Eventname: Euro/UK Tour 2025
Headliner: Nailbomb, Forbidden
Vorbands: Mammoth Grinder, Omega Diatribe
Ort: Backstage Club, München
Datum: 06.08.2025
Genre: Thrash Metal, Death Metal, Hardcore Punk
Besucher: ca. 800 Besucher
Das Free & Easy im Backstage ist eigentlich für jeden, der im Großraum München lebt und was von Musik versteht, eine Pflichtveranstaltung. 18 Tage lang kein Eintritt, dafür aber eine ordentliche Auswahl heimischer und internationaler Acts auf drei Bühnen. Dazu ein Rahmenprogramm wie Filmvorführungen und Vorträge, die Maß im Biergarten für 7,80 € und die Möglichkeit, mitgebrachte Nackensteaks auf den Grill zu schmeißen. Die Bandbreite der gebuchten Bands reicht jedes Jahr von „kann man mal mitnehmen“ bis „ich kann nicht glauben, dass das hier gratis ist“. Der 6. August gehört definitiv in die zweite Kategorie. Neben Forbidden stehen Nailbomb, eines der zahlreichen Cavalera-Projekte auf dem Plan.
Das heißt aber auch: früh anreisen. Denn bei namhaften Künstlern wird es beim Free & Easy gerne mal sehr schnell sehr voll. Wer auf Nummer sicher gehen will, kauft vorab ein Reservierungsticket. Die Preise hier sind gestaffelt, dazu gibt’s aber immer Getränkegutscheine und die Konzerte sind immer noch deutlich billiger als das normalerweise der Fall wäre. Und zudem unterstützt man das Backstage ein bisschen. So viele Orte für Subkultur gibt’s in München nämlich nicht und auch Metalbands sind keine karitativen Vereinigungen. Die wollen bezahlt werden, wenn sie irgendwo spielen – selbst beim Free & Easy.

Erster Act des Abends: Omega Diatribe aus Budapest. Gegründet 2008, mittlerweile mit fünf Alben im Rücken, bei denen man auch mit namhaften Produzenten wie Tue Madsen und Jens Bogren gearbeitet hat. Das Set ist präzise wie ein Uhrwerk, technisch sauber, druckvoll, aber etwas zu sehr am Klick festgetackert. Diese Mischung aus modernem Groove, Nu-Metal-Elementen und ein wenig modernem Death Metal könnte live mehr atmen. Nach fünf Songs, die alle im gleichen Tempo und in der gleichen Tonlage verlaufen, verliere ich ein bisschen die Spannung. Die Jungs haben Spaß, keine Frage, aber der Funke will nicht so recht überspringen.

Bevor es an die großen Namen geht, haben die Texaner Mammoth Grinder um Chris Ulsh (Power Trip) die Chance, dem Backstage-Publikum einzuheizen. Obwohl sie bereits seit 2005 unterwegs sind, waren sie mir bis dato kein Begriff. Um das Fazit vorwegzunehmen: Sie sind für mich eine der ganz großen Neuentdeckungen des Jahres. Mit Ryan Parrish (Ex-Iron Reagan, Darkest Hour) am Schlagzeug, Sebastian Phillips (Exhumed) an der zweiten Gitarre und Andy Horn (Ex-Cannabis Corpse) am Bass liefern sie eine derart dichte Wand aus Crust, Death Metal und D-Beat, dass man schon nach dem zweiten Song weiß: Das wird das Brett des Abends. Der Bass brummt tief und verzerrt, die Gitarren reiten mal auf Blastbeats, mal auf doomigen Midtempo-Riffs. Keine Spur von Thrash-Spielereien, sondern kompromisslose, dreckige Härte. Der Sound ist druckvoll, die Band eingespielt, und Ulsh klingt, als würde er gleich das Mikro verschlucken.

Forbidden sind jedem, der ein bisschen Ahnung von Thrash Metal hat, ein Begriff. Seit ihrer Gründung 1985 ist die Band eine feste Größe der Bay-Area-Thrash-Szene – auch wenn die Truppe zwischen 1997 und 2007 eine kleine Pause eingelegt hat. Allerdings standen sie immer ein bisschen im Schatten erfolgreicherer Bands wie z. B. Megadeth und Anthrax, aber auch Exodus oder Testament.
Gitarrist Craig Locicero und Bassist Matt Camacho halten die Fahne der Originalbesetzung hoch, neu dabei seit 2023 ist Sänger Norman Skinner, dazu Chris Kontos (Ex-Machine Head; das passt: In den Anfangsjahren war Machine-Head-Frontmann Rob Flynn als Gitarrist bei Forbidden tätig) an den Drums und Daniel Mongrain (Voivod) als Live-Gitarrist.
Und was die fünf hier abliefern, ist schlicht ein Lehrstück in Sachen Thrash Metal: technisch makellos, aber nie steril. Normans Gesang sitzt in jeder Tonlage, die Riffs sind messerscharf, das Zusammenspiel wirkt, als würden sie seit Jahrzehnten in dieser Besetzung touren. Hits wie Forbidden Evil oder Chalice Of Blood haben nichts an Punch verloren und verleiten auch die Meute im Backstage zu körperbetonten Tanzeinlagen.

Richtig los geht es aber, als Max Cavalera die Bühne betritt. Unterstützt wird er von Igor Cavalera am Schlagzeug, Travis Stone (Pig Destroyer) an der Leadgitarre, Johny Chow (Stone Sour) am Bass, Alex Cha (Pig Destroyer) am Sampler und Adam Jarvis (Pig Destroyer, Misery Index) an den Drums – ja, Pig Destroyer stehen hier praktisch zur Hälfte auf der Bühne. Point Blank, das einzige Nailbomb-Album, wird fast komplett durchgeprügelt, ergänzt um einen Coversong. Max grinst, Igor treibt die Band nach vorne, und Alex Cha wirbelt am Sampler mit einem Helikopter-Headbang, der allein schon den Eintritt wert wäre – wenn es denn Eintritt gegeben hätte. Der Sound ist wuchtig, roh, industriell angehaucht, und das Backstage bebt. Nach dreißig Minuten bin ich schweißgebadet, aber glücklich.
Am Ende zeigt dieser Abend wieder, was das Free & Easy kann: internationale Top-Acts auf einer Bühne, ohne Ticketpreis, dafür mit der vollen Festivalstimmung mitten in der Stadt. Vier Bands, vier verschiedene Spielarten von Härte – und für mich mit Forbidden und Mammoth Grinder gleich zwei neue Live-Highlights im Kalender.









































