Young Guns Echoes

Young Guns – Echoes

“Young Guns – versiert wie alte Hasen“

Artist: Young Guns

Herkunft: London/Bucks, Vereinigtes Königreich

Album: Echoes

Spiellänge: 46:37 Minuten

Genre: Alternative Rock

Release: 16.09.2016

Label: Wind-up Records (USA)

Link: http://www.weareyoungguns.com/

Bandmitglieder:

Gesang – Gustav Wood
Gitarre – John Taylor
Gitarre – Fraser Taylor
Bass – Simon Mitchell
Schlagzeug, Percussion – Chris Kamrada (Studio- und Live-Drummer; aktuell kein festes Bandmitglied)

Tracklist:

  1. Bulletproof
  2. Echoes
  3. Careful What You Wish For
  4. Paranoid
  5. Mad World
  6. Awakening
  7. Living In A Dream Is So Easy
  8. Buried
  9. Mercury In Retrogade
  10. Paradise
  11. Afterglow

Young Guns Echoes
Die Geschichte der Young Guns kann man getrost als „raketenhaft“ bezeichnen. Auch wenn man sechs Jahre von der Gründung bis zur ersten EP brauchte und von der Urbesetzung nur noch Sänger Gustav Wood und Lead-Gitarrist Fraser Taylor dabei sind, ging es danach steil bergauf: 2009 stand die ursprünglich fünf Mann starke Band mit der ersten EP auf der Shortlist der Kerrang! Awards in der Kategorie „Best British Newcomer“, tourte anschließend für selbige Publikation, spielte auf den namhaften Reading-, Leeds- und Download Festivals u. a. auf der Mainstage und tourte neben vielen weiteren Bands mit Szenegrößen wie Funeral For A Friend, Yellowcard und All Time Low. Zudem landeten alle drei Alben der (aktuell) vier Briten in den hiesigen Top 50. Man sieht, hier meint es jemand ernst.

Drummer Ben Jolliffe verließ im Mai 2016 die Band. Das Album Echoes wurde von Chris Kamrada aus Orlando, Florida eingespielt, der festes Mitglied der Band There For Tomorrow ist und den Young Guns für die kommende Platte sowie für die Vans Warped Tour und weitere Tourdates unter die Arme greift.

Bulletproof, der erste Song, der auch gleich als erste Single samt Video veröffentlich wurde, geht extrem gut ins Ohr und erinnert klanglich an die amerikanische Band Tonic, die einige vielleicht noch vom American Pie-Soundtrack kennen. Gustav Woods Gesangsstimme hat ein leicht pathetisches Timbre und gleicht hier und da ansatzweise der von Myles Kennedy, seines Zeichens Sänger bei Alter Bridge. Der Titeltrack Echoes bekommt ein paar schicke Synthies spendiert. Careful What You Wish For glänzt mit einem groovenden Refrain, der auch von Trapt hätte geschrieben werden können. Paranoid besitzt eine schöne Dynamik und gewisse Mystik. Wood spielt hier gekonnt mit seiner Stimme, die dem Song, ein wenig angezerrt, einen besonderen Charakter verleiht.

Song Nummer Fünf, Mad World, ist kein Tears For Fears-Cover, sondern die zweite Single-Auskopplung des Albums, zu der auch ein Musikvideo publiziert wurde. Klassische Alternative Rock-Drum Grooves, ein Gitarrensolo und Crew-Shouts/Chorgesänge zeichnen den Song aus. Awakening startet mit einer Synthie-Melodielinie, verzerrtem Bass und sehr reduzierten Gitarren, die im C-Teil dann im Drop-Tuning ein wenig mehr Raum erhalten. Das Konstrukt erinnert dadurch vermutlich nicht zufällig an die neueren, streitbaren Werke der ebenfalls aus UK stammenden Bring Me The Horizon, ohne der Nummer damit ihre Eigenständigkeit absprechen zu wollen. Living In A Dream Is So Easy lebt vom leichten 80ies-Flair, von den verschobenen Betonungen der Drums gepaart mit einem prägnanten verzerrten Bass und einer melodisch sehr schön arrangierten Bridge-/Refrain-Kombination.

Nachdem Echoes bis hierhin eher in ruhigem bis gemäßigtem Tempo lief, folgt mit Buried die erste richtige Uptempo-Nummer, eingeleitet von einer Gitarren-Synthie-Kombination, die dann auch den Refrain stellt und – wenn auch gemäßigt – erneut an Oliver Sykes und Co. erinnert. Mercury In Retrograde fährt tempotechnisch dann wieder zurück in unaufgeregtes Terrain, um dann in den ruhigsten Song der Platte, Paradise, überzuleiten. Wood singt, begleitet von einem Piano, sehr pathetisch Textzeilen wie „Nothing’s ever black and white, because something’s wrong in paradise.“, untermauert von vereinzelten beinahe Metal-esquen Vibrato-Momenten in seiner Stimme, was vielleicht ein bißchen zuviel des Guten ist. Mehr Authentizität und weniger Bubblegum-Teenager-Tränenmeere hätten der Nummer subjektiv betrachtet gut getan. Den Abschluss bildet Song Elf, Afterglow, der mit einem sehr schönen straighten, von Streichern und/oder Synthies subtil untermalten Refrain überzeugen kann und prädestiniert ist, auf Konzerten vom Publikum von Anfang bis Ende mitgesungen und -geklatscht zu werden.

Videos:

Mad World: http://www.vevo.com/watch/young-guns/mad-world-(official-video)/USWU31600375

Bulletproof: http://www.vevo.com/watch/young-guns/Bulletproof-(Official-Video)/USWU31600371

Fazit: Die Young Guns verstehen es, solide Rocksongs zu schreiben. Sie erfinden den (Alternative-)Rock nicht neu, aber das, was sie tun, machen sie gut und überzeugend. Man kombiniert gekonnt - wenn vielleicht auch manchmal ein wenig unaufgeregt - dynamische mit zurückhaltenden Parts und spinnt das Ganze sauber in ansprechende Melodienetze ein, in denen sich der Hörer gut und gerne verfangen kann. Wer sich für Genre-Nachbarn wie Mallory Knox, Deaf Havana oder We Are The Ocean begeistern kann, der wird auch mit „Echoes“ seine Freude haben. Durch Woods markante Stimme, die man getrost als Aushängeschild der Band bezeichnen kann, ist die Platte ungemein homogen und charakteristisch und könnte eben durch die Kombination aus modernem Songwriting und dem Einsatz von Synthesizern in den Strukturen klassischer Rocksongs neben BMTH-Fans auch den ein oder anderen Metaller ansprechen.

Live kann man sich von den Qualitäten des Albums übrigens am 09. November im Underground in Köln und am 10. November im Logo in Hamburg überzeugen lassen. Die beiden Konzerte sind die einzigen Headliner-Dates der Band in Deutschland abseits der gemeinsamen EU-Tour mit Billy Talent.

Anspieltipps: Bulletproof, Careful What You Wish For, Afterglow
Sebastian S.
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