Reload Festival 2018 am 24.08.-25.08.2018.2018 in Sulingen

“Reload Festival 2018 am 24.08.-25.08.2018.2018 in Sulingen!

Eventname: Reload Festival 2018

Bands: Papa Roach, In Flames, Kreator, Sick Of It All, Flogging Molly, Eskimo Callboy, Beartooth, Sepultura, Devildriver, Madball, Dragonforce,Torfrock, Mantar, ZSK, Hurley & Die Pulveraffen, Deez Nuts, Counterparts, Pro-Pain, The Night Flight Orchestra, Prong, Ryker’s, Street Dogs, Kaiser Franz Josef, Booze & Glory, Annisokay, Watch Out Stampede, Walking Dead On Braodway, John Diva & The Rockets Of Love, A Traitor Like Judas, Ze Gran Zeft, Powerslave, Red County Jail

Ort: Festivalgelände „Im langen Lande“, Anne Frank Straße, 27232 Sulingen, Deutschland

Datum: 24.08. – 25.08.2018

Kosten: 89,00 € zzgl. Versandkosten

Genre: Rock, Punk Rock, Crossover, Metal, Alternative, Hardcore

Besucher: 12.000 Besucher

Veranstalter: Reload Event GmbH

Link: https://www.reload-festival.de/

Dieses Jahr geht´s für uns das erste Mal nach Sulingen zum Reload Festival. Hamburg sei Dank, haben wir für die Strecke von Kiel gute dreieinhalb Stunden gebraucht. Egal – jetzt sind wir da und können von der B214, die mitten zwischen Camp 1 und Camp 2 verläuft, schon die ersten Camper sehen. Auch die dort durchfahrenden Autos, die eine riesen Staubfahne hinter sich herziehen. Hurra, ich hatte den Staub der Festivals schon fast vermisst (ich hatte ein Wochenende Festivalpause…) ?

Da wir recht spät dran sind, es ist schon halb acht durch, werden wir direkt auf Camp 2 gelotst. Dort sind anfangs auch die Tagesparkplätze ausgewiesen, später werden die allerdings auch von Campern bevölkert. Das liegt bestimmt nicht daran, dass auf den Plätzen zu viel Platz verschwendet wird. Wir werden so dermaßen eng an eng eingewiesen, dass wir nicht mal die Autotüren ganz aufbekommen. Die Frage, wie bekommen wir unseren Pavillon von 3,20 m x 3,20 m auf einer schmalen Fläche in der Breite eines Autos aufgebaut, wird dank unserer netten Nachbarn gelöst. Alle bauen ihre Pavillons und Zelte so auf, dass es irgendwie funktioniert. Was nicht mehr funktioniert ist allerdings das korrekte Abspannen der Seile, da der Platz dafür dann doch einfach zu knapp ist. Bei einigen wird das am nächsten Tag zum Tragen kommen, da es wirklich extrem windig ist. Diverse Pavillons sind dem Sturm zum Opfer gefallen.

Die Bändchenausgabe läuft dann wieder super. Der erste große Ansturm ist schon vorbei, wir sind ja eher die Nachzügler. Der Hunger ist inzwischen groß, also erst mal gucken, was es heute schon gibt. Das Angebot ist vielseitig, die Preise moderat.

Heute Abend ist das Infield noch nicht geöffnet, alles spielt sich auf dem Platz davor und im Zelt, der Tentstage, ab. Hier ist auch Shit-City untergebracht (also, nicht im Zelt…). Ein Besuch auf dem Spülklo kostet 50 Cent, eine Shit- und Showerflat gibt es für 5 Euro. Das finde ich absolut in Ordnung, woanders zahlt man sehr viel mehr dafür. Man kann sogar Zahnputzutensilien erwerben und Handtücher für eine Gebühr leihen.

Annisokay // Reload Festival // Foto: Jessika Wollstein

Musik gibt es dann am Warm Up Tag auch noch. A Traitor Like Judas und Ze Gran Zeft machen den Anfang im Zelt, gefolgt von den Metalcore Überfliegern Annisokay. Das neue Album Arms ist nicht nur ein Kracher, sondern wir freuen uns, euch die Jungs im Herbst auf Tour zu präsentieren. Heute kämpfen sie mit dem nicht ganz leichten Sound der Location und zocken neben dem alten Material natürlich auch die Kracher vom neuen Langeisen. Ein guter Auftritt von Dave Grunewald und seinen Mannen. Das war es jedoch noch nicht, weiter geht es in den Abend mit Counterparts. Den krönenden Abschluss setzen jedoch ZSK. Die Punker, besser gesagt Skatepunker, musizieren nun seit gut sieben Jahren wieder zusammen nach ihrer Auflösung im Jahr 2007. An Ansehen haben sie in der ganzen Zeit nie verloren, ZSK bleiben Punkkult. Das bringen die vier Berliner auch heute wieder auf die Bühne. Authentisch, für dumme Sprüche gut und mit dem Zug am Hebel alles andere als langweilig.

