Event: Saxon – Hell, Fire And Steel Tour 2025
Bands: Saxon, Girlschool, Grand Slam
Ort: Docks, Spielbudenplatz 19, 20359 Hamburg
Datum: 17.02.2025
Kosten: VVK 52,80 €, AK 55 €
Zuschauer: ca. 1500
Genre: Heavy Metal, NWoBHM, Hard Rock, Classic Rock
Link: www.docks-prinzenbar.de
Setlisten:
1. Demolition Boys
2. C’mon Let’s Go
3. The Hunter
4. Hit And Run
5. It Is What It Is
6. Screaming Blue Murder
7. Race With The Devil
8. Bomber
9. Emergency
1. Hell, Fire And Damnation
2. Dogs Of War
3. Backs To The Wall
4. Madame Guillotine
5. And The Bands Played On
6. Dallas 1 PM
7. Solid Ball Of Rock
8. Strong Arm Of The Law
9. 1066
10. Motorcycle Man
11. Stand Up And Be Counted
12. 747 (Strangers In The Night)
13. Wheels Of Steel
14. Freeway Mad
15. See The Light Shining
16. Street Fighting Gang
17. Suzie Hold On
18. Machine Gun
19. Crusader
20. Heavy Metal Thunder
21. Denim And Leather
22. Princess Of The Night
Montagabend und das Hamburger Docks auf der Reeperbahn ist proppenvoll. Wer bei dem Bandnamen Saxon denkt, dass hier primär rüstige Rentner und Silberrücken unterwegs sind, der wird bereits beim Anblick der auf Einlass wartenden Fans überrascht. Klar, die gesetzte Generation ist in der Mehrzahl. Aber auch junge Menschen erfreuen sich an der Musik, die ihre Großeltern oder Eltern feiern. Wheels Of Steel ist ein Album, das Jung und Alt fasziniert. Entsprechend groß ist die Vorfreude auf eine Band, die gefühlt seit einer Ewigkeit im Geschäft ist. Um 19 Uhr öffnen sich die Pforten. Dann kommen wir auch gleich zu einem Ärgernis des Abends. Um 19:10 Uhr steht die erste Band bereits auf der Bühne.
Selbst die Fotografenschar schafft es kaum, pünktlich vor der Bühne zu sein. Grand Slam mögen nicht die große Nummer in Deutschland sein. Trotzdem sollten Fans die Möglichkeit haben, auch die erste Band des Abends zu verfolgen. Das ist bei dem heutigen Zeitplan nicht möglich. Wo der kommunikative Fehler ist oder war, ist im Nachhinein müßig. Schade für Grand Slam, die einen Teil des Erbes von Phil Lynott präsentieren.
Eigentlich bereits 1983 als Phil Lynott’s Grand Slam gegründet, verstarb der Bandgründer bereits im Januar 1986. Laurence Archer war als Gitarrist in der letzten Bandbesetzung mit dabei, aber eine Veröffentlichung war der Truppe um den ehemaligen Thin-Lizzy-Chef nicht vergönnt. Das Demomaterial wurde neu aufgearbeitet und als Hit The Ground 2020 veröffentlicht. Vier Jahre später folgt Wheel Of Fortune. Ein Hauch von Thin Lizzy eröffnet den Abend. Wer sich im Rock und Metal etwas genauer auskennt, der findet mit Rocky Newton (ehemals MSG) ein weiteres bekanntes Gesicht auf der Bühne. Das Set ist kurz mit einer knappen halben Stunde, und das irische Volkslied Whisky In The Jar, das durch Thin Lizzy als Rocknummer bekannt wurde, macht den Deckel auf den kurzen Gig, den kaum Fans von Anfang bis Ende verfolgen konnten.
Die Umbaupause ist kurz und das zweite Drumset ist ebenfalls bereits auf der Bühne zu finden. Ist es notwendig, zu den Ladies von Girlschool große Worte zu verlieren? Die filigranen Musikerinnen werden die Damen nicht mehr, waren die Damen aber auch nie. Da hilft auch nicht die männliche Unterstützung durch Lawrence Paterson (unter anderem Alcatrazz, ex-Blaze Bayley) an den Drums nicht. Die eigentliche Drummerin Denise Dufort ist gesundheitlich angeschlagen und kann nicht mehr so lange touren. Das können aber Kim McAuliffe und die nun nicht mehr neue Gitarristen Jackie Chambers. Es gibt seit 2024 eine neue Dame am Bass mit Olivia Airey.
Die Veränderungen in der Band sorgen aber nicht für eine Veränderung des musikalischen Programms. Die Ladies frönen dem Rock & Roll und Lemmy rockt bestimmt im Himmel mit. Nummern wie C’mon Let’s Go, The Hunter oder der Klassiker Hit And Run gehen auch im 47. Jahr der Bandgeschichte ab. Funfact: auch Saxon haben sich offiziell 1978 gegründet.
