The Answer – Solas

“Die Besinnung auf die eigene Herkunft“

Artist: The Answer

Herkunft: Downpatrick, Nordirland

Album: Solas

Spiellänge: 49:11 Minuten

Genre: Rock

Release: 28.10.2016

Label: Napalm Records

Link: https://www.facebook.com/theanswerrock und http://www.theanswer.ie/

Produktion: von Andy Bradfield und Avril Mackintosh

Bandmitglieder:

Gesang – Cormac Neeson
Gitarre – Paul Mahon
Bassgitarre – Michael Waters
Schlagzeug – James Heatley

Tracklist:

  1. Solas
  2. Beautiful World
  3. Battle Cry
  4. Untrue Colour
  5. In This Land
  6. Thief Of Light
  7. Being Begotten
  8. Left Me Standing
  9. Demon Driven Man
  10. Real Life Dreamers
  11. Tunnel

The Answer - Solas

Durch sehr schwere Zeiten ist insbesondere Sänger Cormac Neeson gegangen, nachdem die Band The Answer im Jahr 2015 von ihrer Raise A Little Hell-Tour aus Amerika in ihre Heimat zurückkehrten. Finanziell blickte man in einen Abgrund, und die Kreativität, mit der sie sonst zu Werke gingen, war auch verschwunden. Dann kam der Sohn von Cormac als Frühgeburt zur Welt und kämpfte viele Monate im Krankenhaus um sein Leben. Unter diesen ganzen Vorzeichen stand dann irgendwann auch die Frage im Raum, ob die Band überhaupt weiterhin gemeinsam neue Songs schreiben und auf die Bühnen gehen könnte. Aber wie Phönix aus der Asche sind auch bei The Answer unter diesen alles andere als guten Vorzeichen neue Ideen und damit auch das am 28.10. über Napalm Records erscheinende Album Solas entstanden.

The Answer ziehen auf ihrem neuen Album wieder alle Register ihres Könnens und zeigen mit ihrer Musik auch deutlich ihre geographische Herkunft auf. Sei es gleich der erste und zugleich auch Titeltrack Solas, zu dem bereits ein Video veröffentlicht wurde. Die Band selbst sagt zu diesem Song, dass dieser zwar sehr düster klingen würde, Solas aber genau der Song sei, den man schon immer schreiben und einspielen wollte. Das mit dem „düster“ kann ich jetzt nicht wirklich bestätigen, es ist halt eine relativ ruhige Nummer, die mich mächtig an Led Zeppelin denken lässt, aber auch nicht stellvertretend für das Album ist. Mein absolutes Lieblingslied ist Battle Cry, das mich ein wenig an ähnliche Kleinode der Band Runrig, die ja ebenfalls von den britischen Inseln stammt, erinnert. Auch wenn das nicht das Thema des Songs ist, sehe ich doch bei diesem recht folkigen Track jedes Mal vor meinem geistigen Auge die weite, grüne Landschaft des schönen Irland, das schon so viele Kämpfe gesehen hat.

Nach dem sehr fröhlich klingenden In This Land, bei dem man sicherlich wunderbar dem Irish Dance frönen kann, gibt es mit Thief Of Light eine epische Ballade. Habe ich jetzt wirklich das Wort „episch“ geschrieben?!?! Jepp, denn The Answer haben es mit diesem sehr reduzierten, vom herrlichen Gesang von Cormac Neeson und dem schönen Spiel der akustischen Gitarre lebenden Stück tatsächlich geschafft, dass mir bei jedem Hören ein Gänsehautschauer über den Balg jagt. Sollten sie dieses Stück auf der kommenden Tour spielen, werden sie wahrscheinlich von dem Lichtermeer aus Feuerzeugen und Handydisplays geblendet werden.

Aber wie schon eingangs geschrieben, sind The Answer musikalisch sehr breit gestreut, was sie gleich mit dem folgenden Being Begotten beweisen. Das ist, genau wie auch Demon Driven Man, ein reinrassiger Blues Rock-Song, und wenn ich den diversen Seiten auf Wikipedia glauben darf, hat der Blues Rock ja auch in der Heimat von The Answer einen seiner Ursprünge. Die Verbundenheit mit der Heimat ist wohl überhaupt das große Thema dieses Albums. Natürlich gibt es hier keinen Irish Folk auf die Ohren, außer vielleicht ansatzweise bei dem bereits erwähnten In This Land. Aber nachdem ich ja bereits das Review zur Neuauflage des Albums Rise schreiben durfte, das in meinen Ohren zumindest weniger europäisch als eher amerikanisch klang, ziehen beim Genuss dieses Albums vor meinem geistigen Auge eher Bilder von den wunderbaren Landschaften der britischen Inseln auf.

Gar nicht mehr damit gerechnet hatte ich, dass The Answer noch mal dermaßen das Tempo anziehen, wie sie es im Refrain von Left Me Standing tun. Klingt nicht sehr nett, was Cormac seinem (wohl weiblichen) Gegenüber da so an den Kopf schmeißt 😀 Apropos „weiblich“, bei Real Life Dreamers, der auch leicht in Richtung Blues driftet, haben sich The Answer eine kongeniale Gesangspartnerin für Cormac rausgesucht. Es ist die Irische Sängerin Fiona O’Kane, die diesem grandiosen Song mit ihrer wunderbaren Stimme noch das i-Tüpfelchen aufsetzt. Das abschließende Tunnel, ähnlich wie In This Land eine Ballade, die hauptsächlich vom Gesang von Cormac und der wunderbaren Begleitung durch die akustische Gitarre lebt, ist dann fast eine Zeitreise zurück in die 70er Jahre, als Sänger/Songwriter wie John Denver und Neil Young, nur mit ihrer Gitarre ausgestattet, noch ihre Geschichten erzählten. Mich erinnert The Tunnel übrigens ein wenig an Heart Of Gold von eben diesem Neil Young.

Das Video zu Solas könnt Ihr Euch hier anschauen:

Fazit: Solch eine schwere Zeit, wie sie Cormac durchmachen musste, und die natürlich auch die anderen Bandmitglieder, die auch seine besten Freunde sind, betroffen hat, wünscht man natürlich niemandem. Dass die vier Männer dann ein dermaßen starkes Album einspielen konnten und dabei auch noch musikalisch mal andere Wege gehen, ist umso bewundernswerter. Aber diese ganze Geschichte kannte ich gar nicht, als ich das Album das erste Mal gehört und mich sofort darin verliebt habe. Diese wahre Explosion an Kreativität und die immer wieder durchschimmernde Besinnung auf die eigenen Wurzeln, die sich in diesem so abwechslungsreichen Werk äußert, kann einen nur gefangen nehmen. Jetzt freue ich mich darauf, The Answer auch endlich mal live erleben zu können, wenn sie im November und Dezember auf großer Europatournee sind und dann auch für fünf Shows in Deutschland Halt machen.

Anspieltipps: Solas, Battle Cry, In This Land, Thief Of Light, Left Me Standing und Real Life Dreamers
Heike L.
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