter: Metal Forces Festival
Kosten: 68,65 € VVK, Abenkasse 70 €
Link: Metal Forces Festival
Bericht von: Kay L. und Jürgen F.
Heute finden die Metal Forces 2025 in der Hamburger Marthalle statt. Die erste Assoziation ist eine Erinnerung an die vor Jahren stattfindenden Hamburger Metal Dayz in dieser Location, bei denen immer Bands. Manager, Macher, Verleger, Veranstalter und Presse zusammenkamen. Nun ist das hier zwar anders, da es hauptsächlich an „normales“ Publikum ausgerichtet ist, auch wenn es Plattenstände von Remedy Records und der Plattenkiste gibt. Der Einlass ist auf 16:00 Uhr terminiert, da die erste Band Megaton Sword bereits um 17:00 Uhr ihren Slot hat. Die Markthalle ist noch überschaubar gefüllt, als die Schweizer die Bühne betreten.
Der musikalische Auftakt obliegt einer Band, die vor knapp zwei Jahren das kleine Marx während des Hell Over Hammaburg fast gesprengt hätte. Epic Metal im Sinne von Omen, Visigoth und Eternal Champion steht zum Auftakt auf der Bühne. Passend dazu erklingen die Künstlernamen, wie zum Beispiel Dan Thundersteel und Chris The Axe.
Die Bude füllt sich ab 17 Uhr und die Stimmung geht schnell nach oben, als das Quintett mit The Raving Light Of Day vom 2023er-Release Might & Power loslegt. Wieder hat Dying Victims Productions eine Perle gefunden, die eine exzellente Live-Performance auf die Bretter haut. Entsprechend geht es vor der Bühne zur Sache und die Haare fliegen bereits früh durch die Hamburger Markthalle.
Wastrels, Verene oder Songs Of Victory: Megaton Sword zelebrieren epischen Metal und die Nummern sorgen für geballte Fäuste, die sich in Richtung Hallendecke strecken. Der Sound wackelt gelegentlich etwas, pendelt sich aber regelmäßig ein, sodass Vocals und Instrumente gut aus den Boxen dröhnen. Als Schlusspunkt gibt es Pristine War, der auf die frühen Tage und die EP Niralet zurückgreift. Die circa 45 Minuten vergehen wie im Flug und zeigen eine Band mit ordentlich Potenzial. Es wäre nicht verwunderlich, sollten Megaton Sword in naher Zukunft deutlich weiter oben im Billing stehen. Hier ist eine Band auf dem Sprung. Wie wäre es mit einem Schweizer Bandpaket und einer kleinen Tour mit Amethyst?
Die Umbaupause ist mit circa einer halben Stunde mehr als ausreichend, dann stehen Chris Black und seine Mannen von High Spirits auf den Brettern. Das bekannte Outfit in Schwarz und Weiß ist geblieben. Ein neues Gesicht gibt es am Bass. Rob Scott hat den Viersaiter an Darren Amaya weitergereicht. Der Rest ist unverändert, genauso wie der High-Energy-Rock der Truppe. Bevor die ersten Töne überhaupt erklingen, singen die Fans bereits „Hiiiigh Spirits, Hiiiiiigh Spirits“.
Die Haare von Chris Black sind länger geworden und ein neues Album hat Black 2023 mit Safe On The Other Side auf den Tisch gelegt. Der Auftakt mit Flying High und This Is The Night (beide Motivator, 2016) greift eher auf die Klassiker zurück. Erst In The Moonlight liefert die eine Kostprobe des neuen Albums. Die Klassiker wie Full Power gehen immer. Black animiert das Ding bezüglich seiner persönlichen vollen Power. Aber auch an Tompa Lindberg gedenkt Chris Black. High Spirits mit seinem langgezogenen Refrain widmet der Fronter den am vergangenen Dienstag leider verstorbenen Kollegen. Nights In Black macht den Deckel auf 45 energetische Minuten High Spirits, die genau das liefern, wofür die Truppe aus Chicago steht. Schade, dass Black und Co. nur eine so kurze Spielzeit haben.
