Wednesday 13 – Condolences

“Querschnitt einer vergangenen Zeit!“

Artist: Wednesday 13

Herkunft: Hollywood, USA

Album: Condolences

Spiellänge: 46:26 Minuten

Genre: Hard Rock, Punk, Gothic

Release: 02.06.2017

Label: Nuclear Blast

Link:  https://www.facebook.com/officialwednesday13/

Bandmitglieder:

Gesang – Wednesday 13
Gitarre – Roman Surman
Bassgitarre – Troy Doebbler
Gitarre – Jack Tankersly
Schlagzeug – Kyle Castronovo

Tracklist:

  1. Last Rites
  2. What The Night Brings
  3. Cadaverous
  4. Blood Sick
  5. Good Riddance
  6. You Breathe, I Kill
  7. Omen Amen
  8. Cruel To You
  9. Eulogy XIII
  10. Prey For Me
  11. Lonesome Road To Hell
  12. Condolences
  13. Death Infinity

Ich weiß es noch genau, es war Sommer 2006, und ich begann mein erstes Praktikum. Damals wummerten WIZO & Co. durch meinen Disc-Man. „Geile Stimme….geiler Sound…fehlt nur noch – Aahhh, da ist es!“ – Wednesday 13 betrat mein Leben. Kurzfristig Murderdolls auf Eis gelegt, wagte sich der damalige Punk-Meister der Dreads in seine furchtvolle Solo-Karriere.

Nun denn, wir schreiben das Jahr 2017, seine Dreads sind mittlerweile weg und vor Kurzem gab es noch ein leckeres Konzert in Leipzig, beim Wave Gotik Treffen. Und so eröffnet, zuvor mit einem kurzem Skit untermauert, What The Night Brings und läutet stimmig in das Album. Chor-lastige Rythmen, die zum Schaukeln animieren, verhältnismäßig tragender Sound. Für einen Opener erstmal gut.

Mit Cadaverous ballert dann auch das zu erwartende Paket – ich erinnere mich wieder an die früheren Jahre, der Track hätte ohne Probleme zur LP Skeletons gepasst. Für viele Bands ein No-Go, nach so einer langen Zeit noch immer den selben Ton anzuschlagen. Jedoch bietet Mister 13 hier ein Werk, das vollgepackt mit Metal-Einfluss dahersprießt. Der einstige Punk scheint erwachsen, die Frankenstein Dragqueens werden wohl auf ewig in ihren Best-Of-Veröffentlichungen verharren.

Es geht nahtlos weiter, Blood Sick bleibt der Linie treu und bietet eine Fülle altbewährter Arrangements. Hier und da ein paar Screams, zwischen den Versen mal ein drückendes Bass-Riff. Mehr will und brauche ich hier nicht erwarten. Es folgt Good Riddance, das mich eher melancholisch stimmt, die Stimme wird tief, die Bass-Drum treibt sich in eine monotone Note. “This is the end“…naja. Hoffentlich nicht, denn ich höre klare Unterschiede zum bisher gehörten Werk, Vielfalt poppt auf!

Die weiteren Kunststücke (You Breath, I Kill, Omen Amen und Cruel To You) schaffen es leider nicht, besagte Vielfalt aufrecht zu erhalten. Im Gegenteil – im Gedenken an damalige Live-Mitschnitte aus Japan kann ich zwar den Metal-Einfluss von heute regelrecht schmecken…aber es ist und bleibt irgendwo ein Murderdolls-Beigeschmack. Letztere Nummer wirkt zusätzlich mehr wie ein Soundtrack für einen Halloween-Streifen, der sich auch Sonntagmittags – im Anschluss zu Clueless – zeigen lässt. Bin ich über das Jahrzehnt etwa auch alt geworden? Wo bleibt mein innerer Punk, der mich ohrfeigt, weil ich Alicia Silverstone’s Abzieh-Parade mit einstigen Horror-Ikonen vergleiche!? Zugegeben, das Alter machte auch Silverstone keineswegs zu schaffen. Trotzdem lässt mich Eulogy XIII für knapp zwei Minuten vollkommen ins Leere laufen….dieser Skit hat so hart rein gehauen und mich versinken lassen!

Plötzlich – Prey For Me. Knallt ordentlich, schleppt sich ab 2:30 mit einem Solo wehmütig um die Ecke, versuchter Gröl-Faktor. Kann bei Headliner-Gigs cool kommen, nicht jedoch im Mittelfeld eines Support-Slots, das Outfading ist wahrlich keine Wohltat. Nicht mein Song, weiter! Mit Lonesome Road To Hell wartet wieder ein cooles Story-Telling vom König des amerikanischen Horror-Punks. Lead-Gitarren paaren sich mit treibendem Schlagzeug, die Bassdrum schreitet in den Versen durch den Strom. Hit-Potential? Absolut!

Und nun folgt der ewig eingeplante, ruhige Track eines jeden Albums, das Etwas auf sich hält. Condolences hat nicht nur den Titelnamen erhalten, nein, sondern auch den düstersten Part des Albums und auch die längste Laufzeit mit 06:54 Minuten. Zur Verteidigung: Kürzer hätte es nicht sein dürfen, sonst wirkt der Druck auf die Brust nicht. Die Gitarren-Palm-muting-wummernde Ballade überzeugt, ich hätte keinen besseren Song als Titelträger ausgewählt. Auch hier sitzt das Solo, fällt nochmal seine Zeit auf, technisch super.

Mit Death Infinity schließe ich meine Reise in meine Jugend. Ich ziehe unbewusste Züge mit Pink Floyd’sOne Of My Turns und fühle mich dadurch umso älter. Der Zenit ist noch nicht erreicht, die Haare noch vorhanden, dennoch – es schwingt ein Gefühl der Wehmut mit. Auf alte Zeiten, Wednesday 13!

Fazit: Wie schon angesprochen, den Metal-Einfluss kann man regelrecht schmecken...aber es ist und bleibt irgendwo ein Murderdolls-Beigeschmack, ob positiv oder negativ. Ansonsten läuft Condolences rund und weist hörenswerte Highlights auf. Fans sollten mal reinhören!

Anspieltipps: Cadaverous und Condolences
Maximilian M.
7.5
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