Eluveitie & Amaranthe + Support am 09.11.17 im Backstage, München

„Musikalische Vielfalt!“

Bands: Eluveitie, Amaranthe

Vorband: The Charm The Fury

Ort:  Backstage Reitknechtstr. 6 80639 München

Datum: 09.11.2017

Kosten: 29,80 Euro VVK, Abendkasse: 32 €

Genre: Folk Metal, Melodic Death Metal, Metalcore

Veranstalter: Backstage Concerts GmbH

Link:https://www.muenchenticket.de/guide/tickets/20pql/Eluveitie+Amaranthe.html

Manchmal muss man sich auf etwas musikalisch Neues einlassen oder das Schicksal übernimmt dies für einen selbst. So geschehen mit dem Auftritt von Eluveitie beim Summer Breeze 2017, wodurch zum ersten Mal mein persönliches Interesse an der Band entstand und somit nutze ich die stattfindende Tour natürlich sofort, um mir diese Band auch einmal eine Nummer kleiner anzusehen.

Am Donnerstagabend hat sich bereits bei Ankunft eine ordentliche Schlange vor dem Backstage gebildet – „gebildet“ bedeutet dabei, dass ich eine Schlange mit zwei Enden vorfinde, welche wohl ein wenig zu unübersichtlich für die meisten Anwesenden ist. Man wählt also ein Ende aus und wartet geduldig. Mit einem Einlass um 18 Uhr beginnt das Konzertprozedere recht früh, aber bei einer Co Headliner Show auch nicht weiter überraschend. Ebenso fallen sofort die vielen Summer Breeze Shirts und Pullover auf – somit sind die Anwesenden wohl auch keine Neulinge mehr zu den Bands des Abends. Der Einlass geht recht zügig voran und wenig später steht man bereits im Backstage Werk, welches neben recht guten Preisen auch einen extra Raum mit Merchandise bereithält.

Pünktlich um 18:45 Uhr geht es auch mit der Vorband bzw. dem Opener des Abends los: The Charm The Fury ist eine Metalcore Gruppe aus Amsterdam, welche im Gegensatz zu den zahlreichen Kollegen eine weibliche Frontfrau besitzt, die aber deswegen nicht weniger Power und Growls mit sich bringt – eine Tatsache, die Caroline gerne kurz erwähnt, um das überwiegend männliche Publikum ein wenig zu necken – ein Charm, der wunderbar zur Band selbst passt. Musikalisch gesehen muss man jedoch die Wahl der Vorband zumindest ein wenig infrage stellen, passt doch Metalcore nicht zwingend in das heutige Abendprogramm hinein. Auch die Zuschauer scheinen ein wenig zurückhaltend, auch wenn die Gesichter und das stetige Kopfwippen für eine recht positive Reaktion sprechen. An einigen Stellen formt sich dann doch ein kleiner Mosh Pit, was die Band sichtlich zu erfreuen scheint. The Charm The Fury schaffen es durchaus ihre ganz eigene Art von Metalcore zu präsentieren, was natürlich auch an Carolines markanter Stimme liegt. Als Support funktionieren The Charm The Fury ganz solide, vom Genre her wird dadurch auch immerhin die mehr als willkommene Abwechslung in den Abend gebracht.

Kaum ist der letzte Ton gespielt, beginnt ein recht chaotisch aussehender Umbau – dies liegt aber wohl vor allem daran, dass nun ja der erste Headliner ansteht und auch recht große Banner etc. aufgefahren werden. Auch The Charm The Fury waren bereits entsprechend auf der Bühne mit eigenem Artwork ausgestattet. Als erster Headliner des Abends betreten dann nach einer recht kurzen Pause Amaranthe die Bühne. Und ja, auch Amaranthe besitzen durchaus Metalcore Elemente, dennoch fokussieren sie sich hauptsächlich auf Melodic Death Metal, welcher sich hier mit sogar drei Sängern mehr als vielseitig zeigt – hier bekommt wirklich jeder Fan von den unterschiedlichsten Genres etwas. Von Growls, Screams bis hin zu engelhaftem Gesang ist da alles dabei. Die Mischung der drei Stimmen und auch der stetige Wechsel machen Amaranthe zu einer sehr dynamischen Band, die sich vor allem musikalisch nicht wirklich festhalten lassen möchte. Ein besonderes Lob muss an dieser Stelle auch noch einmal an Bassist Johan gehen, welcher trotz gebrochenem Bein die Show ohne Frage durchzieht und auch noch einmal deutlich sagt, dass ein Absagen für sie als Band nicht infrage kommt. Es zeigt nicht nur die Liebe zu ihrer Musik, sondern auch, dass sie gerne live auftreten und sich von Kleinigkeiten auch nicht stoppen lassen. Wie es sich für einen Co Headliner gehört, spielen Amaranthe ein komplettes Set und liefern sogar noch eine ordentliche Zugabe. Das Publikum ist nun im Vergleich zu The Charm The Fury auch deutlich angewachsen, man merkt sichtlich, dass auch viele für Amaranthe gekommen sind. Bei dieser Band stimmt auch fast alles – sehr viel Dynamik, drei völlig unterschiedliche und umso mehr faszinierende Stimmen sowie herzerwärmende Charaktere. Musikalisch erscheinen die Refrains manchmal ein wenig zu poppig und manche böse Geister würden fast an Schlager Metal denken – Amaranthe liefern aber einen solchen musikalischen Mix, dass man diesen eben einfach mag oder eben nicht. Live sind sie aber auf jeden Fall ein Package, das einem alles liefert, was man sich wünschen kann.

