Artist: Atena
Herkunft: Oslo, Norwegen
Album: Drowning Regret & Lungs Filled With Water
Spiellänge: 31:33 Minuten
Genre: Progressive Metalcore, Modern Metal, Post-Hardcore
Release: 24.01.2020
Label: Indie Recordings
Link: https://www.facebook.com/atenaofficial/
Bandmitglieder:
Gesang – Simen Kjeksrud
Gesang und Bassgitarre – Jakob Skogli
Gitarre – Vebjörn Iversen
Bassgitarre – Ulrik Linstad
Schlagzeug – Fredrik Kasin
Tracklist:
- Born Rotten
- No Hote For Miscarriage (feat. Jesper of Ghost Iris)
- Let Them Hang In The Halls (fest. Alex Terrible)
- Slap
- +47 3029
- Domestic Abuse (feat. Damien)
- She Weps As I Told Her
- Godforsaken (feat. Joel of Aviana)
- Death Is All I Think About
- Drowning
Schande über mein Haupt, wenn ich jetzt einen Satz bringe, den ich nicht bringen dürfte. Wer zum Teufel sind Atena? Als ich gelesen habe, dass es sich bei Drowning Regret & Lungs Filled With Water um das dritte Album einer Konzepttriologie handelt, da dachte ich gleich, dass das echt schlecht sein muss, wenn ich das dann noch nicht kenne. Aber naja man soll ja den Tag nicht vor dem Abend loben.
Um dem Klischee der Bands aus Norwegen zu folgen, haben sich Atena das christliche Kreuz genommen und es einfach umgedreht, um dann mit einem Augenzwinkern ein zweites Kreuz, welches nicht „falsch herum“ ist, klein in die Mitte zu setzen – zack ist das Bandlogo fertig. Nein Spaß beiseite. Allgemein könnte man meinen (also außer, dass das Kreuz richtig herum ist), dass es sich bei Tracknamen wie Born Rotten oder Godforsaken um klaren Black Metal handelt. Doch wer im Plattenladen – gibt es so was noch? – meint, dass sich hier der Mitarbeiter beim Einsortieren in die Genreschublade vertan hat, der sollte mal das Ohr auf das 2020er-Release legen (muss nur ich gerade an einen Indianer aus der Werbung eines deutschen Autobauers denken?).
Nach dem atmosphärischen Intro gibt es so was von übel mit hardcorelastigen Shouts in die Fresse, dass ich erst mal einen weiteren Schluck aus meiner friesisch herben Gerstenschorle nehmen muss. Gepaart mit Samples, die ein Babyschreien und einen Post-Apokalyptischen Hauch aus meinen Boxen dröhnen lassen. Aber mal ehrlich, das ist so komplex, dass ich mich schleunigst entscheide, die Kopfhörer rauszuholen – und das ist echt selten, dass ich so was sage.
Der klare Gesang, der mich irgendwie an einen kleinen Bruder von Depeche Mode erinnern lässt und eine Shout-Stimme, die auch von Jamie’s Elsewhere hätte sein können, bringen einen verstörend schönen Genremix aus Pop und Post-Hardcore-Elementen. Doch bleibt der „in die Fresse“-Faktor durchweg das schwerere Gewicht auf der Waage. Mit No Hope For Miscarrige, darf aber auch Simen Kieksrud zeigen, dass er es drauf hat, neben seinen Shouts klar zu singen.
Auch noch Trancecore-Hip-Hop-Parts? – Wo soll das hingehen?
Während die Genreliste im Header von Song zu Song weiter wächst, mischt sich Synthesizer mit Hip Hop-Sprechgesang mit Trancecore-Elementen um den Song Let Them Hang In The Halls. Was für den einen eventuell ein absolutes No-Go ist, ist für mich der Punkt zu sagen – genial, was man hier versucht. Da paart sich das, was sonst nie zusammengehört und wenn der gleiche Track mit Kirchenchor und Kinderjauchzen unterbrochen wird, um dann auch noch Metalcore-Parts auf 2:53 Minuten zu pressen, ist für mich klar, dass das Konzept in meinen Augen absolut aufgeht.
Weiter geht das Genremix-Ungeheuer und wenn ich so weiter mache, dann endet das Review bei nicht weniger als 1.000 Wörtern. Das, was man Atena nicht vorwerfen kann, ist, dass sie einfallslos wären. Auch wenn es bei Slap eher in die Standards des Genres Post-Hardcore geht, bringt einen das Interludium +47 3029 emotional auf den Boden der Tatsachen. Man hört die Anrufbeantworter-Nachrichten einer Tochter, die ihre Mutter vermisst. Gekonnt mit bedrückender Atmosphäre gespielt, ist man fast froh über das „End Of Messages“.
Mit dem technisch anspruchsvollen Domestic Abuse (feat. Damien) habe ich hier gerade den ersten Track vor mir, der mich nicht gleich flashen will. Aber gut, so einen Song hat doch fast jedes Album. Doch es bleibt dabei, dass Atena trotz allem greifbar bleiben und auch Tracks mit Wiedererkennungswert in das Genremix-Gewitter gemischt haben.
So dann würge ich mich mal ab, um euch auch noch etwas zu lassen, was ihr entdecken könnt – ich verspreche euch da noch einiges!