Eventname: Prophecy Fest 2024
Bands: Arthur Brown, Eïs, Perchta, Thief, Germ, Solstice, In The Woods …, Arthur Brown, Triptykon, Valborg, Fortíð, Empyrium, Alcest @ Nicolas Horvath, Dymna Lotva, Fen, Arð, Hexvessel, Dool, Paradise Lost, Blazing Eternity, Austere
Ort: Balver Höhle, Garbecker Straße 5, 58802 Balve
Datum: 05.09.2022 – 07.09.2024
Genre: Black Metal, Ambient Black Metal, Dark Rock, Gothic Rock, Neofolk, Dark Wave, Darkpop, Avantgarde, Black Arcane Rock, Post Punk, Ambient Doom, Post Metal, Independent Rock, Art Rock, Psychedelic Rock
Besucher: Ausverkauft
Veranstalter: Prophecy Productions
Link: https://fest.prophecy.de/
Das Prophecy Fest findet in einer natürlichen Höhle statt, die in der Altsteinzeit entstanden ist – der Balver Höhle. Laut der germanischen Sage hatte Wieland, der Schmied, seine Werkstatt in dieser Höhle.
Vom 05.09. bis zum 07.09.2024 übernimmt wieder das Kultlabel Prophecy die Höhle in Balve für ihr eigenes Labelfest. Künstler des Labels werden in diesen Tagen die Fangemeinde in einem einzigartigen Spektakel und in einem besonderen Ambiente überraschen und betören. Nachdem ich im letzten Jahr aus persönlichen Gründen nicht dabei sein konnte, darf ich in diesem Jahr als Vertreter für Time For Metal erneut an diesem ganz besonderen Festivaltreiben teilnehmen! Vielen Dank für die Einladung an Prophecy!
Zum Festival gehören auch noch der Nachmittag/Abend des Donnerstags, an dem in einem gewissen Rahmen auch schon einige Angebote laufen, inklusive Freibier. Ich selbst mache mich am Freitagvormittag auf die Socken, um mich zum Beginn des Freitags mit dem Kollegen Robin in der Unterkunft zu treffen und dann rechtzeitig dabei zu sein. Fast drei Stunden brauche ich von Koblenz. Das wird recht knapp und wir kommen auch etwas später als zum geplanten Festivalbeginn an.
Wir hören am Eingang bereits Perchta spielen, die heute den Opener machen. Die haben wohl etwas verspätet angefangen und so komme ich sogar noch in den Fotograben und kann bereits Bilder von dieser außergewöhnlichen Band machen. Perchta, die Black/Folk Metaller aus Österreich, stehen ganz oben auf meiner Live-To-do-Liste, daher bin ich sehr erfreut, sie bereits heute zu sehen. Im Juni dieses Jahres ist erst ihr zweites Album D’Muata veröffentlicht worden, welches mich richtig begeistert hat. Auch live begeistern sie mich heute. Eine einzigartige Liveshow der Band um Frontfrau Lady Perchta. Das ist natürlich ein Künstlername. Dazu sollte erklärt werden, dass Lady Perchta oder Lady Percht ein mythisches Wesen / eine mythische Göttin aus der germanischen und slawischen Mythologie ist. Eine mögliche Etymologie für ihren Namen ist „die Strahlende“ oder im Althochdeutschen „strahlen“, „leuchten“. Perchta ist das südgermanische Äquivalent der (nördlichen) (Frau) Holle, die Grundlage für das Märchen von Frau Holle. Auf der einen Seite sind traditionelle Instrumente wie das Hackbrett, Zither oder die Teufelsgeige zu hören. Auf der anderen Seite ist es rasender und psychotisch anmutender Black Metal. Frau Perchta beherrscht dabei (wie in der Mythologie) einen wirklich charismatischen Klargesang, kann aber auch bedrohlich flüstern, fauchen oder auch markerschütternd schreien. Eine atemberaubende Show gleich als Opener des heutigen Tages, die mit viel Beifall bedacht wird.
Im Laufe des Tages sind Perchta noch bei einer Signierstunde zugegen. Da muss ich mir von den sympathischen Musikern noch meine Vinyls signieren lassen. Signierstunden gibt es von/mit den meisten Bands an beiden Tagen. Ganz tolle Idee. Diese Signierstunden werden rege genutzt und erhöhen zudem sicherlich den Verkauf am tollen Merchstand des Labels. Wie in jedem Jahr toppt hier eine Band die andere. Aus meiner Sicht gibt es keinen eigentlichen Headliner, obwohl da natürlich welche vom Namen her dies sind.
