“Die Blumen des Bösen“
Artist: Therion
Album: Les Fleurs du Mal
Spiellänge: 42:73 Minuten
Genre: Symphonic Metal
Release: 19.10.12
Label: Alduruna
Link: www.megatherion.com
Bandmitglieder:
Gesang – Thomas Vikström, Lori Lewis
Gitarre – Christofer Johnsson
Gitarre – Christian Vidal
Bass – Nalle Påhlsson
Schlagzeug – Johan Kullberg
Tracklist:
- Poupée de cire, poupée de son
- Une fleur dans le coeur
- Initials B.B.
- Mon amour mon ami
- Polichinelle
- La Maritza
- Soer Angélique
- Dis-moi poupée
- Lilith
- En Alabama
- Wahala Manitou
- Je n‘ai besoin que de tendresse
- La licorne d’or
- J‘ai le mal de toi
- Poupée de cire, poupée de son
Laut Aussage von Christofer Johnsson ist Therions Jubiläumswerk Les Fleurs du Mal zu kontrovers für das eigentlich Label Nuclear Blast, so hat man sich dazu entschlossen, die Masterbänder von Nuclear Blast zurückzukaufen und das Album anschließend im Eigenvertrieb zu veröffentlichen. Natürlich ist die Band weiterhin bei Nuclear Blast unter Vertrag, möchte aber besondere Wege für das anstehende Jubiläum gehen.
Warum kontrovers? Weil Therion auf dem Album ihren ureigenen Stil mit französischer Chansonkultur kombinieren, sowohl musikalisch als auch lyrisch. Für große Irritation sorgt dies im ersten Durchgang auf jeden Fall, allerdings kann man den schönen Effekt feststellen, dass man ungläubig die Ohren aufsperrt und die Songs wieder und wieder hören muss, um ihre ganze Bipolarität erfassen zu können. Das Album benötigt also mehrere Durchläufe, aber das ist man ja von Therion gewohnt, die Band macht es nie einfach und kann immer mit großen Überraschungen auf sich aufmerksam machen.
Nicht umsonst haben sie eine große künstlerische Freiheit seitens des Labels, waren und sind Therion für Nuclear Blast ein Segen in puncto Albumverkäufe. Dementsprechend sind Therion-CDs ohne Ausnahme kleine Kunstwerke, Les Fleurs du Mal macht da keine Ausnahme. Inspiriert durch den Autor Charles Baudelaire verewigen Therion das wohl relevanteste Album seit Deggial, gerade eben durch seine auffällige Andersartigkeit. Betont wird dabei jedoch, dass das Album kein Konzeptwerk wie beispielsweise Secret of the Runes ist.
Auftakt des Albums bildet Poupée de cire, poupée de son , welches mit Pantera-Shreds und Soprangesang für größte Verwirrung sorgt und überhaupt nicht gefallen mag, durch diesen recht merkwürdigen Mix allerdings äußerst catchy wirkt und die erhabene Orchestrierung gut als Opener fungiert.
Dunkel daran schließt sich das barocke Une fleur dans le coeur an. Hier hat man vom Original einiges auf dem Seziertisch weggeschnippelt und eine sehr „Therion-artige“ Essenz des Songs geschaffen, die von dem sperrigen Initials B.B. abgelöst wird, welches sehr stark an die Lemuria-Werke erinnert.
Einem Kleinod des Albums, nämlich Soer Angélique , nähert man sich über Umwege mit Mon amour mon ami , Polichinelle und dem walzertanzenden, zweistimmig gesungenen La Maritza, bevor dann endlich die Trauerschwäne losgelassen werden; sehr stark an Vovin erinnernde Harmonien, insbesondere das fast schon doomige Clavicula Nox könnten hier herhalten, Gänsehaut pur, einfach großartig, was Mastermind Christofer Johnsson hier in knappen vier Minuten an klassischen Instrumenten abfeuert.
Generell scheint die zweite Hälfte des Albums etwas stärker zu sein, die Songs wirken weniger sperrig und in sich stimmiger. Einen Totalausfall würde ich hingegen bei Je n‘ai besoin que de tendresse annehmen, in dem Sänger Thomas Vikström das so mühsam harmonische aufgebaute Klangbild von Ausnahmesängerin Lori Lewis durch völlig überzogene Kopfstimmen-Melodieläufe eines Rob Halfords auf Superspeed zerstört. Die tieferen Stimmlagen liegen ihm deutlich mehr. Den Sack zu macht man mit einer alternativen Version von Poupée de cire, poupée de son , die zwar immer noch komisch klingt, allerdings für latentes Fußwippen sorgt und somit, trotz der Verrücktheit, eine mutige Komposition ist und zu gefallen weiß.