Dario Mars and the Guillotines – Black Soul

„Tarantino für die Ohren“

Artist: Dario Mars and the Guillotines

Album: Black Soul

Spiellänge: 44:01 Minuten

Genre: Surf­Rock, Psychedelic, Funk, Soundtrack

Release: 21.03.2014

Label: Ván Records

Link: https://www.facebook.com/DMGtheband

Klingt wie: Django Unchained OST und Kill Bill OST

Bandmitglieder:

Gitarre, Gesang – Renaud Mayeur
Bass, Klavier – David Kostman
Schlagzeug – Vincenzo Capizzi
Gesang, Percussion – Bineta Saware

Tracklist:

  1. Cold Sun
  2. Death is Dead
  3. How the Story Goes
  4. The Day I Died
  5. The Jailer
  6. Banned From Ever
  7. Ombra e Polvere
  8. Soul Sucker
  9. Your Own Page
  10. Somebody Else Inside
  11. Black Soul
  12. Forks on the Bird Cage

So sehr die Genie ­Ästhetik auch immer wieder von der Musik­presse und den euphorischen Fan­gemeinden beschworen wird – es ändert doch nichts daran, dass dieses Ideal (wenn man denn überhaupt davon sprechen will) seit der Romantik nicht nur überholt, sondern geradezu falsifiziert wurde. Denn selbst ein Steven Wilson, ein Dave Grohl oder ein Josh Homme ist ja doch immer nur Teil einer viel größeren Maschinerie und sicherlich würde auch keiner der Genannten behaupten, vollständig originäre Musik aus dem Nichts schaffen zu können. Tatsächlich sind vielmehr herausragende Fähigkeiten (und, wie wir dank Lemmy wissen, auch eine Spur Glück) Träger des Erfolges.

Dass sich aber doch in seltenen Fällen der Sound einer ganzen Band an der Geschichte eines einzelnen Mitglieds festmachen lässt, belegen Dario Mars and the Guillotines auf ihrem Debüt Dark Soul eindrucksvoll. Denn der Kopf hinter dem Projekt ist Niemand anders als Renaud Mayeur (Ex-­La Muerte, Ex-HULK, Ex­-Les Anges, Ex­-Triggerfinger), der seit einiger Zeit vornehmlich mit Kompositionen von Filmsoundtracks („El Dorado“, „Mobil Home“) von sich hören gemacht hat.

Seine Vorliebe für Filmmusik, aber auch die Tatsache, dass die Aufnahmen zum zweiten HULK­-Album im Rancho De La Luna­Studio in Palm Springs stattgefunden haben, hört man dem neuen Projekt deutlich an. Tatsächlich trifft die vollmundige Werbebekundung, das Album kombiniere so diverse Musik­stile, wie es sonst nur Tarantino könne, ganz gut. Trotzdem klingt insgesamt der Charakter eines dreckigen Tarantino­-Films durch und lässt den Zuhörer die weltbekannten Szenen im Kopf wie wild neu zusammensetzen. Da sind sowohl die düster, bedrückenden Songs, die so klingen, als würde man sie aus einem alten Transistor­-Radio hören, über das gerade jemand seinen Whiskey verkippt hat, aber auch die beschwingten Songs, die wahlweise eine brutale Kampfszene vollkommen kontrastieren oder aber eine (heiße) Nacht in einem (heißen) Club spürbar werden lassen. Und natürlich hört man förmlich die coolen Auftritte der Protagonisten, wie sie wahlweise in wehendem Cowboy ­Mantel, in asiatischem Kimono oder in verschlissener Gangster­ Leder­jacke aus den Schatten hervortreten.

Die Produktion kommt der darstellenden Kraft der Songs dabei zu Gute: Die Gitarren klingen dreckig nach Blues und Surf. Die Drums topfen und hallen, als wären die Lautsprecher gerade ein kleines bisschen zu klein, um den ganzen Klang darstellen zu können. Der Bass dröhnt und klingt gleichzeitig kernig im Anschlag und die Stimmen wechseln gekonnt zwischen ominösem Sprechen und coolen Linien, wobei sie sich immer eher angenehm im Hintergrund halten und eher eine kommentierende Funktion übernehmen – ganz, wie man es für einen Soundtrack erwartet. Hinzu kommen noch kleine Spielereien und Effekte, die dem Ganzen die augenzwinkernde Krone aufsetzen (Forks on the Bird Cage). Etwas Neues machen Dario Mars und seine Mordswerkzeuge damit freilich nicht – aber trotzdem ist das Album so verdammt cool, dass man ihnen das schnell verzeiht.

Fazit: Dario Mars and the Guillotines zeigen ihr Potenzial, die verschiedensten Stile von Surf bis Funk angemessen und cool zu vertonen. Ihr Debüt bietet sich dabei aber auch für alle Fans von Tarantino­ Filmen an, die einfach mal auf einer Feier das Tanzbein zu frischem Material schwingen oder bei der nächsten Fahrt ins Büro lässig grinsen wollen. Insgesamt liefern die Tarantino­-Jünger einen gelungenen Soundtrack ohne dazugehörigen Film ab, verpassen dabei aber die Gelegenheit ihre Einzigartigkeit zu betonen.

Anspieltipps: The Day I Died, Banned From Ever und Black Soul
Soeren R.
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