Wie wohl im letzten Jahr bereits, ist in einer Ecke der Höhle eine zweite (kleine) Bühne aufgebaut. Dort sind nun Thief zugange. Thief, aus Los Angeles stammend, ist ein Trio um den Botanist-Musiker Dylan Neal. Wie so ziemlich alles, ist es schwer in Worte zu fassen, welches Genre, welche Musik hier gespielt werden. Mit Genrezuordnungen engt man das aus meiner Sicht immer etwas zu sehr ein. Die Musik von Thief, die heute ihr Set Vespers spielen, könnte man ggf. in den Bereich Electronic, Darkwave einordnen. Auf jeden Fall sehr beeindruckend, was das Trio hier bei grellem, aber spärlichem Licht vollbringt. Das gefällt mir sogar so gut, dass ich mich bereits jetzt auf ihr morgiges Set Antiphon freue.
Immer mal wieder raus in den Vorhof zur Höhle, oder ist es der Vorhof zur Hölle? Egal, das Wetter ist heute übrigens herrlich. Kommt mit Eïs nun auf der großen Bühne eine Abkühlung? Weit gefehlt, denn mit Eïs kommt nun eine heiße Black Metal Band aus Nordrhein-Westfalen. Ich liebe diese Band, die bereits zum 25. Labeljubiläum 2021 hier in der Höhle stark aufgespielt hat. Eïs sind für Firtan, die kurzfristig absagen mussten, ins Line-Up gerutscht. Die Band war in den Jahren 2005 bis 2010 unter dem Namen Geïst unterwegs. Die Umbenennung erfolgte, um rechtlichen Dingen aus dem Wege zu gehen. Das letzte Album unter diesem Bandnamen hieß Galeere und wurde 2009 veröffentlicht. Zum Jubiläum dieses Albums steht es heute bei diesem denkwürdigen Gig auf dem Programm. Die Kapitäne Alboin (Bass, Gesang) und Abarus (Gitarren) steuern die Galeere mit ihren anderen Seeleuten über schwere Meere. Erneut ein fantastisches Spektakel. Die Galeere steht auf Vinyl schon lange in meiner Sammlung.
Es folgen die Australier Germ. Germ ist im Grunde ein Projekt des Australiers Timothy James Yatras. Der ist Multiinstrumentalist und hat einige Projekte/Bands am Start. Morgen ist er mit seiner anderen (Haupt) Band Austere am Start. Dazu dann allerdings später mehr. Live hat er nun ein Trio aufgestellt, er selbst sitzt am Schlagzeug. Trio stimmt auch nicht ganz, denn als Gastsängerin ist heute die Belgierin Kristien Cools dabei, die man als Frontfrau von Splendidula kennt. Das wusste ich bereits, denn Kristien hatte das auf Facebook gepostet und ich bin ihr eben bereits auf dem Parkplatz begegnet, als sie ankam. Auch wieder eine ganz tolle Show.
Auf der kleinen Bühne sind anschließend Valborg zugange, die ich allerdings nur aus einiger Entfernung wahrnehme, da es Zeitüberschneidung mit der Signierstunde mit Perchta gibt und ich daher zu spät vor der Bühne bin und kaum ein Durchkommen ist.
Auf der großen Bühne geht es nun mit den Briten Solstice weiter. Die erklären direkt zu Beginn des Gigs: „Wir haben uns für nichts zu entschuldigen.“ Zur Erklärung: Solstice haben im Vorfeld für einigen Wirbel gesorgt, denn in einem Interview wurde verschwörungstheoretische und weitere nicht zu unterstützende Aussagen getätigt. Einige Fans möchten das ganz außen vor lassen und sich nur deren Musik (Epic Doom) hingeben. Andere Fans sind sehr entrüstet und verstehen es nicht, dass man die hier überhaupt spielen lässt. Eine Aussage eines Festivalbesuchers, die ich hier aufgeschnappt habe, möchte ich einfach mal kommentarlos zitieren: „Ich habe auch immer Probleme damit, wenn sich Musiker, deren Musik ich schätze, als geistige Tiefflieger entlarven.“ Ansonsten möchte ich dieser Band keine Bedeutung beimessen.
