Wanted Inc. – Demons We Created

“Power Metal-Vocals treffen auf verspielten Thrash“

Artist: Wanted Inc.

Herkunft: Deutschland

Album: Demons We Created

Spiellänge: 57:03 Minuten

Genre: Heavy Metal, Thrash Metal

Release: Juli 2012

Label: Eigenproduktion

Link: http://www.myspace.com/thewantedmetal

Bandmitglieder:

Andy Meier – Gitarre
Frank N. Stoner – Lead Vocals
Hermann Weiss – Gitarre
Judy Smith – Bass
Hannes Waschler – Schlagzeug, Vocals

Trackliste:

  1. Intro: Demons We Created
  2. Pay For Grace
  3. You Are Not Good For Me
  4. The Final Step
  5. Voice Of Resistence
  6. Intro / Empty Eyes
  7. Dissonant Agreement
  8. The Demon
  9. Count The Strokes
  10. Fall From Light
  11. Gone Too Low
  12. Outro: Demons We Created
WantedInc.-DemonsWeCreated-cover

Wanted Inc. ist eine bereits 2005 unter dem Namen The Wanted gegründete Band aus der Oberpfalz in Bayern. Nach diversen Besetzungswechseln hat das Quintett neben dem Bandnamen auch seinen Stil umgekrempelt. So spielten die Jungs auf ihrem 2009er Debüt The Starcollector noch Death Metal schwedischer Prägung, während sich das Zweitwerk Demons We Created nach Bandangaben an traditionellem Thrash und Power Metal orientiert – durchaus eine Mischung, die aufhorchen lässt.

Bereits beim ersten Blick auf die Trackliste lässt sich feststellen, dass der vielversprechende Name des Silberlings Demons We Created gleichermaßen für Intro und Outro herhalten musste. Bei beiden Stücken handelt es sich um ruhige, melodiöse Instrumentals, bei denen ich beim besten Willen keine erschaffenen Dämonen erkennen kann. Auch fehlt der Bezug zum Rest des Albums, der sich allenfalls zum Intro von Empty Eyes herstellen lässt, bei welchem es sich um ein sehr schönes Akustikgitarren-Spiel handelt.

Mit Empty Eyes selbst gelingt den Bajuwaren auch die erste überzeugende Nummer des Albums. Schade nur, dass diese bereits den sechsten Startplatz belegt. Eingeleitet durch das besagte Akustikintro übernimmt die elektronische Fraktion nach einer knappen Minute.

Damit entwickelt sich eine eingängige, teilweise balladeske Heavy-Nummer, bei welcher – Dank des etwas straighteren Einsatzes hinter der Schießbude – trotzdem der Vorwärtsgang eingelegt bleibt. Hier passen die Instrumentalpassagen eindeutig zum Gesang von Frank N. Stoner, wodurch die Band insgesamt erstmals wirklich harmonisch, stilsicher und dabei dennoch facettenreich rüberkommt.

Bei den vorangegangenen Songs Pay For Grace und You Are Not Good For Me lässt sich der angesprochene Mix aus Thrash und Power Metal zwar klar erkennen, jedoch gelingt es diesem nicht, zu überzeugen. Dabei weist vor allem das Drumming deutliche Thrash-Anleihen auf, ist aber kaum druckvoll produziert und reißt dadurch nur wenig mit. Der Power Metal–Anteil wird im Wesentlichen durch den Gesang beigesteuert. Dieser bietet zwar gute Refrains, ist stellenweise aber ebenfalls dumpf und bleibt von daher – trotz stimmlicher Variation – recht langweilig. Daran können auch die handwerklich gut eingespielten Soli wenig ändern, zumal diese zu verspielt und ohne klare Linie wirken, sodass ich bereits zur Halbzeit der zweiten, fast sechsminütigen Nummer deren Ende herbeisehne.

Ähnlich ergeht es mir bei den beiden folgenden Songs: Beide Stücke legen zunächst recht vielversprechend los. The Final Step setzt mit einem treibenden Drumming ein, während bei Voice Of Resistance neben dem stellenweise überzeugenden Schlagwerk vor allem die geilen Basslinien begeistern. Allerdings wollen der dargebotene, durchweg klare Gesang und die Instrumentalfraktion nach wie vor nicht recht zusammenpassen, sodass sich bei mir – vor allem bei der „Stimme des Widerstandes“ – mit Einsetzen des Shoutings gleichsam Widerstand regt und sich meine Zehennägel rollen.

Dissonant Agreement – der erste Track nach dem angesprochenen Highlight Empty Eyes – beginnt mit einem etwas unharmonisch vor sich hin dudelnden Intro, nach welchem allerdings sowohl Schlagzeug als auch Gitarren und Bass ordentlich an Fahrt aufnehmen. Jedoch schafft es der Sänger erneut, den fahrenden Zug mit teilweise relativ hohen Screams und Shouts abrupt runterzubremsen und damit (um im Bilde zu bleiben), zum Entgleisen zu bringen. Das folgende The Demon startet dagegen durchaus nach vorne treibend und wartet mit äußerst prägnanten Bassläufen und einem enorm eingängigen Chorus auf, der auch live für Stimmung sorgen sollte. Allerdings bleibt auch hier die Produktion zu dumpf und die längeren Instrumentals beginnen zu nerven.

Count The Strokes eröffnet recht cool und melodiös und entpuppt sich trotz des wenig kraftvollen, lahmen Gesangs insgesamt zu einer eingängigen Nummer, was vor allem am geilen Riffing festzumachen ist. Auch beim anschließenden Fall From Light wissen die Gitarristen Andy und Hermann zu überzeugen, zumal sie diesmal ihre Soli wohldosiert zum Besten geben. Vom Gesang abgesehen bleibt die Nummer damit ungeahnt zügig und druckvoll. Auch beim letzten regulären Track Gone Too Low darf die Instrumentalfraktion ihr Können nochmals unter Beweis stellen und schafft eine recht solide Heavy Metal–Nummer. Allerdings wirkt das Ganze aufgrund der sehr verspielten Songstruktur und der erneuten Spielzeit von deutlich über fünf Minuten unnötig in die Länge gezogen.

Fazit: Wenn`s nach vier Durchläufen nicht passt, verstaubt die Platte eben im Regal! Obwohl das Quintett seine Hausaufgaben rein handwerklich gemacht hat, kann mich das Album nicht recht überzeugen. Die Songs sind fast gänzlich überarrangiert und wirken dadurch zu lang und die recht maue Produktion raubt den meisten Stücken die Kraft. Darüber hinaus passt für mich die hier dargebotene Kombination aus Thrash und Power Metal einfach nicht zusammen, obwohl Sänger Frank in einem reinen Power Metal-Act sicherlich überzeugen könnte. Wer also auf aggressiven Oldschool–Thrash steht, sollte in jedem Fall die Finger von Demons We Created lassen. Wer dagegen für die verspielteren Sachen zu haben ist und auch nicht unbedingt nach einem roten Faden im Gesamtwerk sucht, darf hier durchaus mal ein Ohr riskieren. Anspieltipps: Intro / Empty Eyes und The Demon
Christian G.
5
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