Doctor Cyclops – Borgofondo

“Ein Muss für die Retro-Fraktion!“

Artist: Doctor Cyclops

Herkunft: Italien (Bosmenso / Oltrepo)

Album: Borgofondo

Spiellänge: 48:35 Minuten

Genre: Hard Rock, Stoner Rock

Release: 15.06.2012

Label: World In Sound

Link: http://www.doctorcyclops.com

Klingt wie: Black Sabath, Cathedral

Produktion: Keep Hold Stodio, S. Giuliano Vecchio (Alessandria)

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – Christian Draghi
Bass – Francesco Filippini
Schlagzeug – Alessandro Dallera

Tracklist:

  1. Night Flyer
  2. Cyclop`s Claim
  3. Giants of the Mountain
  4. Eileen O´Flaherty
  5. Madness Show
  6. My Revolution
  7. The Unquiet Garden
DoctorCyclops-Borgofondo-cover

Doctor Cyclops ist eine 2007 in Bosmenso – einem kleinen Ort in den Ausläufern des Apennin – gegründete Band aus Italien. Mit Borgofondo veröffentlicht das Trio nach der 2008 erschienenen EP The Flying Machines Burning und einer selbstproduzierten Single aus dem Jahre 2009 sein erstes Full-Length-Album.

Der Opener der Scheibe Night Flyer klingt von Beginn an – trotz des klassischen Instrumentariums, bestehend aus Gitarre, Bass und Schlagzeug – recht spacig. Dies verwundert jedoch kaum, wenn man bedenkt, dass sich die drei Italiener nach einem amerikanischen Science Fiction-Film von 1940 (!) benannt haben. Auch der Gesang klingt alles andere als modern. Sänger Christian orientiert sich sehr stark am Stil der 70er Jahre. Dennoch entwickelt sich – unter anderem aufgrund der dominanten Bassläufe – ein frischer, druckvoller Song, dem es auch an eingängiger Melodie nicht mangelt.

Auch dem folgenden Stück Cyclop`s Claim ist die Verwurzelung in den 1970er Jahren deutlich anzuhören. So erinnert das tragende Riff des Songs doch sehr stark an Lord of the World von Black Sabbath. Allerdings sind Doctor Cyclops weit davon entfernt, bloß die momentan angesagte Retro-Schiene zu bedienen oder gar zu covern. Neben den angesprochenen doomigen Passagen bietet die Combo einen verspielten, atmosphärischen Mittelpart, der zeitweise die Leichtigkeit einer Jamsession vermittelt und auch der vielschichtige, teilweise dramatische Gesang zeugt von eigenständigem Charisma.

Das sich anschließende Giants of the Mountain wird von stetem Tempowechsel dominiert. Zunächst stellt sich das Stück als Ehrerweisung an den 70er Jahre Doom dar und wird durch geile, einprägsame Riffs getragen. Im Mittelteil des Songs setzen recht überraschend Bläser ein, welche in Kombination mit der Percussionfraktion eine psychedelische Atmosphäre erzeugen. An der Querflöte erweist sich dabei übrigens Alia O´Brien von der kanadischen Doom-Metal-Kapelle Blood Ceremony die Ehre. Am Ende der Nummer swingt dann die gesamte Instrumentalfraktion kräftig drauf los, nachdem zuvor Frontmann Christian mit seinem ausdrucksstarken Gesang noch für einen roten Faden in dem facettenreichen Arrangement gesorgt hat. Großartige Komposition!

Mit Eileen O`Flaherty hat es neben Night Flyer noch ein zweiter Track von der 2008er Demo-EP auf das Album geschafft. Im Vergleich zum fast zehnminütigen Vorgänger rockt Eileen O`Flaherty relativ schlicht, aber dennoch überzeugend. Der Song beginnt zunächst – auch aufgrund der elektronischen Effekte – recht experimentell und abgedreht, wandelt sich dann aber (ob der tragenden Riffs) zu einer Rocknummer mit Bluesanstrich.

Madness Show wird durch psychedelische Klänge eingeleitet, welche in verspielte Riffs übergehen, wodurch auch hier eine fast mystische Atmosphäre erzeugt wird. Das später einsetzende Schlagzeug treibt den Song voran und lässt diesen im Zusammenspiel mit dem mal druckvollen, mal verrückten Gesang kraftvoller werden, bevor er dann zunehmend düster und fast monoton ausklingt.

Das bereits auf der 2009er Single enthaltene My Revolution überzeugt durch einen satten, kräftigen Beginn, teils dominante, teils verspielte Riffs, eine sehr straighte Gesangsleistung und eine zunächst verstörende, dann sehr eingängige Akustikgitarreneinlage. Insgesamt kreieren Doctor Cyclops mit My Revolution ein sehr facettenreiches Stück, welches Elemente des Hard Rock, des Psychedelic Rock und des Blues Rock miteinander verbindet.

Der letzte Song The Unquiet Garden – der zweite fast Zehnminüter des Silberlings – birgt eine seltsame Überraschung. Zunächst dominieren intensive, nahezu epische Riffs und progressive Instrumentals. Diese werden durch einen eingängigen, teilweise feinfühligen Gesang aufgebrochen, welcher zugleich mit der Musik verschmilzt und so das gesamte Arrangement zusammenhält. Nach gut sieben Minuten Spielzeit setzt eine zu lange Pause
ein, nach welcher ein Nachtrag in besonderer Form geboten wird: Eine Frau haucht zu swingenden Rhythmen einen Text auf italienisch ins Mikro. Das Ganze klingt sehr schräg und mehr als nur improvisiert und passt beim besten Willen nicht in das Gesamtkonzept des Albums. Mit etwas Humor ist es allerdings noch zu verschmerzen.

Fazit: Doctor Cyclops zollen mit Borgofondo ganz klar den 1970ern Tribut. Allerdings klingt das Ergebnis weder altbacken noch nach stumpfer Kopie. Dem Trio gelingt es vor allem durch die facettenreichen Arrangements, die eingängigen Riffs, den druckvollen Rhythmus und den alles verbindenden Gesang zu überzeugen und ein authentisches, atmosphärisches Werk vorzulegen. Ein Muss für die Retro-Fraktion aber auch für alle, die einfach auf gute, experimentell-psychedelische Musik stehen! Anspieltipps: Cyclop`s Claim, Giants of the Mountain und My Revolution
Christian G.
8
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