40 Jahre Grave Digger

Ein Special zum Bandjubiläum und dem Release von Fields Of Blood

Grave Digger feiern 2020 ihr 40. Dienstjubiläum mit dem Release der neuen Scheibe Fields Of Blood (Review hier), welche sich stark am Meisterwerk Tunes Of War aus dem Jahre 1996 orientiert. Grund genug für uns, mal ein wenig in der Geschichte der Band zu forschen.

Die Anfänge

Chris Boltendahl

Der 18-jährige Sänger Chris Boltendahl fand mit dem Gitarristen Peter Masson, Basser Willi Lachmann und Drummer Albert Eckardt seine erste stabile Bandbesetzung. Anfänglich schrubbte Chris auch noch den Bass. Man spielte lokale Konzerte und es dauerte bis 1983, ehe es überhaupt erste Veröffentlichungen von Grave Digger gab. Auf einem Sampler namens Rock From Hell waren auch zwei Tracks von Grave Digger zu finden. Das erste Langeisen erschien 1984 mit Heavy Metal Breakdown. Aufgenommen in den Music Lab Studio, Berlin (West) war offiziell Chris Boltendahl für Musik und Text verantwortlich. Später erzählte Manager Gerd Hanke, dass diese offizielle Sprachregelung primär mit GEMA-Gebühren zu tun hatte. Gerade die Lyrics waren wohl ein Problem. Laut Gitarrist Peter Mason war das Schulenglisch von Chris nicht besonders, sodass der Manager Gerd die meisten Texte schrieb. Trotzdem ist der Titeltrack einer der bekanntesten Nummern von Grave Digger und eigentlich auf jeder Setlist zu finden. Eine Besonderheit zur damaligen Zeit war die Verwendung des Keyboards in einer Ballade, was zu diesem Zeitpunkt noch beinahe einem Hochverrat gleichkam. Das spätere Markenzeichen, Chris Reibeisenstimme, ist auch auf dem Erstling bestens zu vernehmen. Als primärer Einfluss galt vor allem eine Band aus der näheren Nachbarschaft: Accept aus Solingen mit Sänger Udo Dirkschneider war ein starker Orientierungspunkt für Grave Digger. Es folgten zwei weitere Longplayer mit Witch Hunter (1985) und War Games (1986) sowie Touren im Vorprogramm von Helloween. Ebenso gab es kontinuierliche Wechsel im Line-Up, u.a. ersetzte Uwe Lulis Peter Mason an der Gitarre. Uwe sollte aus Grave Digger Sicht noch größere Bedeutung erlangen. Unter dem Namen Digger erschien 1986 Stronger Than Ever, was jedoch ein kompletter Flop war. Die Herren orientierten sich weg vom Heavy Metal in Richtung Mainstream Rock à la Bon Jovi. Damit verprellte man seine bisherigen Fans und die Band wurde 1987 aufgelöst.

Restart und die göttliche Eingebung

1991 waren es Uwe Lulis und Chris Boltendahl, welche Grave Digger wieder zum Leben erweckten. Zu dem Duo gesellten sich Basser Tomi Göttlich und Drumtier Jörg Michael (unter anderem Ex-Mekong Delta, Ex-Rage, Stratovarius). Via G.U.N. Records erschien 1993 The Reaper und man knüpfte an die alten Heavy Metal Werke der 80er an. Es folgten Symphony Of Death (1994) und das deutliche düstere Langeisen Hear Of Darkness (1995) sowie eine Tour als Vorband von Manowar. Bassist Tomi Göttlich fuhr gerne Motorrad und ein Trip in dieser Zeit verschlug ihn nach Schottland. So brachte Tomi die Idee mit, die schottische Geschichte musikalisch zu verarbeiten. An den Drums gab es dazu einen Wechsel. Stefan Arnold übernahm die Sticks. Was folgte, war das Konzeptalbum Tunes Of War, welches wohl das Meisterstück in der Geschichte von Grave Digger ist. Nummern wie Scotland United, The Dark Of The Sun, The Bruce und natürlich Rebellion befinden sich nach wie vor regelmäßig auf den Setlisten der Konzerte. Auf der deutschen Fassung der CD gibt es die gesamte Geschichte zu den einzelnen Liedern, welche wir am Ende der Kolumne zum Nachlesen gepackt haben. Der schottische Cavanaugh-Clan ernannte die Bandmitglieder aufgrund von Tunes Of War zu Ehrenmitgliedern. Kommerziell war das Langeisen mit Platz 84 in den deutschen Charts durchaus erfolgreich. In den 90ern verdienten die Bands noch Geld mit dem Verkauf von Alben.

Es folgten Knights Of The Cross (1997), wo der Aufstieg und Fall des Templerordens abgehandelt wurden und Excalibur (1999), welches die Sage um König Artus und die Ritter der Tafelrunde zum Thema hatte. Alle drei Werke gemeinsam bildeten die sogenannte Mittelalter-Trilogie. Ab Knight Of The Cross stand Jens Becker (Ex Running Wild) am Bass. Der Ideengeber Tomi Göttlich verließ die Band. Es folgte eine Welttournee, mit Hans-Peter Katzenburg als Keyboarder, der schon auf Tunes Of War gastierte und bald darauf festes Mitglied der Band wurde.

Die Zeit nach der Mittelalter-Trilogie

Axel Ritt

2000 verließ Uwe Lulis Grave Digger und gemeinsam mit Tunes Of War Ideengeber Tomi Göttlich entstand Rebellion. Manni Schmidt übernahm den Part an der Gitarre (mittlerweile spielt Uwe bei Accept, Tomi ist aber nach wie vor mit Rebellion auf Tour). 2001 wurde The Grave Digger auf den Markt geworfen. Nach dem Livealbum Tunes Of Wacken (2002) folgte mit Rheingold die Rückkehr zu den Konzeptalben. Anstatt um Schottland und das Mittelalter gab es nun eine Interpretation der Handlungen bezüglich Der Ring Des Nibelungen von Richard Wagner. In regelmäßigen Abständen gab es neue Werke von Chris und Co. The Last Supper (2007) ist dann erneut ein Konzeptalbum und handelt von den letzten Tagen Jesu. 2010, zum 30-jährigen Bestehen der Band, erschien The Clans Will Rise Again, welches eine lose Fortsetzung von Tunes Of War ist. Das Jubiläum wurde intensiv auf Wacken gefeiert und dazu das komplette Tunes Of War, u.a. mit den Gastsängern Doro, Hansi Kürsch und Van Canto, dargeboten. Seit 2009 bearbeitet Axel Ritt die Saiten und ist auch auf der großen Sause zum 30. Geburtstag dabei.

So ging es auch durch das letzte Jahrzehnt. Markus Kniep übernahm 2014 zunächst die Keyboards, seit 2018 ist man ohne Keyboard unterwegs und Markus hat nun sein Platz am Schlagzeug. Clash Of The Gods (2012) befasst sich mit der griechischen Mythologie, Return Of The Reaper (2014) war das letzte Werk mit H.P. Katzenburg und wurde von den einschlägigen Medien sehr gelobt. Es folgen noch Healed By Metal (2017) und The Living Dead (2018). Nun also geht es wieder in Richtung Schottland zum 40. Geburtstag von Grave Digger. Wir gratulieren zum Jubiläum.

Tunes Of War Booklet: