“Unglaublich intensiv!“
Artist: Amenra
Herkunft: Kortrijk, Belgien
Album: Mass VI
Spiellänge: 40:52 Minuten
Genre: Post Metal, Doom Metal
Release: 20.10.2017
Label: Neurot Recordings
Link: https://www.facebook.com/churchofra/
Produktion: Daft Studios / Manufacture de Malmedy, Malmedy von Billy Anderson und Lucas Raport / Mix und Mastering von Jack Shirley im Atomic Garden, San Francisco, USA
Bandmitglieder:
Gesang – Colin H. van Eeckhout
Gitarre – Mathieu J. Vandekerckhove
Gitarre – Lennart Bossu
Bassgitarre – Levy Seynaeve
Schlagzeug – Bjorn J. Lebon
Tracklist:
- Children Of The Eye
- Edelkroone
- Plus Près De Toi
- Spijt
- A Solitary Reign
- Diaken
Tatsächlich schon seit 18 Jahren gibt es die Band Amenra aus Belgien. Obwohl ich Post Metal eigentlich gern höre, und Amenra ja auch schon eine sehr umfangreiche Diskografie vorweisen können, lerne ich sie erst jetzt kennen. Das letzte Werk der „Mass-Saga“, nämlich Mass V erblickte vor fünf Jahren das Licht der Welt, aber danach gab es noch diverse Split-Alben und Collaborations, die zu weiterem Output führten. Im vergangenen Jahr erschien dann noch das Live-Album Alive. Am 20.10. wurde das Werk Mass VI über Neurot Recordings veröffentlicht, und eins kann ich schon vorweg sagen: Leichte Kost ist das wirklich nicht, schon gar nicht beim ersten Hören.
Um den Ton, der sich in den ersten dreißig Sekunden von Children Of The Eye langsam einschleicht, überhaupt zu hören, muss man schon sehr laut drehen, aber nach weiteren anderthalb Minuten geht das Drama los, die Welt ist zerrissen, alles ist Schmerz. Das sich ständig wiederholende Spiel der Instrumentenfraktion begleitet Colin auf seinem Leidensweg, der in dem zaghaften Klargesang fast noch besser ausgedrückt wird. Es klingt für mich fast wie die letzten Worte eines gewaltsam aus dem Leben Gerissenen, der nicht versteht, was gerade passiert. Aber jedem sein Kopfkino…
Nach dem kurzen, in flämischer Sprache gesprochenen Edelkroone geht es bei Plus Près De Toi, wie man an dem Titel ja schon lesen kann, französisch weiter. Auch hier wieder grandiose, sich hoch auftürmende Soundwände, die von einem break abgelöst werden. Stille…dann ganz vorsichtig wieder der verzagte Klargesang von Colin.
Mit einer gesprochenen Passage startet Spijt, bevor Sprache abgelöst wird durch Musik und dann hinleitet zu meinem Favoritentrack des Albums, A Solitary Reign. Wieder dieser so tief unter die Haut gehende Klargesang im Wechsel mit den unmenschlichen Schreien. Teilweise gibt es das Ganze dann auch parallel, wunderbar und bombastisch umrahmt von der Instrumentenfraktion, das ist definitiv der akustische Höhepunkt des Albums. Es scheint streckenweise so, als ob der Track an Geschwindigkeit aufnimmt, aber das ist sicherlich ein grandioser Kunstgriff der fünf Belgier. Dieser Song stellt auf jeden Fall die sich am höchsten auftürmende Soundwand dar, die ich jemals hören durfte.
Sehr bedrohlich wummert die Bassdrum zum Einstieg in Diaken, fast zurückgenommen noch die Saiteninstrumente. Aber auch im letzten und längsten Song des Albums lässt der Weltuntergang nicht lange auf sich warten, zum letzten Mal ein break, und man darf in der ruhigen Bridge den so zerbrechlich klingenden Klargesang von Colin hören, bevor sich zum allerletzten Mal auf diesem Album die ultimativen Soundwände aufbauen. Die Stille danach ist umso krasser.
Zu meinem Favoriten A Solitary Reign gibt es auch ein Video, das Ihr hier sehen könnt: