Rush: 40 Jahre Moving Pictures

Ein musikalisches Meisterwerk

Das für mich prägendste Album Moving Pictures von Rush wird dieses Jahr 40 Jahre alt! Knapp 13 Jahre muss es her sein, dass mein Vater mir dieses Album vorgesetzt hat. Zu dem Zeitpunkt fing ich grade an, die Arbeiterlieder von Hannes Wader auf dem MP3-Player meiner Eltern für mich zu entdecken, man konnte dazu wenigstens als Kind schön mitsingen. Dies war bei Rush zwar nicht unbedingt der Fall, da für einen 7-Jährigen die englische Sprache eine große Herausforderung darstellt, dennoch war ich von dem musikalischen Meisterwerk durch und durch begeistert. Die nächsten Alben ließen auch nicht lange auf sich warten und so kam es dann schlussendlich dazu, dass ich mich im Kofferraum meines Vaters versteckt habe, um heimlich auf die Time Machine Tour 2009 mitzugehen. Seit diesem Zeitpunkt standen für mich Rush an oberster Stelle und dies sollte für unbestimmte Zeit auch erst mal so bleiben. Nur zu gerne erinnere ich mich an die Zeit, in der ich Rock und Heavy Metal entdeckt habe, und sich vorzustellen, dass dies vor 13 Jahren begonnen hat, ist unvorstellbar. Ebenso der Fakt, dass das Album, mit welchem alles begann, dieses Jahr sein Vierzigjähriges feiert. Moving Pictures ist bestimmt für viele Rush Fans das Album Nummer eins, denn welches Album sonst enthält so viele Rush Klassiker? Von Limelight, Tom Sawyer, Red Bachetta bis zu YYZ sind auf jeder Tour diese Lieder mit im Gepäck und begeistern das Publikum jedes Mal aufs Neue. Das ist auch eines mit der interessantesten Dinge über dieses Album, es wird bei unzähligen Malen hören nicht langweilig, es bringt mir immer wieder Spaß, die Nadel auf die Platte aufzulegen und mich faszinieren zu lassen. Das hat am Ende dazu geführt, dass ich mit Schlagzeugspielen begonnen habe, um YYZ nicht nur auf Töpfen performen zu können. Diese Art Geschichten können bestimmt viele zu Rush erzählen, vor allem zu dem Album Moving Pictures. Daher ist es bestimmt auch nicht verwunderlich, dass das Album mit Fünffachplatin und Vierfachplatin und einmal mit Silber ausgezeichnet wurde. Das ergibt sich aus den insgesamt bis dahin 5,4 Millionen Einheiten. Somit ist das Album nicht nur das Album, welches die höchsten Auszeichnungen bekommen hat, sondern auch das meist verkaufte Album in der Rush Historie. Wie kam es dazu? Rush enterten das Studio unter dem Label Anthem Records im Sommer 1980 und konnten dann am siebten Januar 1981 das Werk veröffentlichen. Dies war ein reiner Zufall, denn wie Neil Peart später sagte, hätte eigentlich ein Livealbum der vorangegangenen Tournee folgen sollen, doch die Arbeit an dem Album und der Ehrgeiz sowie die Begeisterung waren so groß, dass dieses Projekt vorgezogen wurde – vermutlich war das genau die richtige Entscheidung. Nicht nur hier wurden richtige Entscheidungen getroffen, denn hier kommen wir mal zu einem kleinen Funfact zu dem Album. Die Bänder, auf denen alles aufgenommen wurde, wurden direkt unter Verschluss gesteckt, um einen Qualitätsverlust bei mehrfacher Wiedergabe vorzubeugen – das Ziel war, die beste Klangqualität zu erzielen. Die fertigen Teile wurden auf frische Bänder aufgenommen, welche dann als Arbeitsmaterial dienten, bevor am Ende alles durch die Originalaufnahmen ersetzt wurde. Aber um hier mal ehrlich zu sein, mir ist das bis heute noch nicht aufgefallen und als ich meinen Vater fragt, ob er die Klangqualität als besser empfand, schüttelte er nur den Kopf.

Aber hier mal Schluss mit den ganzen Fakten! Mir liegt das Album sehr am Herzen und deshalb musste ich es auch in meinen Top 3 Alben aufnehmen, die Florian W. in seiner Kolumne behandelt hat (hier nachzulesen). Ohne dieses Album und vor allem ohne Rush wären viele Bands nicht da, wo wir heute sind. Das beste Beispiel sind die Foo Fighters, die immer wieder betonen, dass es keine bessere Band gab und spielen seitdem auf jedem Konzert Lieder aus dem Album Moving Pictures – das hat doch was zu bedeuten. Ich habe das Album auf zwei CDs und auf einer Schallplatte zu Hause, als MP3 – leider noch nicht auf Kassette, aber daher sollte man auch schon merken, dass ich von dem Album nicht genug bekommen kann, ganz egal, ob in auditiver oder physikalischer Form.

Mich reißt das Lied YYZ jedes Mal mit und ich möchte zwar keinen Titel speziell hervorheben, aber das eine muss ich jetzt doch noch loswerden, denn der Song hat dafür gesorgt, dass ich mich erst für das Schlagzeugspielen richtig interessiert habe. Der Track hat primär einen völlig losen unverständlichen Hintergrund, denn eigentlich ist das ein Morsecode des Flughafens in Toronto. Darauf muss man auch erst mal kommen und ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich diese Information gelesen habe. Die Idee zu diesem Song kam auf, als Neil und Geddy im Flughafen waren und den Code gehört haben, den sie nicht mehr vergessen konnten – hier ein herzliches Dankeschön an den Flughafen Toronto, welcher uns einen Titel beschert hat, den nun die halbe Welt kennt und liebt. Bei jeglichen Konzerten die ich kenne, gehen alle Hände hoch, sobald Neil die ersten paar Töne spielt, die unverwechselbar nur bei diesem einen Lied vorkommen. Mir geht es immer noch zu Herzen, wenn ich den Ton höre und mir fährt es eiskalt den Rücken herunter, denn dieser Output gehört wohl zu den ersten Liedern, die ich zu meinen Lieblingsliedern gezählt habe und natürlich noch zähle.

All in All, ein Album, welches viele Menschen, Künstler, Alben, Bands, Komponisten, Texte begleitet und inspiriert hat – mich eingeschlossen. Wenn jemand noch nie etwas von Rush gehört hat, bekommt er von mir Moving Pictures vorgespielt und danach ist stark davon auszugehen, dass die Rush Community Zuwachs bekommt. Es lassen sich keine Fehler finden und das war bei Rush auch immer ein Hauptfokuspunkt – Perfektion! Das mit der Kombination von menschlichen Texten, Gefühl und Leidenschaft ohne die Ausrichtung auf Erfolg ist die Mischung, die erfolgreiche Alben macht.

Herzlichen Glückwunsch Rush zu vierzig Jahren Moving Pictures und auf dass ihr noch viele Menschen in der Zukunft begeistern werdet. Danke Neil Peart für diese unglaublichen Kompositionen und Texte, die du der Band über Jahre geliefert hat.

In diesem Rahmen erschienen bereits Kolumnen zu anderen 40-jährigen Jubiläen:

Saxon: 40 Jahre Wheels Of Steel (hier)

Judas Priest – 40 Jahre British Steel und Mitbegründer des NWOBHM (hier)

40 Jahre I’m A Rebel von Accept (hier)

40 Jahre Grave Digger (hier)

40 Jahre Iron Maiden von Iron Maiden (hier)