Eventname: Birth Control – Tour 2025
Ort: Die Pumpe, Kiel, Schleswig-Holstein, Deutschland
Datum: 22.03.2025
Kosten: VVK 27,50 € inkl. Gebühren, AK 35,00 €
Genre: Hard Rock, Progressive Rock, Krautrock
Zuschauer: etwa 300
Setliste:
- The Work Is Done
- Right Place, Wrong Time
- Plastic People
- Open Sesame
- Titanic
- These Are The Days
- Trial Trip
- Wrestling Mama
- I Don’t Mind
- Drum Solo
- Lost In The Sea
- Gamma Ray
Zugabe: - Wasting My Time
Die als Pioniere des Krautrock geltenden Birth Control wurden 1966 in Berlin gegründet und haben seitdem eine wechselvolle Geschichte. 1983 aufgelöst, zehn Jahre später wieder reaktiviert. 2014 wiederum aufgelöst, wird 2016 diese widerrufen. Seit 2018 stehen sie nun mit größtenteils ehemaligen Mitgliedern wieder auf den Bühnen. Die Band hatte im Laufe der Geschichte nahe 30 Bandmitglieder, von denen vier schon verstorben sind. In der Gründungsbesetzung startete Hugo Egon Balder am Schlagzeug seine Karriere. Heute begrüßt das Kieler Publikum die Band in folgender Besetzung:
– Peter Föller; Sänger und Gitarrist. 1973 bis 1977 schon einmal Mitglied von Birth Control, gehört er nun seit 2016 zu der aktuellen Besetzung.
– Martin „Ludi“ Ettrich; Gitarrist. Seit 2009 bei der Band, ist er außerdem mit seiner Band The Almost Three unterwegs.
– Sascha Kühn; Keyboard und Orgel. Er gehört seit 2001 zur aktuellen Besetzung und ist zudem mit diversen Bands unterwegs. Seine Hauptband ist hierbei Supercharge.
– Hannes Vesper; Bass. Der Bassist ist am längsten in der Band. Er gehört seit 1998 durchgängig dazu.
– Manni von Bohr; Schlagzeug. 1977 bis 1980 schon einmal in der Band, gehört er seit 2016 nun wieder dazu. Auch er ist mit anderen Bands noch zusätzlich unterwegs. Seine Hauptband ist Randy Hansen.
Seit 2016 ist mit der neuen Besetzung viel passiert. Das veröffentlichte Album Here And Now wirbelte mächtig Staub auf. Der Nachfolger Open Up (2022) konnte sich sogar in den Top 100 platzieren. Im vergangenen Jahr gab es dann mit Live@Tresohr Sessions ein neues Livealbum.
Birth Control stehen schon immer für exzellente progressive Rockmusik und schon damals waren sie bekannt dafür, die Songs gerne extrem auszuspielen. So soll es auch heute sein. Elf Songs plus eine Zugabe stehen auf der Setliste. Bei einem Zwei-Stunden-Programm lässt sich dann die Trackdauer leicht selbst errechnen. Stilistisch schwimmen sie zwischen melodischem Rock, Hard Rock, Funk sowie einer gehörigen Portion Psychedelic, für das schon der Gesangsverzerrer, die Talk-Box, sorgt.
Die Songs bilden eine Zeitreise aus der Diskografie der Band. Gleich das sphärische Intro und der Opener The Work Is Done stammen aus 1971 und sind die ältesten Songs des Abends. Songs aus den Alben Plastic People (1975) und Titanic (1978) bis hin zu Nummern von der letzten Veröffentlichung Open Up bilden eine Werkschau der Band. Das doch merklich ältere Publikum feiert indes die älteren Songs besonders ab. Gefeiert wird auch das neunminütige Schlagzeugsolo von Manni von Bohr. Der letzte Song des offiziellen Sets ist dann natürlich der Überhit der Band. Viele sind nur wegen Gamma Ray gekommen. In die fast 20 Minuten lange „Extended Version“ baut die Band noch ein außergewöhnliches Basssolo von Hannes Vesper ein. Ansonsten bietet das Konzert alles, was man von Birth Control erwartet. Peter Föller, immerhin schon Baujahr 1949, hat noch immer eine ausdrucksstarke Stimme, die mit Ian Gillan von Deep Purple mithalten kann. Natürlich bittet Martin Ettrich das Publikum darum, einen lautstarken Gruß „nach oben“ an Mastermind Bernd ‚Nossi‘ Noske zu senden.
Noske kam 1968 für Balder ans Schlagzeug und führte die Band zum Erfolg, bis er 2014 unerwartet starb.
Letzter Song des Abends ist dann als Zugabe der 2016er-Song Wasting My Time vom Album Here And Now. Auch dieser Track ist fast 20 Minuten lang, in dem alles hineininterpretiert wird, was die Band musikalisch bietet. Alles in allem ein herrlicher Abend, der gerne mehr als die knapp 300 Fans verdient hätte. Improvisation und Leidenschaft, wie es sie nur noch ganz selten in dieser Qualität zu hören gibt. Ich wäre einer Wiederholung nicht abgeneigt. Wer weiß, wie lange man solche Abende noch erleben kann.