„Brasilianische Schlachtplatte voller Wut und Aggressivität!“
Artist: Nervosa
Herkunft: Sao Paulo, Brasilien
Album: Downfall Of Mankind
Spiellänge: 48:17 Minuten
Genre: Thrash Metal, Death Metal
Release: 01.06.2018
Label: Napalm Records
Link: http://www.nervosaofficial.com
Bandmitglieder:
Gesang, Bass – Fernanda Lira
Gitarre, Gesang – Prika Amaral
Schlagzeug – Luana Dametto
Tracklist:
01. Intro
02. Horrordome
03. Never Forget, Never Repeat
04. Enslave
05. Bleeding
06. …And Justice For Whom?
07. Vultures
08. Kill The Silence
09. No Mercy
10. Raise Your Fist!
11. Fear, Violence And Massacre
12. Conflict
13. Cultura Do Estupro
14. Selfish Battle (Bonus Track)
Downfall Of Mandkind – Untergang der Menschheit. Nervosa aus Brasilien sind zurück und der Titel des mittlerweile dritten Albums verspricht alles, nur keine „schöne heile Welt-Schmusemusik“. Wenn man die drei jungen Frauen über die Jahre verfolgt hat, dann weiß man, die Band steht nicht für ein optimistisches Weltbild und ist auch nicht für die Verbreitung von guter Laune bekannt. Man sollte meinen, in Brasilien ist die Welt noch in Ordnung, Fußball, Karneval, schöne Menschen, Traumstrände, Sonne, Samba und Caipirinha, doch die Musik des Trios spricht eine andere Sprache. Auch an der Copacabana ist nicht alles Gold, was glänzt – das Land hat mit Armut, Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Korruption, politischen Skandalen und fehlender Bildung zu kämpfen und das sind nur ein paar der Probleme, mit denen der kleine Bürger jeden Tag zu tun hat. Die Mädels machen es also richtig, sie lassen ihrer Wut freien Lauf und nutzen die Musik als Ventil. So liefert man regelmäßig eine Thrash / Death Schlachtplatte ab, die brachialer und blutiger kaum sein könnte. Und bei Europas Metalheads kommt das gut an…
Man sagt, die dritte Scheibe einer Band ist wegweisend, viele Bands gehen auf Nummer sicher, sodass sich ein Album wie das andere anhört, und andere Bands werden gierig und wenden sich dem Mainstream zu. In Brasilien hat man von alldem offenbar noch nichts gehört. Agony im Jahr 2016 war ein raues, brutales Stück Thrash, das mitten in die Fresse ging. Mainstream? Bullshit! Die unbändige Energie war immer die größte Stärke der Brasilianerinnen und so legt man bei Downfall Of Mankind stattdessen noch eine ordentliche Schippe drauf und wendet sich mehr dem Death Metal zu. Zwar stehen immer noch Thrash Rabauken wie z.B. Slayer Pate, aber Thrash Metal kommt nur noch in einigen Elementen vor, die sich vor allem in den Soli zeigen. Ansonsten dominieren harte, düstere Death Metalriffs und Drummerin Luana Dametto tritt dermaßen aufs Gaspedal, dass man kaum Zeit zum Luftholen hat. Blastbeatpassagen und runtergestimmte Gitarren sind fast in jedem Song zu hören. Auch beim rohen, keifenden Gesang von Fernanda Lira war man zwischenzeitlich offenbar zur Weiterbildung bei Sabina Claasen, denn man hat in Sachen Brutalität deftig zugelegt, wodurch die Vocals aber streckenweise zu eindimensional und langweilig daherkommen.
Das Album brettert nach dem Intro gnadenlos nach vorne und gleich das Anfangstriple, bestehend aus Horrordome, Never Forget, Never Repeat und Enslave, haut jedem Hörer gleich die Rübe weg. Letzterer Song schielt dezent in Richtung alte Destruction, jedoch ohne den dafür typischen 80er Vibe. Die Songs sind soundtechnisch bis aufs letzte auspoliert und knallen extrem aus den Boxen. Es ist kaum zu glauben, dass der Argentinier Martin Furia hier als Produzent tätig war, der sonst eher mit so illustren Old School Thrash Combos wie Destruction und Flotsam & Jetsam arbeitet. …And Justice For Whom? dürfte dann tatsächlich die 80er Old School Freunde zufriedenstellen, denn der Song weißt, dank eines griffigen Strophenriffs, im Ansatz das legendäre Kill ’Em All Feeling auf. Dadurch sticht die Nummer heraus und bleibt kurzzeitig im Gedächtnis. Definitiv ein Highlight. Auch Bleeding fällt zunächst aus dem Rahmen, denn es schleppt sich anfangs gemächlich dahin, dann kommt jedoch ein geiler aber unerwarteter Tempowechsel und macht den Song zu einer kurzweiligen Angelegenheit. Damit ist das Pulver fast verschossen, was nicht heißen soll, dass den Damen die coolen Thrash / Death Songs ausgehen, aber auf Albumlänge ist das glattgebügelte Geknüppel wirklich ermüdend. Dem Songmaterial fehlt es einfach an Abwechslung. Zwar gibt es einige wenige langsam gespielte Riffs, z.B. in Kill The Silence, doch die fallen kaum ins Gewicht. Fast zum Schluss, wenn man fast schon nicht mehr damit rechnet, haut man mit Conflict noch einen Killersong im Kreator Stil heraus und kann begeistern. Zu den regulären Albumsongs gibt es kaum weiter was zu sagen, es gibt weiterhin Thrash Metal Songs mit Death Metal Anleihen und Death Metal Songs mit Thrash Metal Anleihen, die aber kaum zwischen den Ohren andocken können. Doch ein Highlight gibt es noch in Form des Bonustracks Selfish Battle, einem für Nervosa Verhältnisse sehr melodischen Song, bei dem Frontfrau Fernanda Lira ungeahntes Gesangstalent an den Tag legt.