Event: Open Air 2024
Band: Barock
Ort: Freilichtbühne Krusenkoppel, Kiel, Schleswig-Holstein
Datum: 31.08.2024
Kosten: Freie Platzwahl 39,50 Euro (plus Gebühren), VIP-Upgrade 79,50 Euro (plus Gebühren)
Zuschauer: etwa 1.000
Genre: Hardrock
Link: https://www.barock-acdc.com/
Setliste:
- If You Want Blood
- Back In Black
- Shoot In The Dark
- Shot Down In Flames
- Thunderstruck
- Hells Bells
- Stiff Upper Lip
- You Shook Me All Night Long
- Shoot To Thrill
- Sin City
- Rock ’n‘ Roll Ain’t Noise Pollution
- Up To My Neck In You
- Heatseeker
- Down Payment Blues
- The Jack
- Bad Boy Boogie
- Highway To Hell
- Whole Lotta Rosie
- Let There Be Rock
Zugabe: - T.N.T.
- For Those About To Rock (We Salute You)
AC/DC-Coverbands gibt es unzählige, doch Barock stechen um Längen aus der Masse heraus.
Die Tributeband ist auf Open-Air-Tour und schließt mit ihrer Show am 31.07.2024 im Kieler Amphitheater Krusenkoppel die Tour ab. Die Krusenkoppel ist neben dem Kalkberg in Bad Segeberg die zweitgrößte Freilichtbühne Schleswig-Holsteins mit ca. 2.200 Sitzplätzen. Das wie ein Amphitheater gebaute, steil aufsteigende Rund hat den Vorteil, dass man von überall einen freien Blick auf die Bühne besitzt. Dazu kommt die hervorragende Akustik des Rundbaus.
AC/DC ist die wahrscheinlich am meisten gecoverte Band der Welt. War die Originalband gerade auch in Deutschland unterwegs, stillt eine gut gemachte Produktion die Sehnsüchte deren Fans, die die Australier nicht sehen konnten. Barock stammen aus Nürnberg und sind mit einem gut gefüllten 40-Tonner-Lkw unterwegs. Sie füllen als Tributeband große Hallen, und das aus gutem Grund. Sie versuchen, mit ihrer Authentizität nahe an das Original heranzukommen. Die Krusenkoppel reduziert die Showeffekte allerdings auf ein Minimum. Sie liegt im Kieler Stadtteil Düsternbrook zwischen Nobelviertel und Regierungsbezirk und hat dadurch hohe Lärmschutzauflagen. Hier gibt es nur ein Zeltdach über der flachen Bühne und die große Hells Bells Glocke findet keinen Halt. Die bekannten Kanonen finden keinen Platz, da sie nicht abgefeuert werden dürfen. Hier herrscht Pyroverbot, zudem tanzen die Fans direkt vor der nur 20 Zentimeter hohen Bühne. Einen abgesperrten Bereich gibt es nicht.
Für mich ist es sozusagen ein Heimspiel. Da ich im Regierungsviertel arbeite, habe ich einen Parkplatz nur schräg über der Straße. Die normalerweise herumlaufenden Anzugträger sind durch legere, schwarz gekleidete Menschen ausgetauscht. Mit AC/DC-Schriftzügen in allen Variationen versehene Shirts und Jacken verraten das Ziel der Grüppchen. Ich bin früh da und treffe Freunde und Nachbarn. Da ich heute der einzige Fotograf bin, bekomme ich für das Konzert keine gravierenden Auflagen.
Rund 1.000 Gäste werden erwartet. Die Reihen füllen sich schnell, der im Außenbereich liegende Bierstand kommt in dieser lauen Sommernacht mit der hohen Nachfrage nicht hinterher. Trotzdem geht es pünktlich los. Eine Supportband gibt es nicht. Es erschallt der Opener If You Want Blood. War im vergangenen Jahr Sänger Ivan Gac im Brian Johnson-Outfit zu sehen, ist es diesmal der Leipziger Marv von Schmerle. Er und Gitarrist Eugen Torscher in der Angus Young-Schuluniform bestimmen sofort das Bild. Sie lassen ihre Mitstreiter Stefan Kern (Gitarre), Mirko Grusa (Schlagzeug) und Udo Funk (Bass) im Schatten, beziehungsweise im Dunkeln stehen. Ohne groß „Gesabbel“, wie man bei uns im Norden sagt, folgt Hit an Hit. Back In Black, Hells Bells, Stiff Upper Lip. Durch die fehlenden Showeffekte müssen die Fünf erst recht zeigen, was sie draufhaben. Ablenkung gibt es nicht. Thunderstruck, Shoot To Thrill, Sin City. Textsicher singen die Fans mit. Die erste Stunde ist rum. Seit dem vierten Song wird auch vor der Bühne gefeiert. Sitzen tut eh kaum noch jemand. Gitarrist Eugen Torscher verschenkt seine typische schwarz/rote Krawatte an einen Fan. Mit Heartseeker beginnt eine Zeitreise in die frühen Werke der Band. Down Payment Blues und The Jack stammen noch aus der Bon Scott Zeit. Während „Angus“ sich seiner Oberbekleidung entledigt hat, scheint „Brian“ nicht mal zu schwitzen. Highway To Hell, Whole Lotta Rosie, Let There Be Rock.
Alle Wünsche werden erfüllt. Die blinkenden Hörner von Eugen Torscher finden im hohen Bogen einen neuen Besitzer im Publikum. Die Rollifahrer und VIP-Ticket-Inhaber tun mir ein bisschen leid. Zwischen ihnen und der Bühne tanzen Hunderte Fans. Der Bierstand im Außenbereich ist permanent belagert und schafft die Nachfrage trotz hohem Personaleinsatz kaum. Der offizielle Konzertteil ist beendet, doch groß von der Bühne kommen die Jungs nicht. Ohne große Umschweife nehmen sie für die Zugabe wieder Platz. Hier folgen natürlich die Megakracher T.N.T. sowie For Those About To Rock (We Salute You). Die Band verneigt sich vor dem Publikum, wird einzeln noch einmal abgefeiert. Schlagzeuger Mirko Grusa wirft seine Sticks ins Publikum. Ein paar Plektren wechseln den Besitzer. Es ist noch nach dem Konzert eine Autogrammstunde am Merch-Stand angekündigt, auf die wir aber verzichten. Das Areal leert sich schnell. Lange Schlangen wieder am Bierstand. Hunderte Fans wollen sich ihrer Pfandbecher entledigen.
Fazit: Auch ohne Showeffekte können Barock überzeugen. Sie beherrschen ihr Handwerk und lassen die Musik für sich sprechen. Durch die fehlenden Showelemente erscheint vielen der Eintrittspreis von 40 Euro etwas zu hoch. Auch die erhöhten Getränkepreise (0,3 Liter für 5 €) stießen manchem auf. Eine zweite Getränkeversorgung hätte die Lage der langen Wartezeiten vermieden. Ansonsten gibt es an der Krusenkoppel wieder einmal nichts zu bemängeln. Freundliche Mitarbeiter, super Ton sowie Licht und Sicht und auch der Wettergott ist wieder einmal AC/DC-Fan!