Santa Cruz – Bad Blood Rising

“AOR Rock At It’s Finest“

Artist: Santa Cruz

Herkunft: Helsinki, Finnland

Album: Bad Blood Rising

Spiellänge: 43:46 Minuten

Genre: Glam Metal, Hair Metal, Hard Rock, Rock

Release: 10. November 2017

Label: M-Theory Audio

Link: http://santacruzbandofficial.com

Produktion: Finnvox Studios in Helsinki, Finnland

Bandmitglieder:

Vocals, Gitarre – Arttu “Archie” Kuosmanen
Gitarre – Joonas “Johnny” Parkkonen
Bass – Mitja “Middy” Toivonen
Drums – Tapani “Taz” Fagerström

Tracklist:

  1. Young Blood Rising
  2. River Phoenix
  3. Fire Running Through Our Veins
  4. Drag Me Out Of The Darkness
  5. Breathe
  6. Voice Of The New Generation
  7. Back From The Dead
  8. Bad Habits Die Hard
  9. Pure Fuckin’ Adrenaline
  10. Get Me Out Of California
  11. River Phoenix (Part 2)


Bad Blood Rising, so lautet der Titel des dritten Albums der finnischen Glam-Rocker Santa Cruz. Nach ihrem erfolgreichen Debüt Screaming For Adrenaline (2013) und dem Nachfolger Santa Cruz (2015), für das es viel Kritik regnete, steht die Band also vor dem Scheideweg, ob sie auf den Weg des klassischen Hard-/Glam-Rock des ersten Albums zurückfindet oder den überproduzierten Radio-Rock der zweiten Scheibe weiterverfolgt. Ergebnis ist ein ansprechendes Album mit dem die Band sich nicht ganz festlegt, für welche Richtung sie sich entscheidet.