Der Umbau für Iotunn aus Dänemark dauert, wie bereits bei den anderen Bands, seine Zeit. Unterstützt werden sie dabei von den Afsky-Mitgliedern, Scheinbar kennt man sich, denn auch die sind aus Dänemark. Allerdings sind ja immer nur ein paar Becken, Snares und Einstellungen am Drumkit vorzunehmen, und ein anderes Backdrop muss aufgehängt werden. Dazu kommen natürlich noch die eigenen Instrumente, Mikros und ein paar Einstellungen, damit es für die Band optimal ist. Die Brüder Jesper und Jens Nicolai stimmen ihre Gitarren, während Bassist Eskil schon mal freundlich in meine Richtung nickt. Er ist nicht ganz so im Tunnel wie die Græs-Brüder, die für ihren Sound einiges vorbereiten müssen. Der derzeitige Sänger Morten Bering Bryld macht bei den ersten Versuchen seinem Namen alle Ehre und brüllt ins Mikro. Er hat eine andere Stimmfarbe als Jón Aldará, und ich bin gespannt, wie sich das auswirkt. Björn Wind Andersen kämpft mit der Standfestigkeit eines Beckens, das kurzerhand mit einem Gewicht auf dem dazugehörigen Ständer fixiert wird.
Tja, und dann geht es auch schon los. Die beiden Brüder haben sich ihrer Haargummis entledigt, und mit ihren Mähnen ist es immer schwierig, ein Gesichtsbild zu erwischen. Die atmosphärischen ersten Klänge kommen vom Band, und Jesper lauscht dem Intro mit geschlossenen Augen. Ihre letzte Platte Kinship ist natürlich auch hier das Thema, und so beginnen sie mit Mistland von diesem Meisterwerk. Gesehen habe ich Iotunn dieses Jahr bereits einige Male, da aber immer noch mit Jón als Sänger. Ohne Zweifel macht Morten seine Sache gut, aber wenn man den originalen Sänger kennt, ist das schon etwas anderes. Seine Stimme ist gewaltiger, aber ihr fehlt die zu den Songs passende Emotion. Da ist Jón Aldará wohl kaum zu ersetzen. Trotzdem ist der Track ein Highlight und ein perfekter Opener. Das finden auch die zahlreichen Fans vor der Bühne und feiern den Song. Weiter geht es mit Kinship Elegiac vom aktuellen Album. Die Songs von Iotunn sind nicht gerade kurz, und so ist auch der zweite Track ein über zehnminütiges Epos. Natürlich glänzen die beiden Gitarristen, und die Soli – mal von Jens Nicolai, mal von Jesper – haben es in sich. Leider ist der Sound in der Markthalle nicht immer optimal, aber trotzdem überzeugend. Mit I Feel The Night folgt bereits der nächste Track. Der Mikroständer von Morten hat oben einen Spot eingebaut, der bei diesem Song von Weiß auf Rot wechselt – das ist passend und beleuchtet die Decke entsprechend. Diesmal hat Jens das Sagen, und sein Solo begeistert. Es folgt das schnelle Earth To Sky, bevor mit The Tower Of Cosmic Nihility vom ersten Full-Length-Album von Iotunn das letzte Stück kommt. Es ist eine Band, die man immer hören kann, und ihre Songs begeistern Publikum wie auch mich. Eigentlich ist das der Grund für mein Hiersein heute. Leider haben Iotunn nur 50 Minuten, aber ich glaube, das wird eine Headlinerband, die in wenigen Jahren große Hallen füllt.
Nach dem obligatorischen Umbau kommt mit Afsky eine Black-Metal-Band, die allerdings auch Folk, Depressive und Second Wave miteinander verwebt. Da es sich um ein Soloprojekt von Ole Luk handelt, sind die Musiker für den Auftritt angeheuert. Das ist schon ein interessanter Mix heute: Thrash, Doom, Melodic Progressive Death, Hard Rock und nun Black. Ich kenne die Band außer dem Namen nicht und lasse mich einfach auf das ein, was kommt. Viel Nebel macht zunächst das Fotografieren zum Glücksspiel, ein paar Bilder gibt es dann doch. Sänger und Gitarrist Ole Pedersen Luk steht vornübergebeugt an seinem Mikro und shoutet Songs über Leben, Tod, Verzweiflung und Trauer auf Dänisch ins Publikum. Die Mundsprache macht auch nichts aus, denn richtig verständlich wären die Songs auch in Englisch nicht – zu laut, zu tief, zu viel Geschoute. Ich stelle mal wieder fest: Das ist nicht mein Genre. Da ich auch nicht einen Song kenne, kann ich keinen benennen. Eine Setlist gibt es nicht, und so bleibt nur Setlist.fm – allerdings ist dort auch nichts zu finden. Die Begleitmusiker machen einen guten Job und unterstützen ihren Frontmann mit fettem Sound. Gerade Bassist Jonas Faghtmann macht ein gutes Bild. Ich halte es nicht bis zum Ende des dritten Songs aus und verziehe mich in den hinteren Bereich der Markthalle, um ggf. am angekündigten Meet & Greet teilzunehmen. Aber die Merchstände liegen ziemlich verlassen da und werden vom Metal Forces-Merchstand mitbetreut. So bleiben Autogramme ein Wunschgedanke, denn die Bands kommen nur ab und an – und dann auch nicht komplett – in den Nebenraum.
Aber so bleibt Zeit und Gelegenheit, sich mit Petra und Jörn von Remedy Records zu unterhalten. Zu Sorcerer werden wir dann wieder vor die Bühne gehen.
Der Tag war lang und die Metalheads haben nicht nur Livemusik genossen. Das eine oder andere Kaltgetränk hat seine Spuren hinterlassen. Leider ist die Location zum Headliner aus Schweden nicht mehr so gut gefüllt wie bei den vorherigen Bands. Dazu ist Doom, auch Epic Doom aus dem Hause Sorcerer, eher schwere Kost zum Abschluss des Tages. Wie auch immer, Anders Engberg und seine Mitstreiter lassen sich von den eher dünn besetzten Reihen nicht beeindrucken und legen mit Morning Star vom aktuellen Werk Reign Of The Reaper los. Auch wenn das Publikum sich ausgedünnt hat, ist die Stimmung in den ersten Reihen prächtig. Sirens geht zurück ins Jahr 2017, gefolgt von Unveiling Blasphemy. Sorcerer haben nur vier Longplayer in ihrer langen Karriere veröffentlicht. Wobei die lange Karriere nur bedingt richtig ist und auf das Gründungsdatum 1988 abzielt. Richtig ins Rollen sind Sorcerer nach der Neugründung ab 2010 gekommen.
Abandoned By The Gods, Curse Of Medusa und Crimson Cross: Der vordere Teil der 90 Minuten beschäftigt sich primär mit den beiden Platten The Crowning Of The Fire King und Reign Of The Reaper. Der Sound ist fett und sauber, allen voran die Saitenfraktion mit Kristian Niemann und Peter Hallgren legt sich mächtig ins Zeug. Den Poser-Preis gewinnt aber Bassist Justin Biggs, der ständig über die Bühne oder auch vor der Bühne herumtigert.
Das Ship Of Doom läuft in Richtung Zielgerade des Konzertabends und des Festivals. Mit Persecution liefern Sorcerer neues Material und kündigen an, sich ins Studio zu begeben. Kommendes Jahr soll eine neue Platte fertig werden. Der Vorab-Track mundet auf jeden Fall. Genauso wie die Klassiker zum Finale. The Hammer Of Witches und die brennenden Hexen im Refrain sorgen für einen großen Chor, trotz der immer weiter abnehmenden Anzahl an Fans vor der Bühne. Das Finale ist der 2020er-Titeltrack Lamenting Of The Innocent und der Namensgeber The Sorcerer. Das Ding mobilisiert die letzten Kräfte der Metalheads, dann ist ein paar Minuten vor Mitternacht Schluss mit Livemusik.
Die Markthalle ist nur noch sehr locker gefüllt und die wenigen verbliebenen Metalheads machen sich auf den Weg in die Nacht. Ein vielseitiges kleines Festival haben die Organisatoren des Metal Forces Festival auf die Beine gestellt. Eventuell wäre der Beginn der Livemusik bereits um 16 Uhr eine Variante gewesen, sodass noch mehr Fans auch beim Headliner vor Ort bleiben. Aber hier ist der Ansatz wie beim Hell Over Hammaburg und allen Fans kann es das Veranstalterteam sowieso nicht recht machen. Die Hoffnung bleibt, dass es eine zweite Auflage des eintägigen Festivals 2026 gibt. Die Atmosphäre in der Markthalle ist unschlagbar, dazu ein sehr entspanntes Publikum rund um das Deaf Forever Magazin. Die Musik ist wichtig, aber auch die Menschen, die der Musik beiwohnen, sorgen für einen Wohlfühlfaktor. Das im Vorfeld angekündigte Meet & Greet fiel etwas – sagen wir mal – verbesserungswürdig aus. Dafür gab es weder feste Zeiten, noch irgendwelche Ankündigungen vor Ort, noch einen passenden Rahmen. So ist man auf das „Good Will“ der Bands angewiesen, die nach ihren Auftritten in der Halle bzw. am Merch zu treffen sind – oder auch nicht. Trotz alledem, war es angenehm.