Bedeutsame Musik gibt es allerdings dann gleich danach mit In The Woods … Die Band aus Norwegen wird immer wieder als eine der ersten Pagan Metal Bands genannt. Gegründet in den frühen Neunzigern, hatten sie zu Beginn noch eine Menge Black Metal Anteil in ihren Songs. Nach einem Split 2000, der wohl aufgrund unterschiedlicher musikalischer Ansichten erfolgte, reformierte sich die Band 2014 wieder. Allerdings hat man sich mittlerweile mehr zu Gothic und Progressive Metal hin entwickelt. Eine tolle Show allemal. Mit den Musikern, die ich beim Signieren verpasst habe, unterhalte ich mich später dann noch mal und lasse mir das Vinyl signieren. Sie sind wohl im Frühjahr wieder in Deutschland unterwegs. Eine Überlegung, zu einem Clubkonzert der Band zu gehen, ist es auf jeden Fall wert.
Auf der kleinen Bühne gibt es nun mit Fortíð Pagan Metal. Auch hier bin ich wieder zu spät vor der Bühne. Bei der Band handelt es sich um ein Projekt um den isländischen, jetzt in Norwegen lebenden Ex-Thule Musiker Einar „Eldur“ Thorberg
Matt Bacon, der nette Promoter aus den USA, der 2021 Arthur Brown überzeugt hat, in der Höhle hier aufzutreten, tummelt sich kurz auf der Bühne und drückt als nette Geste Arthurs Partnerin. Mir hat er heute auch wieder einen großen Gefallen getan. Er ist ein total netter Mensch.
Jetzt kommt auf der großen Bühne wieder Feuer ins Spiel, und das nicht nur sprichwörtlich. Arthur Brown setzt nach dem großen Erfolg bei der 25-Jahr-Feier des Labels 2021 und dem Folgejahr auch dieses Jahr die Höhle in Balve erneut in Flammen! Der geplante Gig 2023 war wohl ausgefallen. Die Höhle wird zur The Crazy World Of Arthur Brown, so wie der Titel seines ersten Albums und der Name seiner damaligen Band. Mr. Arthur Brown legt mit seinem Fire die Höhle in Schutt und Asche und das mit über achtzig (!!!) Jahren. Mittlerweile kann man schon sagen: wie gewohnt. War das im ersten Jahr noch für viele hier eine Überraschung, so sieht das nun doch anders aus. Viele der Anwesenden, die damals überhaupt nicht wussten, wer dieser großartige Kerl auf der Bühne ist, warten hier förmlich auf seine Show. Die Magie dieses Teufelskerls springt sofort wieder aufs Publikum über und nicht nur sein Helm steht in Flammen, sondern auch das Publikum. Magier Arthur Brown hat mit seiner Maskerade und Performance die Fans wieder schnell in seinen Bann gezogen. Natürlich wiederholt sich einiges aus den letzten Shows in seiner Performance. Arthur Brown himself hat die Höhle hier wieder in eine Hölle verwandelt.
Und es ist noch nicht Schluss, denn es gibt zum Abschluss des heutigen Tages noch höllischen Extrem Metal. Den serviert hier mit Thomas Gabriel Fischer aka Tom G Warrior mit seiner Band Triptykon eine Metallegende. Mit den Bands Hellhammer und Celtic Frost hat er Musikgeschichte geschrieben. Mit V. Santura (Gitarre, Gesang), Vanja Slajh (Bass) und Hannes Grossmann (Schlagzeug) hat er Mitstreiter gefunden, um mit der Band Triptykon die Dämonen der Hölle zu entfesseln. Triptykon wurden 2008 nach dem Ende von Celtic Frost gegründet und servieren hier in der Höhle Extrem Metal aus der Hölle, der seinesgleichen sucht. Obwohl mich der Tag schon richtig geschafft hat, verlasse ich die Höhle hier keine Sekunde vor dem letzten Takt dieser großartigen Band.
Immer noch überwältigt geht es dann in die (leider) 15 Kilometer entfernte Unterkunft!
Weitere Bildergalerien:
Perchta
Thief
Eïs
Germ
In The Woods …
Arthur Brown
Triptykon
Impressionen