Artist: Ritual Dictates
Herkunft: Vancouver, Kanada
Album: Give In To Despair
Genre: Death Metal
Release: 03.04.2020 (digital), 10.04.2020
Label: Artoffact Records
Links: https://ritualdictates.bandcamp.com/album/give-in-to-despair
www.facebook.com/ritualdictates
Produktion: Mix durch Jesse Gander bei Rain City Recorders, Mastering durch Jason Corbett bei Jacknife Sound; produziert und arrangiert durch Ritual Dictates. (Drums aufgenommen von Mike und Dave Young beim Creativ Music Centre; Gitarren, Bass und Synthesizer aufgenommen von Shawn Barnes bei Brick Barn Studios. Gitarren aufgenommen von Michael Kraushaar bei Bully’s Studios Inc. Gesang von Danko Jones aufgenommen von Vic Florencia bei Concrete Jungle Studios.)
Bandmitglieder:
Gesang, Gitarre, Bass, Synthesizer – Justin Hagberg
Drums – Ash Pearson
Gastmusiker:
Shawn Haché – Gesang bei Dominance & Will
Danko Jones – Gesang bei Poisonous Proclamation
Michael Kraushaar – Gesang bei Aperiam In Porta
Ryan Driscoll – Backingvocals bei Given To Despair
Shane Clark – Akustik-Gitarre bei Given To Despair
Tracklist:
1. It’s About Goddamn Time (The Hours Of Folly Part One)
2. Dominance And Will
3. Given To Despair
4. Obsolete Instinct
5. Last Phase Of Life
6. Poisonous Proclamation
7. Aperiam In Porta
8. Extinction
9. Indivisible Mind
10. What Cannot Be Altered Must Be Endured
11. Terror Of Time (The Hours Of Folly Part 2)
Für das neue Bandprojekt von Justin Hagberg (Gitarrist von 3 Inches Of Blood) und Ash Pearson (Drummer von Revocation) muss man recht „open minded“ sein, wie der Amerikaner sagt. Ihr musikalischer Cocktail ist recht ungewöhnlich: Ein Mix aus vor allem Death Metal, Black Metal, Classic Rock und vereinzelten Elementen aus traditionellem Heavy Metal, Grindcore sowie hier und da moderne Töne, die aus dem Alternative Metal oder Industrial Metal zu stammen scheinen. Klar, es haben schon andere Bands Death Metal oder ähnliches Geknüppel mit melodischeren Stilen wie Classic Rock gemixt. Soo neu ist so etwas also nicht, und doch klingen Ritual Dictates durchaus spannend. Das liegt in erster Linie an der Qualität des Geprügels. Die Drums von Pearson sind eine Wucht und allein das Geld wert. Unterstrichen wird das Drum-Geballer vom präsenten (des Öfteren in den Vordergrund gemischten) und potenten Bass-Spiel. Und on top growlt und keift Hagberg dermaßen fies, dass das stellenweise vom Death Metal in Black Metal abdriftet.
Von Song eins an wird klar: Wer in diesen nervigen Zeiten von Corona mal so richtig was auf die Omme gebrauchen kann, der bekommt es wunderherrlich besorgt. Es gibt mehrere Vollabfahrten, die alles niedermachen, wegblasen und zugrunde knüppeln. So etwa die grindlastigen, böse sägenden Obsolete Instinct und Last Phase Of Life. Holla ist das fett! Nicht nur bei diesem Song winken die Kollegen von Bloodbath um die Ecke. Ritual Dictates verzichten bei diesem Doppelpack völlig auf stilfremde Exkurse, es regiert allein Gevatter Tod, Death Metal der herben, zumeist sehr schnellen Art. Der Opener It’s About Goddamn Time (The Hours Of Folly Part One) überrascht aber zunächst mit einer alternativ klingenden Gitarre, die einen Kontrast zum heftigen Death-Metal-Geknüppel bildet. Hinzu kommt ein rockiger Groove, sodass man das wohl als Death’n’Roll bezeichnen kann. Dominance And Will drischt erst mal alles zu Brei. In der Mitte wird das Tempo rausgenommen, um nach eingestreutem Klargesang noch böser zu klingen und wieder loszubrettern.
