Church Of Misery, Shaam Larein, Daevar am 15.05.2023 im JunkYard in Dortmund

Killerabend mit japanischer Doom-Legende und zwei sensationellen Doom-Newcomern

Bands: Church Of Misery, Shaam Larein, Daevar

Ort: JunkYard, Schlägelstraße 57, 44145 Dortmund

Datum: 15.05.2023

Kosten: 23,00 VVK, 25,00 AK

Genre: Doom Metal

Besucher: ca. 200 Besucher

Veranstalter:  JunkYard • Dortmund, Shōgun Konzerte

Link: https://www.facebook.com/events/702825141209126/

Setlisten:

  1. Bloody Fingers
  2. Yellow Queen
  3. Slowshine
  4. Leviathan
  5. FDSMD
  6. Leila

  1. Sticka En Kniv I Välden
  2. Beware The Duchess
  3. Flesh Of Gold
  4. Massacre
  5. I Have No Face
  6. Lunar Crater
  7. Murderer

  1. El Padrino (Adolfo de Jesus Constanzo)
  2. Most Evil (Fritz Harmann)
  3. Brother Bishop (Gary Heidnik)
  4. Murder Castle Blues (H. H. Holmes)
  5. Born To Raise Hell (Richard Speck)
  6. Come And Get Me Sucker (David Koresh)
  7. Beltway Sniper (John Allen Muhammed)
  8. Freeway Madness Boogie (Randy Kraft)

Großer Showdown heute, am 15.05.2023, im JunkYard in Dortmund. Die japanische Killer Doom Legende Church Of Misery trifft auf die beiden Newcomer Shaam Larein und Daevar! Da muss ich natürlich dabei sein. Erstens sind die Live-Termine von Church Of Misery hier in Deutschland rar gesät und zweitens muss ich natürlich auch einmal Daevar, die Band von Caspar Orfgen, dem Organisator des Hoflärm Festivals live sehen. Also etwas mehr als zwei Stunden für die knapp 200 Kilometer in Kauf genommen und ab in den JunkYard.

Dort früh genug angekommen, finde ich gleich einen Parkplatz und treffe jede Menge Freunde und Bekannte, die üblichen Verdächtigen natürlich auch dabei, die ich dieses Jahr noch auf dem Freak Valley Festival und auf dem Hoflärm Festival sehen werde. Das Desertfest Berlin musste ich dieses Jahr leider aus privaten Gründen absagen, dort hätte ich Church Of Misery auch getroffen.

Am Merchstand treffe ich schon einmal Tatsu Mikami, den Bassisten und Mastermind von Church Of Misery, zu dem sich der Rest der Band auch gleich gesellt. Das trifft sich gut, denn die können mir schon die mitgebrachten Vinyls signieren. Das machen sie sehr gerne und sie stehen für die Fans für Selfies bereit.

Der Opener des heutigen Abends sind die Kölner Daevar, deren Bassistin/Sängerin Pardis Latif ich eben schon begrüßt habe. Das Trio hat im Januar erst sein Hammer-Debüt Delirious Rites hingelegt und erst ein paar Livegigs hinter sich. Daher erstaunlich für mich, wie cool und abgebrüht Daever hier aufspielen. Caspar haut ein fettes Riff nach dem anderen raus, dabei immer kurze Blicke zu Pardis Latif und Schlagzeuger Moritz Ermen Bausch. Sollte da irgendwelche Anspannung gewesen sein, ist sie wohl im Nu verflogen. Bloody Fingers holt man sich hier auf keinen Fall, das ist zwar der Opener des Gigs, aber cool, wie das Trio hier spielt. Hammerharter, dabei quälend schleichender Stoner Doom, der in die Knochen geht. Der Sound hier heute Abend ist sehr gut und ich persönlich empfinde die Liveversionen der Songs noch etwas fetter als auf der Platte. Darüber tausche ich mich auch mit Reiner, dem Vater von Caspar vor der Bühne aus, der gleich neben mir steht. Optisch auf der recht großen Bühne befindet sich Pardis ganz links, Caspar ganz rechts außen und Moritz in der Mitte hinten vom Publikum aus gesehen. Recht dunkel gehalten, werfen Blitze immer wieder kurzes Licht auf die Akteure. Yellow Queen folgt als zweiter Song. Pardis Latif haucht in Yellow Queen, die Illusion der White Witch raus. Als White Witch habe ich sie in meinem Review zur Platte bezeichnet, das hat sie mir nicht übel genommen. Der Song Leviathan wird hier live gespielt, natürlich ohne die männlichen Voices von Jan Oberg (Earth Ship, Grin). In den großartigen 45 Minuten, die das Trio hier zur Verfügung hat, werden natürlich alle Songs des Albums gespielt und sogar noch ein weiterer. War ich schon von dem Album Delirious Rites fasziniert, so beeindruckt mich die Live-Performance der Band hier noch mehr. Langsam, lieblich, quälender, schwerer Doom mit entrücktem Gesang, der zäh wie Lava vor sich hinzieht. Wahnsinnsauftakt eines außergewöhnlichen Konzertabends.