Nach diesem bereits sehr gelungenen Auftritt, der sich schon fast ein wenig wie das Ende anfühlt, beginnt dann ein weiterer recht großer Umbau, der sich leider aber dieses Mal auch in die Länge zieht – als wäre es bei der letzten Band jemals anders. Zugegeben: Bei 9 Mitgliedern und der Vielzahl an Instrumenten, welche Eluveite besitzen, muss auch deutlich was aufgefahren werden. Man ist also bereits ein wenig ungeduldig, als schließlich alle 9 Personen die Bühne betreten, die plötzlich doppelt so voll erscheint wie am Rest des Abends. Auch der Zuschauerraum hat sich gefühlsmäßig noch einmal mehr gefüllt, womit das Backstage Werk wohl nah am Ausverkauf an diesem Abend steht. Eluveitie liefern an diesem Abend ein nicht nur gut bestücktes Set, sondern zeigen sich vor allem in der Auswahl mehr als vielseitig. So scheint doch aus den unterschiedlichsten Platten etwas dabei zu sein – auch die neue Akustik Platte Evocation II – Pantheon, welche zuletzt veröffentlicht wurde, wird dabei von den Fans und Zuhörern gut aufgenommen.

Was die Livedynamik angeht, hat eine Band wie Eluveitie wohl eher keine großen Sorgen, diese richten sich da wohl höchstens bezüglich des Platzes. Stetige Wechsel von vorne nach hinten lösen auch dieses Problem, wodurch zusätzlich jedes einzelne Mitglied seine bzw. ihre Momente erhält. Die neue weibliche Sängerin Fabienne kann mit ihrer Stimme überzeugen, auch wenn diese nicht ganz an Anna Murphy heranreicht. Das mag aber auch der subjektiven Wahrnehmung unterliegen. Die Instrumentation hat zwar im Backstage einen guten Sound, kann jedoch nicht dieselbe Wirkung entfalten, wie dies der Gruppe auf dem Summer Breeze gelungen ist. Die große Festivalbühne, das Open Air-Feeling und eventuell auch das größere Publikum fehlen hier natürlich, wodurch eine ganz andere Atmosphäre entsteht. Auch die Reaktionen der Zuschauer scheint hier zumindest teilweise, wenn auch selten, fast schon etwas unpassend. Sobald eine recht mystische Atmosphäre entsteht, scheint diese vom jubelnden, männlichen Kreis gestört zu werden. 

Insgesamt lässt sich sagen, dass hier nicht nur ein einfacher Konzertabend mit Hauptact + Support geboten wurde, sondern sich gleich zwei Bands als Headliner präsentiert hatten und dabei auch sichtlich Spaß hatten. Vor allem die Dynamik scheint wunderbar zwischen den Mitgliedern aber auch auf der Bühne zu stimmen, wodurch diese bereits im Vorfeld mehr als sympathisch wirken. The Charm The Fury schaffen es gut, den Abend einzuleiten, auch wenn hier das Publikum deutlich passiver erscheint, sichtlich also typisches Vorband Feeling herrscht. Amaranthe und Eluveitie lassen sich musikalisch und auch von ihrer Liveperformance aus recht schwer vergleichen, liefern sie beide doch alles, wenn auch in verschiedenen Ausrichtungen, womit der Abend sich vor allem musikalisch vielseitig zeigt. Definitiv ein Dreiergespann, für solche Metal Fans, die ein wenig genreoffen sind und eine starke Instrumentation mögen. Man sollte sich diese auch bei den nächsten Daten und vor allem den nächsten Festivals nicht entgehen lassen.