Cultist – Manic Despair

Kanadisches Trio mit einer Old School Death Metal Huldigung

Artist: Cultist

Herkunft: Kanada

Album: Manic Despair

Spiellänge: 39:07 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 05.02.2022

Label: Eigenproduktion

Link: https://cultistcanada.bandcamp.com/

Bandmitglieder:

Gesang und Bassgitarre – Vanessa Grossberndt
Gitarre – Brodie Wylie
Schlagzeug – James Baragar

Tracklist:

  1. Manic Despair
  2. Synesthesia
  3. Vicissitudes
  4. Triumph
  5. Missing A Soul
  6. Locked In Time
  7. Regression
  8. Vexatious Seizures Of Thought

Dieses kanadische Trio aus der Olympiastadt Calgary bewegt sich seit dem Jahre 2015 im Underground herum und bis dato haben sie ein Demo, eine EP und eine Split mit Euthanized draußen. Nach sieben Jahren haben sie es dann geschafft, ihr Debütalbum fertigzustellen.

Wenn man mal wieder dreckigen und zügigen Ami Death Metal der alten Schule hören möchte, dann darf und kann man sich Cultist absolut geben. Gleich der Opener Manic Despair macht klar, dass das Trio keine Gefangenen macht und neuere Einflüsse komplett außen vor lässt. Damit haben sie nichts zu tun. Hier herrscht das Riffing der Achtziger und Neunziger, als Bands wie Massacre, Death oder auch Morbid Angel aktiv waren. Damit wäre im Grunde auch schon alles gesagt, denn die Songs auf dem Album gleichen sich schon – was nicht heißen soll, dass es schlecht ist. Ich mag das, auch wenn man alles schon über hundert Mal gehört hat. Überwiegend agiert man im schönen old schooligen Uptempo, aber lässt immer wieder Erholungspausen zu. Die Stimme ist eben so, wie sie damals war, mehr Reibeisen als total tief. Passt. Der Song flutscht gut an einem vorbei.

Auch das zügige Synesthesia kommt ganz geil. Erst einmal ziemlich lang den Knüppel aus dem Sack holen und dann damit rumfechten. So etwas sieht man ja gern. Dann aber ein ruhiger Moment und man baut langsame Elemente mit ein, holt ein fettes Solo heraus und wird dann im Midtempo sogar ein wenig technisch. Hier klingt man sogar kurz ein wenig atmosphärisch. Das kommt echt gut, sollten sie öfters mit einbauen.

Im langsamen Midtempo und mit einem Riff, welches nach frühen Death klingt, legt man bei Vicissitudes los. Und dann geht es so langsam los. Das Drumming wird schneller, aber blastet nicht. Dann kommen Vorspieler und man denkt, nun bricht die Hölle aus, aber weit gefehlt. Man bleibt im langsamen Midtempo, die Drums betonen nur und die Doublebass läuft durch, wenn ich es richtig höre. Der Gesang fehlt total. Das Tempo wird dann aber erhöht und kurze, atmosphärische Klänge werden im Hintergrund hörbar. Hm, irgendwie komisch. Basssolo und volle Attacke. Das kommt wieder gut. Merkwürdiger Song.

Triumph geht da schon wieder eher komplett in Richtung Death und macht total Spaß. Man bleibt natürlich beim Old School Death Metal. Die Doublebass läuft auch hier durch, während der Drummer ansonsten die Riffs nur betont und langsam begleitet. Hier wird locker drauflos geholzt, ohne Rücksicht auf Verluste und ohne wirklich zu glänzen. Macht aber auch irgendwie Spaß, denn die Huldigung der alten Szene wird eben komplett durchgezogen. Ein Basssolo und ein melodisches Solo werden mit eingebaut und klingen ganz geil, auch wenn diese beiden Augenblicke sehr überraschend kommen.

Missing A Soul ist mein Favorit. Nach einem kleinen Sprachintro legt man los wie die Feuerwehr. In knappen 180 Sekunden zermürben sie die Gehirnzellen mit gutem, aber sehr bekanntem Riffing und voller Attacke. Beim Solo heult die Gitarre ohne Ende und diese kommt eben ganz geil, zumal der Drummer sehr abwechslungsreich in diesem Moment reagiert. Danach wechselt man in einen krassen Uptempopart und schleppt sich dann den Wolf, während die Doublebass wieder unaufhaltsam ihren Weg geht und durchdreht. Cooler Song. Alte Schule, wie ich es mag. Schön amerikanisch.

Abstriche muss man bei der Produktion machen, leider. Ich finde es gut, wenn man versucht, den Sound auf alt zu trimmen, aber so richtig raushören kann man alles leider nicht. Nicht so dramatisch, aber schön bemerkbar. Ansonsten coole Riffs und ein mehr als brauchbares Songwriting. Hier und da läuft mir der eine oder andere Part zu lange durch und dadurch kommt geringfügig ein wenig Langeweile auf. Wer auf soliden Old School Death Metal der Endachtziger / Anfang Neunziger abfährt, sollt Cultist aber anchecken. Der Underground lebt und bebt, auch in Kanada und das ist gut so.

Cultist – Manic Despair
Fazit
Das kanadische Trio Cultist haut nach der Gründung vor sieben Jahren sein Debütalbum heraus. Hier handelt es sich um eine Huldigung an die Old School Death Metal Szene, überwiegend amerikanischer Natur. Mit Riffs, die man schon oft gehört hat, besonders bei Death und Morbid Angel, greift man an und hat echt ein brauchbares Konzept und gutes Songwriting entwickelt. Mehr allerdings auch nicht. Kann man sich gut geben und ich denke, live wird das Material besonders fruchten.

Anspieltipps: Manic Despair und Missing A Soul
Michael E.
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