Soilwork – The Living Infinite

„Was lange währt, wird endlich gut?“

Artist: Soilwork

Herkunft: Göteborg, Schweden

Album: The Living Infinite

Spiellänge: 1:24:22 Stunden

Genre: Melodic Death Metal

Release: 01.03.2013

Label: Nuclear Blast

Link: http://www.soilwork.org/index.php

Bandmitglieder:

Gesang – Björn Strid
Gitarre – David Andersson
Gitarre – Sylvain Coudret
Bass – Ola Flink
Keyboard – Sven Karlsson
Schlagzeug – Dirk Verbeuren

Tracklist CD 1:

  1. Spectrum Of Eternity
  2. Memories Confined
  3. This Momentary Bliss
  4. Tongue
  5. The Living Infinite I
  6. Let The First Wave Rise
  7. Vesta
  8. Realm Of The Wasted
  9. The Windswept Mercy
  10. Whispers And Lights

Tracklist CD 2:

  1. Entering Aeons
  2. Long Live The Misanthrope
  3. Drowning With Silence
  4. Antidotes In Passing
  5. Leech
  6. The Living Infinite II
  7. Loyal Shadow
  8. Rise Above The Sentiment
  9. Parasite Blues
  10. Owls Predict, Oracles Stand Guard

Soilwork - The Living Infinite

Soilwork, das waren doch mal diese pickeligen Jungs aus Göteborg, die damals, 1998, mit Steelbath Suicide für Wirbel sorgten, um sich schließlich zwei Jahre später mit A Predator´s Portrait den Weg zum großen Durchbruch mit Nuclear Blast zu ebnen. Was danach kam, ist bereits fester Bestandteil der Metalhistorie und in jeder gepflegten Sammlung vorzufinden, befinden sich doch die Prachtperlen um Björn „Speed“ Strid und seine Erdarbeiter-Jungs in gewohnter Manier auf den vorderen Reihen der einschlägigen Soundcheck-Gazetten.

Für das aktuelle Album The Living Infinite hat Gründungsmitglied Peter Wichers zwar den Grubenhelm und die Gaslampe erneut an den Schachteingang gehängt, das fällt aber angesichts der hochkarätigen Nachbesetzung David Andersson, bereits als Wichers-Ersatzmann von den Touren bekannt, nicht weiter auf. Souverän schruppt und schippt der Kerl neben Songschreibertalent Sylvain Coudret die Kohlen in die Lore.

Tunnelbau wird nicht neu erfunden, lediglich die Technik verfeinert sich. So auch bei Soilwork, die ihren Sound bereits 2002 mit Natural Born Chaos definiert haben. Und in der Tat, auch auf aktuellem Output sprengen sich die Kumpels tendenziell wenig durch Nebenstollen oder dunkles Grubenwasser. Hier dürfte auch der Kanarienvogel im Grubengas hängen, sprich, man kann erahnen wie die Hooklines verlaufen und wie die Refrains gesetzt sind. Das ist bei Diamatensongs wie Vesta, Spectrum Of Eternity (erinnert das Intro nur mich an die Anfangsmelodie zu Game Of Thrones?), The Mindswept Mercy oder This Momentary Bliss auch gut so, schließlich sollen Soilwork die Band bleiben, die sie sind, allerdings könnte man sich fragen, ob es denn nicht möglich war, auf der ersten CD mehr Songs der Duftmarke Whispers And Lights unterzubringen, die mich als Soilwork-Kenner durchaus aufhorchen lassen. Möglicherweise fehlt hier der Mut, super Songs mal eben auf EP zu veröffentlichen, um sich schließlich dann voll ganz dem experimentellen Charakter der zweiten CD zu widmen. Ganz einfach aufgrund der Tatsache, dass man es kann. Die Band muss niemandem mehr etwas in puncto Verknüpfung von Härte und Melodie beweisen, da sind sie sowieso führend. Innovation dürfte Soilworks Richtung zukünftig bestimmen.

Besagte zweite CD ist meiner Meinung nach die interessantere Platte, da die Band sich endlich von ihrer alten Katzengold-Songschreibmanier freibuddelt und progressiv zu Werke geht. Man besinnt sich möglicherweise auf den wunderbar spontanen Charakter von Steelbath Suicide und kann im Stein der Weisen einen Megasong wie Antidotes In Passing zur progressiven Perfektion ausformen. Äußerst stark im Song sind auch die Gespinstfäden zu Devin Townsend, die sozusagen im hermeneutischen Hörprozess zur CD Natural Born Chaos als Stein gewordenes Denkmal zum Hörer geworfen werden. Progression und verhallende Echos relaxen in The Living Infinite II zu Beginn und wiegen den Hörer in trügerischer Sicherheit, bevor es auch hier weniger klinisch, stattdessen mit Zeit für begnadete Soli, zugeht. Live dürfte das martialisch stampfende Instrumental Loyal Shadow ganz viele Freunde finden, ein dynamisch, sich schneller und schneller drehendes Experiment, das wummert und pulsiert wie ein lebendes Herz, um dann zum Kern des Berges in Rise Above The Sentinent vorzustoßen. Ein etwas merkwürdiges Ende findet sich dann mit Owls Predict, Oracles Stand Guard, weniger wäre hier eindeutig mehr.

Fazit: Ich hätte aus diesen zwei CDs eine gemacht und den Ballast der ersten CD mit Granatenmaterial der zweiten gefüllt, dafür die Langrille bis oben hin voll gemacht. Klar, man ist stolz auf das eigene Material, das immer noch besser als 90 Prozent der Durchschnittskost ist, dennoch muss man den Mut zur Schere haben. Ich glaube nicht, dass sich viele Fans die kompletten 1,5 Stunden Soilwork am Stück geben werden. Dennoch muss man fair sein. Das, was die Formation hier abliefert, bringt die Band ein Stück nach vorne, der Satz hätte nur ungleich größer sein können. Anspieltipps: Rise Above The Sentinent , The Living Infinite II , Whispers And Lights , Spectrum Of Eternity , The Mindswept Mercy
Dominik B.
8.5
8.5