Nach dem Gun-Cover Race With The Devil folgt die Huldigung von Lemmy und die Mähnen fliegen im Publikum zu Bomber. 999 Emergency – das ist sowas wie 110 in Germany, sorgt für prächtige Stimmung und den Abschluss des circa 40-minütigen Auftritts. Egal ob 50, 1000 oder 10.000 Menschen vor der Bühne: Kim & Co. machen einfach Laune, auch und gerade im gesetzten Alter.
Wer kennt Saxon nicht? Wenn es Menschen gibt, die die NWoBHM-Veteranen aus Yorkshire nicht kennen, die werden wohl kaum auf diesen Bericht klicken. Hell, Fire and Steel: Saxon plays Bands classics plus Wheels Of Steel in its entirety. Da zucken die alten Knochen und die Erinnerungen zaubern ein fettes Grinsen aufs Gesicht bei der Ankündigung. Wie viele Metalfans sind durch Wheels Of Steel zur metallischen Kost gekommen? Ein Blick ins Publikum verrät, dass es wahrscheinlich die Mehrheit ist. Aber auch junge Menschen feiern die Klassiker. Es ist angerichtet für einen großen Moment Musikgeschichte.
Für Saxon gilt: großes Tamtam ist nicht die Spielwiese des Quintetts. Zwei Gitarren, Bass, Drums plus die Vocals von Biff Byford und ab geht die Sause. Spätestens als Dogs Of War erklingt, dreht die Crowd schon mal auf. Ganz weit zurück in das Jahr 1979 und dem ersten Album geht es mit Backs To The Wall. Es gibt heute eine Zeitreise, die zwischen 1979 und 2024 mit Madame Guillotine springt. And The Bands Played On, Dallas 1 PM oder Solid Ball Of Rock: Saxon haben unendliches Repertoire. Dabei steht der Höhepunkt des Gigs noch aus.
Der folgt mit den Motorengeräuschen und Motorcycle Man. Das Kind im alten Sack wird wieder zum Leben erweckt und hüpft vor der Bühne. 747 Strangers In The Night und der komplette Ausraster zu Wheels Of Steel. Die Glücksendorphine bangen im Takt und die noch vorhandenen Haare erfreuen sich am Höhenflug. Da ist aber noch was, eine kleine melancholische Stimmung und eine wunderbare Melodie. Dass Suzie Hold On für viele Fans einer der Tracks auf Wheels Of Steel ist, zeigt sich an den Reaktionen. Der “neue” Gitarrist Brian Tatler denkt sich seinen Teil und freut sich über die unfassbare Stimmung an einem Montagabend.
Etwas Best-of folgt zum guten Schluss, wo Heavy Metal Thunder und das unverwüstliche Denim And Leather genial aus den Boxen rumpeln. About Rumpeln: die rumpelnde Eisenbahn und Princess Of The Night setzen den Schlusspunkt. Aber Ende ist noch nicht. Die fünf Protagonisten verneigen sich vor ihrem Publikum.
Das Kuttenspiel ist noch aufzulösen. Wie jeder Fan weiß, fliegen während eines Saxon-Konzerts diverse Kutten auf die Bühne. Die Dinger schnappen sich die Musiker und spielen damit einfach weiter. Sänger Biff hat bei der Verlosung Glück und bekommt Blind Guardian. Später folgt noch eine Wacken-Patch-Kutte. Die Geschmacksverirrungen vergangener Gigs, wo zum Beispiel Sabaton auf die Bühne flog, bleiben uns heute erspart. Dafür ist aber ein fetter Black Sabbath-Patch und auch eine perfekte Saxon-Kutte auszumachen. Zum Ende des Gigs hängen die ganzen Dinger vor dem Drumset, wo Nigel Glockler seinen Job verrichtet. Die Crew verteilt die Sachen nach dem Gig wieder an ihre rechtmäßigen Eigentümer. Damit endet ein denkwürdiger und unfassbar schöner Konzertabend, wobei der Schreiberling nicht verhehlen kann, dass der Fanboy in ihm die 110-minütige Show getanzt hat. Das Kind, das die Wheels Of Steel vor mehr als 40 Jahren entdeckte, haben Biff Byford und Co. zumindest kurzzeitig wachgeküsst. Danke Saxon für das Konzert heute, für die vielen unvergesslichen Konzerte und Tonträger und speziell für die LP Wheels Of Steel, die viele musikalische Leben beeinflusst hat. Kommendes Jahr bitte 45 Jahre Denim And Leather.