Freitag

Heute ist das Infield geöffnet. Wie bei den meisten Festivals üblich, reihen sich die Fressbuden und Getränkestände an den Außenseiten aneinander. Linker Hand ist gleich der Merchstand, dahinter kommen diverse Händler mit Schmuck, Klamotten, CDs und Anderem. Auch regenfeste Sachen bekommt man hier, davon wurde bestimmt das eine oder andere verkauft an diesem Wochenende. Was ich richtig gut finde: Hier gibt es in der Mitte des Infields diverse Bierzeltgarnituren, die zum Sitzen einladen. Man muss also nicht immer im Stehen essen oder sich auf den Boden setzen.

Im Vorprogramm des Mittags bzw. Nachmittags geben sich diverse Gruppen die Klinken in die Hand. Den Anfang machen Walking Dead On Broadway, Booze & Glory, Watch Out Stampede und die Street Dogs.
Erstmals spannend für uns und unsere Leser wird es bei Pro-Pain. Die New Yorker Groove Hardcore Maschine um Gary Meskil lässt bekanntlich keinen Stein auf dem Anderen, das ist auf dem Reload in Sulingen nicht anders. Gut gelaunt zerlegen die US-Boys bzw. Männer die niedersächsische Idylle, ohne mit der Wimper zu zucken.
Auf ihrer Zero Days Tour machen Prong ebenfalls einen Abstecher auf den Acker. Stücke wie Broken Peace oder Snap Your Fingers, Snap Your Neck werden berühmt berüchtigt geliebt. Als Liveband zu empfehlen, so wie unser Kollege direkt vom Club Auftritt in wenigen Stunden aus Wiesbaden berichtet.
Der Kraftakt am Nachmittag ist damit noch nicht am Ende. Eins meiner persönlichen Highlights sind DevilDriver aus Santa Barbara. Frontmann Dez Fafara ist und bleibt eine coole Socke. Ebenfalls, wie viele Gruppen, mit neuem Material vom neuen Studioalbum Outlaws Til The End – Vol. 1 unterwegs, bringen sie ihren Groove Metal auf den Punkt. Von Stücken wie Clouds Over California kann man gar nicht genug bekommen.
Aus Südamerika kommt eine Kultgruppe, über die man ganze Bücher schreiben kann. Dieses hat alleine der ehemalige Shouter und Kopf der Band Max Cavalera getan. Die Rede ist von Sepultura aus Brasilien, die heute natürlich mit Derrick Leon Green keine Gefangenen machen. Mit I Am The Enemy und Phantom Self begonnen, führt die Sause über Kairos, Choke oder Refuse/Resist zum Finale mit Arise und dem Evergreen Roots Bloody Roots. Zwischen Sepultura und Eskimo Callboy mogeln sich Beartooth in die Running Order.

Vor sechs Jahren in Ohio gegründet, legen die Hardcore Recken einen Senkrechtstart hin. Ganz nebenbei: Ende September kommt das neue Album Disease auf den Markt. Gespannt darf man schon jetzt auf den Nackenbrecher mit dem schlichten gelben Artwork blicken. Der Start nach Maß gelingt mit The Lines und Beaten In Lips. In gut 45 Minuten folgen Infection, Sick Of Me oder Hated. Das abschließende Trio Disease, Body Bag und In Between wirbelt zu guter Letzt mächtig Staub auf.
Mit ca. 10-minütiger Verspätung legen Eskimo Callboy los. Ich sehe sie dieses Jahr nun schon zum vierten Mal und muss sagen, nichts Neues. Sie spielen das gleiche Set, wie bei ihrer Scene Tour. Auf jedem Festival lassen sie natürlich aus Zeitgründen verschiedene Songs aus. Eins ist bei allen Gigs das Gleiche, es geht natürlich mit The Scene vom aktuellen Album los. Alles ist ein bisschen vorhersehbar, die Songs, die Sprüche von Kevin und Sushi – schade, aber es kommen ja nicht alle auf vier Shows der Band in einem Jahr. Den Fans scheint das aber egal zu sein. Alle feiern die Eskimo Callboys ab und singen textsicher mit, wie bei jedem Auftritt der Jungs. Wir hören We Are The Mess, The Devil Within, VIP, um nur einige zu nennen. Is Anyone Up darf natürlich auch nicht fehlen. Nach Crystals, Best Day und MC Thunder ist dann nach einer Stunde Schluss.
Vor dem Headliner Papa Roach darf die irisch-US-amerikanische Folk-Punk-Rock-Band aus Los Angeles Flogging Molly auf die Stage. Textsicher gibt es hier genug Hits, um die Leber mit kaltem Gerstensaft zu füllen.
Die Spannung steigt jedoch weiter, denn es ist gleich so weit, der erste Headliner 2018 in Form von Papa Roach lässt die Korken krachen. Mit ca. 30 Minuten Verzug geht es getreu mit Fuck Papa Roach in den Ring. Von dem allerbesten Wetter der letzten Wochen hat das Reload jedoch wirklich von vielen Open Airs noch das schlechteste abbekommen. Es wird kalt um Mitternacht, während Crooked Teeth und Getting Away With Murder aus den Boxen dröhnen. Gravity geht immer, denkt nicht nur Sänger Jacoby Shaddix, auch das Publikum geht steil. Vom aktuellen Silberling Crooked Teeth schaffen es zudem noch My Medication oder Help ins Set. Nicht schlecht Herr Specht, Papa Roach waren auch schon deutlich schlechter unterwegs und konnten 2018 ein, wie ich finde, erfolgreiches Jahr auf den Bühnen feiern. Live wieder richtig stark die Männer aus Vacaville.
Wer noch nicht genug hat, geht noch zu einem Abstecher zu John Diva & The Rockets Of Love.

