Der Nuke Club, früher K17, ist eine feste Institution in Berlin und Anlaufpunkt für viele Rocker, Headbanger und Gothics. Die letzten 16 Monate der Corona-Pandemie haben Geschäftsführer Tino Zaddach und Nicola Stolte von der Geschäftsleitung dank Hilfsgelder und zahlreicher Spenden mehr schlecht als recht überstanden, doch nun, wo es endlich wieder losgehen kann, soll das letzte Stündchen für den renommierten Club geschlagen haben. Die Immobiliengesellschaft S IMMO Germany hat den Mietvertrag gekündigt und der Laden soll nun schnellstmöglich, spätestens zum 31. Juli, geräumt werden. Rechtlich gesehen scheint gegen diese Kündigung nichts möglich zu sein, deshalb wurde nun eine Online-Petition in Gang gebracht, mit der man mindestens 10.000 Unterschriften sammeln möchte, denn kampflos will man nicht aufgeben. „Wir waren nie leise und werden jetzt auch nicht leise gehen!“, so das Nuke-Team.
Die 10.000 Unterschriften sind fast erreicht, aber je mehr es werden, desto besser stehen die Chancen, dass die Betreiber damit etwas erreichen können. Hier könnt ihr euch an der Online-Petition beteiligen: http://chng.it/wh8WvzNwSG
Hier das Statement der Betreiber:
„Wie wir euch am Samstagabend im Livestream bereits mitgeteilt haben, wurde uns am Donnerstag, den 17.06., die Kündigung zum 31.07. ausgesprochen.
Aber wir werden nicht kampflos gehen.
Was ist passiert?
Der Vermieter und Inhaber der Gebäude in der Pettenkofer Straße 16-18, die S IMMO Investitions GmbH, hat das Gelände 2014 vom damaligen Besitzer erworben und hat uns die Räume nur unter der Bedingung einer extrem kurzen Kündigungsfrist von sechs Wochen weiter überlassen – wir können rechtlich also nicht gegen die Kündigung vorgehen. Natürlich haben wir sofort das Gespräch gesucht, um wenigstens eine Verlängerung der Nutzung zu erreichen und um uns auf die Suche nach einer Ausweichlocation machen zu können – und weil wir es für absolut verwerflich halten, dass in Coronazeiten, in denen wir nur dank staatlicher Hilfsgelder und zahlloser Spenden unserer treuen Gäste überleben konnten (die zu einem großen Teil in Mietzahlungen geflossen sind), mit einer solchen Härte vorgegangen wird. Allerdings hatte sich Robert Neumüller, Geschäftsführer der S IMMO in Deutschland, offensichtlich nur auf das Gespräch eingelassen, um uns zu einem noch früheren Auszug zu drängen – und erklärte, dass Hilfsgelder ja schließlich nicht nur für die Kulturinstitutionen, sondern auch für deren Vermieter gedacht seien (sic!).
Was genau mit dem Gelände zukünftig passieren soll, wurde uns nicht gesagt. Die S IMMO ist übrigens in der Berliner Clublandschaft nicht ganz unbekannt, seit sie 2020 als Immobilienverwalter die Betreiber der Griessmühle in Neukölln vor die Tür setzten. Auch hier hatte sich die S IMMO mit auf sechs Monate befristeten Mietverträgen die Möglichkeit geschaffen, ihre Mieter jederzeit kurzfristig loswerden zu können. Übrigens hatte Sprecherin Elisabeth Wagerer von der S IMMO nach den Protesten gegen die Kündigung der Griessmühle Medien gegenüber versichert, dass dies ein Einzelfall bleiben würde. Sie hätten nämlich keine weiteren Clubs im Portfolio.
Clubkultur als Spekulationsobjekt
Was hier passiert, ist aus unserer Sicht absolut skandalös: Ein Immobilienkonzern mit fetten Aktienerträgen kauft sich in Gebäude in Bestlage ein und übernimmt deren langjährige Gewerbemieter nur zu schlechtesten Vertragskonditionen, um sie jederzeit loswerden zu können – und in der Zwischenzeit noch von Mieten zu profitieren, die aktuell auch noch aus Spenden und Hilfsgeldern aufgetrieben wurden.
Der Nuke Club / K17 – Kulturstätte und lokale Institution
Seit 1999 prägt der heutige Nuke Club (bis 2016 unter dem Namen K17) die Berliner Clubszene und bietet Bands und Fans von Rock, Metal, Gothic und Punk eine verlässliche Heimat – seit 2003 am aktuellen Standort auf drei Floors. Der Club ist weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt und zieht Gäste aus aller Welt an. Wir selbst haben den Nuke Club 2017 als Betreiber übernommen und vor der Insolvenz gerettet – und konnten so durch die Hilfe und Unterstützung unserer Gäste und Investoren nicht nur zahlreiche Arbeitsplätze retten, sondern auch ein Stück aussterbender und einzigartiger Kultur in der Stadt bewahren. Wenn wir sterben, stirbt der letzte Club dieser Ausrichtung in der Stadt.
Was wir fordern
Am 7. Mai 2021 hat der Bundestag beschlossen, dass Clubs und Livespielstätten zukünftig als kulturelle Anlagen unter besonderem Schutz stehen sollen. Wir fordern, dass diesen Worten Taten folgen – und zwar jetzt.
Wir fordern von der S IMMO Germany:
– Die Aussetzung der Kündigung und einen fairen Mietvertrag mit vernünftigen Kündigungsfristen, behelfsweise eine Fristverlängerung bis wenigstens zum Ende des Jahres bzw. bis eine neue Location gefunden wurde
Vom Berliner Senat und Politikern aller Parteien:
– Politische Hilfe bei der Verhandlung mit der S IMMO und bei der Suche und Anmietung einer neuen Location
Wie unsere Gäste und Freunde uns unterstützen können:
Helft uns, Druck zu machen! Schreibt an das Abgeordnetenhaus und den Bezirk, verbreitet unser Statement auf allen Kanälen und unterzeichnet unsere Petition bei Change.org: http://chng.it/wh8WvzNwSG
Wir waren nie leise und werden jetzt auch nicht leise gehen!
Tino, Nici und das Nuke-Team“