Daevar, Junkyard Dortmund 2023 Pic by Big Simonski

Es folgen die Schweden Shaam Larein, die Band um die namensgebende Frontfrau. Das ist nun eine absolut irre Show, die das Quintett oben auf der Bühne bei spärlichem Licht hinlegt. Es ist zwar Doom, aber doch schwer zu beschreiben, denn da fließen Heavy Rock, Gothic Doom und Alternative Rock/Metal mit ein. Dazu kommt ein starker okkulter Touch. Die beiden Sängerinnen Shaam Larein und Linnea Hjertén bewegen sich rhythmisch zur Musik. Was heißt bewegen? Sind die wohl beide von Dämonen befallen. Wahnsinns Performance, die die beiden Frauen hier darbieten. Da muss ich zwangsläufig an Sabbath Assembly, Jex Thoth, Dool oder auch manchmal an die punkigen Attitüden einer Siouxsie Sioux denken. Die Band zeigt eine heiße und klasse Performance zu außergewöhnlicher und schwer einzuordnender Musik. Dead Can Dance könnten hier auch noch genannt werden, aber in Anbetracht der Show, die hier abgeliefert wird, würde ich es dann doch lieber Demons Can Dance bezeichnen. Das Spektakel hat mit Sticka En Kniv I Världen, dem Titelsong ihres letzten Albums von 2022 begonnen und endet mit Murderer vom gleichen Album. Überhaupt sind es fast nur Titel des bei Svart Records erschienenen Albums, nur der vorletzte Song Lunar Crater ist vom Debüt Sculpture. Mich verwundert es nicht, dass die Band beim finnischen Label Svart Records unter Vertrag ist, denn die haben ausschließlich außergewöhnliche Bands am Start. Diese Show hier hatte ich so überhaupt nicht erwartet. Nicht nur ich bin hier schwer begeistert. Keine Frage, dass ich mir die beiden Platten mitnehmen muss.

Shaam Larein, Junkyard Dortmund 2023
Pic by Big Simonski

Dann kommt die Mörderband Church Of Misery auf die Bühne und spielt zur unheiligen Doom-Messe auf. Der böse Bass von Tatsu Mikami erfüllt den Raum. Die Japaner Church Of Misery bringen einen ungeheuren fantastischen Doom auf die Bühne. Doom in großer Tradition wie Saint Vitus, Cathedral oder Black Sabbath. Hinzu kommt noch eine kleine Würze psychedelischer Einschlag. Church Of Misery spielen einen Doom Metal, mit einem Beat, der kraftvoll schleppend ist. Letztes verbliebenes Gründungsmitglied ist Bassist Tatsu Mikami. Seit der Gründung der Band 1995 gab es unzählige Besetzungswechsel. Heute Abend ist die Besetzung Kazuhiro Asaeda (Church Of Miserys Originalsänger, auch bei Sonic Flower aktiv), Gitarrist Yukito Okazaki (Eternal Elysium) und Drummer Toshiaki Umemura (Sonic Flower, ex-AUMA). 2018 hatte ich sie noch zweimal in ganz anderer Besetzung live erleben dürfen. Trotz der vielen Besetzungswechsel hat dies der Band nie geschadet. Ihr mörderischer Doom ist bis heute genial. Thematik der Songs der Band sind Massenmörder, wie kann es anders sein, bei einer Kirche des Elends!

Church Of Misery, Junkyard Dortmund 2023
Pic by Big Simonski

Gibt es zu Beginn des Gigs von Church Of Misery noch einige Abstimmungsprobleme (vor allem am Gesang, der zu leise ist), so wird dies mit Verlauf des Gigs der Band besser. Die Stimme ist dann endlich richtig da, kommt gut rüber und die Messe ist im vollen Gange. Sänger Kazuhiro Asaeda tänzelt entsprechend der doomigen Klänge wie im Rausch auf der Bühne. Gitarrist Yukito Okazaki zeigt mit seinen Einlagen, warum ausgerechnet er heute Abend hier mit der Band auf der Bühne steht. Auf der Setlist steht eine Auswahl verschiedener Songs aus der Bandgeschichte, ich nenne hier stellvertretend El Padrino (Adolfo de Jesus Constanzo) und Born To Raise Hell (Richard Speck) vom Album, Houses Of The Unholy (2009) oder Brother Bishop (Gary Heidnik) vom The Kingdom Scum (2013) Langsam quälende Killersongs, auch mal wuchtig wie mit einem Dolch gestochen, erfreuen die Fans. Im Juni erscheint übrigens mit Born Under A Mad Sign nach sieben langen Jahren ein neues Album der Church Of Misery, von dem wir die Songs Most Evil (Fritz Harmann), Murder Castle Blues (H. H. Holmes), Come And Get Me Sucker (David Koresh) und Beltway Sniper (John Allen Muhammed) und als Zugabe Freeway Madness Boogie (Randy Kraft) zu hören bekommen. Schade, dass sie dieses Album heute noch nicht am Merchstand dabeihaben. Das war mehr als ein The Second Coming der Band. Auf diesem Album wurde Ted Bundy mit I, Motherfucker übrigens gewürdigt, oder besser gesagt, besungen.

Church Of Misery, Junkyard Dortmund 2023
Pic by Big Simonski

Ein denkwürdiger Doom Abend im JunkYard in Dortmund, bei dem jede einzelne Band hervorzuheben ist und der mit der Church Of Misery einen genialen Abschluss hatte.