Iron Maiden: Debütalbum wird in diesen Tagen 40 Jahre alt

SCHEISSE ..., bin ich alt!

Mit Erschrecken musste ich gerade feststellen, dass ich wohl doch kein ganz so junger Hüpfer mehr bin, denn das Iron Maiden Debütalbum Iron Maiden wird in diesen Tagen satte 40 Jahre alt. Unglaublich, denn ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, an dem ich damals zum Plattendealer meines Vertrauens gelatscht bin und wie stolz ich war, als ich das Teil in den Händen hielt. Ich war zwölf und die Scheibe hat mich in frühester Jugend geprägt.

Im zarten Alter von 15 Jahren legte sich der am 12. März 1956 geborene Stephen Percival Harris seinen ersten Bass zu und zupfte fleißig drauflos. Als erste Anlaufstelle musste eine Band namens Influence herhalten, die sich bald darauf in Gypsy’s Kiss umbenannte. Wegen musikalischer Differenzen wurde Harris dann 1975 aus der Band gekickt. Schnell war mit Smiler eine neue Combo gefunden, doch auch das sollte nur ein kurzer Zwischenstopp sein, denn am 1. Weihnachtstag 1975 war dann die Geburtsstunde einer der später erfolgreichsten Heavy Metal Bands aller Zeiten: Iron Maiden! Der erst 19-jährige Londoner Bassist und Songschreiber Steve Harris gründete die Band damals zusammen mit dem Sänger Paul Mario Day, den beiden Gitarristen Terry Rance und Dave Sullivan und dem Schlagwerker Ron Matthews. Zunächst zockte man gemeinsam im Proberaum noch ohne Bandnamen, denn eigentlich hatte Harris eine Karriere als Profifußballer im Sinn, doch schon bald darauf nannten sich die Jungspunde Iron Maiden. Niemand konnte zu dieser Zeit ahnen, dass sich hier gerade eine der erfolgreichsten Heavy Metal Bands aufmachte, die Welt zu erobern. Iron MaidenSteve Harris wurde beim Schauen des Abenteuerstreifens The Man In The Iron Mask von 1939 auf den Begriff aufmerksam, der das Folterinstrument Eiserne Jungfrau beschrieb. Der passende Bandname war gefunden, jedoch beteuerte man damals noch bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass es keine Anspielung auf die britische Politikerin und spätere Premierministerin Margaret Thatcher sein sollte, die schon damals von den Briten gerne als eiserne Lady bezeichnet wurde. Tatsächlich war es aber durchaus eine Anspielung auf die Parteivorsitzende der Konservativen, denn später stellten sie die Premierministerin zusammen mit ihrem Bandmaskottchen Eddie auf den Cover-Artworks der Singles Sanctuary und Women In Uniform dar.

Der Zeitpunkt der Bandgründung war denkbar ungünstig, denn der Hard Rock war auf einem absteigenden Ast und der Heavy Metal steckte noch in den Kinderschuhen. Die großen Bands des Genres wie Deep Purple, Uriah Heep, Led Zeppelin und Black Sabbath hatten sich aufgelöst, oder hatten ihren kreativen Höhepunkt bereits überschritten. Speziell in England war der aufstrebende Punkrock das Maß aller Dinge, während man sich in anderen Teilen der Welt eher der aufstrebenden New Wave Bewegung und der Modedroge Discomusik zuwendete. Heavy Metal Bands wie Motörhead, Twisted Sister, Van Halen, Quiet Riot und Judas Priest gab es zwar schon, doch waren sie noch ziemlich unbekannt und spielten im britischen Musikzirkus keine große Rolle. So wurden auch die noch jungen Iron Maiden dazu ermutigt, es doch lieber mit Punkrock und einem entsprechenden Punk-Image zu versuchen.

Das Line-Up der Eisernen Jungfrau wechselte in diesem frühen Stadium oft, den sie waren nur Bengels, die ihren Spaß haben wollten, zwar mit Träumen, aber ohne große Ambitionen, mit Ausnahme von Bandgründer Steve Harris. Der erste offizielle Auftritt fand dann am 1. Mai 1976 in der Saint Nicholas Church Hall in Poplar, London statt und nur wenige Monate nach der Bandgründung hatte sich das ursprüngliche Line-Up schon wesentlich verändert. Dave Murray und Bob Sawyer hatten die Gitarristen Terry Rance und Dave Sullivan ersetzt und auch das Mikro hatte von den Händen Paul Days in die von Dennis Wilcock gewechselt. Wilcock war ein völlig irrer Typ, der auf der Bühne ein Alice Cooper-ähnliches Make up trug, ständig Kunstblut spuckte und sich Schwerter in den Hals steckte. Auch Sawyer verließ die Band schnell wieder und fortan traten die jungfräulichen Musiker als vierköpfige Band auf. Die erste einschneidende Veränderung erfolgte aber erst 1978, denn Paul Di`Anno übernahm von Dennis Wilcock den Posten des Frontmannes und Doug Sampson nahm anstelle von Ron Matthews hinter dem Drum-Kit Platz, sodass Steve Harris als einzig verbliebenes Gründungsmitglied übrig blieb. Di`Anno hatte die Band zuvor am 5. November 1976 live bei Cart & Horses in London gesehen und kommentierte dies später mit folgenden Worten: “I went to see them play at the Cart & Horses in East London, and their old singer (Wilcock) had this silly sword and fake blood dripping from his mouth and me and my mate have been pissing ourselves laughing. When I got introduced to Steve Harris I couldn’t hold a straight face. And when he talked about me going for an audition I believed ‘bleeding hell, I do not fancy prancing about with a sword,’ and I didn’t seriously want to know.”