Papa Roach // Reload Festival // Foto: Jessika Wollstein

Samstag

Es bleibt beim morgendlichen Regen, der bis in den Nachmittag anhält. Durch den Sturm wurden bereits viele Pavillons abgebaut und sicher in den Autos verstaut. Richtig los geht es für unser Team um 16 Uhr mit Mantar, aber auch vorher darf man die Bands nicht unterschätzen. Red County Jail und Rykers fungieren als Katerbewältigung. Während die sympathischen Österreicher Kaiser Fanz Josef das erste Tanzbein schwingen. Das Interview von vor wenigen Wochen mit Frontmann Sham findet ihr direkt HIER! Ihr Rock bleibt im Ohr, macht Spaß und nicht ohne Grund waren sie als Support mit Billy Idol unterwegs. Eine frische Formation, wo man nicht nur auf dem Reload spürt, dass sie noch viel erreichen können. Gleiches gilt für die Nuclear Blast Rocker The Night Flight Orchestra. Mit denen rollt ebenso eine Kapelle auf uns zu, von der wir die nächsten Monde noch diverse Kunst aufs Brot geschmiert bekommen. Spürt ihr auch die Magie von Sometimes The World Ain’t Enough und Lovers In The Rain? Dann seid ihr hier wirklich richtig! Deez Nuts bedienen flink die Hardcore Seele – exotisch mit starken Rap- und leichten Metaleinflüssen haben die Amerikaner eine feste Fanbase.