Auch abseits ihrer Veröffentlichungen konnten die jungen Finnen in den letzten Jahren große Erfolge feiern. Neben ausgiebigen Touren durch die ganze Welt konnte die Band vor Allem durch einen Auftritt in der US-TV-Show Breaking Band (AXS-TV) ,bei der niemand geringeres ihr Mentor war als Sebastian Bach (Ex-Skid Row), auf sich aufmerksam machen. Für etwas weniger Aufmerksamkeit sorgte die Band, als ihre Songs auf dem US-Sportsender ESPN für diverse Einspieler in unterschiedlichsten Sportarten genutzt wurden und sie im Dezember 2015 einen Gastauftritt in einem TV-Spot für Mercedes Benz hatten.
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Trotz all dieser Nebenschauplätze begab sich die Band 2017 in die finnischen Finnvox Studios, um ihr drittes Album in Eigenregie aufzunehmen. Der Prozess wurde dabei ganz zeitgemäß als VLOG aufgezeichnet (YouTube). Das Album startet mit dem vermeintlichen Title-Track Young Blood Rising, das in typischer Santa Cruz-Manier mit Effekt-beladenen Gang-Vocals startet und danach erstmal ein dickes Riff zum Besten gibt, ehe Sänger Archie in der Strophe einen aggressiven Gesang an den Tag legt, um schließlich in einem typisch melodiösen Refrain zu münden. River Phoenix, der zweite Track des Album und erste Single-Auskopplung, schlägt in eine ähnliche Nische. Der fast schon charakteristische Einsatz der genre-typischen Talkbox sorgt für ein gewohntes Gefühl, leider geht dem Song im Refrain aber die Puste aus. Klang der erste Song noch stark nach Screaming For Adrenaline, könnte River Phoenix ebenso auf Santa Cruz vertreten sein. Beim dritten Song Fire Running Through Our Veins trauen sich die Finnen mal etwas Neues und liefern ein Country-angehauchtes Intro, ehe die Strophe mit einem fast schon zu heftigen Riff daherkommt. Der Refrain liefert dann wieder die üblichen Gang-Vocals in Kombination mit den melodischen Parts. Was der Song beweist ist, dass Santa Cruz es wie kaum eine andere Band versteht, die Vorzüge einer modernen Produktion einzusetzen, um kleine Highlights in die Songs einzubauen. Die erste Strophe zum Beispiel beginnt noch a Capella ehe die Instrumente mit einem Knall einsetzen, als man diesen gerade zu vergessen beginnt, folgt ein ‘Boom Boom Pow’, das die feste Struktur des Songs auflockert. Der Song und das ganze Album sind gespickt mit diesen Highlights, was die Platte während der gesamten Laufzeit entertainend macht.
[youtube]7TWkmy5ELJc[/youtube]
Nach den ersten drei Songs nimmt sich die Band erstmal eine Verschnaufpause und zeigt damit eine neue Facette der Band: Drag Me Out Of The Darkness und Breathe sind (Power-)Balladen, die, im Gegensatz zu den ersten beiden Alben, auf Bad Blood Rising mit hoher Frequenz vertreten sind (4 von 11 Tracks). Da sich der Sound von Santa Cruz generell vom rohen Rock ’n’ Roll hin zu einem fast poppigen, aufpolierten Klang entwickelt hat, runden diese Songs das Album ab. Apropos aufpoliert: Voice Of The New Generation ist sinnbildlich für den neuen Stil der Band. So sehr einem dieser auch missfallen mag, ist der Refrain extrem eingängig und man ist geneigt schon im zweiten Durchgang mitzusingen, was ja bekanntlich von gutem Songwriting zeugt. Glücklicherweise nimmt der siebte Track Back From The Dead die Produktion etwas zurück und liefert einen etwas klassischeren Hard-Rock-Ansatz – einer der stärkersten Songs der Platte. Dieser nostalgische Moment wird von Bad Habits Die Hard jäh unterbrochen. Die Band ihren Sound dann doch eher in Richtung modernen AOR-Rock zu sehen. Immerhin: Bands die moderne und poppige Elemente mit Riffs eines solchen Härtegrades und so virtuosem Gitarren-Spiel kombinieren, gibt es nicht viele. Pure Fuckin’ Adrenaline hingegen schlägt nochmal in eine völlig andere Kerbe. Ein simples, aber hartes Riff, das, gepaart mit dem Gesang in der Strophe, ganz stark an Megadeth erinnert. Irgendwie gewöhnungsbedürftig, inklusive der hohen Geschwindigkeit aber durchaus überzeugend. Den Abschluss des Albums bilden mit Get Me Out Of California und River Phoenix (Part 2) zwei ruhige Stücke. Ersteres, eindeutig inspiriert von den Touren durch Kalifornien (keine Überraschung bei einer Glam Rock-Band), hat noch seine positiven Seiten und kann vor Allem durch ausgereiftes Songwriting und das geniale Gitarrensolo überzeugen. River Phoenix (Part 2) hingegen hätte sich die Band sparen können. Schon der Anfang, der erschreckend doll an Katy Perry – California Gurls erinnert, reicht eigentlich, um den Song abzuhaken. Da helfen auch die hübschen Melodien im Rest des Songs nichts, das ist sogar für ein aufgeschlossenes Ohr zu poppig – Hip-Hop-Anleihen inklusive. Immerhin behält das Quartett seine lyrische Sorglosigkeit (mit Ausnahme von Breathe, das von Verlust und Sehnsucht handelt) und singt vor Allem über the Good-Life und Rock ’n Roll – allein deshalb kann das Album nicht völlig verkehrt sein.

Bad Blood Rising bildet eine Symbiose der ersten Santa Cruz-Alben. Stellenweise finden sich die rockigen Elemente des ersten Albums, einen großen Part der Platte nimmt aber der überproduzierte Sound des Sophomore-Albums ein. Positiv hervorzuheben sind der gewitzte Einsatz der Produktion und der hochwertige Klang, auch die eingängigen Melodien und das Virtuose-Gitarrenspiel wissen zu überzeugen. Störend wirken hingegen der übermäßige Einsatz von Effekten in allen Bereichen und jeglicher Versuch sich in anderen Genres wie Pop-Musik oder Hip-Hop zu bedienen. Erfolg dürfte dieses Album der Band durchaus bescheren, als Fan mit Gitarren-lastigem Hintergrund gehen Santa Cruz an einigen Stellen aber zu weit.

Anspieltipps: Young Blood Rising, Fire Running Through Our Veins, Back From The Dead
Carsten B.
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