In dieser Besetzung spielte man dann auch am 30. / 31. Dezember 1978 das legendäre The Soundhouse Tapes-Demo in den Spaceward Studios in Cambridge ein, das dann später, am 9. November 1979, auch in kleiner Auflage als EP via Lost Diamonds auf Vinyl gepresst wurde, wobei aufgrund von Druckverzögerungen einige Exemplare ohne Hülle ausgeliefert wurden, wiederum andere wurden mit einem T-Shirt ausgegeben. Die insgesamt 5.000 Exemplare waren innerhalb weniger Wochen vergriffen.

1979 wurde Ron Smallwood als Manager der Band vorgestellt. Aufgrund steigender Popularität kamen die Briten beim Major Label EMI Music unter und erhielten noch im November des Jahres ihren ersten Plattenvertrag. Als erste Veröffentlichung für EMI wurden aber im Februar 1980 die beiden Songs Sanctuary und Wrathchild auf dem Metal For Muthas-Sampler platziert. Auch mit Beginn der Achtziger Jahre konnte das Line-Up nicht konstant gehalten werden. Mit Tony Parsons kam wieder ein zweiter Gitarrist, der jedoch schnell wieder Dennis Stratton weichen musste. Auch Doug Sampson packte seine Koffer, weil das Tourleben seine Gesundheit gefährdete, für ihn kam Clive Burr.

Damit war die Besetzung wieder komplett und das erste Studioalbum konnte in Angriff genommen werden. Zuvor wurde am 8. Februar 1980 die erste Single Running Free auf Englands Headbanger losgelassen, die bis auf Platz 34 in den britischen Singlecharts kletterte. Während der Titeltrack schon von Clive Burr eingetrommelt wurde, ist auf dem B-Seiten-Track Burning Ambition, ein Studio-Outtake der Vorproduktion, noch Vorgänger Sampson zu hören. Seit diesem Moment wurden die Jungfrauen von ihrem Zombie-Bandmaskottchen Eddie (Edward The Head) begleitet, welches in Zukunft auf fast allen Covern abgebildet werden und die Band auch bei allen Auftritten unterstützen sollte. Mit der Single traten Iron Maiden auch live in der britischen BBC TV-Sendung Top Of The Pops auf und waren damit die erste Band seit The Who im Jahr 1972, die nicht Playback auftraten.

Das Album Iron Maiden erblickte am 14. April 1980 das Licht der Welt und enthielt acht hart rockende Songs, darunter auch zwei neue Versionen von Iron Maiden und Prowler, die zuvor schon auf The Soundhouse Tapes vertreten waren. Auch die Nummer Strange World sollte eigentlich schon auf The Soundhouse Tapes veröffentlicht werden, was aber an finanziellen Problemen scheiterte. Das Album wurde in den Kingsway Studios in London eingespielt und man arbeitete zeitweise mit dem Produzenten Will Malone zusammen. Malone verlor jedoch während der laufenden Aufnahmen das Interesse an dem Projekt, sodass Steve Harris und die Band den Rest der Produktion selbst in die Hand nehmen musste. Bandkopf Harris kritisiert die Qualität der Produktion bis heute, jedoch viele Bandanhänger mögen gerade diesen rauen, punkigen Sound. Trotz des rauen Sounds wird die Band dem New Wave Of British Heavy Metal zugerechnet. Mit Transylvania befindet sich eines der wenigen Iron Maiden Instrumentalstücke auf dem Debüt. Der Song Phantom Of The Opera basiert auf dem gleichnamigen Roman von Gaston Leroux. Charlotte The Harlott war der Beginn einer Serie von Songs über die Prostituierte Charlotte. Das Debütalbum erreichte Platz 4 in den UK-Album-Charts und erreichte in Kanada Platin und in Deutschland Gold Status. Es ist das einzige Iron Maiden Album, auf dem Gitarrist Dennis Stratton zu hören ist, denn er verließ die Band nach der Veröffentlichung und wurde durch Adrian Smith ersetzt. Am 7. Juni 1980 folgte die Veröffentlichung der zweiten Single Sanctuary, einem Song, der bis dahin nur auf der US-Version des Albums vertreten war. Die Single erreichte Platz 29 der UK-Charts.

Mit dem Album im Rücken wurden Iron Maiden nun auch außerhalb von London bekannt. Es folgte eine ausgedehnte Großbritannien Tour im Vorprogramm von Judas Priest, auf der man an vier aufeinanderfolgenden Tagen im legendären Marquee Club vor ausverkauftem Haus spielte. Eine Europa Tournee mit den US Disco Hard Rockern Kiss und ein Auftritt auf dem Reading Festival folgten.

1995 wurde Iron Maiden neu remastert und als Doppel-CD wiederveröffentlicht, die zweite CD beinhaltete nun auch den Song Sanctuary, sowie die B-Seiten-Tracks der Singles, Burning Ambition, Drifter (live) und die Montrose Cover-Version I`ve Got The Fire (live). 1998 wurde das Album ein weiteres Mal wiederveröffentlicht, wobei es um interaktive Inhalte erweitert wurde. Das Cover-Artwork wurde dabei leicht verändert und die Tracks in leicht veränderter Reihenfolge angeordnet.

 

Am 14. April wurde das Album satte 40. Jahre alt und hat nichts von seinem Charme verloren. Heavy Birthday!