Der Titeltrack, der vorab veröffentlicht wurde, fräst sich mit einem einprägsamen Riff ins Hirn, ballert fies, stampft, ballert, stampft, ballert und mutiert dann zu einem komplett anderen Song mit Einflüssen aus dem Classic Rock und sogar einer sehr besinnlichen Akustik-Gitarre, bevor wieder kurz zum Death Metal zurückgekehrt wird.
Beim folgenden Poisonous Proclamation sieht das schon wieder anders aus. Die erste Hälfte des Tracks ist weiterhin fieser Death Metal mit einer starken Prise Grind, in der Mitte kommt aber auf einmal wie aus dem Nichts ein Break und alternativ angehauchte Gitarren und ein Klar-Sprech-Gesang von Danko Jones. Um dann von einem rockigen Solo abgelöst werden, noch mal der Klar-Sprech-Gesang und auf einmal gibt´s wieder ein fettes Brett. Hm. Seltsam. Das Zwischenspiel ist zwar nicht schlecht. Wirklich gebraucht hätte es der Song aber nicht. Es wirkt eher so, als hätte man aus Versehen kurz den Sender im Radio verstellt, um dann wieder auf Death-Metal.fm zurück zu justieren.
Bei Aperiam In Porta kommen nach den ersten stampfenden Akkorden recht schnell ein eingestreutes „Hey, hey“ als Background-Vocals. Wirkt zunächst reichlich unpassend. Auch sonst ist der Song ziemlich ungewöhnlich. In der Mitte des Songs wird plötzlich komplett das Tempo rausgenommen, es pulsiert ein für sich allein stehender Bass, beschwörend böse Growls und eine mehr und mehr das Ruder übernehmende Gitarre: Origineller Songaufbau! Wieder die „Hey, hey“-Background-Vocals (die jetzt deutlich besser reinpassen) und auch der dazukommende Klar-Gesang von Michael Kraushaar kann sich hören lassen. Dazu ertönt ganz kurz eine „Ba-pa-bah“-Gesangsmelodie, die so auch von den Beatles stammen könnte. Kaum hat man sich in diese melodische Passage eingegroovt, kommt wie eine Bratpfanne vor den Kopp zum Abschluss noch mal Death-Metal-Geknüppel. Die vorher angestimmte Klar-Gesang-Melodie zusammen mit der Gitarren-Harmonie als Loop mit mehreren Wiederholungen wäre da ein besseres Ende gewesen.
Huch! Zarte Gemüter könnten sich bei Extinction zu Beginn tatsächlich etwas erschrecken. Markerschütternd. Well done! Dann kommt wieder der Klargesang, der zusammen mit dem Geballer eine recht gelungene Mixtur ergibt. Ganz zum Schluss glänzen noch mal die Gitarren mit einem fetten Geschrammel. Alles recht kurze Tracks jetzt. So auch Indivisible Mind, das ziemlich ereignislos an einem vorbeischreddert, bis ein punkrockiger „Ohoho“-Backingvocal zumindest für einen kleinen Farbtupfer sorgt. Das ebenfalls kurze, nur rund zwei Minuten lange What Cannot Be Altered Must Be Endured hat nette Blastbeats und vor sich hin malmende Riffs. Not bad. Noch besser ist aber der finale Track Terror Of Time (The Hours Of Folly Part 2), der ein episches Geballer ist mit klar geshouteten Backingvocals, die aber nicht störend oder unpassend wirken, auch weil sie nur ganz dosiert eingesetzt werden. Erneut fett in die Fresse der Track. Hossa die Waldfee!