Mantar // Reload Festival // Foto: Jessika Wollstein

Auf der Hinfahrt noch The Modern Art Of Setting Ablaze laut im Auto aufgedreht, stehen Mantar mit ihrem Release direkt auf der Reload Bühne. Die Norddeutschen Hanno und Erinç zerlegen nach allen Regeln der Kunst im Duett die Freiluftveranstaltung. Doom Metal mit harten Black Metal Elementen und Punk Attitüde steht auf dem Programm. Ich hätte mit weniger Aktivität auf Seiten der Besucher gerechnet, aber die beiden Deutschen haben es sich wirklich verdient. Ihrem Stiefel treu geblieben, gehören sie zu den Überraschungen der letzten Jahre, wenn es um einen rasanten Aufstieg im Extreme Metal Sektor gilt.
Über Torfrock braucht man eigentlich nicht viel schreiben oder? Mit dem Norddeutschen Humor eine Party Rock Band, die auf keinem Festival fehlen darf. Bei gut gekühlten Getränken mit genug Umdrehung immer ein Besuch wert.
Madball haben wir neulich in Wacken gesehen. Wow, was für eine Power! Die Band hat Mitte Juni ihr neues Album For The Cause über Nuclear Blast auf den Markt gebracht. Die Kollegen von Metal Hammer haben dazu geschrieben: „Von Altersmilde keine Spur: Madball hauen zum 30-jährigen Bandjubiläum mit For The Cause ein von großartigem Abwechslungsreichtum gesegnetes Album raus. Von melodiösen Singalongs bis zu hartem Metal-Mosh wird hier alles geboten, was das Crossover-Herz erfreut. Von dieser Dynamik, Agilität und Kreativität dürfen sich jüngere Bands gerne mal ein Stück abgucken!“ Dem ist quasi nichts mehr hinzuzufügen. Freddy Cricien rennt wie ein Derwisch über die Bühne, scheint nicht einen Moment stillstehen zu können. Schon gleich beim ersten Song springt er von der Bühne und stellt sich auf das Absperrgitter vor dem Fotograben. Diese Power überträgt sich sofort auf die Fans, die Security har ordentlich mit Crowdsurfern zu tun. Glücklicherweise verletzt sich hier niemand, wie es in Wacken der Fall war. Bis zum letzten Song ist die Band nicht zu bremsen und genießt ihren Auftritt sichtlich.
Showtime für alle Gitarren Fetischisten – Herman Li und Dragonforce setzen mit Speed Power Metal für berüchtigte Nadelstiche. Ihren Überhit Through The Fire And Flames kennt jeder, wird in Videogames eingebaut und sorgt für unsere Kinder für volle Ekstase. Warum Dragonforce mit ihren Riffs unseren kleinsten Nachwuchs immer so im Griff haben, keine Ahnung, aber die Männer bleiben nicht nur auf Platte geil. Live gefallen sie sogar ein Ticken besser. Stets kraftvoll und dynamisch gibt es gepflegt den Arsch voll, alles andere wäre auch eine Enttäuschung.
Arsch voll passt ebenfalls wie die Faust aufs Auge zu Sick Of It All, die den Endspurt mit gepflegtem Hardcore einläuten.
Es ist Zeit für die Thrash Metal Legende Kreator um Mille. Das Bühnenbild in den letzten Wochen des Öfteren erblickt, bleibt es auch heute noch spektakulär. Phantom Antichrist und Hail To The Hordes möchte man da zu Beginn nicht missen und kann man wie Enemy Of God, Satan Is Real, People Of The Lie oder Flag Of Hate mehrfach in einem Sommer konsumieren. Fliegende Haare sowohl vor als auf der Bühne gibt es als Quittung.
Last, but not least, heißt es so schön und mit In Flames geht das ausverkaufte Reload 2018 zu Ende. Das haben wir bislang noch gar nicht erwähnt bei den ganzen Emotionen, die alle Bands in einem hochkochen lassen, aber das Festival war zum ersten Mal am Donnerstag bereits alle Tickets los. Warum, habt ihr in den letzten Zeilen sicherlich gelesen. Wenn so viele gute Bands für 90 Euro für euch spielen, dann ist klar – da will jeder hin. So. zum Schluss aber In Flames nicht untern Tisch fallen lassen, die wie auf dem RockHarz ihre Show spektakulär ins rechte Licht rücken. Man blickt in ca 12.000 teils nasse und glückliche Gesichter. My Sweet Shadow macht den Opener, Pinball Map zeigt auf, dass auch alte Stücke erwünscht und zelebriert werden. Anders Friden hat schon was auf dem Kasten, und das seit 1995, wo er dem Feuermeer beigetreten ist. Um nur ein paar weitere Kompositionen zu nennen Like You Better Dead, Wallflower und The Mirror’s Truth stehen parat. In Flames überzeugen von der ersten bis zur letzten Sekunde – ein klasse Headliner und perfekter Abschluss. Wer sie noch nicht live gesehen hat 2018, ihr habt was verpasst!

Kreator // Reload Festival // Foto: Jessika Wollstein

Fazit: Das Reload Festival hat uns ausnahmslos gut gefallen. Es ist nicht so groß, dadurch überschaubar. Die Wege sind nicht so lang. Es gibt natürlich einige Dinge, die nicht so toll sind. Dazu gehört das Zusammenpferchen auf den Campground. Platz sparen ist ja schön, auch wenn man ausverkauft ist, aber wenn man die Zelte, die nun mal Seile zum Sichern benötigen, nicht mehr richtig abspannen kann, ist das ein bisschen übertrieben. Zudem die Situation vor den Dixies in Infield. Es waren immer mehrere auf einem Haufen, mit einem Sichtschutzzaun ein bisschen separiert. Aber direkt davor mehrere Stehpinkelrinnen. Man musste sich als Frau an den pinkelnden Männern vorbeidrängeln. Würstchenparty hat´s eine Facebook-Nutzerin genannt ? Viele haben auch die Situation der Dixies auf dem Campground kritisiert – das kann ich persönlich nicht bestätigen, unsere waren immer nutzbar. Dixies halt. Da man immer mit dem Positiven aufhören soll: Für mich ein absoluter Pluspunkt ist, dass Generatoren auf dem Campground verboten sind! Und wir haben alle überlebt! Vielen Dank auch an die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter, die durchweg gut gelaunt und sehr freundlich waren. Die Security hat einen tollen Job gemacht. Mal abgesehen von dem Wetter, das ja nach wie vor keiner beeinflussen kann, war es ein rundum gelungenes Festivalwochenende. Wir kommen nächstes Jahr wieder, ihr sicherlich auch, also bis dahin und wir sehen bzw. lesen uns vom Reload 2019.